Friesin, das ist der falsche Denkansatz. Weil ein Kind eine Behinderung hat, ist es ein Problem? Auch wenn mir Inklusion umzusetzen auch schwer fällt, dank fehlender Rahmenbedingungen, und ich habe nur die EmSoz und Lernen Schüler, ich finde es schlichtweg falsch, derartige Sätze zu äußern.
Gewalttätiger Förderschüler - Rechtliche Möglichkeiten
- Cat1970
- Erledigt
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diese sätze sind aber wahr, sobald man klasse drei bis vier hinter sich lässt, vielleicht auch schon vorher. teenager haben eine sehr niedrige toleranz für anderssein, gleichzeitg sind die behinderten kinder (vs. beliebige mobbing-opfer) objektiv gesehen anders, und dann wollen sie auch noch dazugehören, weil sie ja nun mal auch grad in der pubertät sind, wo die gruppe alles ist, und die erwachsenen nichts sind. dann läuft da noch ein schulbegleiter hinterher und spätestens dann ist mehr als freundliche toleranz im schulalltag durch die "normalen" nimmer drin. da werden sich keine tiefgreifenden privaten freundschaften und vor allem für das besondere kind wird sich kein austausch auf augenhöhe mit wem auch immer ergeben, solange da kognitiv nicht genug vorhanden/die sozial-emotionalen probleme des kindes und damit sein abweichendes verhalten zu groß sind. körperbehinderte ohne kognitive defizite (ja, ich hab' defizite gesagt...) sind was anderes, das ist mit entsprechender liegend-anfahrt, aufzügen, kinderpflegerin oder -krankenschwester, ruheraum etc. gut zu machen. wird auch schon gemacht, immer schon, auch in bayern (gibt's eigene gymnasium für). aber kinder mit lb oder gar gb - die macht man meiner meinung nach nicht glücklich, wenn man sie einzeln zu "integrieren" versucht. austausch auf augenhöhe, echte freundschaft mit mir ähnlichen, ist eine ganz, ganz wichtige erfahrung, und die macht man halt eher nicht, wenn man der einzige ist, auch wenn man sich das immer so sehr wünscht, weil's ja so schön wäre, wenn's ginge.
ich meine, wer von uns akademikern hier hat einen geistig behinderten besten freund oder beste freundin? keiner. warum nicht? nicht, weil wir behinderte nicht inkludieren wollen, sondern weil da einfach ein austausch voll auf augenhöhe in beide (!) richtungen nicht möglich ist. mir sind andere dinge wichtig als dem behinderten, und umgelehrt gilt dasselbe. und das wird sich nicht ändern, da kann man noch so von integration schwärmen oder "menschenrecht" draufkleben.
vielleicht ist das anders in einem ganz anderen inklusiven schulsystem in einer anderen galaxie, weiß ich nicht. aber hier, heute, in unserer gesellschaft, befriedigt das gut gemeinte projekt "inklusion" einzig und allein den spartrieb einiger minister und eventuell das ego mancher eltern. auf der kosten-seite haben wir dafür regelklasse, regellehrer, sonderpädagogen im dauerstress und vor allem behinderte kinder, die alle vor die hunde gehen/suboptimal versorgt werden. -
Ich arbeite an einer Brennpunktschule. Was du schreibst ist mir bewusst. Dennoch ist es falsch. Ich könnte jetzt mehr zum Thema behinderte Freunde schreiben, aber ich mache es aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht.
Inklusion ist kein gut gemeintes Projekt, sondern ein Menschenrecht nach UN- BRK. Das ist keine Ansichtssache. Und wenn du meinst, und so liest sich das, dass Lernen ausschließlich fachliches und nicht soziales Lernen (mein Klientel müsste 24/7 das Fach soziales Lernen haben) ist, dann zeigt das, dass wir alle froh sein können, mehr oder minder in die Kategorie "normal" zu passen.
PS: Integration ungleich Inklusion. Integration bedeutet so viel wie "Hey, wir hier sind die Normalen und wir sind so nett, dass du bei uns mitmachen darfst."
