Vertretungsunterricht ohne Lehrberechtigung

  • Hallo, falls hier schonmal ein ähnliches Thema war, seht es mir bitte nach. Ich habe nichts dergleichen gefunden oder nicht richtig geguckt ;).


    Also zu mir: Ich habe den Master der Biologie bald (hoffentlich) in der Tasche, die Masterarbeit ist abgegeben und nun kommt das große "Was nun?" Ich würde sehr gerne im pädagogischen Bereich bleiben (ich bin nebenher in der Zoopädagogik unterwegs) und denke, dass die Arbeit als Vertretungslehrer mir großen Spaß machen könnte. Zwar habe ich auch ne Zeit überlegt per Seiteneinstieg in den Lehrerberuf zu gehen, doch ist dies im Moment nicht meine Hauptmotivation. Darüber kann ich mir später immer noch Gedanken machen.


    Nun habe ich allerdings keine Erfahrung was die Vertretungsbeschäftigung angeht. Ich habe bereits das Internetportal VERENA kennengelernt und schaue dort nun immer nach Stellenausschreibungen. Natürlich habe ich Biologie als 1. Fach angegeben. Als 2. Fach habe ich Chemie mit angegeben (da ich dies in verschiedener Form, i.e. Anorganische Chemie, Organische Chemie, Biochemie, im Studium hatte). Ich nehme mal an, dass eine Bewerbung an eine Schule ganz anders abläuft und mir ist auch klar, dass solche Bewerber bevorzugt werden, die das Fach auf Lehramt studiert haben.


    Dennoch möchte ich es versuchen. Hat da jemand Erfahrung bzw. ist/war in der gleichen Situation wie ich? Kann man an den Schulen auch direkt fragen, ob Bedarf vorhanden ist? Was muss ich bei der Bewerbung beachten und gibts bestimmte zusätzliche Formulare?


    Ihr seht, ich habe da noch nicht viel Ahnung und hoffe, dass ihr mir weiterhelfen und auch Tipps auf ungestellte Fragen geben könnt.


    Ich danke euch schonmal :).


    LG Pasi

  • mir ist auch klar, dass solche Bewerber bevorzugt werden, die das Fach auf Lehramt studiert haben.


    Richtig, die müssen sogar bevorzugt werden. Jeder Bewerber mit dem 1. Staatsexamen oder 2. Staatsexamen kickt dich raus, auch wenn der was komplett anderes hat (Deutsch &Geschichte z.B.)


    Trotzdem ist in NRW in den Naturwissenschaften so ein Mangel, dass sich auf viele Vertretungsstellen niemand bewirbt. Wirst also daher gute Chancen haben, zumindest in der Sekundarstufe 1, also an Haupt- Real und Gesamtschulen. Bewerbungen bei Vertretungsstellen laufen meistens per E-Mail ab. Klassische Bewerbung sonst.

  • Danke für die schnelle Antwort =).


    Wie sieht das denn aus, wenn ich eine Stellenausschreibung habe, wo dann steht: 1. Fach Biologie 2. Fach Englisch 3. Fach beliebig.


    Bedeutet das dann, dass zwingend jemand gesucht wird, der sowohl Biologie als auch Englisch unterrichten kann? Oder hängt das ganz von der Schule bzw. den Begebenheiten ab?

  • Bei den beiden Fächern ist dann der größte Mangel. Zwingend heißt das nicht, wenn sich niemand mit den Fächern bewirbt, wird dann halt überlegt, ob sie die Stelle nicht besetzen oder jemand anders darein setzen.



    Du solltest aber auch gucken, wie du dir das generell vorstellst. Über den MINT-Bereich (sprich Bio/Chemie) hast du ggf. auch Chancen über den Seiteneinstieg reinzukommen, aber diese Tür können sie auch irgendwann wieder zu machen. Dauerhaft ist das mit Vertretungsstellen jedenfalls nichts!


    Würde dir empfehlen dir auch das hier durchzulesen: https://www.schulministerium.n…neinstiegBeruf/index.html

  • Ja der Seiteneinstieg wäre natürlich eine Option. Aber ich möchte mich da nicht kopflos reinstürzen, ohne zu wissen, ob der Beruf überhaupt etwas für mich ist. Deshalb denke ich, dass der Vertretungsunterricht ein guter Einstieg ist, um in den Beruf reinzuschnuppern. Außerdem kann ich so mir einige pädagogische Fertigkeiten aneignen, die für die Zoopädagogik auch von Vorteil sind.


