An Privatschulen ohne Ref in Thüringen unterrichten?

  • Hallo,


    erstmal zu meiner Situation.
    Ich habe mein Studium im Lehramt Grundschule mit dem Master letztes Jahr im März abgeschlossen und im August das Referendariat begonnen, musste allerdings Ende Oktober in den Mutterschutz und befinde mich momentan noch in Elternzeit. Ich wollte dann Mitte Januar weitermachen. Allerdings muss mir eine neue Ausbildungsschule zugewiesen werden, da diese meine Ausbildung im Fach Musik nicht absichern kann. Nun bin ich am Überlegen, ob ich das Referendariat überhaupt wieder aufnehme oder mir so eine Stelle suche. Ich würde gern an einer Privatschule arbeiten. Hat jemand Erfahrungen, ob meine Qualifikation da reicht, da ich ja nur das erste Staatsexamen habe?


    Vielen Dank schon mal :)

    • Offizieller Beitrag

    vielleicht ist das je nach Träger unterschiedlich, aber ich kann es mir aus eigener Erfahrung (Gymn. kirchliche Trägerschaft, staatlich anerkannt) kaum vorstellen.
    Warum auch? Es gibt genügend Bewerber mit beiden Examina.


    Vll gibt es ja irgendwelche Nischenschulen, die mehr Wert auf eigene interne Aus- und Fortbildungen legen. Da müsstest du dich mal schlau fragen.


    Ich würde dir immer raten, das Ref zu machen. Es ist ja nun nicht so, dass das so völlig sinnfrei wäre. Und für dich immer die bessere Option ;)

  • un bin ich am Überlegen, ob ich das Referendariat überhaupt wieder aufnehme oder mir so eine Stelle suche. Ich würde gern an einer Privatschule arbeiten.


    zu a) Warum willst du es nicht wieder aufnehmen?


    zu b) Warum willst du gerne an einer Privatschule arbeiten? Irgendwie bestätigt sich bei mir generell der Eindruck, dass an Privatschulen nur "gescheiterte" Lehrer arbeiten.

  • Ich möchte gern noch Zeit für meine Tochter haben. Diesen Leistungsdruck im Ref finde ich schrecklich. Das ganze Leben geht es nur darum Leistung zu zeigen. Ich will nicht nur für meinen Beruf leben, sondern auch Zeit für meine Familie haben.
    In meinem Wohnort gibt es eine tolle kleine Privatschule. Die Lernatmosphäre und saß Arbeitsklima ist einzigartig. Es sind alle so freundlich und es ist nicht so hektisch. Ich finde es schade, dass Sir denken, dass dort nur gescheiterte Existenz arbeiten. Privatschulen geben eben auch anderen die Chance sich zu beweisen und trotzdem ein guter Lehrer zu sein. Es kommt nicht immer auf die Noten an (davon abgesehen habe ich mein Studium sehr gut abgeschlossen).

  • Ich rate dir auch, das Referendariat zu machen. Momentan sieht deine Situation mit der schönen kleinen Privatschule vor der Tür vielleicht gut aus, aber irgendwann schließt sie vielleicht, oder ihr zieht um - und wenn ihr dann keine idyllische Privatschule mehr vor der Tür habt, kannst du ggf. große Probleme bekommen.


    Ich habe eine Freundin, die Gesang und Gesangspädagogik studiert (nicht Lehramt!), und in einer Großstadt in NRW an gleich 2 Privatschulen Musikunterricht erteilt. Wenigstens hier geht es also sicher, sogar ohne erstes Staatsexamen und in einer sehr beliebten Stadt.


    Solltest du fest entschlossen sein, das Referendariat nicht noch einmal aufzunehmen, wäre es wohl der einfachste Weg eine Initiativbewerbung an die Schule zu schicken und in diesem Zuge den Schulleiter selbst zu fragen, ob er dich einstellen würde und dürfte.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Ich möchte gern noch Zeit für meine Tochter haben. Diesen Leistungsdruck im Ref finde ich schrecklich. Das ganze Leben geht es nur darum Leistung zu zeigen. Ich will nicht nur für meinen Beruf leben, sondern auch Zeit für meine Familie haben.


    Du warst 2-3 Monate im Referendariat, sorry, aber wenn du da schon von einem "schrecklichen Leistungsdruck" redest, dann bist du vermutlich eher gar nicht für die Arbeitswelt geeignet. Wenn du Zeit für deine Familie haben willst, wäre natürlich Hausfrau und Mutter vielleicht ein gutes Ziel.


    An Privatschulen finden sich meiner Erfahrung nach folgende Lehrerpersönlichkeiten:


    a) Die Esoteriker/Ideologen (Montessori, Waldorf usw.)
    b) Die mit ungeeigneten Fächern, abgebrochenem Ref, superschlecht abgeschlossenem Ref, die die ihre Probezeit als Beamter nicht geschafft haben.



