Eine Frage an die Experten: Wie ist es zu erklären, dass ein Schüler in einem Diktat die Hälfte der Wörter falsch schreibt, z.T. auch mehrere Fehler in einem Satz, und sich die Fehler auf alle möglichen Regelverletzungen beziehen, er zum anderen aber genauestens Regeln erläutern kann und insgesamt ein für das Alter schon eher unerwartbares Fachwissen über Lautbildung usw. hat?
viele Fehler im Diktat - dennoch präzises Wissen über Regeln u.ä.?
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Regeln kennen und sich daran halten ist halt nicht das Gleiche
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Beim Schreiben eines Textes musst du bei jedem geschriebenen Wort "selbstkritisch" überprüfen, ob das Wort falsch sein könnte. Das ist (vereinfacht ausgedrückt) aufwändig. Speziell dann, wenn du es gewohnt bist, einfach unkritisch die Wörter hinzuschreiben. Dieses "Rechtschreib-Gespür" muss sich entwickeln.
Reines Anwenden von Regeln in abgeschlossenen Übungen (quasi im Sandkasten) ist damit nicht vergleichbar.Daher tritt diese Diskrepanz sehr häufig auf.
kl. gr. frosch
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Wie schreibt der Schüler von der Motorik her? Ggf. lastet bereits das motorische Aufschreiben der gehörten Wörter das Arbeitsgedächtnis so sehr aus, dass nur wenige Kapazitäten für orthografische Überlegungen übrig bleiben.
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Wie schreibt der Schüler von der Motorik her? Ggf. lastet bereits das motorische Aufschreiben der gehörten Wörter das Arbeitsgedächtnis so sehr aus, dass nur wenige Kapazitäten für orthografische Überlegungen übrig bleiben.
Meines Erachtens sehr ungelenk; er schreibt mehr oder weniger in Druckbuchstaben, ist sehr langsam im Schreiben und die Buchstaben sitzen auch nicht mehr oder weniger auf der Zeile. Insofern kann das durchaus sein. Andererseits wurden mir heute in der Hausaufgabe 2 ganze Seiten präsentiert (die ich aber nicht gelesen habe), während die anderen es größtenteils "geschafft" haben, den Brief, bei dem wir mehrheitlich festgestellt hatten, dass er viel zu knapp und ungenau ist, sodass man hier noch viele Sachen ergänzen muss, noch weiter zu kürzen ...
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Beim Schreiben eines Textes musst du bei jedem geschriebenen Wort "selbstkritisch" überprüfen, ob das Wort falsch sein könnte. Das ist (vereinfacht ausgedrückt) aufwändig. Speziell dann, wenn du es gewohnt bist, einfach unkritisch die Wörter hinzuschreiben. Dieses "Rechtschreib-Gespür" muss sich entwickeln.
Reines Anwenden von Regeln in abgeschlossenen Übungen (quasi im Sandkasten) ist damit nicht vergleichbar.Aus diesem Grund sind in der Sprachdidaktik übrigens die klassischen Unterrichtsmethoden - isolierter Grammatikunterricht und Pauken mit Lückentexten etc. - nicht wirklich hilfreich. Ich beobachte das Phänomen, dass zwar die Regel beherrscht wird, aber in der Anwendung der Fehler trotzdem unwillkürlich geschieht, ganz regelmäßig. Jede Anwendung von Regeln, Grammatik oder Orthographie, gehören immer in einen Kontext. Die Ziegesars haben da im Bereich des englischen Grammatikunterrichts interessante Ansätze.
Nele
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Aus diesem Grund sind in der Sprachdidaktik übrigens die klassischen Unterrichtsmethoden - isolierter Grammatikunterricht und Pauken mit Lückentexten etc. - nicht wirklich hilfreich. Ich beobachte das Phänomen, dass zwar die Regel beherrscht wird, aber in der Anwendung der Fehler trotzdem unwillkürlich geschieht, ganz regelmäßig. Jede Anwendung von Regeln, Grammatik oder Orthographie, gehören immer in einen Kontext. Die Ziegesars haben da im Bereich des englischen Grammatikunterrichts interessante Ansätze.
NeleNele, aber ich denke schon, dass gewisse Regeln wie z.B. die Regel, dass nach einem kurz gesprochenen Vokal ein Doppelkonsonant kommt, durch gehäuftes zunächst isoliertes Üben und dann im Kontrast zu Wörtern mit langem Vokal einfach durch die Wiederholung auch so weit verinnerlicht werden kann, dass der Schreiber nicht mehr darüber nachdenkt, und sei es, weil vor seinem inneren Auge ein "Bild" des korrekt geschriebenen Wortes abgespeichert wird. Oder gibt es dazu gegensätzliche Erkenntnisse? Wenn ich früher nicht wusste, wie ein Wort richtig geschrieben wird, bzw. unsicher war, habe ich es in 2 oder 3 Varianten aufgeschrieben und "gesehen", wie es "richtig" ist.
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Wenn ich früher nicht wusste, wie ein Wort richtig geschrieben wird, bzw. unsicher war, habe ich es in 2 oder 3 Varianten aufgeschrieben und "gesehen", wie es "richtig" ist.
Habe ich auch so gemacht. Ist auch sinnvoll.
Nur: Meine Schüler würden sich diese Mühe aber nicht machen. Ich unterrichte zwar kein Deutsch, aber in Mathe ist es ähnlich. Man macht einfach keine Rechnungen auf dem Schmierblatt mehr oder gar eine "Probe".
Eine Patentlösung habe ich auch nicht. -
dasselbe Phänomen beobachte ich im Sprachunterricht auch
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Ist wie beim Sport. Du kannst die Fußballregeln können, aber deswegen stolperst du trotzdem nur lahm über den Platz, wenn du nicht trainierst. Und zwar keine singulären Torschussübungen, sondern ganze Spiele. Sprich: Er müsste/könnte/sollte Texte schreiben, erst kurz, dann länger, und zwar langsam und mit Fokus auf jedes Wort und seine Schreibung, dieses hinterher wieder überprüfen (laut vorlesen, Regeln anbrufen, usw) und verbessern. Ist halt sehr aufwändig. Außerdem lesen, lesen, lesen, lesen. Alternativ kann man hoffen, dass es sich "auswächst". Nur bedingt wahrscheinlich...
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Die Metapher mit dem Fußballspiel gefällt mir. (Schwupps, geklaut)
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