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"Ich arbeite an einer Brennpunktschule. Was du schreibst ist mir bewusst. Dennoch ist es falsch." meinst du "falsch" wie in "moralisch falsch"? oder "falsch" als das "gegenteil von wahr"? ich glaube, ersteres, wenn du sagst, das von mir geschriebene sei "dir bewusst". dann weißt du also, dass die realität so ist. man kann die realität als unmoralisch ablehnen und hoffen, dass man sie irgendwie mit ganz viel schmackes und arbeit ändern wird. aber da gibt es meines erachtens wesentlich (!!) sinnvollere ansatzstellen - gerade auch im bereich behindertenrechte - als das gut gemeinte und katastrophal ausgeführte projekt namens "inklusion", das gerade dabei ist, ein insgesamt gut funktionierendes förderschulsystem zu zerstören, alles im namen des sparens und des eltern-egos, alles ganz sicher nicht im namen der betroffenen menschen.
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Moralisch/ethisch falsch.
Gut funktionierendes Förderschulsystem? Das System an sich...von mir aus. Aber wo landen denn die Förderschüler zum größten Teil nach der Schule? In der Behindertenwerkstatt. Elternego? Ich finde es verwerflich, den Eltern Egoismus vorzuwerfen, wenn sie von ihrem Recht bzw. vom Recht ihrer Kinder Gebrauch machen. Es gibt nichts, was prinzipiell gegen die Inklusion von Behinderten spricht. Dein Ansatz ist mir einfach zu...ich kann um die Uhrzeit schon nicht mehr richtig denken. Anders. In dem Moment, wo du den Eltern Egoismus vorwirfst, sagst du gleichzeitig damit, dass die Kinder bitte unter sich bleiben sollen, weil es ja für normale Kinder nicht zumutbar wäre, dass die etwa langsamer lernen oder Rücksicht nehmen müssen/ dass die behinderten Kinder kategorisch ausgegrenzt und als Problem/Störung des NORMALEN Ablaufs empfunden würden. Wenn meine Schüler §1 GG kapieren (=internalisieren) würden, dass dann hätten sie für's Leben mehr gelernt, als wann man nun "das" mit doppel-s und mit einem s schreibt.
Nochmal:
Lernen bedeutet heutzutage nicht mehr ausschließlich: fachliches Lernen. -
nicht ausschließlich, aber vor allem. soziales lernen passiert primär zuhause, hoffe ich wenigstens. wir holen da nach, was geht, aber dafür ist schule primär nicht gemacht, zumindest nicht das gymnasium im selektierenden system. ich finde es nicht zumutbar, wenn leistungsstarke langsamer machen sollen, damit schwächere mitkommen. es erwartet doch auch nicht jeder, beim olympiakader mittrainieren zu dürfen. das macht einfach keinen sinn, genauso wenig wie kinder ohne die entsprechenden geistigen kapazitäten und/oder mit zu gravierenden verhaltensproblemen an regelschulen wirklich sinn machen. das ego der eltern leidet darunter zuzugeben, dass ihr kind einen geschützten raum braucht. ob es dem kind dabei wirklich gut geht, scheint vielen eher gleich zu sein. hauptsache, sie können sich lange genug der illusion hingeben, es werde irgendwie ein gewöhnlicher schulabschluss erreicht.
es gibt einfach für jeden menschen individuelle leistungsgrenzen. das ist nichts schlimmes, sondern liegt in der natur der sache und ist selbstverständlich kein werturteil über den menschen oder seine spezifischen fähigkeiten. diese schere geht immer weiter auseinander, je älter man wird, und sie künstlich schließen zu wollen, ist müsig.
und was, um alles in der welt, ist an werkstätten ein verstoß gegen die menschenwürde? das sind geschützte räume für leute, die schutz brauchen und sich dort zugleich gebraucht fühlen können.
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In dem Moment, wo du den Eltern Egoismus vorwirfst, sagst du gleichzeitig damit, dass die Kinder bitte unter sich bleiben sollen, weil es ja für normale Kinder nicht zumutbar wäre, dass die etwa langsamer lernen oder Rücksicht nehmen müssen/ dass die behinderten Kinder kategorisch ausgegrenzt und als Problem/Störung des NORMALEN Ablaufs empfunden würden.