    Dann für die Homepage. Ich werde mich auf jeden Fall weiter darin schlau machen!

  • Wenn du unterrichten willst, solltest du diese pädagogischen Fähigkeiten schon haben. Hast du denn überhaupt schon einmal unterrichtet und zumindest eine grobe Ahnung davon, wie man deine geplanten Unterrichtsfächer unterrichtet, damit die Schüler den Stoff verstehen (Fachdidaktik)? Um in den Beruf reinzuschnuppern machen die Lehramtstudenten Praktika und keinen Vertretungsunterricht.

  • Nein, ich habe noch nie in einer Schule unterrichtet. Aber ich denke, dass es immer das erste Mal ist.
    Ich möchte mich auch gar nicht in den Fertigkeiten eines Lehramtstudenten vergleichen. Sicher ist da mehr Basiswissen vorhanden, vor allem was die Fachdidaktik angeht. Daher ist es auch vollkommen legitim, dass solche mit entsprechender Eignung in der Bewerbung bevorzugt werden.
    Aber ich habe das fachliche Wissen, arbeite nebenher im zoopädagogischen Bereich und weiß, dass es mir Spaß machen wird. Ich möchte meine Fertigkeiten in der Vertretung ausbessern. Da diese nunmal befristet sind, und viele gehen kaum länger als einen Monat, kommt dies einem Praktikum schon recht nahe. Ich kenne eine Studienkollegin, die diesen Einstieg gewagt hat, auch ohne jegliche Lehrerfahrung. Sie hat sich später sogar dafür entschieden, den Seiteneinstieg zu wagen und ist nun seit einem Jahr verbeamtet.

    • Offizieller Beitrag

    du musst bedenken, dass bei einer Vetretungsstelle dir niemand über die Schulter schaut und dich auf Fehler aufmerksam macht. Du erfährst also keinerlei Korrektur. Allzuviel lernen wirst du dabei nicht wirklich, außer ein paar Erfahrungen sammeln.


    Warum hospitierst du nicht zuerst ?

  • Ja, das ist mir auch bewusst, dass ich da niemanden bei mir habe, der mir über die Schultern schaut. Das bedeutet für mich natürlich, dass ich mich umso mehr vorbereiten muss. Ich denke aber auch, dass es immer Möglichkeiten gibt, jemanden zu fragen (seien es Foren wie dieses hier oder die genannte Studienkollegin). Fehler werden passieren, aber daraus werde ich lernen. Von daher denke ich, dass ich nicht nur Erfahrungen sammeln werde.


    Genau. Wohnen und leben ist leider nicht ganz billig. Ich mache zwar nebenher auch Zooführungen, aber das ist immer eine Sache von Angebot und Nachfrage, ganz zu schweigen davon, dass ich im Monat über 16 Führungen machen müsste, um die nötigsten Ausgaben zu decken. Das ist nicht möglich. Daher werde ich ins kalte Wasser springen müssen.
    Andere haben den kalten Sprung auch schon geschafft.


    PS: Nochmals danke für all eure Antworten :).

  • Auch Kritik ist erwünscht ;). Auf alles vorbereiten kann man sich sowieso nicht. Ich denke einfach, dass man sich dann soweit vorbereiten muss, dass man zumindest einen Unterricht führen kann.

    • Offizieller Beitrag

    wieso werde ich grade das Gefühl nicht los, dass sich hier jemand falsche Vorstellungen von den Ansprüchen an (guten) Unterricht macht??


    Bei meinem Friseur gab es vor Jahren mal ein Schild im Fenster: "Was Friseure können, können nur Friseure."


    Und das soll für Lehrer nicht gelten?


    Nur so als Denkanstoß....

  • Danke für den Denkanstoß... dann versuche ich das mal weiterzudenken. Wenn ich an meine Schulzeit und an die Vertretungslehrer zurückdenke, dann bestand der Vertretungsunterricht meist aus Galgenmännchen an der Tafel oder aus anderen Spielen. Was an sich nicht schlimm war, es hat die Schüler aufgetaut und locker gemacht. Aber das war alles, nur kein Unterricht.


