Anwesenheitspflicht am Tag der offenen Tür

  • Die Krux liegt an der Formulierung "in der Regel".

    Nein, dass bezieht sich eindeutig auf Punkt 1.2: Die Schule (nicht der Schulleiter!) kann an zwei Sonnabenden (regulären) Unterricht einführen (in Abstimmung mit Schulträger und Träger der Schülerbeförderung).


    "In der Regel" heißt gerade nicht, dass der Schulleiter nach Belieben einzelne Sonnabende zu Arbeits- und Unterrichtstagen umdefinieren kann.


    Gruß !

  • Bei uns ist, wie selbstverständlich für unsere Schulleitung, der Tag der offenen Tür ein Extratermin am Samstag für den es keinerlei Ausgleich gibt. Es wird einfach damit begründet, dass dies auch zur Dienstpflicht gehört. (Das Lieblingsargument unserer Schulleitung)

    Wenn ich so offensichtlich negative Beiträge lese, frage ich mich - habt ihr euch schon mal überlegt, was der Sinn eines Tags der offenen Tür ist? Interessierte Schülerinnen und Schüler, sowie deren ELTERN sollen einen Einblick in den Tagesablauf an der fraglichen Schule bekommen. ELTERN (bzw. mind. ein ELTERNteil) arbeiten in der Regel von Montag - Freitag tagsüber und können nicht zwingend mal eben so frei nehmen für einen Tag der offenen Tür an der Schule.

  • Dein Zitat ist kein "negativer" Beitrag.
    Lehrer arbeiten in der Regel von Montag bis Freitag in der Schule. Wenn sie am Samstag arbeiten, ist das Mehrarbeit. Da sie das nicht vergütet bekommen, ist der Anspruch auf Freizeitausgleich gerechtfertigt. Und das sollte auch die Schulleitung so sehen.


    Sinn eines Tags der offenen Tür:

    Zitat von Wollsocken

    Interessierte Schülerinnen und Schüler, sowie deren ELTERN sollen einen Einblick in den Tagesablauf an der fraglichen Schule bekommen.

    Genau. Und das machen wir zum Beispiel so, indem wir unterrichten und keine "Show" machen. Siehe meinen ersten Beitrag hier im Thread. Und deshalb gibt es dafür einen Ausgleichstag.

  • Lehrer arbeiten in der Regel von Montag bis Freitag in der Schule. Wenn sie am Samstag arbeiten, ist das Mehrarbeit.

    Genau, "in der Regel" und hin und wieder gehört eben noch was anderes dazu. Wenn Du nun bei Firma xy arbeitest, wird auch von Dir erwartet, dass Du zum Weihnachtsessen mitgehst - in Deiner Freizeit, ohne Ausgleich. Warum bilden sich eigentlich Lehrer (= akademischer Beruf!) immer ein, für jeden Pfurz, den sie ausserhalb ihrer "Regelarbeitszeit" loslassen unbedingt einen "Ausgleich" haben müssen? Ein Tag der offenen Tür findet einmal im Schuljahr statt und dann stelle ich mich da eben den Samstagvormittag hin und ziehe das vereinbarte Programm ab. Sei es nun normaler Unterricht oder irgendeine Show, ist ja egal, hängt eben davon ab, worauf man sich einigt.

  • Du vergleichst jetzt nicht ernsthaft ein "Weihnachtsessen" mit einem Unterrichtstag? Ich habe noch kein Kollegium erlebt, das für ein Weihnachtsessen Ausgleichsstunden einfordert. Mannomann...
    Und andere Arbeitnehmer, die von Montag bis Freitag "in der Regel" arbeiten, können sich nicht frei nehmen, um sich zum Wohle ihres Kindes über die Schule zu informieren? Deine Argumentation hinkt gewaltig.

  • Warum bilden sich manche Leute eigentlich ein, dass Lehrer


    Zitat von Wollsocken

    für jeden Pfurz, den sie ausserhalb ihrer "Regelarbeitszeit" loslassen unbedingt einen "Ausgleich" haben müssen?

    Siehst du das so? EIgentlich komisch, wenn du selber Lehrer bist, solltest du wissen, dass die Arbeitsbelastung stetig wächst und man vernünftigerweise an vielen Stellen dagegen halten muss. Schon allein aus Gründen der Gesundheit.

  • Und andere Arbeitnehmer, die von Montag bis Freitag "in der Regel" arbeiten, können sich nicht frei nehmen, um sich zum Wohle ihres Kindes über die Schule zu informieren?

