"Ich habe meine Hausaufgaben nicht gemacht, weil ich es nicht mehr geschafft habe" 5. Klasse

  • Ich sehe das so wie Meike: Lerngelegenheiten werden angenommen, wenn die Lerner einen Sinn dahinter sehen. Nota bene! Die Kompetenz, einen Sinn hinter Lerngelegenheiten zu sehen, ist ebenfalls etwas, was gelernt werden muss. Auch da ist Lernen eine Aufgabe, die für den Lehrer das geduldige Bohren dicker Bretter bedeutet, vor allem, weil der geheime Lernplan der Schule das Lernziel "Ich muss irgendwas machen, damit ich keine schlechte Note bekomme" vorgibt.


    Es ist nicht didaktisch trivial, Einsicht in die Sinnhaftigkeit des Arbeitens bei den Lernern zu erzeugen. Vor allem funktioniert das nicht über das konjunktivische Denken à la "das ist doch klar, die müssten doch begreifen..." etc. Wie immer beim erfolgreichen Lehren ist das in erster Linie eine Frage der Kommunikation zwischen Lehrer und Lerngruppe.


    Bei meinen Lernern ist eine wichtige Komponente, dass ich mir in der schulischen Arbeit selbst "Hausaufgaben" aufgebe, bei denen sie erkennen, dass ich bestimmte Dinge erarbeite und tue, um ihren Lernfortschritt auch flexibel nach Bedarf zu fördern.


    Das will ich jetzt nicht als utopisches Kochrezept verstehen, mit dem per Fingerschnipps fleißige Lerner produziert werden! Wie gesagt, das Bohren dicker Bretter und so. Worauf es pädagogisch langfristig, und damit meine ich mehrer Schuljahre!, ankommt, ist dass bei den Schülern die Vorstellung verankert wird, dass Lernen und Arbeiten einen intrinischen Wert hat. Das wird nicht bei allen gelingen, aber bei vielen. Und das ist dann der Bildungsfortschritt.

    • Offizieller Beitrag

    Lerngelegenheiten werden angenommen, wenn die Lerner einen Sinn dahinter sehen. Nota bene!

    in der Theorie ja. Bei älteren Schülern vielleicht auch.


    Wir haben an der Schule ab Klasse 5 ein ausgefeiltes Lernkonzept, das auf Zielvorgaben, Einsicht und Selbstreflexion basiert. In den 3 Hauptfächern fallen deshalb keine HA an (Ausnahme: Vokabeln in Englisch)


    Spätestens ab Kl. 6 aber missverstehen die meisten Schüler das Konzept: für sie ist es eine Aufforderung, nichts zu tun. Sich nicht zu hinterfragen. Nicht ehrlich an den Defiziten zu arbeiten, weil nicht arbeiten bequemer ist. Und noch ärgerlicher: sie meinen, an einer Schule zu sein, die generell keine HA aufgibt. Was so nicht stimmt, sich aber als Gerücht hartnäckig hält.
    Am Ende von Klasse 6 spätestens tauchen die Probleme auf: die Übung fehlt, die Einsicht, dass mit Schulschluss noch kein Ende des Schultages eingeläutet ist, fehlt auch.
    Vielleicht liegts am Alter.
    Denn in Kl.7 wird es nicht besser mit der Einsichtsfähigkeit und der Umsetzung guter Vorsätze.
    Ach so, nicht dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht: 2x im Jahr führen Lehrer mit Schülern und Eltern Gespräche über die Lernentwicklung. Abgesehen von all den vielen Gelegenheiten, bei denen die Lehrer zwischendurch das Gespräch mit den Eltern erbitten. Die Schüler werden mit der Einischt in ihre Defizite also nicht allein gelassen....

  • In der Oberstufe bei Wollsocken sind die Schüler im 11.Schuljahr, also um die 16 Jahre alt (man möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege) und haben schon Jahre Schule hinter sich.

    Ja ... und sie sind gross und haben eine eigene Meinung. Das "Problem" bei Oberstufenschülern ist, dass sie ganz konkrete Interessen haben und man ihnen SEHR gut verkaufen muss, warum sie was jetzt genau gerade tun sollen. Die tun eben nicht mehr "einfach so", weil es so gehört und Mama und Papa es einem so beigebracht haben.



