Für den Lehrerberuf geeignet?

  • Hallo liebes Forum,


    ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll?
    Ich stecke mitten im Referendariat und ich empfinde es inzwischen nur noch fürchterlich. Aber NICHT, weil mir das unterrichten keinen Spaß macht. Im Gegenteil, ich bereite gerne Unterricht vor, probiere viel aus. Auch alle meine Klassen finde ich nett, wenn auch einige oft sehr anstrengend sind. Meine bisherigen Ausbildungslehrer sind sehr zufrieden und mit einigen macht es auch großen Spaß. Auch mein Seminar bzw. meine beiden Fachleiter äußern sich positiv mir gegenüber und in der Reflexion sind wir uns oft einig.


    Aber ich bin mit einem Fach einer Abteilung zugewiesen, die ich inzwischen nur noch als die Hölle bezeichnen kann. Man darf keine Fragen stellen, muss alles schon super können, darf keine Fehler machen und am besten Hellsehen – weit im Voraus. Es wird gerne über Referendare (nicht nur mich) gelästert und von den jungen Lehrern geht eine wahnsinniger Druck aus. Einige der "Jungen" nehmen sogar keine Referendare mehr. Viele sind sich untereinander nicht grün, beispielsweise muss man aufpassen mit wem man im Beisein eines anderen spricht usw. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, um Rückschlüsse zu vermeiden. Allgemein kann man schon von Mobbing reden.


    Und genau da fängt meine Problem an. Wenn das Referendariat eine Stresstest ist, dann bezieht sich dieser ja sicher auch auf den Umgang mit Kollegen, die Zusammenarbeit im Kollegium. Und ich glaube so langsam, das kann ich nicht. Ich bin nicht gut darin mit sowas umzugehen und es belastet mich wahnsinnig. An den Tagen an denen ich in die Abteilung muss, weine ich schon auf der Hinfahrt – ich dachte das gibt sich – tut es aber nicht.


    Ist es dann nicht so, dass wenn man erkennt, dass man eben nicht solche "Steher" oder "Kämpfer" Fähigkeiten hat, dann eben auch nicht für den Lehrerberuf geeignet ist? Also quasi in diesem Punkt den "Stresstest" eben nicht besteht. Das würde ich für mich nüchtern feststellen müssen.




    Verzweifelte Grüße
    MM

  • Hallo,


    geredet und getratscht wird, davon würde ich jetzt mal ausgehen, in jedem Kollegium, und sei es noch so klein. Je größer, desto mehr Geschnatter.
    Was du hier beschreibst würde ich jedoch nicht als Normalität bezeichnen. Ich dachte beim Lesen nur: halt das Ref irgendwie durch, denn die Sachen, auf die es ankommt (Unterricht!!! und noch so ein paar andere Sachen), scheinen ja gut zu laufen bei dir.
    Versuche, möglichst neutral zu sein. Eben nicht mit irgendwem über jemand anderen zu reden. Es dauert oft recht lange, bis man so einen Überblick hat, wer mit wem kann und wer gegen wen arbeitet oder sich nicht riechen kann. Diese Befindlichkeiten der anderen sollten dich nicht weiter interessieren, du hast den Fokus auf dich und deine Ausbildung.
    Klingt jetzt so einfach, ich weiß, und ich kann mir nur annähernd vorstellen, wie beschissen das für dich sein muss, aber ich würde das jetzt nicht als Teil des "Stresstestes Ref" sehen.
    Dass du dir nach dem Ref schleunigst eine andere Schule suchen wirst liegt denke ich auf der Hand. Und wie geschrieben, Gerede gibt es überall, aber so krass wie bei dir definitiv nicht!


    Halte durch! :rose:

  • Ich hatte im Ref ein höchst problematisches Kollegium, gespalten in zwei Hälften: Die eine Hälfte war pro SL, die andere contra. Wobei die Pro-Fraktion eigentlich keine Hälfte, sondern eine kleine Minderheit war, die deutlich von der SL profitierte, während andere wie Dreck behandelt wurden. Dementsprechend viel wurde intrigiert und gelästert.


    Was ich daraus gelernt habe? Sich einfach raushalten, nicht auf die Stänkereien anderer einsteigen und sich das am besten gar nicht anhören.


    Ich habe jetzt Gott sei Dank ein extrem tolles Kollegium und bin dadurch sehr entspannt. Sollte es aber dennoch Reibereien geben, mische ich mich da einfach nicht ein.

