Täuschungsversuch nachweisen

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,


    ich habe heute eine Englisch-Klassenarbeit zurück gegeben und wurde am Ende der Stunde von einer Schülerin gefragt, weshalb ich ihre Lösung durchgestrichen habe, sie sei doch richtig. Tatsache: Die Lösung der Schülerin war korrekt.
    ABER: Sie hatte in der Arbeit mit Bleistift geschrieben und man kann noch schemenhaft erkennen, dass zuvor etwas Anderes dagestanden hatte. Zudem schmiegt sich die korrekte Lösung in der Form verdächtig an meine rote Durchstreichung und man kann außerdem eine kleine Stelle erkennen, wo unter dem Rotstrich noch Bleistiftpartikel der ersten, falschen Version zu sehen sind. Zuletzt würd ich mich auch nicht als so schusselig einschätzen, dass ich eine falsche Lösung einfach durchstreiche.
    Ich habe die Arbeit wieder an mich genommen und der Schülerin gesagt, ich schaue mir die Sache nochmal in Ruhe an.
    Im Lehrerzimmer waren alle Kollegen meiner Meinung: hier hat ein Täuschungsmanöver stattgefunden.
    Jedoch bleibt der Sachverhalt, dass ich eine Klassenarbeit vor mir liegen hab mit einer durchgestrichenen richtigen Lösung und ich der Schülerin eine Täuschung nicht beweisen kann.
    Wie würdet ihr vorgehen?

  • Keinen Terz draus machen, den Punkt anerkennen.
    ABER: In Zukunft alle Tests der Schülerin kopieren.


    Falls sie denselben Trick danach nochmals probiert, ein Elterngespräch anberaumen und das Verhalten deutlich zur Sprache bringen - sowie die gesamte Arbeit mit 6 bewerten - denn dann hast du eine rechtssichere Grundlage.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    • Ich habe leider ausnahmsweise vergessen, die Schüler nochmal an das richtige Schreibgerät zu erinnern. Nun hat die Gute die komplette Arbeit mit Bleistift geschrieben. Dieses Kind liegt schon mal im Brunnen.
    • Aufregung kann ich nirgendwo wahrnehmen. Dies ist ein Forum, wo man sich Tipps holen kann unter Kollegen. Ich hab doch jetzt einfach nur nach ebensolchen gefragt. :ka:
  • In Zukunft mit Bleistift Geschriebenes (oder diese nervigen Füller, die man auch wegradieren kann) nicht mehr akzeptieren? Das Dumme ist, dass es bei mir an der Schule Kinder gibt, die nichts anderes haben, also nur diese "Füller", die man wegradieren kann.


    Ich würde es zähneknirschend so lassen, vielleicht noch mit dem Seitenhieb: "Es kam der Täuschungsverdacht auf, daher für alle ab sofort folgende Ansage:" (was mit Bleistift/wegzuradierendem Füller dasteht wird künftig mit 0 Punkten gewertet)


    @Aktenklammer Oh die "suchen Sie sich was aus" Antworten sind super. Vor allem, wenn die Kinder sich dann auch noch über 0 Punkte für die Antwort aufregen, wenn sie es zum 1. Mal versuchen. :D

    • Ich habe leider ausnahmsweise vergessen, die Schüler nochmal an das richtige Schreibgerät zu erinnern. Nun hat die Gute die komplette Arbeit mit Bleistift geschrieben. Dieses Kind liegt schon mal im Brunnen.

    Wie alt ist die Schülerin denn? Sie dürfte doch bereits einige Jahre Schulerfahrung hinter sich haben, wenn ich "BBS" richtig deute.

    • Ich habe leider ausnahmsweise vergessen, die Schüler nochmal an das richtige Schreibgerät zu erinnern. Nun hat die Gute die komplette Arbeit mit Bleistift geschrieben. Dieses Kind liegt schon mal im Brunnen

    Es wäre interessant zu erfahren, ob man tatsächlich mit Bleistift geschriebene Arbeiten nicht bewerten darf. Ist das Kind in der ersten Klasse oder warum siehst du dich in der Verantwortung das Kind vorher über das richtige Schreibgerät belehren zu müssen? Wenn man das mal weiter führt, dann könnte man dem Kind unter 4 Augen auch Vorsatz unterstellen.... ;)

  • Es handelt sich um eine Berufsfachschule. Das Mädel ist eine Wiederholerin.

    Varianten wurden keine angeboten, sondern es wurde tatsächlich die ganze Klausur mit Blei geschrieben. Ich hab das erst beim Korrigieren bemerkt. Mea culpa!

  • Berufsschule? Hm. je nach Wichtigkeit der Arbeit und Note würde ich mir dann doch überlegen mal ein Exempel zu statuieren und der Dame zu erklären, dass sie froh sein kann, dass die Arbeit aus Nettigkeit überhaupt gewertet wurde und sie sich nun aussuchen dürfe, ob sie die ursprüngliche Note behalten möchte oder ob sie dann doch die 6 möchte für den erfolgten Täuschungsversuch.

  • Bei den Großen stehe ich aber auf dem Standpunkt, dass ich kein Logorrhoe-Unterricht mache: Ich muss doch nicht jedes Jahr aufs Neue Grundlegendes wiederholen (muss ich zwar faktisch schon, quasi "was kümmert mich die Reihe zur Inhaltsangabe von "gestern"?", aber dass Klausuren mit einem "richtigen" Stift geschrieben werden, sollte in dem Alter angekommen sein.

  • Meine Schüler haben schon ein paar Schuljährchen auf dem Buckel.
    Das Staunen darüber, was manche noch immer nicht mitgekriegt haben, ist nie enden wollend.
    In der Klausur gab's noch eine zweite Bleistiftautorin. :hammer:

  • Manchmal habe ich aber das Gefühl, sie WOLLEN es nicht mitbekommen - ist ja auch meistens "egal", wir biegen es ja wieder hin und drücken das tausendste Auge mit der Bemerkung "eigentlich / das nächste Mal / ..." zu. Wenn sie für die Beachtung von Regeln und allem Geld bekämen, dann wären sie glaube ich SEHR in der Lage, das alles zu hören.

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