    Für andere Arbeitnehmer ist die Anwesenheit an einem Samstagmorgen zu einem Tag der offenen Tür ebenfalls ein Mehraufwand - wenn auch nur als "Konsument". Ich behaupte mal ganz frech, dass die wenigsten Arbeitgeber dem Urlaubsgesuch zustimmen würden. Ob ich das persönlich richtig finde, ist eine ganze andere Sache, aber es ist eben so.



    EIgentlich komisch, wenn du selber Lehrer bist, solltest du wissen, dass die Arbeitsbelastung stetig wächst

    Auch das ist in allen anderen Berufszweigen das gleiche.


    Wisst ihr was ... ich regle das mit dem "Ausgleich" für derartige Veranstaltungen einfach selbst, so kreativ und eigenständig bin ich nämlich. Ich habe wahrlich keine Schmerzen damit, mich einmal im Semester vor eine Klasse zu stellen und zu sagen "Hören Sie ... gestern war Elternabend, ich bin um 23:30 Uhr erst aus dem Schulhaus raus und hatte schlicht keine Zeit und keinen Nerv mehr, ein Experiment vorzubereiten. Heute nehmen wir mal das Buch in die Hand, lesen von S. 180 bis 185 und schreiben eine Zusammenfassung." Das geht und das hat mir noch kein Schüler übel genommen weil ansonsten mein Unterricht gut vorbereitet und laut Schülerfeedback auch einigermassen interessant gestaltetet ist. An einer Hauptschule oder so kann man das den SuS vielleicht nicht offen kommunizieren aber dann macht man es einfach so und gut ist. Die merken das doch gar nicht, dass man sich mal 2 Stunden Vorbereitung "gespart" hat weil irgendwas anderes auf dem Programm stand.

  • Witziger Vergleich, das mit dem "Weihnachtsessen". Keine Ahnung wie die Uhren in der Schweiz ticken, aber sogar das "Weihnachtsessen" würde man als deutscher Lehrer aus eigener Tasche bezahlen. Da lädt einen kein Arbeitgegeber ein (im Unterschied zur hammerharten "Privat"-Wirtschaft), sondern höchstens der Personalrat, der aber vorher mit dem Klingelbeutel im Kollegium herumläuft, um das "Weihnachtsessen" zu finanzieren.


    Und Wollsocken: Es geht hier nicht darum, dass wir am Sonnabend nicht "wollen", sondern darum dass es neben der Zumutungen der Bildungspolitik der letzten Jahre eine weitere Form der Mehrarbeit ist. Und die gehört dann entweder anständig bezahlt (Mehrarbeitsvergütung) oder per unterrichtsfreiem Tag ausgeglichen. Punkt.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Und die gehört dann entweder anständig bezahlt (Mehrarbeitsvergütung) oder per unterrichtsfreiem Tag ausgeglichen.

    Und wenn beides nicht passiert, musst Du eben Deine eigenen Konsequenzen draus ziehen. Wenn ich mir anschaue, wie viel Zeit hier einige ins Lamentieren investieren und dann noch ins Raussuchen der passenden Paragraphen zum Zitieren fürs Lamentieren, komme ich zu dem Schluss, dass der Leidensdruck noch nicht hoch genug ist. Machen, nicht reden und schreiben. Punkt. Du hast als Lehrer doch die Möglichkeit, Dir Deine Arbeitszeit zur Hälfte frei einzuteilen, sprich Deine Vorbereitung so zu gestalten, dass es mit der Gesamtarbeitszeit für Dich am Ende einigermassen passt. Wenn es für Dich als Individuum nicht aufgeht, dann musst Du wohl über Dein Zeitmanagement nachdenken. Wenn es für das ganze Kollegium nicht aufgeht, diskutiert man das im nächsten Gesamtkonvent mit der Schulleitung. Zumindest wird es bei uns so gehandhabt.




    Keine Ahnung wie die Uhren in der Schweiz ticken, aber sogar das "Weihnachtsessen" würde man als deutscher Lehrer aus eigener Tasche bezahlen.