    • Offizieller Beitrag

    das scheint mir doch eher ein Problem innerhalb deines Kollegiums als berufstypisch zu sein.
    Damit meine ich:
    es gibt sehr nette und und es gibt stinkstiefelige Kollegien. Wie überall.


    Auch mit Eltern kann es zu Problemen kommen, Das soll gar nicht schöngeredet werden.


    Aber:


    Ganz wirst du das nicht vermeiden können. Wenn Menschen miteinander arbeiten müssen, kann es zu Problemen kommen. Ob an einer Schule, in der Industrie, in einer Behörde, Büro----


    Nur du kannst überlegen, was genau an Kollegenproblemen du bereit bist zu ertragen.
    Aber wie gesagt, das Problem hat keine Aussagekraft über deine Eignung als Lehrer.


    Ich bin jetzt, inkl. Referendariat, an der 4.Schule und habe das, was du schilderst, noch nie erlebt.

  • Naja, aus den "Grabenkämpfen" und Befindlichkeiten halte ich mich vollkommen raus – das gelingt mir soweit ganz gut.
    Aber … man wird ja auch oft ohne eigenes Zutun schon hineingezogen, einfach weil man mit dem einen oder anderen länger geredet hat oder eben nichts dazu gesagt hat. Wie man es macht, ist es dann falsch.


    Aber belasten tut mich es schon. Ich habe echt Bauchschmerzen vor jeder Abteilungskonferenz. Es wird über nicht anwesende Kollegen hergezogen, der Ton ist oft sehr aggressiv und die Streitkultur ist nicht lösungs- sondern machtorientiert. Und ich habe jedes Mal Angst, dass ich für irgendwelche Fehler lautstark angemacht werde.


    Letze Woche wurde ich beispielsweise auf dem Flur angeschrien.


    Ich bin durch mein vorheriges Berufsleben viel Teamarbeit bzw. einfach auch dialogisches Arbeiten gewöhnt. Und so als Einzelkämpfer fühle ich mich total unwohl. Und daher frage ich mich schon, ob es dann eben der Part ist, den ich als angehender Lehrer nicht kann.


    Ich erlebe es ja an meiner Mit-Referendarin, die es zwar auch belastet, aber viel cooler wegsteckt. Von daher ist es vielleicht wirklich so, dass ich zu sensibel bin?


    Es sind in meinem Kopf zwei Ebenen, die sich irgendwie vermischen. Objektiv ist die Abteilung wirklich "Horror", sie war vor Jahren auch schon, von ganz oben anberaumt, in Therapie (ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt!). Subjektiv bin ich aber auch nicht stark genug, dass auszuhalten. Und inzwischen auch schon bei Kleinigkeiten gleich fix und fertig.


    Es ist dadurch für mich echt ein Teufelskreis geworden.
    Zur Zeit muss ich ständig weinen, weil ich weiß, dass ich bestimmt eine gute Lehrerin werden könnte, aber wohl offensichtlich nicht stark genug bin für den Umgang mit schwierigen Kollegen.


    ???

  • das ist definitv nicht in allen schulen so, eher in sehr wenigen. halte durch, such dir danach sofort eine andere schule. kannst du evtl. jetzt wechseln? normalerweise hat eine schule einen gewissen ruf nach außen unter den lehrern der region - man kennt sich bzw. weiß, wenn ein kollegium wirklich so unterirdisch ist, wie es deines momentan zu sein scheint. a***-kollegien gibt es, wie in allen jobs. aber die meisten lehrer sind nette menschen, mit denen man schon mit der ein oder anderen modifikation einigermaßen bis sehr, sehr gut zusammenarbeiten kann. es wäre sehr schade imo, wenn dir das entgeht, nur weil du jetzt einen griff ins klo getan zu haben scheinst.

  • Es ist schon innerhalb der Schule in anderen Abteilungen nicht so.


    Mich haben gestern zwei mir völlig unbekannte Kollegen auf die Schulter geklopft und zugeraunt "halte durch" – die "Anschrei-Nummer hatte sich wohl schon rum gesprochen?


    Ich halte aber im Moment nicht durch. Ist das Ref nicht auch eine Psycho-Test? Den ich aber nicht bestehe?
    Kann doch sein?