Das wird nicht der kecks sagen, das werden die Eltern der "normalen" Kinder sagen, wenn es bald nur noch das staatliche inklusive Einheitsschulsystem gibt. Und diese Eltern werden ihre Kinder in Privatschulen anmelden, welche dank ihres "pädagogischen Profils" die UN-Vorgaben ("Recht auf inklusive Bildung") die Inklusion geschickt umgehen werden bzw. sich auf die "problemlosen" Fälle beschränken werden.
Gruß !
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Primarlehrer, ich schildere dir mal ein paar konkrete Beispiele. Und ich würfe miich freuen, wenn du mir erklären kannst, was da die Vorteile der Inklusion sind.
Also, wir haben auch Schüler, wo die I-Kinder und (allerdings nur teilweise) auch dievanderen Kinder von profitieren. Aber wir haben eben auch die anderen.
(Namen sind natürlich geändert)1. Henrike (Förderbedarf ESE) wiederholt die 5. Klasse, ist also ein Jahr älter als die meisten Mitschüler. Hat auch deutlich mehr Interesse an sexuellen Anzüglichkeiten, was die anderen Schüler oft verunsichert. Insgesamt fällt auf, dass Henrike immer irgendwie damit zu tun hat, wenn es Streit gibt. Es lässt sich aber nie "nachweisen" , dass sie da eine wichtige Rolle spielt.
Trotz der Wiederholung des Schuljahres kommt Henrieke nicht gut mit- allerdings zeigt sie daran auch kein Interesse. Arbeiten tut sie nur- wenn auch widerwillig- wenn man neben ihr sitzt.
Ihr wichtigstes Anliegen: Alles und alle unter Kontrolle zu haben. Sie hat immer alle im Blick. Wenn ein Mitschüler etwas "falsches" macht (zum Beispiel, sich im Unterricht melden) guckt sie ihn böse an. Viele Schüler -auch ältere- haben Angst vor ihr. Sie bedroht andere oder lacht sie aus. Eigentlich mag sie niemand, aber sie hat trotzdem ihre Anhänger.
Auf den ersten Blick geht es es Henrike damit natürlch gut, alle tanzen mach ihrer Pfeife. Aber eigentlich ist es ganz schön anstrengend für eine 12jägrige, immer die Fäden in der Hand zu behalten. So kann sie zum Beispiel keine Klassenarbeit schreiben. Sie kommt einfach nicht dazu, sich ihren Aufgaben zu widmen, weil sie immer schauen muss, was die anderen machen.Wenn andere Schüler Blödsinn machen, meldet sie das sofort. Sie weiß sehr wohl, was erlaubt ist und was nicht. Nur beim eigenen Verhalten nicht. Da ist kein sinnvolles Gespräch möglich, sie blockt alles ab.
Die Situation in der Klasse wird immer angespannter. Es mag sich kaum noch jemand melden. Entweder wird man ausgelacht, weil man was falsches sagt. Oder böse angeguckt, gar in der Pause beschimpft, weil man ein "Streber" ist.
Für alle ist das sehr anstrengend.
Es gibt ein Gespräch mit dem Jugendamt (das Kind lebt nicht bei den Eltern) Die Erziehungsberechtigten melden Henrike an einer Förderschule an. mit kleinen Klassen (6 Schüler) und einem deutlich engeren Rahmen für die Schüler. An unserer Schule können wir Henrike einfach nicht im Blick haben. Geschweige denn eine 1:1-Betreuung im Unterricht leisten.Wie sehr Henrike alle im Griff hatte wird erst deutlich, als sie nicht mehr da ist. Es herrscht einr völlig andere Atmosphäre. Und erst jetzt bekommen wir vieles erzählt, was wir halt nur geahnt hatten.
Für wen wäre das gut - und warum wäre es das- wenn Henrike weiterhin in dieser Klasse geblieben wäre?
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2. Anton (hat das Down-Syndrom) geht seit Klasse 5 in diese Schule, mittlerweile ist er in Klasse 7. Unterricht mag er nicht, also läuft er häufig weg. Und der Schulbetreuer fängt ihn ein. Und bringt ihn dann vielleicht zurück ins Klassenzimmer, wenn Anton Bock drauf hat. Oder eben auch nicht.