    Ja, müssen wir neuerdings auch bzw. der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig. Der Kanton versucht uns gerade ein deftiges Sparpaket reinzuwürgen. Dafür stellen sich schon mal 2000 Leher und sonstiges Schulpersonal aus dem ganzen Kanton am Nachmittag vors Regierungsgebäude in Liestal und demonstrieren. Soll ich Dir was sagen ... Man rudert in Liestal gerade zumindest teilweise wieder zurück, weil man mit einem derartigen Protest (der ganze Kanton hat nur etwa 280000 Einwohner) offenbar nicht gerechnet hat.

  • Klar kann man die Linie fahren "Weniger Unterrichtsvorbereitung als Ausgleich für einen Tag der offenen Tür am Sonnabend". Aber erstens trifft man damit die Schüler, welche den "Tag der offenen Tür" nicht zu verantworten haben. Zweitens zeugt so eine Einstellung von Duckmäusertum ("Ich zieh man eigenes Ding durch. Nur keinen Stress mit der Schulleitung."). Und drittens ist das geradezu eine Einladung an Schulleitung und Behörden die Mehrarbeit immer weiter zu steigern, wenn jeder Lehrer diese Mehrarbeit auf "inoffizielle" Art und Weise zu kompensieren versucht. Viele sind dazu aber auch gar nicht fähig: In Deutschland steigen die Teilzeitquoten unter Lehrkräften seit Jahren stetig an. Und das sicherlich nicht, weil die alle ganz bequem auf das Geld verzichten könnten: Nein, bei vielen ist es Resignation wegen der permanenten Überlastung.


    Und zum "Weihnachtsessen": In Deutschland nicht nur "neuerdings", sondern bezahlt wurde so etwas noch nie für Lehrkräfte. Es ist nur ein weiteres Zeichen mangelnder Wertschätzung für dieses Beruf. Es ist hier quasi eine offiziell geförderte Selbstverständlichkeit, dass Lehrer massiv Privatmittel für schulische Zwecke einsetzen (privates Arbeitszimmer, Unterrichtsmaterialien, Klassenfahrten usw.) Es gibt zwar genug Gerichtsurteile, dass wir das nicht müssen, aber es gibt genug Kollegen (und insbesondere -innen!), die das trotzdem machen, weil hier sonst der Unterrichtsbetrieb teilweise zusammenbrechen würde. Und falls sich deutsche Lehrkräfte vor ein Rathaus stellen würden, um ein "Weihnachtessen" einzufordern, würde sich die komplette veröffentliche Meinung geschlossen gegen die Lehrer stellen: Für die Bevölkerung sind wir hier sowieso nur überversorgte, verbeamtete "faule Säcke" (sowas sagen hier Ministerpräsidenten, die dann später zum Bundeskanzler gewählt werden), die vom "realen Leben" keine Ahnung haben und welche die Frechheit besitzen für ihren lockeren Halbtagsjob noch Geld einzufordern...


    Gruß !

    • Offizieller Beitrag

    also das mit der "Hälfte der Arbeitszeit frei einteilen" möchte ich gerne auch mal in Frage stellen.
    Bezüglich der stetig wachsenden Aufgabenzahl: ich bin ausdrücklich NICHT an einer konferierfreudigen Schule. Wir haben quasi nur das Minimum. trotzdem hatte ich in den letzten Wochen an dem einzigen "kurzen Tag" der Woche mal einen Elternsprechtag bis 19uhr (offiziell, natürlich länger, ich hab ja zwei Hauptfächer und viel Elternbesuch, also eher 20uhr), mal eine Lehrerkonferenz (bis 18uhr), mal die Konferenzen über die 5-KlässlerInnen (wie haben sie sich bis jetzt entwickelt). In den letzten Wochen liefen natürlich auch die Fachkonferenzen (und ich sitze leider nicht nur in zwei), sie fangen am späten Nachmittag an, damit Eltern teilnehmen können, an anderen Nachmittagen bzw. "nach dem Unterricht" trifft man sich aber auch mal mit den anderen FachlehrerInnen, um diese §$%&-Curricula zu machen, bzw. wahlweise zu vernichten, weil das Ministerium sich eine Änderung ausgedacht hat. Nächstes Wochenende ist Tag der Offenen Schule (für uns mit Ausgleich am Halbjahresende). und natürlich ist fast jeder Kollege, der nicht gerade ein asozialer Tourist an seiner Schule ist, auch mal in der einen oder anderen Arbeitsgruppe oder Projekt involviert. Ich spreche nicht von überengagierten Probezeitlern. Nein, es reicht auch mal, den Ganztag mitzuentwickeln, ein Thema für die Konferenz vorzubereiten, die Zusammenarbeit mit einer anderen Schule oder Kooperationspartnern voranzutreiben. und zak, ein weiterer Nachmittag...
    Wenn ich also seit Beginn des Jahres im Schnitt 1,3-1,5 Nachmittage / Abende "zusätzlich" dazu rechne, ist es glaube ich auch mal ein guter Jahresschnitt. Demnächst kommen nämlich auch die Weihnachtskonzerte, Sportevents, die mehr oder weniger (je nachdem) als Dienstveranstaltungen / wäre sehr sehr nett deklariert werden. und ich gehe (trotz Probezeit!) nicht zu jeder Veranstaltung, ABER: ich arbeite mit SchülerInnen und freue mich auch mal, sie auf einer Bühne zu sehen und nicht nur als "mangelhafte Note in meinem Vokabeltest". Das vereinfacht mir auch mal die Beziehung zu den SchülerInnen, wenn ich ehrlich bin.
    Wenn ich also nicht in den Schulferien nicht fast durchgehend durcharbeiten würde, würde ich als noch junge Kollegin fast immer in den Unterricht "unvorbereitet" kommen. und das tue ich gefühlsmässig in der Sek I echt viel zu oft.


