Oberstufenklausuren in Deutsch: "Nun will ich ...." - Umgang mit 'persönlichen' Formulierungen

  • Eine Frage an meine Deutschkollegen: Ich finde es in Klausuren der Oberstufe nicht sehr 'wissenschaftlich', wenn die Schüler schreiben "Erst will ich dasundas machen ..." und "Nun möchte ich dasundas machen", weil man mir eingeimpft hat, dass man unpersönlich formulieren soll. Wie seht ihr das?

  • Ich bin zwar kein Deutschkollege, finde es aber auch in Englisch- und französischklausuren nicht toll, wenn solche Formulierungen benutzt werden. "Im folgenden werde ich xy analysieren" ist ja eine einfache Wiederholung der Fragestellung - brauche ich nicht. Komischerweise sagen mir die Schüler immer wieder, dass es wohl Kollegen gibt, die genau dies wollen.

  • Ich bin zwar kein Deutschkollege, finde es aber auch in Englisch- und französischklausuren nicht toll, wenn solche Formulierungen benutzt werden. "Im folgenden werde ich xy analysieren" ist ja eine einfache Wiederholung der Fragestellung - brauche ich nicht. Komischerweise sagen mir die Schüler immer wieder, dass es wohl Kollegen gibt, die genau dies wollen.

    So sehe ich das auch und auch bei mir scheint es Kollegen zu geben, die genau solche Formulierungen erwarten. Ich hatte den Schülern auf Nachfrage bereits gesagt, dass ich solche Formulierungen für nicht sonderlich geschickt halte und dass sie wenn dann unpersönlich formulieren sollen, aber einige hangeln sich weiter mit solchen Formulierungen durch den Text. Da es Kollegen gibt, die solche Formulierungen angeblich erwarten, will ich nun aber nicht meine möglicherweise sehr subjektive Meinung zu solchen Formulierungen den Schülern aufzwängen, sodass mich die Meinung der Kollegen und Kolleginnen hier interessiert.

    • Offizieller Beitrag

    Das hört sich im Englischen bei einigen Schüler dann immer wie eine "Absichtserklärung" an (und bei einigen bleibt es inhaltlich letztlich bei genau dieser...).
    Aus diesem Grund mache ich meinen Schülern klar, dass sie die Fragestellung zwar in den Einleitungssatz der Analyse miteinbeziehen können, dann aber auch direkt zu einem Teilergebnis kommen sollen, damit die Klausur nicht ein ausführliches Lese- und Gedankenprotokoll ist sondern das Ergebnis eines abgeschlossenen - und vorher stattgefundenen - Denkprozesses.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne das auch schon aus Deutschschulaufgaben der 9. und 10. Klassen (Nachdem ich jetzt den Inhalt zusammengefasst habe, komme ich....). Bringe das aber meinen Schülern nicht so bei, weil ich es für einen ziemlich üblen Stil halte. Meinen Schülern sage ich immer, dass ich nicht möchte, weil es mich an Menschen erinnert, die immer vor sich hin murmeln, was sie jetzt machen / wollen. Vergleichbar mit dem "So!" als Lehrer-Sprech. Außerdem merke ich an, dass der Aufsatz ein Problem hat, wenn ich nicht von allein merke, dass nun der nächste Punkt der Aufgabenstellung kommt.
    Ich weiß, dass es Kollegen gibt, die ihren Schülern Kataloge von solchen Formulierungen zum Auswendiglernen geben.
    Was ich an der Realschule vielleicht noch nachvollziehen kann (weniger Schreiberfahrung, etwas geringerer Wortschatz usw.) würde ich aber am Gymnasium ablehnen. Kann mich selbst auch nicht erinnern, dass ich das früher (hoho, also vor 1990) gebraucht hätte.

  • Ich schließe mich euch in dieser Sache an: In Klausuren ist es natürlich am besten, wenn die SuS ihre Gedanken auf den Punkt gebracht wiedergeben. Wobei solche Formulierungen an sich ja nicht falsch sind. Im universitären Kontext findet man unheimlich viel Forschungsliteratur, die eben diese Wortwahl nutzt. Gerade im Amerikanischen taucht dieses "persönliches" wohl oft auf.

  • lieber so als ellenlange nominalisierte passivsatz-gebirge a la "werden die ...ung der ...heit untersucht, bevor im anschluss xz bearbeitet wird".


    grundsatz im fortlaufenden text ist aber: anfangs kurze erläuterung der vorgehensweise (ähnlich später der einleitung in einem forschungsaufsatz/einer hausarbeit), dann später im text bitte keine "regiebemerkungen" ("ich tue nun xy", statt xy einfach zu tun) mehr. "ich" darf man gerne sagen, meiner ansicht nach. ist ja nun mal derjenige, der schreibt... immer nur "diese arbeit" personalisieren ist ja auch langweilig. und zuviel passiv - siehe oben.