Letzendlich ist auch egal, was Anton an Schulstoff verpasst. Das was er macht, hat eh nichts mit dem Lehrplan der anderen zu tun. Unterricht, wie ihn eine geeignete Förderschule anbieten würde, mit vielen lebenspraktischen Inhalten (Schuhe zubinden, einkaufen...) kann unsere Schule nicht bieten. Mehr als differenzierte Aufgaben anbieten ist im vorhandenen Rahmen nicht machbar. Und so stört es wigentlich weniger, wenn Anton sich außerhalb des Klassenraums aufhält. Dann stört er zumindest nicht in der Klasse. (Denn das tut er auch.) Anton akzeptiert keine Grenzen. Wenn er etwas will (oder halt nicht will) muss das so passieren.
Ein Beispiel: Ich will ein Gespräch mit der Sozialarbeiterin führen, dafür schickt sie ihn raus. Er erklärt, dass er bleibt. Denn "ihr redet ja nur, da kann ich dableiben". Anton will nicht gehen, also geht Anton nicht. Ihn einfach raustragen geht auch nicht, er wiegt mindestens 20 aKg mehr als ich.
Wir können also das Gespräch nicht führen.
Antons Eltern haben sich dann doch irgendwann für die Förderschule entschieden.Gleiche Frage wie bei 1.
3. Justin (ESE) benimmt sich "merkwürdig". Setzt sich zum Beispiel unter den Tisch, versteckt sich...nicht gerade angemessen für einen 6. Klässler. Und natürlich ist bei solchen Aktionen immer erstmal auch kein Unterricht möglich. Denn die anderen Schüler ignorieren das ja nicht einfach.
Justin neugt auch zu Gewaltausbrüchen, immer wieder ist er in Steitereien und Hauereien verwickelt.
Jemand kmmt auf die Idee, dass er auf einer Förderschule vielleicht besser lernen könnte, sich im Griff zu haben. Wir schaffen das zumindest nicht.
In Absprache mit Eltern und Förderschule soll er diese vorübergehend besuchen.
Mittlerweile ist er wieder bei uns und hat sich tatsächlich deutlich besser im Griff.Warum wäre es besser gewesen, diesen Versuch nicht zu wagen?
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4. Julia (Down-Syndrom) geht in die 8. Klasse. Kognitiv ist sie sehr weit hinter den anderen zurück. Sie wirkt wie ein zu groß geratenes Kindergartenkind.
Im Unterricht schimpft sie oft, sie ruft zum Beispiel laut "sei leise"- auch wenn ew leise ist. Die anderen Schüler können selten in Ruhe arbeiten.
Sie mag es, anderen an den Haaren zu ziehen (nicht um weh zu tun), aber natürlich mögen dass due anderen nicht.
Leider verhalten sich die Mitschüler auch nicht so, wie sich das wohl einige durch ihre rosa Brille so vorstellen. Wenn sie sich einfach den Schodder in die Hand rotz und das Zeug dann langzieht und damit spielt, dann kommt keiner mit einem Taschentuch. Nein, die verhalten sie wie gewöhnliche Teenager und rufen alle "iiiiihhhhhh". Und brauchen lange, bis sie sich wieder beruhigen.
In der Pause ist Julia meist allein.
Wie auch bei Anton kann unsere Schule Julia nicht das Angebot machen, was es an einer Förderschule gäbe.
Ich sehe nicht, warum das für Julia jetzt so gut sein soll, inklusiv beschult zu werden. Oder warum ihr das später die Behindertenwerkstätte "erspart". Ich weiß nicht, ob Julia an einer Förderschule einen Abschluss machen könnte. Bei uns halte ich das aber für sehr unwahrschweinlich.Natürlich haben wir auch noch viele andere Kinder mit Förderbedarf, die wir beschulen und das auch können. Vermutlich weniger gut, als eine Förderschule. Aber so, dass es weder für diese Kinder noch für die anderen eine Belastung ist.
