Benotung bei Teilnahme eines muslimischen Kindes am Religionsunterricht

  • Eine Frage, a. zu den Verfahrensweisen an eurer Schule und b. zu eurer Meinung.
    In muslimischer Schüler aus meiner Klasse nimmt am evangelischen Religionsunterricht teil. Auf meine Frage bei der Kollegin, ob es sich am Unterricht beteilige, kam die Antwort, dass er bisher eher sehr still sei. Er wird, so die Kollegin, "natürlich" auch benotet.


    Ich fragte mich dann, 1) ob dem Jungen das so klar ist und b) ob er nicht vielleicht das Gefühl hat, sich nicht beteiligen zu 'dürfen', da es ja die 'falsche' Religion ist. Deswegen würde mich generell interessieren, ob an euren Schulen auch immer benotet wird. An sich finde ich es nämlich auch ganz gut, dass er bzw. seine Eltern sich für die andere Religion 'öffnen' (Eine Diskussion, ob Religionsunterricht in die Schule gehört, bitte jetzt nicht ;-)!)

  • Ganz unabhängig vom Fach und vom jeweiligen Schüler handhabe ich es so, dass ich SuS, die sehr still sind zur mündlichen Mitarbeit ermutige und ihnen unterschiedliche Gelegenheiten gebe, sich zu beteiligen. Einem Schüler von dem ich nie etwas höre, kann ich keine mdl Note geben... Und eine mdl Note muss nunmal festgestellt werden.


    Erst wenn ich dem Schüler mehrfach die Gelegenheit gegeben habe und er sich weigert, Beiträge zu bringen, dann resultiert das bei mir in einer schlechten mdl Note.


    Weiterhin zählt bei mir Qualität statt Quantität.

    • Offizieller Beitrag

    Wer am Unterricht teilnimmt, d.h. wer angemeldet ist, wird natürlich auch bewertet. So wie alle anderen Schüler auch.
    Im Religionsunterricht kann man genauso bewerten wie z.B. im Fach Geschichte. Dutestest ja nicht den Grad der Frömmigkeit ;)


    Bei sehr stillen Kindern handhabe ich es so wie Mrs.Pace, mit einem Unterschied: wer nie von sich aus das Wort ergreifen will, d.h. wer sich nie meldet, kann mündlich keine 1 bekommen.
    Ansonsten gibt es ja mehrere Methoden, zu einer mündlichen Note zu kommen: durch Präsentationen, Gruppenarbeit, Partnerarbeit u.a.m; das alles fließt in die mündliche Note ein.


    Versteht dein muslimisches Kind Deutsch? Kann er es sprechen?

  • Wer am Unterricht teilnimmt, d.h. wer angemeldet ist, wird natürlich auch bewertet. So wie alle anderen Schüler auch.
    Im Religionsunterricht kann man genauso bewerten wie z.B. im Fach Geschichte. Dutestest ja nicht den Grad der Frömmigkeit ;)


    Bei sehr stillen Kindern handhabe ich es so wie Mrs.Pace, mit einem Unterschied: wer nie von sich aus das Wort ergreifen will, d.h. wer sich nie meldet, kann mündlich keine 1 bekommen.
    Ansonsten gibt es ja mehrere Methoden, zu einer mündlichen Note zu kommen: durch Präsentationen, Gruppenarbeit, Partnerarbeit u.a.m; das alles fließt in die mündliche Note ein.


    Versteht dein muslimisches Kind Deutsch? Kann er es sprechen?

    Das stimmt, für eine 1 erwarte ich schon auch, dass sich der Schüler regelmäßig selbständig am Unterricht beteiligt. Aber eine 2 ist auch bei seltenen aber inhaltlich wertvollen Beiträgen drin. :)

  • Versteht dein muslimisches Kind Deutsch? Kann er es sprechen?

    Ja, er ist glaube ich hier aufgewachsen und spricht einwandfrei Deutsch, ist in Deutsch auch sehr rege.
    Ich weiß ja auch nicht, warum er dort so still ist. Ich habe mich nur gefragt, ob er vielleicht ein 'schlechtes Gewissen' hätte, wenn er sich im Reli-Unterricht sehr aktiv zeigen würde. Vielleicht ist er 'einfach so' still.

