Vom Staat finanzierte USA-Klassenfahrt

  • Danach kam das große Kopfschütteln. Die "schuld" lässt sich wohl eher dem abnickenden Ämtern zuschieben. Ist das da keinem aufgefallen oder gab es da einen guten Beamten, der die Missstände mal ganz deutlich aufzeigen wollte? Letzteres wäre schon fast wieder famos.


    Wenn ich mir anschaue, dass es an meiner Ausbildungsschule seit fast 10 Jahren keinen Musikunterricht mehr gibt, weil die Nasen in der Personalplanung keine Planstelle dafür hinbekommen oder es uns an so viel Nötigerem fehlt, dann ärgere ich mich über diesen Umstand. Als Referendar in Berlin im neuen, tollen, verbesserten Ausbildungssystem (Sarkasmus) finde ich diese Entscheidung der Verwaltung nur leider nicht wirklich verwunderlich.

    Da hat höchstens der Gesetzgeber schuld, der hier keine eindeutigen Regeln getroffen hat. Die Ämter müssen das abnicken, weil die Gesetzeslage nun mal so ist. Das Lamentieren über Mangel in anderen Haushaltstiteln ist müßig. Das sind andere Ämter, andere Gesetze, andere Verordnungen.


    Ich habe Respekt vor dem Kollegen, der für seine Schüler "tener cojones" die Gesetze und Verordnungen genutzt hat. Dass Google und Amazon die Gesetzeslage nutzen, um Milliarden an Steuern zu sparen, nimmt man hin - hier dagegen geht ein Aufschrei durch den Blätterwald - unserer Tageszeitung war das heute eine halbe Seite wert.


    Und - doch! Es ist Aufgabe der Gemeinschaft, sozial schwachen Kindern die Teilnahme an Klassenfahrten zu ermöglichen. Deshalb heißt dieses Gesetz auch "Bildungs- und Teilhabegesetz".
    Und - säßen in meiner Klasse nur Sozialhilfeempfänger, wäre ich vielleicht ebenfalls auf diesen Gedanken gekommen. Oft wird Steuergeld sinnloser ausgegeben.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

    • Offizieller Beitrag

    Das einzige, was mich dabei interessiert, ist ob jetzt ggf. Geld für andere Schüler fehlt, weil der Topf ausgeschöpft ist. Wenn das nicht so ist, finde ich es eine tolle Aktion!

  • naja und was ist mit den 3 schülern die nicht aus einem h4 haushalt kommen und nicht mitgefahren sind?
    natürlich nicht wegen der kosten wie der sl betont....

  • Ich hab eine Freundin die dort mitgefahren ist, sie findet es ebenso irrsinnig aber für die Schüler war es ein Erlebnis. Zitat "weinende Schüler am Time Square".


    An sich find ich das auch gut und richtig. Aber eine Woche für 2500€ p.P. ist nicht nur grenzwetig sondern unverantwortlich. Rechenbeispiel aus der UNO: pflichtexkursion gab es und es war nur die Möglichkeit in die USA zu reisen oder noch mal ein Jahr länger zu warten. Das Jahr davor stand Namibia auf dem Plan. Wir sind mit 20 Personen für drei Wochen mit drei Mietwagen mit 1200€ + 200 p.P zusätzlich ausgekommen. 3 Wochen für weniger als die Hälfte dieser Klassenfahrt.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Da sind tatsächlich Kinder nicht mitgefahren? Und die hätten zufällig die Fahrt selbst zahlen müssen. Dem Schulleiter würde ich aber aufs Dach steigen. Das geht gar nicht und ich hoffe er kriegt richtig einen auf den Deckel.


    Heute morgen habe ich ein Interview mit dem Klassenlehrer gehört. Tut mir leid, dem ist auch nicht mehr zu helfen. In so einer Situation gebe ich nicht noch Interviews.


    Natürlich kann man sagen, okay alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft, aber andererseits finde ich es gegenüber den 3 Schülern die nicht mitfahren konnten unverantwortlich.