Aber nicht wenige Eltern glauben auch, wenn das Kind bei uns ist, sei der Förderbedarf (und damit auch die Behinderung!) weg. Sie verstehen nicht, dass das Kind andere Aufgaben macht, andere Klassenarbeiten schreibt...Die wollen, dass ihr Kind "normal" ist. Und hoffen halt, dass das automatisch der Fall sei, wenn es bei uns beschult wird.
Was bitte hilft denn Inklusion, wenn die Eltern dem Kind deutlich machen, dass es so wie es ist, nicht richtig ist?? -
Wie sehr Henrike alle im Griff hatte wird erst deutlich, als sie nicht mehr da ist. Es herrscht einr völlig andere Atmosphäre. Und erst jetzt bekommen wir vieles erzählt, was wir halt nur geahnt hatten.
Für wen wäre das gut - und warum wäre es das- wenn Henrike weiterhin in dieser Klasse geblieben wäre?
Und wie geht es Henrike, seit sie an der Förderschule für Verhaltensauffällige ist? Dass es bei euch ruhiger ist, seit ihr dieses Kind los seid, bedeutet doch nicht, dass sie jetzt automatisch bessere Chancen hat. Warst du schon mal auf einer Schule für Erziehungshilfe? Gewalttätige, unter Medikamenten stehende junge Menschen sind engmaschig betreut, Notarzt und Polizei geben sich die Klinke in die Hand. Voneinander lernen können sie kaum, denn sie sind alle psychisch krank, haben eine kranke Wahrnehmung sozialer Reize und reagieren aufeinander, wie Tiere. positive Peer-Vorbilder gibt es keine.
Deine Argumentation ist einfach nur: "mich überfordern die ganzen gestörten Kinder in meiner Klasse". Und das verdenkt dir auch niemand, ich würde auch gerne manches Kind an meiner Schule loswerden! Aber eine Argumentation gegen Inklusion ist das nicht. Es ist einfach eine Kapitulation: Unter diesen Bedingungen geht das einfach nicht.
auch das ist sehr an den Haaren herbeigezogen. Im ersten Fall wäre Morale nach (nicht nur ) deiner Erklärung hier ja nie als <lehrer aufgetaucht.
Und für mich kann ich nur sagen: Ja, wenn eines meiner Kinder in die Förderschule gesollt hätte, weil es dort besser hätte gefördert werden können: Ja! Da wäre ich dabei gewesen. Meinem Kind hätte ich nämlich den Stress nicht antun wollen, als einziges Problemkind in einer Klasse "anderer" zu sein. Es wäre immer der/diejenige gewesen, welche. Immer der totale Außenseiter.
Aber okay, das ist meine persönliche Denkweise. Wollte nur auch diese Sicht zu bedenken geben?? Ich sagte deswegen auch: "stell dir mal vor..." von einem Lehrer erwarte ich so viel Reflexionsvermögen.
Ich kenne jedenfalls einige Eltern aus "normalem" Milieu, deren Kinder stark lernbeeinträchtigt sind und die mit Gewalt versuchen, die Förderschule Lernen (die nunmal ein Sammelbecken für sozial Schwache ist), zu umgehen. Seis mit einer Waldorfschule oder mit einer "edlen" Förderschule, für Körper- oder Sprachbehinderte zum Beispiel. Würd ich genauso machen. Und trotzdem arbeite ich an einer Förderschule.
Ich meine nur: es ist nicht so einfach, wie mancher "Förderschulverfechter" das hier darzustellen versucht.
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du findest also, es ist okay, dass die große mehrheit einer klasse nicht mehr lernen kann, weil ein kind - weshalb auch immer - massiv aus dem ruder läuft. auch wenn das unschön ist, manchmal muss man realitäten akzeptieren: entweder können 30 kinder nicht lernen, oder ich entferne das eine kind und kann dann mit 29 weiterarbeiten. du sagst, um jeden preis die kinder beisammen lassen, weil inklusion so supi ist, auch wenn sie gerade im moment offensichtlich null komma gar nicht funktioniert und ein mieses system untragbar für alle beteiligten macht? ich formuliere es mal hart: das ist für mich ideologie und fern jeder vernunft.