    Wie ich meine Freizeit (z.B. in Foren schreiben) verbringe, ändert doch nicht an meine ArbeitnehmerInnenrechte. und ich empfinde es als unverschämt und unkollegial, wenn KollegInnen sowas von sich geben.
    Oder würdest du dem gemeinen Arbeitnehmer auch sagen "ach, würdest du nicht so oft zu Konzerten gehen, wären die Überstunden doch echt kein Problem. Geh streiken." Falls dir das nicht bekannt sein sollte, darf man als verbeamteter Lehrer in Deutschland nicht streiken und Demos in den Abendstunden sind nicht sooo der Hit.
    und nachdem ich ca. 10 Jahre lang ziemlich alle studentischen und gesellschaftlichen Demos für sehr viele Themen (inklusive LehrerInnenrechte) mitgemacht und zum Teil auch mitorganisiert habe, bin ich tatsächlich so weit, dass ich einfach auch mal meine Freizeit geniesse und mich nicht in der Lage sehe, an jedem Samstag noch gegen was weiß ich zu revolutionieren. Also muss man auswählen, was man in seiner Freizeit macht. und was meine Arbeit angeht, versuche ich schon das zu schützen, was nunmal schon in den Gesetzen steht, also ist es wirklich wichtig zu wissen, WAS es WO gesetzlich verankert gibt. Weil so fängt es an, dass unsere Rechte beschnitten werden, wenn wir nicht mal wissen, was unsere Rechte sind.

  • Weil so fängt es an, dass unsere Rechte beschnitten werden, wenn wir nicht mal wissen, was unsere Rechte sind.

    Richtig. Und wenn man dann seine Rechte kennt, und nicht bereit ist, dafür einzutreten bzw. diejenigen, die es tun, diffamiert, dann muss man sich nicht wundern, wenn man irgendwann auch offiziell keine Rechte mehr hat.


    Im Kleinen fängt es an. Immer.


    Gruß !

  • enn ich mir anschaue, wie viel Zeit hier einige ins Lamentieren investieren und dann noch ins Raussuchen der passenden Paragraphen zum Zitieren fürs Lamentieren, komme ich zu dem Schluss, dass der Leidensdruck noch nicht hoch genug ist. Machen, nicht reden und schreiben. Punkt.

    "Handeln,Handeln, das ist der Ruf, der zwar von vielen Seiten ertönt, am lautesten aber von denjenigen angestimmt wird, bei denen es mit dem Wissen nicht fort will." (Friedrich-WilhelmSchelling: Werke. Hrsg. v. M. Schröter. München 1954-1959, Bd. 3,S. 240). :pfeifen:

  • Aber erstens trifft man damit die Schüler, welche den "Tag der offenen Tür" nicht zu verantworten haben. Zweitens zeugt so eine Einstellung von Duckmäusertum ("Ich zieh man eigenes Ding durch. Nur keinen Stress mit der Schulleitung.").

    Nein, weder das eine noch das andere. Schrieb ich weiter oben schon, muss ich nicht wiederholen.