  • Ja, er ist glaube ich hier aufgewachsen und spricht einwandfrei Deutsch, ist in Deutsch auch sehr rege.Ich weiß ja auch nicht, warum er dort so still ist. Ich habe mich nur gefragt, ob er vielleicht ein 'schlechtes Gewissen' hätte, wenn er sich im Reli-Unterricht sehr aktiv zeigen würde. Vielleicht ist er 'einfach so' still.

    Wie lange ist der Schüler denn schon im evangelischen Reli-Unterricht? Vllt liegt es auch daran, dass ihm schlicht und ergreifend Vorwissen fehlt und er deshalb nicht so gut mit kommt. War er vorher in Ethik?

  • Die Eltern können das Kind vom Reliunterricht abmelden und das Kind muss ab dem 10. LJ befragt werden, ab 12 muss es zustimmen. So stehts zumindest bei Wikipedia ;)
    Wenn es denn teilnimmt wird es genauso bewertet, wie alle anderen auch.



    Habt ihr kein Ethik parallel?

  • Nein, in der 5. Klasse haben wir nur Religionsunterricht. Die Schüler, die nicht daran teilnehmen, können entweder später zur Schule kommen oder früher nach Hause gehen, da der Unterricht in Randstunden liegt. Wenn ein Kind nicht zuhause betreut werden kann und nicht am Religions-Unterricht teilnimmt, geht es in eine andere Lerngruppe.
    Ich habe ihn noch nicht gefragt; das Gespräch über ihn ergab sich am Freitag nach dem Unterricht zufällig und ich fragte mich, ob es Gründe für sein Schweigen gibt bzw. ob immer benotet wird.

  • Erst wenn ich dem Schüler mehrfach die Gelegenheit gegeben habe und er sich weigert, Beiträge zu bringen, dann resultiert das bei mir in einer schlechten mdl Note.

    Viele "Stille" sind nicht deshalb so still, weil sie faul oder unwissend sind, sondern weil sie sehr schüchtern und introvertiert sind. Deshalb melden sie sich nie, obwohl sie vieles wissen. Und wenn sie dann ganz plötzlich und unerwartet vom Lehrer drangenommen werden, sind sie oft so perplex, dass sie gerade dann nichts passendes sagen können.


    Ich mache es generell immer so, dass ich den "Stillen" ihre Stille im Unterricht nicht zum Nachteil in der Zeugnisnote gereichen lasse.

  • Viele "Stille" sind nicht deshalb so still, weil sie faul oder unwissend sind, sondern weil sie sehr schüchtern und introvertiert sind. Deshalb melden sie sich nie, obwohl sie vieles wissen. Und wenn sie dann ganz plötzlich und unerwartet vom Lehrer drangenommen werden, sind sie oft so perplex, dass sie gerade dann nichts passendes sagen können.
    Ich mache es generell immer so, dass ich den "Stillen" ihre Stille im Unterricht nicht zum Nachteil in der Zeugnisnote gereichen lasse.

    Habe ich irgendwo geschrieben, dass ich sie "plötzlich" oder "unerwartet" dran nehme? Ich denke nicht...


    Laut NV ist eine mdl Note zu erteilen. Wenn ich von einem Schüler nie was höre, kann ich das nicht tun. Also muss ich Mittel und Wege finden, dem Schüler zumindest einen mündlichen Beitrag "abzuringen" und wenn es etwas vorlesen ist...

  • Habe ich irgendwo geschrieben, dass ich sie "plötzlich" oder "unerwartet" dran nehme? Ich denke nicht...
    Laut NV ist eine mdl Note zu erteilen. Wenn ich von einem Schüler nie was höre, kann ich das nicht tun. Also muss ich Mittel und Wege finden, dem Schüler zumindest einen mündlichen Beitrag "abzuringen" und wenn es etwas vorlesen ist...

    Ich mache es dann immer so, dass ich die "Stillen" in Ruhe lasse und die mündliche Note später einfach den schriftlichen Noten angleiche.

  • Gröööhl :rofl: :rofl: :rofl:
    you made my day

    Wie machst Du das denn?


    Ich habe in jeder Klasse einige Schüler, die sehr still und introvertiert sind. Die melden sich nie von allein. Und wenn ich sie dran nehme, werden sie rot und stammeln. Es ist ihnen offensichtlich sehr unangenehm. Ich weiss aber, dass es sehr fleissige und gute Schüler sind.


