Sollen Eltern den Text im 2. Schuljahr korrigieren, wenn das Kind bittet, den Text "durchzusehen"??

  • Eine Frage meiner Schwester: Ihr Sohn, Anfang 2. Schuljahr, schreibt noch lautgetreu. Nun hat er in der HA eine Geschichte in Worte gefasst. Laut meiner Schwester (natürlich) "voller Fehler" (z.B. "Junx"), er bittet sie aber nun, den Text "durchzusehen". Sie weiß nicht, was sie machen soll - wenn sie alles korrigiert, dann sieht die Lehrerin ja, dass da eine Erwachsene dran / erkennt nicht den Stand meines Neffen.
    Was soll sie also am besten tun?

    • Offizieller Beitrag

    ich würde mich freuen, wenn mein Kind mit seinem Text ankäme. Zuerst würde ich fragen, worauf ich beim "Durchgucken" achten soll.
    Ich denke, ganz viele Kinder wollen zeigen, was für eine tolle Geschichte sie geschrieben haben. Oft geht es ihnen gar nicht um die Korrektur der gesamten Rechtschreibung, erst recht nicht, wenn sie LdS lernen.
    Ich würde mir den Text durchlesen und Fragen dazu stellen: "was sagt der XY dann wohl?"
    "wie könnte es weitergehen?"


    Und maximal darauf achten, ob der Zusammenhang innerhalb des Textes deutlich wird.


    Rechtschreibung würde ich gar nicht korrigieren.
    Und wenn das Kind fragt, ob alles richtig geschrieben sei, könnte man ja antworten: "Ich konnte alles lesen und verstehen. Manches schreibt man als Erwachsener anders. Das wird deine Lehrerin euch sicher noch zeigen"-


    Ganz sicher würde ich jetzt nicht alle Fehler korrigieren, schon gar nicht die lautgetreuen. Damit greift man der Lehrerin nur vor.

  • So hatte ich ihr das auch geraten - den Text als solches zu würdigen und darauf zu reagieren und ihn loben und ansonsten sagen, dass einige Wörter von den Erwachsenen anders geschrieben werden, dass er das aber mit der Lehrerin in diesem Jahr lernen wird.

  • Ich stehe dem lautgetreuen Schreiben etwas kritischer gegenüber. Zunächst sollte man, wie ihr beschrieben habt, auf den Inhalt eingehen. Vielleicht könnte man dann einige wenige Rechtschreibfehler herausgreifen und dem Kind die richtige Schreibweise "zeigen". Aber keinesfalls alles korrigieren, das wäre ja viel zu viel. Trotzdem kann ein interessiertes Kind die richtigen Schreibweisen gleich lernen, bringt ja für später nur Vorteile.

  • Warum kann man in diesem Fall nicht einfach die Klassenlehrerin fragen, wie sie das sieht? Solche Themen kommen doch immer wieder z.B. bei Elternabenden auf und könnten da eindeutig (für jedes Schuljahr neu) geklärt werden.
    Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass gerade beim freien Schreiben (besonders Anfang 2) nicht zu viel korrigiert werden sollte. Das kann für die Kleinen auch schnell frustrierend werden. Auch wenn sie jetzt noch lautgetreu schreiben, werden sie spätestens jetzt in Klasse 2 nach und nach die ersten Rechtschreibregeln und Strategien lernen (wenn sie damit nicht eh schon längst angefangen haben).

  • Die Klassenlehrerin ist neu, hat bereits verkündet, dass sie vor dem Elternabend Ende der nächsten Woche keinen Kontakt mit den Eltern wünscht, und die Hausaufgabe liegt ja heute auf dem Tisch, sprich mein Neffe wünscht heute eine Reaktion seiner Mutter.
    Prinzipiell sollte das natürlich auf dem Elternabend geklärt werden, aber das geht nicht kurzfristig. Meine Schwester stand heute etwas ratlos da und wusste nicht, wie sie verfahren soll.

  • Ach ja, das lautgetreue Schreiben... Von vielen Kollegen missverstanden.


    Wenn Schüler nach Rechtschreibung fragen, dann muss man ihnen auch antworten. Einem Kind sollte man Strategien beibringen. Er schreibt Junx, dann könnte man ihn fragen, wie die Mehrzahl lautet. Dadurch macht man ihm deutlich, dass deshalb die Einzahl ebenfalls so geschrieben wird.


    Einfach nur rot anmarkern und korrigieren: Nein. Rechtschreibphänomene besprechen? Unbedingt.


    Ich war 4 Jahre in der Grundschule tätig und habe auch selbst schon einem 1. und 2. Schuljahr das Schreiben nach dem Lautprinzip beigebracht. Meine Erfahrung: Wenn man keine Rechtschreibung bespricht, wie es leider häufig passiert, haben die Kids später kein Rechtschreibgespür. Eine frühere Lehrerin meiner Klasse hat z.B. den Eltern ausrücklich verboten, mit ihnen die Rechtschreibung durchzugehen. Fazit von diesem Prinzip: Kids die ich letztes Jahr in der LRS Förderung hatte - 34 aus einem Jahrgang... In meiner Klasse können 4 Kids (7. Schuljahr) immer noch keine Satzanfänge und Namen groß schreiben... Regelmäßig ertönt im Fachunterricht der Satz: Aber auf die Rechtschreibung kommt es nicht an, oder?



    Sorry, ist länger geworden als gewollt. Musste mir zu dem Thema doch ein bisschen Frust von der Seele schreiben.

    • Offizieller Beitrag

    Die Hausaufgaben geben ja eh keine Rückmeldung darüber, was die Kinder können, da man nie weiß, wie viel Unterstützung sie hatten.


    Insofern: sie soll die RS-Fehler mit ihrem Kind besprechen.


    Frustration hin oder her - je eher die Kinder wissen, dass man die Wörter nicht einfach nur so schreibt, wie sie sie hören, desto besser ist es.
    (In Mathe lässt man 2 + 2 = 5 ja auch nicht stehen, weil das Kind sonst frustriert sein könnte. ;) )


    kl. gr. frosch


    P.S.: habe das "im 2. Schuljahr" überlesen. Spätestens da sollten die Eltern, wenn sie mit den Kindern die Hausaufgaben besprechen, auch von sich aus die Fehler korrigieren.

  • Wenn mich die Eltern meiner Klasse fragen, sage ich, dass sie auf erlernte Strategien hinweisen sollen. Konkret: Im 2. Schuljahr wurde sicher schon besprochen, welche Wörter groß geschrieben werden müssen und welche nicht. Oder wie beim Beispiel "Junx" auch nachfragen, wie es in der Einzahl heißt und wie die richtige Mehrzahl dann lauten muss. Wohl verstanden, das erwarte ich nicht von den Eltern, aber wenn mich eine Mutter fragt, wie sie reagieren soll, würde ich sie auch nicht um Untätigkeit bitten. Ich finde, man sollte die Frage des Kindes auch ernst nehmen und ihm die Hilfe nicht verweigern. Darum sollen ja nicht gleich alle Fehler verbessert werden.
    Agnes

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