Männer im Lehramt

  • Guten Abend zusammen,


    ich habe mich in diesem Forum angemeldet, weil mir schon seit einiger Zeit ein Thema unter den Nägeln brennt, was aber in meinem Studium leider überhaupt nicht Thema ist und mich auch sehr verunsichert.


    Ich bin einer der wenigen männlichen Lehramtsstudenten für Sonderpädagogik in meinem Semester und komme dadurch sogar häufig in die Situation, dass ich der einzige Mann in manchen Seminaren bin. Dies hat mich anfangs nicht gestört, doch im Laufe der Jahre wurde ich mir meiner "Sonderrolle" als Mann mehr und mehr bewusst. Mein Problem ist aber, dass ich mir nicht sicher bin, ob sich aus dieser "Sonderrolle" Probleme ergeben könnten. In Zeiten, wo in einigen Artikeln zu männlichen Erziehern offen darüber gesprochen wird, dass die Gefahr für falsche Beschuldigungen vorhanden ist, frage ich mich einfach, ob dies auch auf meinen späteren Alltag übertragbar ist.
    Konkret frage ich mich, ob ich als evtl. einziger Mann im Kollegium immer besonders aufpassen muss? (Wenn ich beispielsweise sowas von Lehrern lese, die immer die Tür auflassen wenn sie mit SuS alleine sind, wird mir angst und bange! :stumm: )


    Ich mag mein Studium und wäre sehr gerne Lehrer, nur weiß ich jetzt schon, dass mir das schlaflose Nächte bereiten würde, wenn ich immer mit diesem Risiko arbeiten müsste, dass ich auf Grund meines Geschlechts ein potentieller Tatverdächtiger bin :(

  • Schon mal gut zu hören, dass dies scheinbar alle betrifft, nur muss ich als Sonderpädagoge doch Testen und hin und wieder Einzelförderungen durchführen. :/ Es ist also wahr, dass ich mich immer mal wieder auf dünnes Eis begeben muss, wenn es nicht möglich sein sollte, einen Raum zu finden, welcher auch bei offener Tür ruhig ist?


    Sorry, aber das ist etwas woran ich eigentlich nie gedacht habe und was mich wirklich total verunsichert! :(

  • Ich lasse ebenfalls die Tür offen.


    In meinen Studiengängen war ich auch teilweise die einzige Frau. Dies war insoweit problemlos, aber ich galt als Exot.
    Professoren waren manchmal skeptisch, sodass ich mich fachlich etwas mehr beweisen musste. Ein Problem gab es nur auf einer mehrtägigen Exkursion, bei der es nur einen Duschraum gab (riesen Duschraum mit mehreren Duschköpfen ohne Zwischenwände - Mannschaftsdusche) oder im Gelände ohne Toiletten. Ich reservierte halt einen Busch für mich.
    In der Schule sind die Jungen (teils reine Jungenklassen - z.B. Kfz-Techniker) auch erstmal überrascht, dass ich ihnen als Frau u.a. etwas über Autos beibringen möchte. Aber sobald sie merken, dass ich wirklich fachlich fundierte Antworten geben kann, sind sie sogar sehr zugänglich. Zum Beispiel reden die Schüler mit mir eher über ihre "Schwächen" oder über Probleme als mit den männlichen Kollegen (auch mal ein Rat für den Umgang mit der Freundin).


    Ich finde es super, dass du als Mann in eine Schulform gehst, in der der Frauenanteil sehr hoch ist. Die Schüler brauchen auch männliche Vorbilder. Du wirst deine Rolle in der Schule schon finden und deine Stärken auch einsetzen können (Z.B. du stehst für ...). Ich wünsche dir dabei viel Erfolg und Freude.

  • Ich achte wirklich sehr darauf, nicht versehentlich emotional übergriffig zu werden. Junge, pubertierende Menschen interpretieren eine Situation, in der man sich 1 : 1 gegenübersitzt schnell mal ganz anders, als es eigentlich gemeint ist. Eine offene Türe signalisiert da immer, dass gerade nichts passiert, was auch nicht jeder wissen darf.



    nur muss ich als Sonderpädagoge doch Testen und hin und wieder Einzelförderungen durchführen.

    Was meinst Du denn mit "Testen"? Bei einer mündlichen Prüfung, die bewertet wird, müsste sowieso ein Protokollant dabeisitzen.