    In einem Fach wie Religion gibt es aber auch genügend Möglichkeiten schriftliche Leistungen einzufordern. Ich lasse angekündigte Tests schreiben, sammle schriftliche Hausaufgaben ein, bewerte die Heftführung und biete den Schülern ausserdem an kleine Hausarbeit zu einem vorher mit mir besprochenen Thema anzufertigen, die ich dann benote.


    Für die stillen Schüler mache ich diese schriftlichen Leistungen schliesslich auch zur Endnote im Zeugnis.

  • Genau die Dinge, die du aufzählst, werden bewertet. Und außerdem auch die nicht vorhandene Eigeninitiative. Alles wird angemessen gewichtet, daraus ergibt sich eine Endnote.


    Wie gehst du in folgendem Fall vor: Schüler schneiden in den von dir genannten Bereichen gut ab. Einer von beiden sagt im Unterricht keinen Ton. Der andere Schüler beteiligt sich regelmäßig und gut im Unterricht. Letzterer fühlt sich möglicherweise ungerecht behandelt, weil beide gut bewertet werden. Und er hat Recht. Was sagst du dem? Waren seine mündlichen Beiträge egal?

  • Wie gehst du in folgendem Fall vor: Schüler schneiden in den von dir genannten Bereichen gut ab. Einer von beiden sagt im Unterricht keinen Ton. Der andere Schüler beteiligt sich regelmäßig und gut im Unterricht. Letzterer fühlt sich möglicherweise ungerecht behandelt, weil beide gut bewertet werden. Und er hat Recht. Was sagst du dem? Waren seine mündlichen Beiträge egal?

    Nein, ich belohne eine gute Mitarbeit, aber ich bestrafe keine Stille.


    Beispiel:


    Ein Schüler steht schriftlich auf 2+. Seine mündliche Mitarbeit ist qualitativ sehr gut. Ich belohne seine sehr gute Mitarbeit und gebe ihm im Zeugnis dann auch eine 1.


    Ein anderer Schüler steht schriftlich auch auf 2+. Er beteiligt sich aber nie am Unterricht. Also bleibt es für mich bei einer 2 im Zeugnis. Die schriftliche Leistung ist dann für mich maßgeblich.

  • Die Frage, warum sich jemand gut beteiligen soll, wenn er in Tests etc. gut abschneidet, bleibt offen.
    Bin ich in den Tests gut, bekomme ich eine 2 auf dem Zeugnis. Egal, ob ich mich z.B. an Diskussionen beteilige oder nicht.


    Ich habe in jeder Klasse ein paar solche Schüler. Perfekte Heftführung, sehr fleißig, Hausaufgaben immer sorgfältigst gemacht, Tests immer gut bis sehr gut, immer aufmerksam im Unterricht. Ich weiss genau, dass das super Schüler sind, die wirklich den Stoff verstanden haben.


    Warum sollte ich denen die Zeugnisnote versauen, nur weil sie vom Charakter einfach sehr introvertiert sind und sich deshalb nicht an Diskussionen beteiligen?

    • Offizieller Beitrag

    das hat nichts mit Charakter zu tun.


    Und schon gar nicht mit "Note versauen". Wenn, dann versauen sie sich die Note selbst.


    Wer ruhiger ist, muss ja nicht die mündliche Mitarbeit verweigern. Du kannst die von den Schülern auch einfordern, musst es sogar in manchen BL.
    Mit deiner Argumentation könnte man auch sagen:
    wer keinen analytisch-mathematisch ausgerichteten Charakter hat, wieso soll ich den mit einer schlechten Note in Mathe bestrafen, wo er doch so eine schöne Heftführung vorweist?


    Schulunterricht ist keine Univorlesung, bei der Schüler reine Rezipienten sind.


    Im Übrigen frage ich mich -schon seit Jahren-, wieso Heftführung ein Indiz für das Qualitätsmerkmal "guter Schüler" sein soll. Hefte sind das Arbeitsmittel der Schüler. Wie sie im Einzelnen aussehen, ist eine Frage des Fleißes, der Handschrift, mitunter des Ausschmückens. In meinen Augen ist das allerdings kein Kriterium für einen guten oder schlechten Schüler. Die Schüler sollen wissen, was drinsteht und es im Zweifelsfall wiederfinden. Buchgestaltung gehört -vll -ins Fach Kunst oder Werken.

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