    Jedenfalls wird es weiterhin 10 min. dauern, wenn du 10 min. abwartest- ist auch logisch, überlege doch mal, wie es sich für die Kids anfühlt, wenn der Lehrer 10 min. lang vorne wartet/ gute Worte gibt/ rumdiskutiert. Kein Grund, schneller zu werden.

    Genau das meine ich. Noch meinen die es nicht böse aber es ist absolut verständlich, dass sie nicht in die Puschen kommen wenn sie keinen Grund dazu sehen. Die werden älter und fieser und irgendwann kommen sie bei so armen Knilchen wie mir an, denen sie dann erzählen "aber ... bei der Frau Aktenklammer haben wir das auch immer so gemacht, da war das kein Problem!" ;)



    "Auf den Kopf kacken" klingt ein bisschen böse, deine Schüler scheinen ja nicht frech zu sein in dem Sinne.

    Na, meine Schüler sind auch nicht frech und ich bin auch nicht böse. Ich kommuniziere nur relativ schnell - freundlich aber bestimmt - was mir nicht passt. Grosse wie kleine Kinder brauchen klare Strukturen, an die sich auch wirklich alle halten. Wie oft höre ich meine Jungs und Mädels sich beklagen, dass man bei Herrn und Frau xy sowieso machen kann was man will, es keine Regeln gibt, nie so recht klar ist, was als nächstes passiert und überhaupt ... Man tut ihnen wirklich keinen Gefallen, wenn man allzu gutmütig ist.



    Wenn man aber nachfragt, wie lange das Kind effektiv an den Hausaufgaben sitzt, wird schnell klar, dass nicht der Hausaufgabenumfang das Problem ist, sondern das Verhalten des Kindes, das am Schreibtisch sitzend den größten Teil der Zeit über entweder nichts oder anderes macht.

    Sowas interessiert mich im allgemeinen nicht. Ich nehme es zur Kenntnis, dass die SuS eben von zu Hause so ihre Gewohnheiten mitbringen aber seien wir ehrlich - das was zu Hause läuft, können wir in der Regel nicht ändern. Man kann in Einzelfällen mal versuchen ein Lerntagebuch zu führen oder sowas und schauen, ob es damit besser wird. Ansonsten gilt für mich - in meinem Schulzimmer bin ich die Chefin und da läuft es so, wie ich es mir vorstelle. Mit ein bisschen Glück stellt der Schüler irgendwann fest, ja, so ist es eigentlich nicht verkehrt, das könnte halbwegs erfolgreich enden.

  • Nichtsdestoweniger müssen wir uns mit dem neuen Erlass beschäftigen, der Hausaufgaben in dem Umfang im gebundenen Ganztag nicht mehr vorsieht, zumal eine ganze Reihe unserer Schüler aus verschiedenen Gründen nicht mehr fähig und/oder willens ist, regelmäßig Hausaufgaben zu machen.

    Mir rollt es ehrlich die Fussnägel hoch, wenn ich sowas lese. Ich weiss, dass es überhaupt nicht schlimm gemeint ist, aber ich empfinde es als absolut schlimm sich in dem Zusammenhang auf gesetzliche Vorgaben und Erlasse zu berufen. Der genormte Schüler hat also soundso viel an Hausaufgaben zu leisten um dem Erlass gerecht zu werden. Wenn er nicht leistet, ist er nicht willens. Mensch, wir haben es doch früher auch geschafft, oder? Aber früher waren die Zeiten andere. Unser Kinder und Jugendliche sind nicht dümmer, nicht fauler nicht weniger willens als wir es waren. Sie leben nur einfach in einer anderen Zeit und wir sollten unsere althergebrachten Vorstellungen dem endlich mal anpassen. Die angeblich fehlenden Lernzeiten, von denen hier schon mehrfach geschrieben wurde, die könnten wir schon irgendwo finden, wenn wir einfach mal ernsthaft unsere Unterrichtsinhalte überdenken würden. Ich finde weiterhin dass meine SuS genug lernen. Auch ohne Hausaufgaben.

  • Liebe Aktenklammer,


    meine Schüler sind zwar schon groß, meine Kinder sind aber in eben jenem Alter, darum hier meine Erfahrungen aus Elternsicht.


    Thema Hausi:
    Hausaufgaben müssen m.E. nach sein - für die Übung (M, D), fürs Vokabular (Sprachen). Und das wissen die kids auch. Viele Möglichkeiten sind dir schon angeboten worden, meine Kinder reagieren auf das klassische Strichlistensystem - bei 2 Strichen für nicht gemachte Hausi (Ausnahmen: Krankheit) gibt es eine Nachricht an die Eltern, bei 4 nicht gemachten Nachsitzen, ect.
    Das setzt meine kids ganz nett unter Druck und so erscheint keiner mit nicht gemachten Aufgaben. Natürlich können die auch fehlerhaft sein, aber dafür ist die Kontrolle in der Klasse da.