    Ich habe als Frau auch schon eine reine Männer-Truppe an der Berufsschule unterrichtet. Klar probieren die Jungs, wie weit sie mit dummen Sprüchen kommen und sind dann relativ beeindruckt, wenn man nicht zickig wird, sondern einfach ein dummer Spruch zurückfliegt. :) Einen musste ich tatsächlich mal kurz in die Schranken weisen, der fing ein bisschen an für mich zu schwärmen. Nachdem es einmal ausgesprochen war, hat er sich aber ganz anständig benommen und insgesamt hatte ich ein sehr gutes Verhältnis zu den Jungs.


    Ansonsten kann ich mich Frechdachs nur anschliessen. Ich finde es total wichtig, dass junge Menschen mit beiden Geschlechtern umgehen lernen. Schade, dass im Grundschulbereich oft nur Frauen unterrichten. Es sind ja nicht nur die Jungs, die männliche Vorbilder brauchen. Oft sind die Mädchen Männern gegenüber recht scheu und trauen sich im Unterricht den Mund nicht aufzumachen weil sie Angst haben, sich mit einer dummen Antwort zu blamieren. Die müssen also ein gesundes Selbstbewusstsein gegenüber Männern lernen ...


  • Ich mag mein Studium und wäre sehr gerne Lehrer, nur weiß ich jetzt schon, dass mir das schlaflose Nächte bereiten würde, wenn ich immer mit diesem Risiko arbeiten müsste, dass ich auf Grund meines Geschlechts ein potentieller Tatverdächtiger bin :(

    Der Job des Lehrers oder eigentlich jeder Beruf, der mit Menschen zu tun hat oder noch allgemeiner: jeder Umgang mit Menschen ist "potentiell konfliktträchtig".


    Eltern können dir aus allem einen Strick drehen, so sie denn möchten. Ein Gutachten, das ihnen nicht passt/ eine Note, die ihnen nicht passt/ eine Nachsitzstunde, die ihnen nicht passt/ ein Heftkommentar, der ihnen nicht passt/ eine Nase, die ihnen nicht passt.


    Es gibt aber noch den gesunden Menschenverstand und die Erfahrung deines Schulleiters und den eines -wenn überhaupt hinzugezogenen- Schulamtes und des -absolut wenig wahrscheinlich einbezogenen- Gerichtes. Verhalte dich sachlich und rechtlich angemessen und alles wird gut.

  • Danke für die vielen Rückmeldungen! :)


    Vlt. habe ich einfach nur überreagiert, weil ich mich zuvor mit diesem Thema noch nicht wirklich auseinandergesetzt hatte... einige Artikel sind aber auch echt verunsichernt.


  • In der Schule sind die Jungen (teils reine Jungenklassen - z.B. Kfz-Techniker) auch erstmal überrascht, dass ich ihnen als Frau u.a. etwas über Autos beibringen möchte.

    Ist ja wirklich frech, so als Frau was von Autos wissen zu wollen :P

  • Was meinst Du denn mit "Testen"? Bei einer mündlichen Prüfung, die bewertet wird, müsste sowieso ein Protokollant dabeisitzen.


    Es sind keine mündlichen Prüfungen gemeint, sondern Diagnostik: Überprüfungen, ob (und in welchem Bereich) sonderpädagogischer Förderbedarf besteht.

  • Sonpae: Das kann beiden Geschlechtern passieren. Ich als Frau finde es ehrlich gesagt wichtig, dass auch Männer als Lehrer arbeiten. Genz einfach als Rollenvorbild. Wenn es an der Sonderschule ähnlich aussieht wie an den Grundschulen, ist das schlimm...

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • Sonpae, lass dich doch bitte nicht verrückt machen. Natürlich brauchen wir männliche Lehrer!! Und bitte versuche deine Bedenken auch zu thematisieren, das ist doch wichtig!


    Bei einem Vieraugengespräch passieren sehr wohl Dinge, die nicht jeder hören soll - die Noten trompete ich doch nicht aus den Fenstern und auch beim Sprechtag gehen doch die Einzelgespräche andere Eltern nichts an. Ich kann diese Vorsichtsmaßnahmen schon verstehen, aber sie widersprechen dem Datenschutz.

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