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das ist für mich ideologie und fern jeder vernunft.
Und das Schöne an dieser Ideologie ist: Wenn's nicht funktioniert, hat man auch gleich den Schuldigen, denn der steht vorne an der Tafel. Bekommt nicht einmal einen einzigen (schwierigen) Schüler in den Griff, dieser Depp. Und dabei haben die Pädagogik-Professoren und die Bildungspolitiker doch überzeugend dargelegt, dass es so einfach ist, wenn man nur will: Denn auf den Lehrer kommt es an...
Gruß !
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Kurz zurück zum Thema:
1. Alle zur Verfügung stehenden Ordnungsmaßnahmen nutzen.
2. Eventuell die Schulfähigkeit des Kindes beim Amtsarzt untersuchen lassen.
3. Wenn nichts mehr nützt, macht Druck beim Schulamt, klagt ggf.Ich weiß von einem ES-Kind in NRW, dass nicht besonders aus dem ES-Rahmen gefallen ist, und vor Kurzem in NRW per Gerichtsbeschluss an die Förderschule überwiesen wurde. Es geht also doch!
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du findest also, es ist okay, dass die große mehrheit einer klasse nicht mehr lernen kann, weil ein kind - weshalb auch immer - massiv aus dem ruder läuft. auch wenn das unschön ist, manchmal muss man realitäten akzeptieren: entweder können 30 kinder nicht lernen, oder ich entferne das eine kind und kann dann mit 29 weiterarbeiten. du sagst, um jeden preis die kinder beisammen lassen, weil inklusion so supi ist, auch wenn sie gerade im moment offensichtlich null komma gar nicht funktioniert und ein mieses system untragbar für alle beteiligten macht? ich formuliere es mal hart: das ist für mich ideologie und fern jeder vernunft.
Mal ganz direkt gesagt: Früher wurden diese Menschen aus der Gemeinschaft verstoßen oder umgebracht/geopfert, da sie sonst das Überleben der ganzen Gemeinschaft gefährdet hätten.
Heute versucht man, zurecht!, diesen Menschen auch ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Dass das nicht immer das TOP Leben wie ein 100% gesunder Mensch sein kann, damit muss man eben leben, was einige aber wohl nicht kapieren. -
Auf einmal haben wir eine I-Kraft für XY, ging jetzt ganz schnell. Ich fürchte nur, dass das die Probleme nicht löst, denn wenn das Kind austillt, ist es nicht mehr ansprechbar. Und die Anlässe für das Ausklinken sind absolute Nichtigkeiten gewesen, wenn man überhaupt welche ausmachen konnte. Es lässt sich nicht vermeiden z.B. Berührung beim Treppe heraufgehen zum Klassenraum, ein Mitschüler, der etwas zurücksagt, wenn XY ihn vorher beleidigt...
Ich hatte mal ein Kind, das hatte Angst vor Ballons und wurde dann wild, wenn ein Ballon zerplatzte. Das konnte vermieden werden. Aber bei XY seh ich schwarz. Auch der behandelnde Arzt konnte nicht weiterhelfen, außer dem Rat deeskalierend einzuwirken.
Zur Inklusionsdebatte:
Wenn die Bedingungen stimmen würden, könnte man meiner Meinung nach sehr viele Kinder gut inklusiv unterrichten. So wie es ist, geht es bei vielen nur schlecht. Wenn ich mir was wünschen dürfte... Maximal 16 Kinder pro Klasse, eine Einführungsklasse/Vorschulklasse für alle, die sie brauchen, permanente Doppelbesetzung mit Klassenlehrerprinzip, fächerübergreifender Unterricht in den Natur- und Gesellschaftswissenschaften mit Projekten und z.B. Wochenplanarbeit, Mathe und Deutsch z.B. für Lernbehinderte getrennt aber parallel zu den Stunden der anderen, da könnte man andere vielleicht mit LRS und Dyskalkulie noch mit zunehmen, statt Englischunterricht für LB´s zusätzlicher Förderunterricht zeitgleich, für E-Schüler Sozialtraining als festes Angebot, wobei da auch andere zukommen könnten…, Computerarbeitsplätze für alle, ein Nebenraum zu jedem Klassenraum, super gedämmte Räume (gut für die schwerhörigen und alle mit auditiven Hörverarbeitungsstörungen), wohnlich eingerichtete Klassenräume…Bei geistigbehinderten Kindern wüsste ich ehrlich gesagt nicht, wie es gehen kann, ich habe allerdings nie an einer GB-Schule unterrichtet.In der Realität gibt es aber das Fachlehrerprinzip, Raumwechsel, 28-30 Kinder pro Klasse in viel zu kleinen Räumen, keine Doppelbesetzung und keinen Extra-Förder, kein fächerübergreifendes Lernen etc., wir haben an unserer Schule überhaupt keine Computer für die Schüler, für jeden Schüler habe ich eine Stunde pro Woche Zeit zum "Fördern".