    LG Anja

  • naja und was ist mit den 3 schülern die nicht aus einem h4 haushalt kommen und nicht mitgefahren sind?
    natürlich nicht wegen der kosten wie der sl betont....

    Die waren wahrscheinlich als Normal- oder Geringverdiener schon so oft für über 2000 Euro pro Person in New York, dass sie auf die x-te New York-Reise freiwillig verzichtet haben. Irgendwann wird ja selbst der "Big Apple" langweilig...


    Heute morgen habe ich ein Interview mit dem Klassenlehrer gehört. Tut mir leid, dem ist auch nicht mehr zu helfen. In so einer Situation gebe ich nicht noch Interviews.

    Gibt es einen Link für das Interview? Diesen "Vollpädagogen" möchte ich gerne einmal hören...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Ich auch. Wenn du keinen Link hast:


    Weißt du auf welchem Sender das war und wie der Herr hieß?


    Gruß!

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
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  • Im Artikel wird es so dargestellt, als hätte die Schule das beantragt. Läuft das in Berlin so?

    Ja, leider. Als antragstellender Kollege/-in hat man es da natürlich sehr bequem - sobald man die Unterschrift der Schulleitung hat, muss das Jobcenter zahlen. Eine weitere Prüfung des Antrags findet dort nicht statt.
    Ich stimme allen zu, die dringend eine Grenze fordern - a) wegen derjenigen, die als Geringverdiener keine Ansprüche auf solche Gelder haben und b) aus pädagogischen Gründen. Da können im Wirtschafts- und Arbeitslehreunterricht noch so nette Lektionen über Haushaltsführung und Schuldenfalle auf die Schüler herabrieseln... wenn dann anschließend sofort das Geld einfach so rieselt, ist der Effekt gleich null - und zwar SOWOHL bei den JobCenter-Kunden als auch bei denjenigen wo Dr. Papa bei der Heimkehr aus der Kanzlei mal eben die Portokasse zückt...
    Meine eigenen Kinder besuchen eine Schule, die eher von Familien der zweiten Sorte frequentiert wird - aber vor teureren Reisen (und darunter zählen auch 9 Tage Skifahrt für 550,-) muss (!) dort ein beträchtlicher Anteil gemeinsam selbst erwirtschaftet werden, damit die Fahrt stattfindet: Flohmärkte, Kuchenverkauf etc. Nur wenn alle diesen Aktionen zustimmen und sich beteiligen, gibt es die Genehmigung.
    Gruß
    t.-t

  • Ich meine das war im Frühstücksfernsehen bei Sat1. Ich suche mal im Netz.


    http://www.sat1.de/tv/fruehstu…egende-klassenzimmer-clip


    Originalquelle wohl Berliner Rundfunk, aber da finde ich nichts.


    Klassenlehrer anscheinend
    Frederik von Elm http://www.tagesspiegel.de/ber…reise-nicht/12549996.html

    • Offizieller Beitrag

    Der Begriff "naiv", den der Lehrer laut Zeitungsartikel verwendet, ist schon dreist. Das hat nichts mit Naivität zu tun sondern mit vollständigem Realitätsverlust.
    Der übliche Rahmen für Klassenfahrten in der Sek II liegt in NRW bei ca. 450 Euro. Näheres regelt die Schulkonferenz. Davon muss man fünf bis sieben Tage in mindestens Halbpension unterkommen UND (!) zusätzlich alle Eintritte und Zusatzkosten bestreiten.


    Vor diesem Hintergrund, mehr aber noch vor dem Hintergrund der drei Schüler, die nicht mitgefahren sind (Schulpflicht, Schulveranstaltung?!) war das Verhalten der Lehrkraft mehr als peinlich. Dass ein Schulleiter bei klarem Verstand eine solche Kursfahrt genehmigt, ist für mich völlig unverständlich. Gerade Schulleitern müsste doch die Problematik chronisch klammer Stadtkassen und damit Schuletats bekannt sein...


