Spontane Übernahme Zusatzaufgabe - hin und her gerissen

  • Liebe Leute,


    ich liebäugele schon seid längerer Zeit mit einem "Job" an meiner Schule bzw. vielmehr ist das die einzige Funktionsaufgabe, bei der ich weiß: Das ist so absolut meine, da hab ich sogar Bock drauf. So. Der die Aufgabe derzeit durchführende Kollege geht eigentlich in zwei Jahren in Ruhestand; sowohl mit ihm als auch mit der Schulleitung ist abgesprochen, dass ich ihn irgendwann "beerbe" und zuvor eingearbeitet werde. Alles prima.
    Jetzt ist der betreffende Kollege aber akut erkrankt und es ist fraglich, ob er wiederkommen wird. Sprich: Ich bin jetzt gefragt worden, ob ich sofort einsteigen kann. Es gibt fünf Ermässigungsstunden, die allerdings in diesem Schuljahr (da schon laufend) nicht als Stundenausgleich "gezahlt" werden können, sondern ich würde mein volles Deputat behalten und die Überstunden bezahlt bekommen. Soweit so gut.


    Nun bin ich gerade aber selbst körperlich etwas gehandicapt und habe mehrmals die Woche noch ambulante Reha. Mein letztes Schuljahr war auf Grund ungünstigen Zusammenkommens von sehr (!) schlechtem Stundenplan, Unfall, Reha etc. viel zu voll und kontraproduktiv zur Genesung und ich bin gerade eigentlich wirklich dankbar für den aktuellen Stundenplan und die Lerngruppen und dass damit endlich mal etwas Ruhe in meinen Alltag kommen kann.


    Hm. Wenn ich jetzt den Job annehme, wird's dieses Jahr wieder deutlich stressig. Aber immerhin bezahlt und ab dem kommenden Jahr fünf Stunden Ermäßigung. Nehme ich nicht an, habe ich auf diesen Job in den nächsten Jahrzehnten null Chance.


    Ihr merkt wahrscheinlich (bzw. ich merk's beim Schreiben), dass ich mich eigentlich schon entschieden habe. Ich würde mich dennoch über ein paar Denkanstöße freuen, gerade bzgl. der Arbeitsbelastung eines 29 Stunden-Deputats am Gymnasium. Und vielleicht seht ihr ja da gerade auch Fallstricke, die ich nicht sehe.


    Liebe Grüße
    Klamiadora

  • Hallo Klamiadora,
    wenns für den Job 5 Ermäßigungsstunden gibt, muss das ja eine Mammutaufgabe sein! :)



    Sollte die Zusatzaufgabe "die deine " sein, dann ist der (zeitliche) Stress, der dadurch entsteht, sicher erträglicher, als der durch Unterricht in einer schlimmen Klasse bei einem "schlechten" Stundenplan!
    Und du hast schon Erfahrung in diesem Aufgabenfeld gesammelt, die dir nachher hilfreich sein wird, wenn es offiziell darum geht, das Fell neu zu verteilen.
    Auch die "Zukunftsperspektive" ist ein wichtiger Faktor: manchmal muss man die Gelegenheit einfach am Schopfe packen!



    Also im Endeffekt musst du mit dir ausmachen, ob du dir die Belastung zumuten willst/kannst -es sind nur noch 37 Wochen ;) -.



    Auf eines würde ich allerdings drängen, nämlich, dass dir die fünf Stunden auf Bugwelle geschrieben werden (oder zumindest ein Teil davon) und nicht ausbezahlt, da hast du viel weniger davon als durch Freizeitausgleich, zumal da die ganzen Steuern, ... abgehen!
    Gruß!

  • Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, die Aufgabe zu teilen? Oder in diesem Schuljahr mit reduzierter Intensität wahrzunehmen?
    Wenn das nicht möglich ist und du dich trotzdem für die Übernahme entscheidest, würde ich, wenn das nicht sowieso schon geschehen ist, der SL gegenüber mit offenen Karten spielen und darauf drängen, dass du die Aufgabe anch einer Testphase von z.B. diesem und dem nächsten Schuljahr wieder abgeben kannst.


    29 Stunden,ist das das Normalprogramm in BW?

  • Die Zukunftsperperktive finde ich sehr wichtig: Du willst den Job in wenigen Jahren machen. Wenn du ihn jetzt nicht machst, wird jemand anderes aus dem Kollegium ihn übernehmen müssen (und wie es sich anhört, wohl auch für große Teile dieses Schuljahres).
    Wenn jetzt jemand anderes den Job so lange macht, daran vielleicht auch Gefallen findet & den Job gut macht, wirst du bei der offiziellen Jobvergabe in wenigen Jahren sehr schlechte Karten haben (weil jemand anderes es kommissarisch gemacht hat und bereits Erfahrungen hat, weil man weiß, dass der das kann, weil du offensichtlich den Job vielleicht doch als zu stressig ansiehst in Belastungssituationen - die es auch in Zukunft wieder geben kann (nicht, dass ich dir regelmäßig Reha wünschen würde, aber es gibt ja immer wiederl mal "was")).
    Fazit wäre für mich: Machen.