    Wenn ich nun an meine eigene Motivation denke, dann möchte ich guten Unterricht machen und die richtigen Lehrer so gut wie möglich vertreten. Aber den Anspruch genau das zu bieten, was die Fachlehrer bieten können, habe ich gar nicht. Das wäre auch absolut vermessen. Aber ich wäre nunmal "nur" Vertretungslehrer und wenn man nunmal diese Tätigkeit ausüben möchte, dann muss man irgendwann bei Null anfangen - ob nun in einer Hospitation oder als Vertretungslehrer. Natürlich wäre es einfacher und vermutlich auch sanfter, wenn ich erst eine oder mehrere Hospitationen machen würde. Aber ich habe keine andere Möglichkeit als Geld zu verdienen.
    Gott sei Dank gibt es verschiedene Wege um in einen Beruf (ob nun Friseur oder Lehrer) zu kommen oder in diesen hineinzuschnuppern. Mir ist klar, dass viel Verantwortung damit einhergeht. Aber nochmal: das fachliche Wissen habe ich Dank 5 Jahre Studium. Das pädagogische Wissen kann ich mir soweit aneignen, dass ich als Vertretungslehrer zumindest Wissen verbreiten kann. Ob ich dies nun per Seiteneinstieg soweit vertiefen und auf den Stand eines richtigen Lehrers bringen will, soll die Zukunft zeigen. Ich bin jedenfalls nach wie vor nicht der erste, der dies wagt.

    • Offizieller Beitrag

    Lass bitte die Finger davon!
    Du BIST der Fachlehrer, ab dem Moment, wo du den Vertrag unterschreibst. Du hast dieselbe Verantwortung und dieselbe Pflicht. Das ist ja auch ncht für 3 Tage oder 5 Doppelstunden!
    und selbst, wenn du nur 3 Monate vertrittst, du kannst doch nicht den Anspruch haben "ach, Hauptsache mehr als Galgenmenschen spielen, reicht ja"

  • Kann es sein, dass du das Konzept des geplanten Vertretungsunterrichts falsch verstehst? Wenn ich spontan aufgefordert werde, in die Klasse x zu gehen, weil Frau Y heute / spontan erkrankt ist, habe ich nicht zwangsläufig das passende Unterrichtsmaterial vorliegen, wenn die Kollegin nichts dagelassen oder geschickt hat. Dann mache ich entweder etwas aus meinem Fach oder aber etwas anderes "Sinnvolles". Wenn geplanter Vertretungsunterricht stattfindet, weil Frau Y durch Krankheit, Schwangerschaft, was auch immer länger ausfällt, dann werde ich in meinen Fächern sinnvoll eingesetzt und mache auch "vernünftigen" Unterricht. Deine "Ideen" finde ich ehrlich gesagt etwas bizarr.

  • Also ich finde Erfahrung in Zoopädagogik hört sich doch erstmal ganz gut an. Es gibt viele Vertretungslehrer in Mangelfächern, die da mit einer geringeren Basis starten.


    Dir sollte allerdings klar sein, dass du mit dem Vertretungsunterricht die schlechteste Seite des Lehrerberufs kennen lernst. Die Klassen sind durch den vorangegangenen Unterrichtsausfall meist vernachlässigt oder aus irgendwelchen Gründen unbeliebt (wenn du zum Stundenplanwechsel einsteigst), oder du wirst in Adhock-Vertretungen geschickt, die selbst für erfahrene Kollegen zu den schwierigeren Situationen gehören. Das ganze dann ohne pädagogisch/didaktische Unterstützung.


    Zur guten alten "Galgenmännchen-Vertretungsstunde", die wir sicher alle als Schüler damals erlebt haben.... Das ist in NRW schlichtweg nicht mehr erlaubt und von der Vorstellung solltest du dich schnellstens verabschieden.

  • Jetzt habe ich sowohl gute als auch schlechte Kritiken bekommen. Das hilft mir sehr, um mir vorher genau Gedanken drüber zu machen :).


    Ich glaube, ihr habt mich missverstanden. Ich habe nicht den Anspruch einen "Galgenmännchen-Unterricht" zu machen. Das war nur das, was ich als Schüler im Vertretungsunterricht erlebt habe. Ich sagte ja, dass meine Motivation darin liegt, guten Unterricht zu machen. Dass es nicht einfach ist, ist mir völlig bewusst und auch, dass ich den Fachlehrer in seiner Funktion vertreten muss. Aber als Vertretungslehrer (in meiner Person) kann ich diesen Fachlehrer gar nicht vertreten. Selbst nach einer Hospitation ist das gar nicht möglich. Ich bin nunmal neu in diesem Gebiet und bin mir noch absolut nicht sicher, ob ich in den Lehrerberuf einsteigen will oder doch lieber in die Umwelt-/Zoopädagogik.


