Wann Lehrer weinen dürfen.
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gar nicht? Das lese ich daraus nicht unbedingt.
Aber egal, was der Autor meint:
ich finde das eine unsinnige Frage.
Wenn ein Schüler stirbt, herrscht eine ungewöhnliche Belastungssituation.
Eine von verschiedenen möglichen Reaktionen ist weinen.
Eine zutiefst menschliche Reaktion.Und believe it or not: Lehrer sind Menschen.
Das zu erleben, kann den Schülern m.E. ganz und gar nicht schaden. Das schadet auch nicht der Rolle des Lehrers.
Wie gesagt, in einer ungewöhnlichen Situation.
Man muss als Lehrer ja nicht bei jeder 5 in Tränen ausbrechen, die man erteilt. (Obwohl einem auch danach nur zu oft sein kann )
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Ich nehme an, hier geht es nicht ums Weinen daheim im stillen Kämmerlein, sondern ums Weinen direkt vor den Schülern.
Einfach mal in der pubertierenden 8b ausprobieren und dann schauen, wie der weitere Unterricht läuft...
Das zu erleben, kann den Schülern m.E. ganz und gar nicht schaden. Das schadet auch nicht der Rolle des Lehrers.
Da habe ich doch meine starken Zweifel... Nur so ein Bauchgefühl...
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1993 oder 1994 habe ich das mal erlebt. Mein damaliger Klassenlehrer (Jgst.9/10) hatte einem Schüler eine 5 auf dem Zeugnis gegeben, der sich dann direkt nach der Zeugnisausgabe umgebracht hat. Mein Lehrer war am nächsten Schultag völlig aufgelöst, das hat er deultich gezeigt. Ich glaube, er hat auch geweint.
Geschadet hat es ihm nicht. Ich würde trotzdem versuchen, das zu vermeiden.
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Blöde Frage. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das von einem Mann kommt, der Frauen unterstellt, geplant zu weinen.
Ich kann nicht entscheiden, ob ich weine. Wenn ich heulen muss, passiert das halt.
Und ja, ich halte es auch für absolut in Ordnung, wenn Schüler merken, dass Lehrer Menschen sind.
(ok, wer dauernd heulrnd aus der Klasse läuft, weil die Schüler ihn "ärgern" hat ein Problem.) -
Mir sind auch schon die Tränen vor den Schülern gekommen, allerdings nicht aus Trauer, sondern aus Ergriffenheit bei der Aufführung einer Abschlußklasse. Außer einigen Kids auf der Bühne hats auch keiner gesehen, bei denen allerdings hat das schweren Eindruck hinterlassen. Unseren Sandkastenmachos vorzuleben, dass Männer weinen dürfen ohne deshalb schwach dazustehen finde ich unglaublich wichtig.
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Ein ehemaliger Schulleiter von mir hatte dermaßen nah am Wasser gebaut, dass er kaum während der Abschlusskonferenz den Kollegen für das abgeleistete Schuljahr danken konnte, ohne dass ihm die Tränen kamen. Das haben ihm weder Kollegen noch Schüler übelgenommen.
Ach so, der ZEIT-Online-Artikel... einer der Kommentatoren dort bringt es auf den Punkt: Die Online-Ausgaben der Printmedien sind mittlerweile zu einer Art Orientierungsstufe zwischen Schülerzeitung und richtigem Journalismus verkommen. Nuff said.
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Ich halte mich auch kurz: Find ich total daneben. Und ich meine damit nicht das Weinen.
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Auch eine 8.Klasse kann damit umgehen, wenn das Beziehungsgeflecht ansonsten stimmt. Ein begleitendes: "Tut mir Leid, jetzt muss ich auch weinen" o.Ä. kann vielleicht die Situation ein bisschen entkrampfen.
Mal ganz ehrlich: wie soll man in so einer Extremsituation Tränen unterdrücken können? Wenn sie da sind, sind sie da.
Manch einer bleibt ja auch ganz ruhig angesichts drastischer Situationen und behält den Überblick.
Wohl niemand, der es nicht selbst erlebt hat, weiß, wie er/ sie selbst reagieren würde. -
Als ob es eine freiwillige, kontrollierbare Reaktion wäre, wenn man weinen muss ... wenn ich muss, dann muss ich. Und es gibt ja auch verschiedene Anlässe dafür (Trauer, Rührung, sogar Freude).
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Ich fand den Artikel sehr berührend. Das "geht gar nicht" geht halt gar nicht. So sind wir nicht, so ist dieses Leben nicht, und das lässt uns manchmal ratlos. Das hat der Autor am eigenen Leib erfahren und erkannt, und ich finde, er hat das eindrucksvoll geschildert.
Für Kinder kann es zutiefst verstörend sein, wenn Eltern, Großeltern oder eben Lehrer unbeherrscht weinen. Sie sollen ja helfen, Vorbild sein, alles wissen und können, beschützen, all das. Und meistens tun sie ja auch, als wäre das so.
Erwachsenwerden heißt dann, zu erkennen, dass es nicht so ist. Dass die, die immer sagen, wo es langgeht, das selbst oft nicht wissen. Dass sie sogar manchmal richtig verzweifelt sind und keinen Ausweg sehen. Oder schrecklich unglücklich sind. Und dass sie vieles falsch machen und das manchmal auch sehr bereuen.
Professionelle Distanz, klar, man kann nicht ständig mit den eigenen Gefühlen argumentieren, darf nicht zu viel Schwäche zeigen etc. Aber wie man in Extremsituationen reagiert - wer kann das denn voraussehen?
Ein Lehrer, der eine Todesnachricht mit unbewegter Miene überbringt, würde mich vermutlich aber noch mehr verstören.
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Blöde Frage. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das von einem Mann kommt, der Frauen unterstellt, geplant zu weinen.
Was? Sexismus alter Herren in der Zeit? Ist ja was ganz Neues!
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Mich ärgern solche Artikel. Warum sollte es uns nicht erlaubt sein, um den Verlust einer uns anvertrauten Person zu trauern? Wir sind doch nicht vom anderen Stern. Genauso wie der Nachbar um das Mädchen trauert, tun wir das als LehrerInnen auch.
Sich darüber überhaupt Gedanken zu machen ... *kopfschüttel* -
Wichtig ist nicht, ob man weint oder nicht weint, wenn man Schülern eine solche Botschaft überbringen muss, sondern dass man ob unter Tränen oder einfach "nur" ernst in klarer Sprache die Sachinformationen sagt, denn nur so kommt es bei den Schülern im Kopf an. Der Fehler der Religionslehrerin des Zeitautors war nicht, dass sie weinte, sondern dass sie nicht sagte, dass das Mädchen tot ist/ ermordet wurde, sondern die schwammige Formulierung "von uns gegangen" benutzt hat.
In einer solchen Situation (Man muss eine Todesnachricht einer Klasse überbringen) ist es wichtig, dass man sich sammelt, vor der Tür den klaren Satz vormuliert, "übt" und es dann - wenn man die Aufmerksamkeit von allen hat - deutlich sagt, was wie geschehen ist. Selbstverständlich angepasst an das Alter der Schüler Wörter wie "ermordet" ggf. durch "tot" ersetzen, aber in jedem Fall klare Sachinfos geben, danach ist Raum udn Zeit für Tränen udn Trost.
Eine Trauernachricht kann besser verstanden und verarbeitet werden, wenn das Passierte deutlich formuliert ausgerichtet wird. Das geht schwer, aber es geht.
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