    Wieso sollte man sonst dort an diese Schulen gehen? Da man in der Regel kein Beamter wird, ist man meistens deutlich schlechter bezahlt (das mag von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein, aber die meisten verbeamten ja noch).

    • Offizieller Beitrag

    ich arbeite in einem BL, das nicht verbeamtet. Und ich arbeite an einer "schönen kleinen" Privatschule, die nur Absolventen mit gutem 2.Staatsexamen nimmt. Kein Mensch käme auf die Idee, dass bei uns Leute mit schlechtem oder gar nicht vorhandenem 2.Examen eingestellt würden. Die haben bei einer Bewerbung keine Chance.


    Es ist dort ein tolles Arbeiten, ich bin ausgesprochen gerne dort. Trotzdem gibt es wie an jeder staatlichen Schule sehr stressige Zeiten, Unmengen an Besprechungen, und -Privatschule eben!- Zusatzveranstaltungen, die automatisch und laut Arbeitsvertrag mit zum Deputat gehören.


    Vermutlich kann man Privatschulen genauso wenig in einen Topf werfen wie staatliche Schulen. Aber der Blick von Lehrerseite sieht eben oft bei beiden anders aus als von außen, besonders was die Arbeitsbelastung angeht.

  • Ich habe damals nach der Lehre mein Abitur über eine private, staatlich anerkannte Ersatzschule in kirchlicher Trägerschaft nachgeholt.
    Die Ausstattung war top, das Kollegium war größtenteils in Ordnung, die Lernbedingungen waren angenehm und wir wurden sehr gut auf die zentralen Prüfungen vorbereitet.
    Nur die Gottesdienste waren nicht mein Ding, aber man ist sich ja im Vorfeld darüber bewusst, worauf man sich einlässt.
    Wenn sich jemand also für so eine Ersatzschule als Arbeitsort entscheidet und dafür eventuelle Gehaltseinbußen als Kirchbeamter oder Angestellter in Kauf nimmt, dann ist das für mich absolut nachvollziehbar. Die Vorteile in der Arbeitsqualität, Schülerschaft und Austattung wiegen das wieder auf. Da es sich bei der von mir beschriebenen Schule um eine staatl. anerkannte Ersatzschule handelt, ist das Ref jedoch absolute Mindestvoraussetzung, um überhaupt zu den Auswahlgesprächen eingeladen zu werden.
    Eure Familienplanung in allen Ehren, aber würdest du dir von einer Juristin eine Rechtsberatung einholen, die überhaupt nicht das Rechtsreferendariat absolviert hat, weil sie den Leistungsdruck schrecklich fand? Oder dich von einem Arzt behandeln lassen wollen, dem das PJ zu stressig war und der lieber privat auf dem Level eines Heilpraktikers herumdoktert? Ich auch nicht, deswegen mache das Ref.

  • Aber in NRW gehen idR eben nur o.g. Personenkreise an Privatschulen.

    Immer diese Verallgemeinerungen... <X Es gibt genügend Privatschulen in NRW, deren Kollegium wie an staatlichen Schulen aufgebaut ist, die wie staatliche Schulen auch ausbilden und identisch bezahlen. Eventuell mit kleineren Besonderheiten wie Gottesdienstbesuche, dass Religion bis zur Q2 als Fach verpflichtend zu belegen ist oder ähnliches - aber das weiß man - wie schon geschrieben - ja bevor man an diese Schule (als Schüler oder Lehrer) geht.
    Manchmal gibt es Ausnahmen, dass Lehrkräfte in speziellen Fächern wie Kunst oder Musik anders ausgebildet sind, das gibt es an staatlichen Schulen aber auch.

  • Ein Studienkollege von mir ist nach dem Ref auch an eine Privatschule. Schlicht und ergreifend deshalb, weil es für seine Fächerkombi sonst keinen Bedarf gab. Mittlerweile ist er sogar auch verbeamtet.


    Zu behaupten, an Privatschulen seien nur gescheiterte Lehrer, find ich schon arg dreist...


    Zum Thema: Ich würde den ganz herkömmlichen Weg wählen. Referendariat machen und dann entsprechend bewerben. Wobei es mir echt auch Sorgen macht, dass man in drei Monaten Ref schon Leistungsdruck verspürt hat. Das Ref ist nichts im Vergleich zum späteren Berufsalltag mit vollem Deputat.