    Sind das nicht alles studierte Menschen, die zumindest auf dem Papier gezeigt haben, dass sie Hirn haben?

  • Ich finde es höchst interessant, dass auf der Facebook Seite sowie auf der eigenen Homepage, fast nichts dadrüber zu finden ist und der Klassenlehrer sich nun zu Worte meldet. Als Schulleiter und Aufsichtsbehörde würde ich zunächst einmal dafür sorgen, dass dort Ruhe ist und nicht ohne Weiteres mit der Presse gesprochen wird. Schon alleine um die Außenwirkung nicht noch weiter ins Negative zu ziehen.


    An sich: Eine interessante Idee. Der Umgang mit der Kritik ist aber schlecht.
    Insgesamt finde ich es sehr bedenklich, dass dort 2100 € für Flug und Unterkunft veranschlagt wurden. War es ein Hotel mitten in der Innenstadt? Es geht billiger, für eine Woche käme man auch mit rund 1000 € aus. 2500€ pro Person sind entschieden zu viel und der Schulleiter sollte aufgrund dieser Entscheidung seinen Hut nehmen müssen.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
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  • Der übliche Rahmen für Klassenfahrten in der Sek II liegt in NRW bei ca. 450 Euro. Näheres regelt die Schulkonferenz. Davon muss man fünf bis sieben Tage in mindestens Halbpension unterkommen UND (!) zusätzlich alle Eintritte und Zusatzkosten bestreiten.


    Was spricht eigentlich gegen die gute, alte Jugendherberge irgendwo in der Region? Man kann doch auch sehr gute Bildungsreisen sehr günstig im Inland unternehmen. Warum müssen es immer so "spektakuläre" Fahrten nach London, Paris oder Barcelona sein?


    450€ für eine einwöchige Auslandsreise mit Halbpension und allen Eintritten und Zusatzkosten? Das halte ich für extrem unrealistisch.

  • Hältst Du oder weißt Du?


    Eine ganze Reihe unserer Studienfahrten geht ins Ausland (London, Paris, Malta, Barcelona). Je nach Hotel und Programm und Fluggesellschaft geht das mit 450 Euro durchaus (5 Tage). Über den Sinn dieser Auslandsfahrten können wir gern diskutieren, aber bei einer "Jugendherberge in der Region" wirst Du kaum Teilnehmer finden - dann kann man immer noch sagen "Gut, dann eben keine Fahrt" ... da muss dann aber das Kollegium und die Schulleitung geschlossen dahinter stehen und das ist nicht realistisch.

    • Offizieller Beitrag

    aber bei einer "Jugendherberge in der Region" wirst Du kaum Teilnehmer finden -

    was soll das heißen?


    Wir sind eine Schule mit Bildungsauftrag. Nicht ein Reiseveranstalter mit Eventauftrag.
    Und das ist völlig unabhängig von der Entfernung des Klassenfahrtziels.



    Gerade als Schule sollte vielmehr der Ehrgeiz darin bestehen, Klassenfahrtziele mit geringem Kostenaufwand anzubieten, um den Schülern zu vermitteln:
    auch hier in der Region/ in der Nachbarregion gibt es viel Kulturelles/ Sehenswertes zu entdecken und Gemeinschaft zu erleben.


    Ich würde zwar unterscheiden zwischen Klassenfahrt in der Sek I und Kursfahrt in der Sek II.
    Aber den Ehrgeiz "weiter-spektakulärer-teurer" würde ich als Lehrer mich weigern mitzutragen.


    Das geht in meinen Augen in die völlig falsche Richtung.



