Hallo,
mit Besorgnis beobachte ich, wie hier immer wieder Umfragen eingestellt werden, die dann auch zum Teil als Basis für die Zulassungsarbeit des 1. Staatsexamens dienen. Mal abgesehen davon, dass viele Umfragen schon in der Fragestruktur sehr schlecht gemacht sind, finde ich, dass selbst eine gut gemachte Umfrage nur in den allergrößten Ausnahmefällen den Ansprüchen an eine Zulassungsarbeit erfüllen sollte.
Es scheint mittlerweile, nicht nur an der Schule, einen extremen Verfall des Niveaus und des Anspruchs zu geben: Zu meiner Zeit, und die ist noch nicht so lange her, haben selbst die Lehrämtler (habe selber das Diplom) bei uns mehrere Monate im Labor gestanden, neue Verbindungen synthetisiert, komplizierte Reaktionsmechansimen aus englischsprachiger Fachliteratur nachvollzogen, anspruchsvolle Technik wie NMR-Spektroskopie eingesetzt und selbstständig ausgewertet, und auf diese Weise eben wirkliche Wissenschaft betrieben. Mir ist unvorstellbar, wie man als Dozent eine Zulassungsarbeit annehmen kann, wo eine Umfrage statistisch ausgewertet wird. Denn selbst, wenn man sich intensiv mit Statistik beschäftigt (was natürlich nicht einmal geleistet wird) und diese einsetzt, handelt es sich um eine wirklich triviale und kritisierbare Art des Erkenntnisgewinns, der kaum den Namen Wissenschaft verdient. Das merken selbst Laien, man muss nur mal eine Zulassungsarbeit aus dem Fachbereich Chemie oder Mathematik lesen (die sich mit Fachinhalten beschäftigen) und diese mit einer, auf einer Umfrage basierenden Zulassungsarbeit, vergleichen.
Ich habe mich lange gefragt, ob es daran liegt, dass Naturwissenschaften komplexere Thematiken behandeln, aber bin zu der Überzeugung gelangt, dass auch in Fächern wie Deutsch oder Geschichte durchaus anspruchsvolle Zulassungsarbeiten geschrieben werden können. Ich hatte mal eine linguistische Zulassungsarbeit einer Freundin vor der Nase, da merkte man deutlich, dass es sich um Wissenschaft handelte. Es hat also wenig mit den Fächern zutun.
Dies bringt mich der Überlegung, dass man vielleicht hier im Forum aufhören könnte Umfragen, die als Basis für eine Zulassungsarbeit dienen, zu unterstützen. Ich finde solche Zulassungsarbeiten sind ein Schlag ins Gesicht für jeden Lehrämtler, der sich in seinen Fächern mit anspruchsvoller Fachmethodik an fachwissenschaftliche Fragestellungen herangewagt hat und wirklich etwas geleistet hat.
Deshab meine Bitte, könnten wir solche Umfragen hier ausschließen um einen kleinen Beitrag zu leisten das wissenschaftliche Niveau der Lehrerausbildung nicht noch lächerlicher zu machen, als es leider oftmals schon ist?