  • nein, das gehört definitv nicht zum üblichen ref-stresstest. es liegt nicht an dir. diese abteilung scheint einfach eine sch***-abteilung zu sein. alles geht vorüber, alles geht vorbei. halt durch!

  • Ich halte aber im Moment nicht durch. Ist das Ref nicht auch eine Psycho-Test? Den ich aber nicht bestehe?
    Kann doch sein?

    Denke nicht so. Du überstehst diese Psychiatrie dort. Verstanden?

  • Hallo,


    die Erfahrungen, die du im Moment machst, sind nicht spezifisch für den Lehrerberuf.
    Natürlich hast du es verstärkt mit Menschen zu tun und wirst noch viele Konflikte erleben müssen. Mir geht es auch immer wieder so. Aber es wird definitiv weniger.
    Was ein Lehrer im Umgang mit Schülern verinnerlichen sollte, ist die Tatsache, dass problematische Schüler nicht dich als Person, sondern nur deine Rolle angreifen. Dies schafft die nötige Distanz.
    Womit ich immer noch Probleme habe, ist, wenn ich mich durch Vorgesetzte ungerecht behandelt fühle. Aber, wie schon angedeutet, das kann einem in jedem Beruf passieren.
    Also: Sei stark und dir deiner Kompetenzen bewusst.


    Liebe Grüße,
    Bine

  • Ich glaube nicht. Vielleicht bin ja doch einfach ein fürchterliches Sensibelchen? Und dann sollte man kein Lehrer werden.


    Ich kann auch nicht so einfach "mein Ding" durchziehen, leider. Das eine Fach ist technisch und ich stehe dadurch in Abhängigkeiten. Beispielsweise kann ich ja nicht für 30 SuS Rechner anschaffen oder anderes "teueres" aber nötiges Equipment.


    Meine Mitreferendarin und ich haben schon sonst alles selber besorgt – wir könnten locker drei Klassenräume mit Material bestücken, aber es geht halt nur bis zu einer gewissen Grenze (es ist übrigens alles da, wir bekommen es aber nicht! – inzwischen bestücke ich schon die Grundschullehrerin meines Sohnes, wenn sie eine Lerntheke oder Stationenlernen machen möchte).


    Ich habe auch in den letzen Wochen versucht mein Ding durch zuziehen. Das war dann aber auch nicht recht.
    Wie man´s macht?


    Ich brauche einfach mal ne Pause – ich glaube, ich verbringe viel zu viel Zeit unter denen?

  • Hallo Mannometer,


    ich kann gut verstehen, dass du aufgrund dieser frustrierenden Situation am liebsten alles hinschmeißen würdest. Aber: Tu`s nicht! Suche dir jemanden zum Reden, der unparteiisch ist und deine Situation verstehen kann. Personalräte sind hier am besten geeignet. Sie können dir gute Tipps geben (vor allem, wie du an dir selbst arbeiten kannst) und tragen nichts weiter. Ich selbst habe hier auch schon vereinzelt das Gespräch gesucht und es nie bereut.
    Trau dich!


    Liebe Grüße,
    Bine

  • Ein Schulwechsel ist schwierig, es gibt nicht so viel Auswahl, leider.


    Da ich ja nicht so viele Schulen kenne, bin ich im Moment total verunsichert, ob das nicht doch so alles der "Normalfall" ist, mit dem ich wohl nicht klar komme. Und es tut mir gerade sehr gut zu hören, dass es wohl nicht so ist.


    Es ist der Punkt an dem man sich durchbeißen muss und ich habe wohl aber keine "Durchbeißer-Qualitäten". Ich merke, mir geht das alles viel zu Nahe. Und das ist doch nicht gesund, oder?


    Ich würde so gerne einfach mich mit dem "Lehrer werden" auseinandersetzen.


    Es ist wirklich sehr schön, dass man mal so Zuspruch erfährt. Vielen Dank!


    Der Lehrerrat sowie die SL weiß um die Problematik in der Abteilung, der Vertrauensleherer ist involviert (der rät mir übrigens knallhart immer bei Abteilungskonferenzen mich krank zu melden!). Es gab wohl schon vor mir viel größere Schwierigkeiten. Zum Beispiel ist ein Referendar durch die Prüfung gefallen, der es nun mit sehr gut an einer anderen Schule geschafft hat. Und es gab wohl eine Untersuchung, wie das möglich war. Ein anders Mal gab es einen Todesfall, mit dem die Abteilung nichts zu tun hatte, wohlgemerkt, aber es wurde trotzdem untersucht.