Besonders bei den stärker lernbehinderten Schülern ist es schwierig: Wie soll ein lernschwacher Schüler, der nicht sicher bis 100 rechnen kann, keine Sachaufgaben lösen kann,… z.B. am Gymnasium im Matheunterricht teilnehmen? Wann soll der Gymnasiallehrer -der dafür nicht ausgebildet ist- ihm neuen Unterrichtsstoff erklären z.B. den Zahlenraum bis 1000 mit ihm erarbeiten? Es reicht ja nicht, dem LB-Schüler ein Buch und Anschauungsmaterial in die Hand zu drücken. Dafür hat der Mathelehrer aber gar keine Zeit, dem LB-Schüler extra was zu erklären, er muss -dank G8 noch schneller- sowieso das Mathebuch durchhetzen, in dem es um ganz andere Themen geht (ob G8 oder G9). Und in Deutsch: Wenn andere eine Lektüre lesen und ein Schüler kann diese weder von der Lesefertigkeit her lesen noch vom Inhalt her erfassen, liest er dann eine andere Lektüre für sich alleine? Und warum müssen zweisprachige lernbehinderte Schüler, die bestimmt mehr von DAZ oder Unterricht in ihrer Muttersprache hätten, sich auf einmal mit Englisch herumquälen? Das ist Inklusion, die ich erlebe.
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naja, für das betreffende kind sind das keine "kleinigkeiten", sondern eventuell wirklich traumatisierende erfahrungen. wenn z.b. eine entsprechende wahrnehmungsstörung vorliegt oder du einen autisten hast, dann kann es schon sein, dass die einfache berührung anderer im gewusel zuviel ist. schon das gewusel ist zuviel. die haben oft quasi gar keinen filter, wo neurotypische x-tausend wahrnehmungsfilter permanen unwillkürlich nutzen. das führt dann zu overload, und dann ist natürlich das kind nicht mehr ansprechbar. wie auch. das ist physisch sozusagen unmöglich in dem moment. man kann sich das vorstellen wie wenn jemand auf dich einschreien, dich hauen und dazu noch im dunkeln irgendwelche blendenden lichteffekte von allen seiten auf dich eindröhnen würden. immer. ständig. du sollst jetzt aber mathe machen, oder lesen. und dann auch noch angemessen auf soziale kontakte reagieren. undundunund. da bricht man halt irgendwann zusammen, der berühmte tropfen, der das fass zum überlaufen bringt.
das beseitigt natürlich nicht die problematik, macht aber vll. deutlich, warum zumindest beim beschriebenen problem ein guter schulbegleiter schon eine lösung sein kann: der lernt das kind zu lesen und es rechtzeitig rauszunehmen... overloads fallen nicht vom himmel, sondern kommen fast immer nach situationen, wo sich das kind für ihn auffällig angepasst und *nicht* abweichend verhalten hat. alle denken: supi, macht fortschritte, fordern noch mehr, und - bähm.
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naja, für das betreffende kind sind das keine "kleinigkeiten", sondern eventuell wirklich traumatisierende erfahrungen. wenn z.b. eine entsprechende wahrnehmungsstörung vorliegt oder du einen autisten hast, dann kann es schon sein, dass die einfache berührung anderer im gewusel zuviel ist. schon das gewusel ist zuviel.
