Tafelanschriebe optimieren bei Rechtschreib- (und Lese-?)Schwierigkeiten, 5. Klasse

  • Ich habe gestern in schönster Sonntagsschrift in der 5. Klasse Ergebnisse an die Tafel gebracht. Bis auf ein Kind (mit e.-s. Förderbedarf) konnten es wohl alle lesen; (vorher war bereits großes Geschrei, es wisse nicht, was es tun solle, am Ende war in 15 Minuten trotz weiterer Hilfestellung nichts aufgeschrieben worden). Es kam dann die Klage (von dem einen Kind), meine Schrift sei nicht lesbar, es habe eine ganz andere Schrift gelernt usw. Es schrieb dann auch nichts ab.
    Da das Kind wohl deutliche Rechtschreibschwächen hat u. in Zeitlupe schreibt und ich - laut Angabe der Eltern - einige Kinder in der 5. Klasse habe, die Rechtschreibschwierigkeiten (von Leseschwierigkeiten habe ich nicht gelesen, aber das kann ja evtl. daran liegen, dass die Eltern begrifflich nicht genau formulieren) haben (ich wollte mir die Texte bisher noch nicht genauer anschauen, weil es bisher um Ankommen, Entdecken usw. ging und ich nicht sofort 'korrigieren' wollte), frage ich mich nun, ob es vielleicht insgesamt bestimmte Dinge gibt, die ich an der Tafel besser / anders machen soll, um das Lesen u.ä. zu erleichtern.
    Ich schreibe bisher so ordentlich wie möglich (und meine Kollegen sprechen mich eigentlich auch oft an, ich würde immer so ordentliche Tafelbilder machen), arbeite mit Farben zum Unterstreichen oder Hervorheben, mit Symbolen, erstelle Listen und versuche, an den richtigen Stellen ganze Sätze oder nur Teilsätze zu schreiben.
    Bei meiner Internetsuche habe ich nicht viel Verwertbares gefunden.
    Deswegen meine Frage an euch: Was hat sich bei euch bewährt?

  • Da es sich um einen E-Schüler handelt, würde ich das Problem nicht bei deiner Schrift suchen, sondern bei deiner Reaktion auf seine "Nichttätigkeit".
    Er hat es gekonnt geschafft, dich aus der Spur zu bringen. E-Schüler haben darin Erfahrung - und erfahren auf diese Weise Zuwendung und Bestätigung.


    Schreiben ist für ADS-Kinder sehr schwierig. Ist ADS diagnostiziert?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Nein, ADS ist nicht diagnostiziert, im Bescheid steht allgemeiner, dass sonderpädagogischer Bedarf durch emotionale und soziale Probleme besteht.
    Ich habe zunächst versucht, dem Kind zu erklären, dass alle unterschiedliche Schriften haben und dass sie sich daran gewöhnen wird und dass es ihr bald keine Schwierigkeiten mehr machen wird bzw. habe ihr dann, weil sich keine 'Lösung' abzeichnete, zunächst geraten bei ihrer Tischnachbarin zu schauen und letztlich habe ich gesagt, dass ich das Tafelbild fotografieren werde. Das war aber vielleicht falsch.
    Ab nächster Woche wird es zumindest drei Mal in der Woche eine (sozial)pädagogische Hilfe geben und es soll eine Schulbegleitung beantragt werden (Gespräche mit der Stadt geführt).


    Alias, wie hätte ich denn besser reagiert?

  • z.b. kann das kind das tafelbild selbst fotografieren und dann zuhause nachtragen? dann ist man auf seine spezifischen probleme eingegangen und trotzdem kann das kind sich nicht vor dem abschreiben 'drücken' (so denn wirklich keine feinmotorischen probleme vorliegen). und vor allem kann man dann schnell und unaufgeregt weiter unterricht machen...


    vielleicht kann auch das kind für dich teile des anschriebs übernehmen?