    Ideen habe ich noch keine genannt, wie der Unterricht aussehen soll. Deshalb würde ich gerne wissen, welche Ideen da bizarr sind?


    Es gibt nunmal einfach die Möglichkeit als Vertretungslehrer zu arbeiten, ohne den fachdidaktischen Hintergrund. Von daher halte ich es nicht für unmöglich (ob ich da nun völlig naiv herangehe, könnt ihr am besten bewerten oder im anderen Falle ich, wenn ich die Erfahrung gemacht habe).


    Aber gehen wir doch mal anders heran.
    Ich habe jetzt verschiedene Stimmen gehört, dass ich gute Chancen hätte, da vor allem in den MINT-Fächern gesucht wird.
    Aber auch, dass ich die Finger von lassen sollte.
    Ich bin ehrlich: Ich möchte in einem biologisch-pädagogischen Beruf arbeiten (das hat sich leider erst relativ spät in meinem Studium herauskristallisiert) und ich habe darin geringe Erfahrungen (Zoopädagogik und inklusives Theater). Ich weiß nun noch nicht, ob der Lehrerberuf etwas für mich wäre und ich möchte mich nicht in einen Seiteneinstieg hineinstürzen, ohne zumindest in den Beruf ernsthaft hineingearbeitet zu haben. Weiterhin muss ich Geld verdienen.


    Was also habt ihr für Tipps oder Möglichkeiten für mich? Ich möchte nicht die Finger von lassen, verstehe aber eure Einwände.
    Werden Hospitationen denn ausgeschrieben? Es gäbe natürlich die Möglichkeit nebenher einen Nebenjob zu machen und die Hospitation auf weniger Stunden die Woche zu begrenzen. Geht das?

  • Zur guten alten "Galgenmännchen-Vertretungsstunde", die wir sicher alle als Schüler damals erlebt haben.... Das ist in NRW schlichtweg nicht mehr erlaubt und von der Vorstellung solltest du dich schnellstens verabschieden.

    Nur weil das nicht gestattet ist, heißt es nicht, dass es nicht nach wie vor gemacht wird.

  • Wir haben schon verstanden, dass du keinen Galgenmännchen-Unterricht machen möchtest. Du möchtest guten Unterricht machen. Ohne Ahnung davon, was das ist, wie das geht, wie classroom management funktioniert usw. usf. Und das Problem am Vertretungsunterricht ist halt, dass du kein feedback bekommst und dich dann auch nicht verbessern kannst. Im Forum fragen ist schwierig, weil dir ja auch das Wissen fehlt, um einzuschätzen, wonach du fragen musst. Viele Dinge sieht man halt nur, wenn man hinten drin sitzt und das Ganze mit Abstand beobachten kann - und nicht, wenn man mittendrin ist, das geht nur, wenn man darin Übung hat und darin angeleitet wurde (und auch das selbstredend nicht immer).


    Für Hospitationen kann man in der Regel Schulen einfach anfragen, es kann natürlich sein, dass das bei euch im BL inzwischen via die Unis und Seminare organisiert wird, hör dich mal bei den Lehramtsfachschaften um.
    Aber prinzipiell sollte das gehen, da ein paar Stunden, einen Tag in der Woche oder so zu kommen und zu hospitieren.
    Allerdings solltest du dir da klare Beobachtungskriterien zu Grunde legen (Klassenraummanagement, Phasierung, Transparenz, Lernziele...), sonst sitzt du da nur wie ein Schüler und nimmst überhaupt nichts mit für die Lehrerperspektive.


    Ich bin mir übrigens unsicher, ob man dich wirklich Chemie unterrichten lassen würde? Hängen da nicht ziemliche Sicherheitsvorschriften dran? Ich kriege das bei uns aber nur am Rande mit, deswegen kann ich mich da auch täuschen, aber ich hätte jetzt gedacht, dass Chemie nicht so ohne Weiteres geht...


    Nachtrag: NRW hat an den Unis Zentren, die die Praktika organisieren, Lehramtsfachschaften sind vielleicht auch Ansprechpartner für dich, wie man so etwas organisieren kann. Anonsten einfach mal bei einer Schule um die Ecke anfragen, ob du mal hospitieren könntest, da du über einen Seiteneinstieg nachdenkst. Da inzwischen viele Praktika vorgeschrieben sind, kann es sein, dass die gerade voll sind, aber ich würde einfach mal mehrere anfragen, mehr als nein sagen können sie ja nicht.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

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