Ja, ich weiß, dass es für das Kind selbst keine Kleinigkeiten sind - aber Kleinigkeiten, die sich im normalen Schulbetrieb nicht vermeiden lassen. Auch mit Schulbegleiter wird sich unter den gegebenen Bedingungen vermutlich nicht viel ändern. Wenn XY in die Klasse möchte, muss das Kind durchs Treppenhaus, ggf. könnte es erst gehen, wenn alle Klassen schon in ihren Räumen sind und käme dann immer etwas zu spät zum Unterricht, oder wie sollte man das sonst ändern? Im Klassenraum sitzen die Kinder dicht gedrängt, man kann z.B. hinter der Reihe am Fenster überhaupt nicht mehr hergehen, wenn die Kinder einmal sitzen. Dass hier mal jemand etwas macht oder sagt, das XY nicht passt, lässt sich gar nicht ändern. Vorne in Nähe des Pultes steht seitlich noch ein Tisch an den XY zum Arbeiten mal ausweichen könnte (war eigentlich ein Materialtisch) - will XY bis jetzt nicht. Auf dem Flur arbeiten, was andere schon mal annehmen, macht XY bisher genausowenig. Na ja, ich hoffe, dass die I-Kraft ein gutes Verhältnis aufbauen kann zu XY, darüber könnte sich dann ggf. etwas positiv ändern. Angesichts der Vorgeschichte, den unglücklichen Lebensumständen des Kindes und jahrelanger Behandlung bin ich jedoch skeptisch.
Helfen würde XY zur Zeit -glaube ich- gar keine Schule sondern eher eine langfristige liebevolle Betreuung (wie in einer heilpädagogischen Tagesgruppe auch für vormittags) in verlässlicher ruhiger Umgebung, wo das Kind zur Ruhe kommen kann, soziales Lernen an erster Stelle steht und vielleicht in einer Kleinstgruppe etwas Deutsch, Mathe, Englisch lernt, aber das fachliche Lernen könnte erst einmal an zweiter Stelle stehen. Das Sozialverhalten ist im Moment viel wichtiger als alles andere. Und vor allen Dingen der Schutz der Mitschüler!
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Besonders bei den stärker lernbehinderten Schülern ist es schwierig: Wie soll ein lernschwacher Schüler, der nicht sicher bis 100 rechnen kann, keine Sachaufgaben lösen kann,… z.B. am Gymnasium im Matheunterricht teilnehmen? Wann soll der Gymnasiallehrer -der dafür nicht ausgebildet ist- ihm neuen Unterrichtsstoff erklären z.B. den Zahlenraum bis 1000 mit ihm erarbeiten?selbst wenn der Mathelehrer dafür ausgebildet wäre:
wie soll man an einem Gymnasium, das die Schüler schlussendlich zur Studierfähigkeit führen soll, so etwas leisten? Zieldifferenziertes Arbeiten?Bei dem Auftrag, den das Gymnasium letztendlich hat, nämlich die Schüler zur allgemeinen Hochschulreife zu führen?
Und warum sollte man das anstreben? Ich mit meiner Angst vorm Ball erwarte doch auch nicht ernsthaft, dass mich Jogi Löw zieldifferent und kleinschrittig mit heranfliegenden Bällen vertraut macht, während er die Nationlelf trainiert....
(jaaaa, ich weiß, jeder Vergleich hinkt, aber warum gehen im Sport so viele Dinge, die im nicht sportlichen Lernen sowas von verpönt sind?)
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Zieldifferenziertes Arbeiten?
Ja klar - Wenn Inklusion, dann ist das ein Muss!
Bei dem Auftrag, den das Gymnasium letztendlich hat, nämlich die Schüler zur allgemeinen Hochschulreife zu führen?
Tja, das ist ja die Krux. Wenn alle Schulen "inkludieren" sollen, muss das gegliederte Schulsysten aufgegeben werden. Der Denkfehler lag schon am Anfang der überstürzten Einführung der Inklusion, und Fehler ausbaden ist natürlich dann die Aufgabe der Lehrer. Auch der Gymnasiallehrer, warum eigentlich nicht?
TMFKAW
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