  • z.b. kann das kind das tafelbild selbst fotografieren und dann zuhause nachtragen? dann ist man auf seine spezifischen probleme eingegangen und trotzdem kann das kind sich nicht vor dem abschreiben 'drücken' (so denn wirklich keine feinmotorischen probleme vorliegen). und vor allem kann man dann schnell und unaufgeregt weiter unterricht machen...


    vielleicht kann auch das kind für dich teile des anschriebs übernehmen?

    Teile des Anschriebs würde/kann ich das Kind nicht übernehmen lassen - Es schreibt SEHR langsam, SEHR krakelig und hat ja deutliche Probleme mit der Rechtschreibung. Durch das Warten und die möglicherweise gehäufteren Korrekturen wäre das glaube ich kontraproduktiv.
    Ein Handy oder ähnliches besitzt das Kind nicht, dass es täglich eine Kamera (weiß auch nicht, ob die Familie eine besitzt) mitbringt, halte ich für ziemlich unrealistisch.

  • Du könntest dem Kind den Tafeltext als Kopie zur Verfügung stellen, wo es erstmal nur einige Begriffe in Lücken eintragen muss. Das würde die Überforderungssituation der Kindes entspannen. Wenn es gut klappt kann man den Schreibanteil erhöhen.

  • Meine Tafelbilder entstehen im Feintuning aber spontan, sprich ich bemühe mich, die Ergebnisse der Schüler und Schülerinnen an die Tafel zu bringen, möglichst auch ihre Formulierungen (es geht um Deutsch), damit es nicht so wirkt, als würde ich sowieso nur das an die Tafel bringen, was ich mir vorher überlegt habe. Wenn ich das Kind richtig einschätze, dann würde es ihm aufstoßen, wenn an der Tafel nicht genau das steht, was auf seinem Blatt (wo ich ja nur erahnen kann, was von den Schülern kommt).
    Die Überforderung kommt ja durch verschiedene Aspekte zusammen. Unter anderem auch durch den im Vergleich zur Grundschule schnelleren Wechsel von Fächern und Lehrpersonen, die Taktung in 45 Minuten, das Fehlen einer durchgängigen Bezugsperson, fehlende Begleitung des Schultags von Zuhause (Gesprächsbereitschaft, zu leistende Unterschriften oder Bemühung um Unterstützung, personelle Ausstattung usw. Es gibt vor Ort eine Schule, die diese Bedingungen deutlich eher erfüllen würde, aber dagegen hat man sich gesträubt und nun sind da auch die Kapazitäten "dicht".
    Das Kind wurde "über" der Schulform-Empfehlung der GS angemeldet; da haben manche Schüler auch schon ohne weitere Herausforderungen auf persönlicher Ebene manchmal zu kämpfen.

  • Das ist doch wirklich gut lesbar und so, wie du dich an die Schrift deiner Schüler gewöhnen musst, können diese sich auch an deine Schrift gewöhnen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Aktenklammer, deine Schrift ist für mich gut lesbar, aber für Grundschüler ist sie eine Umstellung. Ich bin mir sicher, dass das Kind es bald besser lesen können wird.
    Vielleicht hilft es anfangs noch, dass du beim Anschrieb auch noch mal den Satz/Teilsatz sagst, während/bevor du ihn aufschreibst und eventuell nochmals vor dem Hefteintrag ein Kind alles vorlesen lässt. Da kannst du ja an der Tafel noch die jeweiligen Stellen (nicht die einzelnen Wörter) zeigen. Dann wäre für mich an der Stelle Schluss. Mehr würde ich nicht machen, denn andere Kollegen schreiben ja auch anders. Da muss bald Gewöhnung einsetzen.


    Eher erscheint es mir, dass das Kind schon zuvor damit Erfolg hatte. Bei dir ja auch, wenn du den Anschrieb fotografierst. Der Hinweis, bei der Sitznachbarin abzuschreiben finde ich sinnvoll und richtig. Ihr seid ja keine Förderschulklasse, sondern eine Gymnasialklasse.