    Ich gebe Claudius selten recht, jetzt aber ist es soweit :schreck:

  • Ach Leute, was soll denn die ganze Aufregung? Hier hat ein Lehrer eine Lücke in den Bestimmungen "geschickt" für seine Schüler genutzt. Er hat seinen Kurs, wir ich es verstanden habe, für eine außergewöhnlich gute Mitarbeit belohnt... Das war zugegeben etwas teuer, aber schaut euch doch mal an, wofür Städte überall das Geld zum Fenster rauswerfen und wie viele Euros sinnlos überall verpulvert werden. Da ist die Kursfahrt vergleichsweise billig.
    Es gibt weitaus schlimmere Verschwendungsbeispiele, an die sich viele anscheinend aber gewöhnt haben. Das hier war neu - ach wie schlimm ist das denn, erst recht von Pädagogen mit Vorbildcharakter! Meine Güte! So viel Heuchelei in der Presse habe ich lange nicht mehr gelesen. Dass jetzt die Tageszeitungen (und Internetforen) auf Stammtischniveau losschimpfen, bis hin zu Rücktrittsforderungen an den Schulleiter und Runtermachen des Lehrers, was soll das? Neid wegen des genialen Einfalls?
    Schöne Grüße - TMFKAW - (Muss ich jetzt Popcorn holen?)

    Religion, eine mittelalterliche Form der Unvernunft, wird, wenn sie mit modernen Waffen kombiniert wird, zu einer echten Gefahr unserer Freiheiten. (Salman Rushdie)

  • Ok, sorry ... ich bezog mich mit meinen Ausführungen auf die Studienfahrten, die bei uns in der 11. Klasse statt finden ("Abiturfahrt"). Andere Fahrten gibt es bei uns nur wenige und die gehen prinzipiell nicht ins Ausland.


    Und: bitte komplett zitieren und beurteilen: ich schrieb auch, dass das Mittel "nicht fahren, wenn die SuS keine regionalen Ziele akzeptieren" bei uns nicht greift, einfach unrealistisch ist (und noch vielmehr ist es - bei uns - unrealistisch zu glauben, man könnte die Oberstufenschüler / ihre Eltern zwingen, bei einer Fahrt mitzumachen, deren Ziel ihnen nicht zusagt, Erziehungsauftrag hin oder her ... da fällt uns die eigene Schulleitung in den Rücken) ... und: ich schrieb auch, dass die Fahrten für unter 450 Euro durchgeführt werden ... das fällt für mich jetzt nicht unter "spektakulärer-teurer".

  • Ach Leute, was soll denn die ganze Aufregung? Hier hat ein Lehrer eine Lücke in den Bestimmungen "geschickt" für seine Schüler genutzt. Er hat seinen Kurs, wir ich es verstanden habe, für eine außergewöhnlich gute Mitarbeit belohnt...

    Tja, und die drei Schüler aus dem Kurs, die aus Normal- bzw. Geringverdienerhaushalten stammen und keinen Anspruch auf Zuschüsse hatten, die mussten zu Hause bleiben. Sind ja selber schuld, wenn deren Eltern dem Staat nicht auf der Tasche liegen...


    Sag mal, in was für einer verqueren Gedankenwelt lebst du eigentlich?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Sag mal, in was für einer verqueren Gedankenwelt lebst du eigentlich?

    Soso, wer nicht deiner Meinung ist, lebt in einer verqueren Gedankenwelt. Interessant. Da gibt es ja einige hier, schau dich mal in diesem Thread um. Außerdem könntest du die verlinkten Artikel vielleicht richtig lesen, aber wahrscheinlich lässt du Argumente der Betroffenen schon mal gar nicht gelten:


    Wie sich inzwischen herausstellte, waren drei Teilnehmer des Englisch-Leistungskurses nicht in New York dabei. Womöglich gab es darunter auch Schüler, die keinen BuT-Anspruch hatten. Dass sie aus finanziellen Gründen zu Hause geblieben sein könnten, schlossen von Elm und Völkel aber vollkommen aus. In allen drei Fällen habe es andere Gründe gegeben, die etwa mit fehlenden Visa oder den Erziehungsvorstellungen muslimischer Eltern zu tun gehabt hätten, so Elm.

    Religion, eine mittelalterliche Form der Unvernunft, wird, wenn sie mit modernen Waffen kombiniert wird, zu einer echten Gefahr unserer Freiheiten. (Salman Rushdie)

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