    Selbstorganisation:
    Ich denke, dass ist für viele Kinder (auch die fachlich fitten) das Hauptproblem. Hier gibt es mehrere Ansätze - entweder du lässt die Kinder selber draufkommen und ab sofort gibt es für Zu-spät-kommen Klassenbucheinträge und wieder ein entsprechendes Konsequenzregister (2 Einträge Nachsitzen, 3 Einträge Elterngespräch etc.) oder du kannst noch einmal Zeit erübrigen und übst eine ganze Stunde Sachen räumen - in Gruppen, gegeneinander und leise, in dem Alter ist eine Tüte Gummibären noch ein echter Anreiz. In 45 Minuten wird die Spitzengruppe es bestimmt 7-8 mal schaffen, das ganze Zeug hin- und herzuräumen und auch die Schwächeren müssten dann Übung haben.
    Ich denke, dass bei so jungen SekI-SuS die Mischung aus gemeinsam Üben und Konsequenzen meine Wahl wäre. Also klassisch Zuckerbrot und Peitsche. Und natürlich Lob, Lob, Lob wenn es denn endlich klappt.



    Ich wünsch dir gute Nerven.

  • Mir rollt es ehrlich die Fussnägel hoch, wenn ich sowas lese. Ich weiss, dass es überhaupt nicht schlimm gemeint ist, aber ich empfinde es als absolut schlimm sich in dem Zusammenhang auf gesetzliche Vorgaben und Erlasse zu berufen. Der genormte Schüler hat also soundso viel an Hausaufgaben zu leisten um dem Erlass gerecht zu werden. Wenn er nicht leistet, ist er nicht willens. Mensch, wir haben es doch früher auch geschafft, oder? Aber früher waren die Zeiten andere. Unser Kinder und Jugendliche sind nicht dümmer, nicht fauler nicht weniger willens als wir es waren. Sie leben nur einfach in einer anderen Zeit und wir sollten unsere althergebrachten Vorstellungen dem endlich mal anpassen. Die angeblich fehlenden Lernzeiten, von denen hier schon mehrfach geschrieben wurde, die könnten wir schon irgendwo finden, wenn wir einfach mal ernsthaft unsere Unterrichtsinhalte überdenken würden. Ich finde weiterhin dass meine SuS genug lernen. Auch ohne Hausaufgaben.

    Ich verstehe Deinen Beitrag nicht. Der neue Erlass besagt doch eben, dass es Hausaufgaben an gebundenen Ganztagsschulen NICHT mehr geben sollte.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • ... und aus dem Satz danach geht hervor, dass Du das persönlich für nur mässig sinnvoll erachtest. Korrigiere mich, wenn ich mich irre.

  • Ich weiß es nicht. Ich habe mit Schule ohne Hausaufgaben schlicht keine Erfahrung.
    Und wir wissen tatsächlich derzeit noch nicht, woher die Lernzeiten kommen sollen. Die müssten dann ja die Fächer abgeben. Wir sind da derzeit quasi in einer Selbstfindungsphase ...

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Nein, die musst Du selbst in Deinen Unterricht integrieren indem Du Inhalte streichst. Das geht, davon bin ich überzeugt. ;) Wir sind gerade mit einer Aufstockung der Stunden gesegnet worden und soll ich Dir was sagen, die Inhalte bleiben exakt die gleichen. Wir wollen unseren SuS die Zeit geben, diese vielleicht auch endlich mal zu verstehen. Aber frage nicht, wie die Mathe- und Französisch-Kollegen heulen, die mussten Stunden dafür abgeben ;)

  • Selbstständig darf ich keine Inhalte streichen. Wir haben Hauscurricula, an die wir gebunden sind, dazu noch Jahrgangsteams, die eng zusammenarbeiten. Wir arbeiten aber gerade an einem Schulkonzept, das mehr Freiarbeitsstunden vorsieht.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Tja ... das ist eben der Nachteil am System. Ich kann. :) Das Fazit bleibt für mich trotzdem: Hausaufgaben werden überschätzt und es geht auch ohne, wenn man Lehrinhalte überdenkt.

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