  • Wie wichtig ist dir diese Aufgabe langfristig?
    Wenn du sie ablehnst, bist du da mit Sicherheit dauerhaft raus.
    Wenn sie dir allerdings jetzt so viel Stress bereitet, dass eine Berufsunfähigkeit droht, dann lehn sie besser ab.

  • Jetzt ist der betreffende Kollege aber akut erkrankt und es ist fraglich, ob er wiederkommen wird. Sprich: Ich bin jetzt gefragt worden, ob ich sofort einsteigen kann. Es gibt fünf Ermässigungsstunden, die allerdings in diesem Schuljahr (da schon laufend) nicht als Stundenausgleich "gezahlt" werden können, sondern ich würde mein volles Deputat behalten und die Überstunden bezahlt bekommen. Soweit so gut.

    Finde ich kein bisschen gut. Der Kollege fällt aus und Arbeit in erheblichem Umfang wird ohne Entlastung umverteilt - ich finde, das geht nicht. Von der Bezahlung hast du nichts, wenn deine Genesung durch Überlastung gefährdet ist, und Zeit, die erst in einem Jahr frei wird, nutzt einem auch nichts, wenn man gerade völlig am Rad dreht.


    Wer würde dir denn diesen Job "wegschnappen"? Es ist immer schlecht, wenn eine Sache nur von einer einzigen Person erledigt werden kann. An deiner Stelle würde ich mich weigern. Man könnte schließlich fünf deiner Stunden auf mehrere andere Schultern verteilen, damit du nicht mehrbelastet wirst und dich in Ruhe mit dem neuen Job anfreunden kannst. Das sind ja nicht einfach nur ein paar Unterrichtsstunden, die man mit etwas Routine gut einschieben kann, sondern offenbar anspruchsvolle Aufgaben, für die man Zeit und Konzentration braucht.

  • Sehe ich anders. Es ist ja etwas, dass du echt gerne machen willst. Dann mach es!
    Aber die überzähligen Stunden...Da solltest du versuchen, die los zu werden. Wie beliebt ist denn der angestrebte Posten? Kannst du nicht deutlich machen, dass du das nur machen kannst, wenn...

  • hanuta, ich finde nicht, dass du das viel anders siehst als ich. Ich sehe die Gefahr, dass man sich leicht ausnutzen/überfordern lässt, wenn man signalisiert, dass man etwas gern machen möchte. Es handelt sich aber nicht um eine nette Feierabendbeschäftigung, sondern offenbar um einen aufwendigen Job. Wenn man nicht auch signalisiert, dass man nur begrenzt belastbar ist, wird das schnell ausgenutzt. Es werden nämlich immer gern Aufgaben denen aufgetürmt, die sie mit Hingabe machen.


    Und die, die sich demonstrativ doof und unwillig anstellen, fragt man erst gar nicht. Frage ist nur: Wer hat hinterher mehr Freizeit? Und wer hockt Stunde um Stunde am Schreibtisch?

  • Nun bin ich gerade aber selbst körperlich etwas gehandicapt und habe mehrmals die Woche noch ambulante Reha. Mein letztes Schuljahr war auf Grund ungünstigen Zusammenkommens von sehr (!) schlechtem Stundenplan, Unfall, Reha etc. viel zu voll und kontraproduktiv zur Genesung und ich bin gerade eigentlich wirklich dankbar für den aktuellen Stundenplan und die Lerngruppen und dass damit endlich mal etwas Ruhe in meinen Alltag kommen kann.

    Volles Deputat, ambulante Reha und dann noch eine (bezahlte) Zusatzaufgabe? Du solltest dir überlegen, was wichtiger ist: Gesundheit oder Karriere.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Vielen lieben Dank für eure Antworten, die mich wirklich beim Denkprozess unterstützt haben und mein Für-und-Wider ein wenig von der subjektiven Schiene weggeleitet haben.


    Fakt ist, dass ich diese Aufgabe wirklich (!) gerne übernehmen würde. Zum einen, weil sie mir Spaß machen würde, zum anderen aber gerade auch im dauerhaften Hinblick auf die Gesundheit:
    Ich unterrichte sehr, sehr gerne und ich glaub auch gar nicht so schlecht. Ich bereite gerne Unterricht vor, entwickele neue Ideen für den Unterricht und arbeite gerne mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Was ich so gar nicht mag sind Korrekturen, Konferenzen jeglicher Art, solche Arbeitsgruppen, bei denen man im Vorfeld schon weiß, dass man für die Schublade arbeitet etc. Durch mein volles Deputat an einer Schule voller Teilzeitkräfte (und das ist jetzt überhaupt nicht (!) wertend gemeint) und ohne Kinder ist mein Stundenplan meist nicht der dollste. Viele Hohlstunden gepaart mit wenig räumlichen Möglichkeiten, um an der Schule was wegzuschaffen - wenn man nicht ohnehin zur Vertretung eingesetzt wird. Und ja: Das ist dem Personalrat schon bekannt; daher auch in diesem Jahr der wirklich gute Plan.
    Die Aufgabe ermöglicht mir weniger Lerngruppen und die damit verbundene Arbeit und durch die Ermäßigung bessere Stundenpläne. Sie beinhaltet einen eigenen Raum innerhalb der Schule und somit zumindest einen kleinen Rückzugsort. Denn ich merke tatsächlich, dass ich älter werde :) … die Lärmbelastung im Unterricht und die enge zeitliche Taktung empfinde ich mit jedem Jahr als stressiger.
    Ich "brauche" also auf Dauer Entlastungsstunden und diese Möglichkeit wäre wie gesagt die einzige, die ich auch gerne (und gut) ausfüllen könnte; klar, ich kann mich auch noch auf 'nen anderen Job bewerben, aber der würd' mich dann wahrscheinlich nerven und dann hätte ich den Faktor "stressig, weil Unlust".