    Und zum "Weihnachtsessen": In Deutschland nicht nur "neuerdings", sondern bezahlt wurde so etwas noch nie für Lehrkräfte. Es ist nur ein weiteres Zeichen mangelnder Wertschätzung für dieses Beruf. Es ist hier quasi eine offiziell geförderte Selbstverständlichkeit, dass Lehrer massiv Privatmittel für schulische Zwecke einsetzen (privates Arbeitszimmer, Unterrichtsmaterialien, Klassenfahrten usw.)

    Ich hätte noch auf jedes Weihnachtsessen, auf das ich in meinem Leben "musste" gut verzichten können und mir stinkt auch die Streichung der 100 CHF für das Essen nach der schulinternen Weiterbildung (es ging gar nicht um ein Weihnachtsessen, das organisieren wir wenn dann privat), die uns bisher bezahlt wurden, am wenigstem am genannten Sparpaket.


    Punkto "Privatmittel" ... Ich war alleine dieses Semester auf zwei ausserschulischen Fortbildungen sowie einem von der Uni Basel organisierten Lehrertreffen. Der Kanton zahlt pro Schuljahr irgendeine Pauschale für sowas, die habe ich aber längst aufgebraucht. Fortbildung Nr. 1 hat am Samstagvormittag, Beginn 8:30 Uhr stattgefunden. Eine der Referentinnen von der Uni Regensburg meinte noch, sie kommt so gerne in die Schweiz, in Deutschland sei es undenkbar, dass an einem Samstagmorgen 200 LehrerInnen freiwillig in einem Uni-Hörsaal sitzen und ihrem Vortrag zuhören. Na wenn die das sagt, wird was dran sein, sie schien mir Erfahrung damit zu haben. Fortbildung Nr. 2 war eine zweitägige Fachfortbildung während der Herbstferien, die habe ich komplett aus der eigenen Tasche bezahlt.


    Einzig für die schulinterne Fortbildung fallen bei uns an 1 1/2 Tagen mal Unterrichtslektionen aus, der Rest ist Privatvergnüngen, wird aber stillschweigend erwartet, d. h. die Teilnahmebestätigungen wandern als Kopie in meine Personalakte. Ich verliere sicher meine Stelle nicht, wenn ich sowas nicht mache und stattdessen Dienst nach Vorschrift schiebe. Ich wage aber zu bezweifeln, dass ich ohne diesen Einsatz langfristig noch Schwerpunktfachklassen unterrichten würde.



    Und falls sich deutsche Lehrkräfte vor ein Rathaus stellen würden, um ein "Weihnachtessen" einzufordern, würde sich die komplette veröffentliche Meinung geschlossen gegen die Lehrer stellen:

    Nein, keiner hat da ein Weihnachtsessen eingefordert. Es ging unter anderem um die Streichung des kostenlosen Instrumentalunterrichts für unsere Schülerinnen und Schüler, die natürlich auch den Wegfall der ein oder anderen Stelle eines Instrumentallehrers nach sich ziehen würde. Dann ging es um die geplante Erhöhung der Pflichtlektionenzahl, um die geplante Vergrösserung der Klassen, um die Streichung der Lageraufstockung und um eine Lohnkürzung um 1 %. Da kann man - wohlgemerkt NACH Dienstschluss und ohne Ausfall von Unterricht - schon mal vors Regierungsgebäude ziehen und sich beschweren.


    Ich käme aber nicht auf die Idee, mir wegen eines Tags der offenen Tür in die Hosen zu machen, denn da geht es um MEINE Schule, die möglichst gut vorgestellt werden soll. Wir hängen mit unseren Pensen von den Anmeldezahlen ab. Eine Klasse weniger pro Jahrgang betrifft uns unmittelbar alle, dann gibt es nämlich Minusstunden, die im folgenden Schuljahr kompensiert werden müssen - sofern es da genügend Klassen gibt.


    Falls dir das nicht bekannt sein sollte, darf man als verbeamteter Lehrer in Deutschland nicht streiken und Demos in den Abendstunden sind nicht sooo der Hit.

    Genau darauf habe ich gewartet. Wir streiken nicht, wir geben uns nur einfach mal den "Hit" in den Abendstunden und nach Dienstschluss für unsere Arbeitnehmerrechte einzustehen.

  • Wenn ich wie ein Schweizer Lehrer arbeiten soll, dann will ich auch wie ein Schweizer Lehrer bezahlt werden...