  • Ich hatte Klausuren, in denen es hieß:


    "Ich werde in dieser Klausuren zunächst dasunddas machen..."
    "Nun analysiere ich dasunddas und vergleich es mit demundem"
    "Ich glaube, dass ... Meiner Meinung nach .... Ich finde ...."


    Alles in einer Klausur.

  • ??? Was soll das denn?


    Deine Schüler bewegen sich m.E. damit doch auf einer Metaebene, d.h. schreiben/reden letztlich darüber, dass sie eine Klausur schreiben.


    Machen sie das dann auch (die Klausur schreiben)?


    Das liest sich wie die Beschreibung eines zeitlichen Ablaufes in Klasse 3 oder so.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Ich hatte Klausuren, in denen es hieß:


    "Ich werde in dieser Klausuren zunächst dasunddas machen..."
    "Nun analysiere ich dasunddas und vergleich es mit demundem"
    "Ich glaube, dass ... Meiner Meinung nach .... Ich finde ...."


    Alles in einer Klausur.


    Die ersten beiden Sätze sind schon eher Verlegenheitssätze und im Prinzip Aufgabenwiederholung. Ein klares "Nein" dazu! Hatte noch nie eine Klausur, in der nach solchen Sätzen auch tatsächlich eine Analyse oder ein Vergleich folgte. Es streckt den Text natürlich schön in die Länge - vielleicht erhoffen sich einige dadurch tatsächlich auch den Fehlerquotienten zu senken.


    Das "Ich" stört mich an sich nicht so sehr. Wie oben schon jemand schrieb: besser als geschwurbelte Passivkonstruktionen, gerade auch bei Aufgaben, die eine Wertung/Stellungnahme erfordern.


    "Glauben" finde ich nicht treffend, würde als Kommentar "besser: 'vermuten'!" dranschreiben. Es geht ja um Deutsch, nicht um Religion. :)


    "Meiner Meinung nach" - meinetwegen, solange die "Meinung" danach auch sattelfest und nachvollziehbar begründet wird.


    "Ich finde ..." - Nein, danke!


    Schüler erzählen natürlich viel, wenn der Tag lang ist, auch was Kollege XY alles angeblich gesagt habe, was sie schreiben sollen. Würde ich nicht viel drauf geben. Wer weiß, was der Kollege tatsächlich gesagt hat und was die Schüler verstanden haben.

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  • Die Klausuren, in denen diese Formulierungen gehäuft auftraten (obwohl ich auf Nachfrage bereits im Vorfeld gesagt hatte, dass diese Formulierung nicht als Strukturmittel einer ganzen Analyse genommen werden können), haben auf mich so gewirkt, als hätten die Schwierigkeiten, Zusammenhänge herzustellen.

  • Ich bin eine Verfechterin der Leserführung.


    In einem 10-seitigen Oberstufenaufsatz wird ein guter Schüler dies nicht brauchen, da er/sie in der Lage ist, inhaltlich zu strukturieren, ohne dies anzukündigen.


    Meine schwächeren Schüler tun sich aber oft schwer damit, so zu formulieren, dass sie selbst wissen, wo sie gerade sind (und ich oft auch nicht). Und bevor sie alles durcheinanderschmeißen (Ein wenig Inhaltsangabe, ein Satz Charakterisierung, dann weitererzählen...) und das gern auch, ohne irgendwelche Absätze zu machen, ist es leichter, die Schüler konzentrieren sich auf eines: "Nun komme ich zum Inhalt der Szene." Wenn sich hier dann auch eine Inhaltsangabe anschließt, finde ich das in Ordnung.


    An manchen Stellen finde ich das "ich" zwingend - z.B. bei der Deutungsthese "Meiner Meinung nach ringt Faber in dieser Szene mit seiner Schuld - an Hanna, am Inzest mit seiner Tochter Sabeth und an ihrem Tod."
    Mit "man" möchte ich das nicht lesen.


    LG


    Stille Mitleserin

    • Offizieller Beitrag

    Aber für diesen Zweck bringe ich gerade "schwächeren" Schülern bei, auf jeden Fall vorzuarbeiten und ausreichend Zeit auf eine Gliederung oder wie auch immer geartete Stichwortsammkung zu verwenden. In der Regel verteile ich so z.B. auch immer erst nur Konzeptpapier und das "echte" Schulaufgabenpapier nach einer angemessenen Arbeitszeit.
    Und gerade bei anspruchsvollen Aufsätzen ist ohnehin eine Gliederung Pflicht.

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