    Ganz wichtig war der Hinweis auf die Möglichkeit der Teilung; das werde ich als erstes bei der Schulleitung ansprechen; das wäre optimal.



    Auf eines würde ich allerdings drängen, nämlich, dass dir die fünf Stunden auf Bugwelle geschrieben werden (oder zumindest ein Teil davon) und nicht ausbezahlt, da hast du viel weniger davon als durch Freizeitausgleich, zumal da die ganzen Steuern, ... abgehen!

    Bugwelle wäre super, denn du hast sehr recht mit dem Freizeitausgleich. Ich meine allerdings, dass das in BW nicht mehr geht?! Ist aber nur vom Hörensagen; ich stand bis jetzt nicht vor dem Problem. Hat da vielleicht jemand genauere Info?


    LG Dora

  • Hallo,
    ich kenne mich zwar mit den Entlastungsmöglichkeiten in Deinem Bundesland nicht aus, wollte aber noch kurz etwas zu meiner eigenen Erfahrung mit Zusatzaufgaben schreiben.
    1. Meistens lassen sie sich mit Geld/Zeit nicht "aufwiegen" - fast alle FunktionsstelleninhaberInnen, die ich kenne, arbeiten überproportional mehr.
    2. Je nachdem, worum es bei der Aufgabe genau geht, bekommt man evtl. mehr zeitliche Flexibilität, da man weniger feste Unterrichtszeiten hat. Andererseits muss man auch wiederum häufig sehr flexibel sein und Anderen zur Verfügung stehen, wenn Bedarf ist, so dass sich entspannte Phasen mit sehr anstrengenden abwechseln können. Da Du von gesundheitlichen Problemen schreibst, würde ich vorher genau hinsehen, wie sich diese Schwankungen konkret auswirken könnten.
    3. Wenn Dir dann allerdings diese Aufgabe immer noch für Dich gemacht erscheint und Du sie mittel-und langfristig als Perspektive siehst, würde ich an Deiner Stelle auch zugreifen. Denn, wie einige VorschreiberInnen schon feststellten, der/die kommissarische Stelleninhaber/-in hat meistens die besten Chancen bei der offziellen Ausschreibung.
    4. Dass man mit kommissarischen Übernahmen und Wartezeiten hingehalten wird, ist leider an vielen Stellen normal. Ich bin immer noch in einer Bewährungsphase für eine vor einem halben Jahr zugesagte Funktionsstelle, die ich seit 3 Jahren kommissarisch mache. SchulleiterInnen warten manchmal jahrelang auf die offizielle Zusage. Politisch nicht okay - aber sich deshalb rausziehen und sich jemanden vor die Nase setzen lassen, der vllt. die entsprechende Beförderungsstufe schon hat und woanders weggelobt wurde?
    5. Trotz allem: Ich hab' Ja gesagt, trotz zunächst geringem Stundenausgleich - und es nicht bereut.
    Viel Erfolg bei der Entscheidung
    t-t.

  • Hallo Dora,
    du hast recht, "einfach so" kann man keine Bugwelle (mehr) machen, aber bei dir läge ja ein besonderer Fall vor. Wir hatten in ähnlichen Fällen beim RP immer Erfolg und sie kamen uns da stets entgegen.
    Gruß!

  • Traumjob-teacher schrieb zum Thema Zusatzaufgaben: "1. Meistens lassen sie sich mit Geld/Zeit nicht "aufwiegen" - fast alle FunktionsstelleninhaberInnen, die ich kenne, arbeiten überproportional mehr."


    Weshalb manch einer auch von einem "Schmerzensgeld" spricht, welches man monatlich überwiesen bekommt...

  • Vielen Dank euch allen!


    Es läuft jetzt auf die Teilung der Aufgabe hinaus … nicht nur provisorisch, sondern dauerhaft. Mit dem betreffenden Kollegen kann ich erfahrungsgemäß gut zusammenarbeiten, auch arbeitsökonomisch. Das sollte also gut zu wuppen sein und sich dennoch rechnen.


    Liebe Grüße
    Dora

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