    Dann ging es um die geplante Erhöhung der Pflichtlektionenzahl, um die geplante Vergrösserung der Klassen, um die Streichung der Lageraufstockung und um eine Lohnkürzung um 1 %. Da kann man - wohlgemerkt NACH Dienstschluss und ohne Ausfall von Unterricht - schon mal vors Regierungsgebäude ziehen und sich beschweren.

    Das haben wir schon alles hinter uns (wobei ich mit dem Begriff "Lageraufstockung" nichts anfangen kann, aber die deutschen Bildungspolitiker haben sicherlich etwas Äquivalentes schon seit langem eingeführt). Die (relative) "Lohnkürzung" beträgt bei uns übrigens ca. 20% (Rückstand gegenüber der Privatwirtschaft seit Ende der 90er-Jahre). Irgendwann ist das Maß für uns Lehrkräfte eben (über-)voll. Da nützt auch das größte pädagogische "Hurra"-Geschreie nichts mehr. Da verzichten wir halt dankend auf Fortbildungen oder "Tage der offenen Tür" am Sonnabend.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Wenn ich wie ein Schweizer Lehrer arbeiten soll, dann will ich auch wie ein Schweizer Lehrer bezahlt werden...

    Nach allem, was ich hier lese, finde ich es durchaus gerechtfertigt, dass wir im Schnitt etwa das doppelte verdienen.



    trotzdem hatte ich in den letzten Wochen an dem einzigen "kurzen Tag" der Woche mal einen Elternsprechtag bis 19uhr (offiziell, natürlich länger, ich hab ja zwei Hauptfächer und viel Elternbesuch, also eher 20uhr), mal eine Lehrerkonferenz (bis 18uhr)

    Oh, ein Elternsprechtag bis 19 Uhr ... da fängt bei uns der Elternabend erst an - aus Rücksicht auf die berufstätigen Eltern! Ich habe nach meinem letzten Elternabend im Anschluss noch eine Prüfung für den nächsten Schultag vorbereitet und habe um 23:30 Uhr das Schulhaus verlassen! Das was ihr beschreibt, nenne ich einen stinknormalen Arbeitstag. Wenn ich von Mehrarbeit schreibe, meine ich z. B. die erwähnten freiwilligen Fortbildung ausserhalb der Unterrichtszeit.



    Die (relative) "Lohnkürzung" beträgt bei uns übrigens ca. 20% (Rückstand gegenüber der Privatwirtschaft seit Ende der 90er-Jahre).

    Die Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Baselland verzichten seit 12 Jahren auf einen Teuerungsausgleich. Jetzt soll der Lohn nicht nur stagnieren, jetzt soll er um 1% gekürzt werden.

  • Zitat von Wollsocken

    Oh, ein Elternsprechtag bis 19 Uhr ... da fängt bei uns der Elternabend erst an - aus Rücksicht auf die berufstätigen Eltern!

    Gibt es in der Schweiz keine Unterschiede zwischen Sprechtag und Elternabend? Ein Elternabend heißt auch in Deutschland so, weil er am Abend anfängt, meistens um 20 Uhr... Und ein Tag - fängt halt früher an.

  • Gibt es in der Schweiz keine Unterschiede zwischen Sprechtag und Elternabend?

    Es gibt im Grunde genommen keine echten "Sprechtage" weil Gesprächstermine individuell vereinbart werden. Die Klassenlehrer bitten nach dem 1. Semester der 1. Klasse an einem Samstagvormittag alle Eltern der neuen Erstklässler zu einem etwa zwanzigminütigen Standortgespräch, dazu kommt eben ein Elternabend, an dem alle Fachlehrer anwesend sind. Das sind die beiden Fixtermine, alles andere wird nach Bedarf vereinbart. Grundsätzlich gilt bei uns, so viel wie möglich direkt mit der Schülerin/dem Schüler direkt besprechen wenn es Probleme gibt und erst wenn es nicht mehr anders geht die Eltern dazu nehmen. Das geht natürlich nur, weil unsere SuS schon relativ "alt" sind. Zur Zeit habe ich eine eher leistungsschwache Klasse im Schwerpunktfach, da gebe ich vor fast jeder Prüfung individuelle Nachhilfestunden und habe mit einzelnen Schülern schon keine Ahnung wie viele Beratungsgespräche geführt zum Thema "wie kann ich effektiver lernen?".



    Yeah, wieder eine, die total stolz darauf ist, eine Märtyrerin zu sein, weil in Deutschland echt nur faule Säcke arbeiten.