    Aber wenn ich mich nun persönlich an den Lehrerrat/Personalrat wende oder ähnliches, würde es für mich nur schlimmer werden. Ich wäre dann der Buhmann. Der SL hat schon gedroht die ganze Abteilung zu schließen. Und dann wäre die blöde Referendarin der "Kollegen-Arsch" gegen den man sich vereinigt.


    Kompliziert. (-;


    Manno, manno

  • Moinsen. :)


    Was du so schreibst und beschreibst klingt wirklich, wirklich übel.
    Auch frage ich mich, was das soll, dass vorhandenes Material nicht genutzt werden darf?!? Du scheinst in dieser Abteilung wirklich ein paar sehr frustrierte Exemplare von "Lehrern" sitzen zu haben.


    Erstmal Daumen hoch für dich, dass du dich da nicht mit reinziehen lässt und mit intrigierst und stänkerst. Gerade im Ref häbgt man ja doch durch diese Abhängigkeit immer irgendwie zwischen den Stühlen.
    Ich glaube auch nicht, dass dir da unbedingt eine Durchbeisser-Qualität fehlt. Die anderen haben ganz offensichtlich einen an der Waffel, nicht du. Was ich dir allerdings empfehlen würde, wäre eine ausgeprägtere LMAA-Einstellung. Du wirst die Leute dort nicht ändern können. Die suchen ja ganz offensichtlich den Stress oder können es einfach nicht besser (was ich schlimm genug finde). Was du aber tun kannst, ist dich abzugrenzen. Nicht nur äußerlich möglichst wenig Kontakt haben, sondern auch innerlich. Das sind ganz arme Würstchen und in Sachen Sozialkompetenz bist du ihnen jetzt schon haushoch überlegen. Du bist ein Teamplayer! Ruf dir das immer wieder ins Gedächtnis. Die waren schon so, bevor du da warst, und werden es leider auch weiterhin sein, wenn du wieder weg bist.
    Zieh dir deren Fruststiefel nicht an, denn für die kannst du nichts.
    Versuche, weiterhin so gut wie möglich dein Ding zu machen. Ein Schulwechsel wäre evtl eine Option, allerdings wurde ja auch schon geschrieben, dass das abhängig ist vom Bundesland und davon, wie weit du schon bist. Ich würde da aber mit bedenken, dass du an einer neuen Schule wieder bei Null anfängst auch im Hinblick auf die Schüler, mit denen es ja gut läuft.
    Richte den Blick auf dich, mach Sachen, die dir gut tun, und schiebe diesen Mist soweit weg von dir, wie es nur geht.

  • Ich drücke dir die Daumen und kann dir eins raten - Halte durch!
    Im späteren Lehrerberuf wird sich dieser Stress legen! Da bist du nicht mehr auf andere angewiesen! Das Ref ist ein Ausnahmezustand!
    Ich spreche aus Erfahrung!

  • Aber wie schafft man es denn die rationale Erkenntnis "lamaa" in eine emotionale umzuwandeln? Das gelingt mir nicht.
    Im Moment habe ich echt schon eine depressive Verstimmung wegen denen. Ich werde auf keinen Fall zu Abteilungskonferenzen mehr gehen.


    Theoretisch weiß ich woher es kommt, ich habe die letzten Wochen mein Ding gemacht, das hat denen nicht gepasst, also wird, als Gegenbewegung, erst recht drauf gehauen. Und das ist der Punkt, an dem man standhaft bleiben muss und sie irgendwann aufgeben.


    Aber genau das gelingt mir nicht. Mein ganzer Körper verweigert sich.


    Es ist ja nicht so, dass ich, wie alle Referendare, zusätzlich ein großes Arbeitspensum habe mit dem ich lernen muss umzugehen und auch meine Kinder schrecklich vermisse. Mal abgesehen vom Prüfungsdruck.


    Manno

  • In diesem konkreten Fall war eine – wie soll ich sagen? – abschließende Reaktion meinerseits nicht möglich, da der Kollege weggegangen ist, also keine Reaktion von mir abgewartet hat bzw. interessiert hat.


    Zwischendurch hatte ich noch in einem freundlichen Ton einen Vorschlag zur Güte gemacht, das hat aber eher zu mehr Hysterie geführt.

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