  • Vielen Dank für eure ganzen Antworten!
    Das mit dem Leistungsdruck hätte ich anders schreiben sollen. Ich habe in den Monaten selbst noch keinen verspürt. Ich habe nur mit Lehrern und Referendare gesprochen, die es teilweise sehr schlimm fanden. Mir ist durchaus bewusst, dass ich genauso zu tun habe, aber es steht eben nicht so ein Druck dahinter. Und nur weil ich das so empfinde und gerne noch Zeit für meinen Mann und meine Tochter haben möchte heißt es nicht, dass ich Hausfrau und Mutter sein möchte! (finde ich schon echt unverschämt so etwas zu behaupten)
    Und eins noch nebenbei erwähnt, bei uns werden keine Grundschullehrer mehr verbeamtet und auch kaum andere, zudem verdient man in Thüringen als Lehrer an staatlichen Schulen nicht wirklich gut.
    Ich werde mich mal an der Schule bewerben und sehen, was dabei herauskommt.

  • ch habe nur mit Lehrern und Referendare gesprochen, die es teilweise sehr schlimm fanden.


    Und aus diesem Grund willst du den quasi wichtigsten Teil deiner Lehrerausbildung abbrechen? Wegen ein paar Horrorstorys die in jedem Lehrerzimmer erzählt werden?


    Da sollte sich das eigene professionelle Berufsethos doch schon sträuben.

  • Und nur weil ich das so empfinde und gerne noch Zeit für meinen Mann und meine Tochter haben möchte heißt es nicht, dass ich Hausfrau und Mutter sein möchte! (finde ich schon echt unverschämt so etwas zu behaupten)

    Das hat hier niemand mit einer Silbe behauptet, weswegen reagierst du so über? Weil du nicht zu hören bekommst hast was du eigentlich hören wolltest?
    Mache mit deinem Privatleben doch was du möchtest. Um LehrerIn im öffentlichen Schuldienst oder an den beschriebenen Ersatzschulen zu werden ist das zweite Staatsexamen Pflicht, oftmals verlangen bspw. private Montessori-Schulen beide Examen + Montessori-Diplom.


    Schaue stichprobenweise in die Stellenanzeigen, auch hier wollen die privaten Schulen das zweite Examen:
    http://www.vdpnord.de/stellena…elle-stellenangebote.html


    Ref oder ein anderer Job, Sonderbehandlungen gibt es nicht.

  • Ich möchte gern noch Zeit für meine Tochter haben. Diesen Leistungsdruck im Ref finde ich schrecklich. Das ganze Leben geht es nur darum Leistung zu zeigen. Ich will nicht nur für meinen Beruf leben, sondern auch Zeit für meine Familie haben.

    Aber das Referendariat dauert doch nur eine absehbare Zeit!


    Wenn du das 2. Staatsexamen in der Tasche hast hast du einfach (auf Jahre gesehen) viel mehr Möglichkeiten als ohne. Auch wenn du im Moment nicht davon Gebrauch machen musst.
    Und dann kannst du dir auch eher aussuchen wie viel Zeit du für den Job und wie viel du für die Familie dasein willst.

  • Ich reagiere nicht über. Ich habe lediglich gesagt, dass ich es unverschämt finde, weil es nicht berechtigt war, zumindest meiner Meinung nach.
    Ich höre mir gerne Meinungen von erfahrenen Leuten an, deswegen habe ich es hier geschrieben.
    Ich habe nur in anderen Foren schon oft gelesen, dass es auch anders geht. Deswegen fragte ich.
    Und das Berufsleben ist nicht alles. Ich habe ja kein Kind bekommen, um keine Zeit mit ihm verbringen zu können, weil ich nur darauf erpicht bin gute Noten im Ref zu bekommen. Ich bin mir wie gesagt bewusst, dass ich als Lehrer genauso viel zu tun habe, aber es herrscht nicht dieser immense Leistungsdruck. Vielleicht werde ich es auch erstmal versuchen und sehen wie es läuft.

  • Da gebe ich Ihnen Recht indi. Ich habe nur momentan auch Angst zu versagen bzw. nicht alles unter einen Hut zu bekommen.

  • aber das weiß man - wie schon geschrieben - ja bevor man an diese Schule (als Schüler oder Lehrer) geht.

    Kurz nach dem Ref war ich mit einer anderen Lehrerin zusammen, die selbst ihr Abi an einer Privatschule gemacht hat. Beinahe mit jedem Monat, den sie im schulischen Berufsalltag verbracht hat, ist ihr mehr bewusst geworden, dass an ihrer eigenen Schule wirklich hauptsächlich die gestrandeten Lehrer gelandet sind, ähnlich wie es Karl-Dieter beschrieben hat.
    Diese Erkenntnis kam nicht aus einer didaktisch-pädagogischen Ideologie heraus ("Die haben alle soooo schlechten Unterricht gemacht. Als Junglehrerin weiß ich es natürlich viiiiiiiiel besser!"), sonder daher, dass sie die Rahmenbedinugnen, die Hintergründe hinter den Vertragsarten und den Berufsalltag mehr und mehr durchschaut hat.


    Ich stimme deshalb Karl-Dieter zu. Allerdings muss man schon auch den Punkt 1 in seinem ersten Post lesen!

Werbung