    Oh, keine Lust mehr auf vernünftige Argumente? Nein, ich bin sicher keine Märtyrerin. Was mir hier nur grundsätzlich fehlt, wenn Leute über ihre Arbeitsbelastung lamentieren, ist der ehrliche Vergleich zu anderen Berufsgruppen mit ähnlichem Ausbildungshintergrund und ähnlicher Bezahlung. Wir gehen hier auch erst jetzt auf die Strasse, weil uns durchaus klar ist, dass wir im Vergleich zur Industrie immer noch ein recht angenehmes Leben führen. Die Novartis entlässt auf einen Schlag halt mal 700 Mitarbeiter allein am Standort Basel wenn die Zahlen nicht mehr stimmen.


    Ich bin aber wirklich stolz drauf, wenn am Elternabend eine Mutter zu mir kommt und mir erklärt "Sie ... wir wohnen nur 500 m von der Schule entfernt und meine Tochter will über Mittag nicht nach Hause kommen weil sie es an der Schule lustiger findet. Was machen Sie mit der??". Ich kann grundsätzlich nicht klagen, dass wir hier von der Allgemeinheit als "faule Säcke" beschimpft werden. Klar gibt es Leute, die das denken, aber die denken auch, dass alle Ärzte nur profitgeile, arrogante Schnösel sind. Vielleicht gibt es tatsächlich keinen Grund uns als faule Säcke zu beschimpfen, weil die meisten Leute eben sehen, was wir leisten.

    • Offizieller Beitrag

    Nee, auf "vernünftige" Argumente habe ich tatsächlich keine Lust mehr.
    Ich bin zwar noch in den ersten Jahren aber vernünftig genug, um zu wissen, dass es nie wirklich enden wird.
    Ich unterrichte zur Zeit drei Fächer, habe eine einzige - 3 stündige Gruppe -, wo einige SuS keine Klausur schreiben. Sonst korrigiere ich mich dumm und dämlich. Ich kann mit meinem Lohn nicht klagen und natürlich weiß ich, dass es mir gut geht, dass ich nicht gekündigt werden kann. Es ist trotzdem kein Grund, noch mehr an Rechte zu verlieren. Wenn eben der tolle "Vorteil" vorgeschoben wird, dass wir schliesslich unsere Arbeitszeit frei gestalten können, dann muss man auch ehrlich sein: sooo frei geht natürlich nicht, wenn meine Planung der freien Zeit eben ständig von Pflichtterminen belegt wird. Du schreibst oben, dass du an der ganztägigen Fortbildung teilnimmst, weil du sonst kein Schwerpunktfach mehr bekämst. Herzlichen Glückwunsch. Ganztägige schulische Fortbildungen sind bei uns Pflicht. Ob wir an dem Tag 1 oder 8 Stunden hätten.
    und nur, weil es anderswo noch besch... ist, heisst es nicht, dass man nicht gucken kann, wo man hier die Probleme eingrenzt. Ich gehe eben gerne auf alle möglichen Veranstaltungen, habe ich schon oben erklärt, ich habe auch keine allzugroße Probleme, Fortbildungen, die ich mir selbst ausgesucht habe, an Samstagen zu besuchen. Aber ich habe es mir selbst ausgesucht. SOrry, wenn jetzt an einem Samstag irgendwelche Pflichtkurse in "wie halte ich einen Feuerlöscher" stattfänden, würde ich durchdrehen.
    Meine Unterrichtszeit (26 Stunden) macht weitaus weniger aus als 50% meiner Arbeitszeit. und zusätzlich zu diesen Unterrichtsstunden (und unvermeidbaren "Freistunden" verbringe ich mindestens 6-8 Schulstunden zusätzlich in der Schule für irgendwelche Zusatzaufgaben, die Pflicht werden. und dass diese Zusatzstunden nie direkt im Anschluss an meinem Unterricht sind, darf ich noch erwähnen.
    Ach: ich habe keinen Arbeitsplatz in der Schule.


    Sorry, ich gehöre viel zu oft zu der Fraktion "für die Kids / für die Schule als Lebensraum mache ich es doch gerne", aber die Grenze ist schon, wenn man nicht mehr weiß, ob man es eben "freiwillig" / "zusätzlich" aus freiem Herzen macht oder ob irgendein Schulleiter dieses Engagement nicht mehr zu schätzen weiß, dies als selbstverständlich ansieht und es für alle verpflichtend macht.


    chili

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