    Gib dem Kind als Hausaufgabe auf, dir 3 Vorschläge zu machen, wie du es beim Mitschrieb entlasten kannst. Dabei solltest du aber nicht belastet werden und in die Bringschuld kommen!!
    Bestimmt gibt es viele Digitalkameras in den Schubläden deiner Stadt, die keiner mehr nutzt. Da soll das Kind doch mal seine Klassenkameraden fragen, falls es wirklich ein Foto braucht. Aber ich glaube wirklich, dass das Fotografieren falsch ist ...da so der Abschrieb auf zu Hause verlagert wird und sicherlich nicht immer erfolgen wird.

  • Nein, ADS ist nicht diagnostiziert, im Bescheid steht allgemeiner, dass sonderpädagogischer Bedarf durch emotionale und soziale Probleme besteht.

    Mehr Infos sind in den Unterlagen nicht enthalten? Erhält das Kind an eurer Schule eine zusätzliche Förderung im E-S-Bereich? Falls dir keine schriftlichen Berichte vorliegen, empfehle ich dir dringend, mit der abgebenden Schule Kontakt aufzunehmen.
    Zudem empfehle ich dir, sämtliche Auffälligkeiten und auch unangemessene Bemerkungen des Kindes mit Datum und Uhrzeit und mit deiner Reaktion in einer eigenen Handakte zu dokumentieren. Es klingt sehr danach, dass die Eltern bei einem Scheitern an eurer Schulart dir die Verantwortung geben werden. Da ist eine derartige Aufstellung gegenüber Eltern und übergeordneten Dienststellen sehr hilfreich.
    Das Problem ist nicht dein Tafelanschrieb.
    Das Kind kann schlicht die Textmenge nicht in der vorgegebenen Zeit abschreiben - kann das jedoch ohne Gesichtsverlust vor der Klasse nicht eingestehen. Also wird eine andere Begründung gesucht - mit Schuldzuweisung an dich.


    Da es keine besondere Lernleistung darstellt, einen Tafelanschrieb abzuschreiben - sondern das Memorieren des Inhaltes wichtig ist - könntest du dem Kind übergangsweise entgegen kommen, indem DU den Tafelanschrieb abfotografierst (womit du als "privaten" Zusatzeffekt deinen Unterricht für dich selbst dokumentieren kannst) und dem Kind einen Ausdruck aushändigen.


    Hast du ein Tablet, an das du einen Drucker anschließen kannst? Mache Foto, drucke, reiche rüber, habe fertig.
    Mache der Klasse klar, dass dieser "Service" nur für dieses Kind erfolgt.
    Mache dem Kind klar, dass dieser Service nur übergangsweise erfolgt.
    Erkundige dich bei deinen Kollegen, wie das Kind bei Ihnen reagiert.
    Mach dir Notizen. Dokumentiere.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich habe zwar ein Tablett, genauer gesagt ein IPad , aber die Verbindung zum Schuldrucker ist mir noch nicht gelungen. Auf die Schnelle werde ich nicht herüberreichen können :/ Zu diesem Verfahren werde ich auch die Kollegen nicht bewegen können. Wir flitzen in der Regel den Vormittag über mehr oder weniger eingebunden durch die Schule, hier noch was zu erledigen, da noch ein Gespräch, was essen, Toilette usw. Ihr kennt es ja.
    Ich dokumentiere das Verhalten immer, habe auch die Kollegen gebeten, es in ein an meinem Platz liegendes Heft einzutragen. In der Klasse im Pult kann ich es nicht lassen, weil ich nicht weiß, ob und wie sehr das Pult als "unantastbar" von den Schülern respektiert wird und durch die Fünf-Minuten-Pausen ist nicht immer jemand lückenlos im Raum.

  • Ich habe gestern in schönster Sonntagsschrift in der 5. Klasse Ergebnisse an die Tafel gebracht. Bis auf ein Kind (mit e.-s. Förderbedarf) konnten es wohl alle lesen; (vorher war bereits großes Geschrei, es wisse nicht, was es tun solle, am Ende war in 15 Minuten trotz weiterer Hilfestellung nichts aufgeschrieben worden). Es kam dann die Klage (von dem einen Kind), meine Schrift sei nicht lesbar, es habe eine ganz andere Schrift gelernt usw. Es schrieb dann auch nichts ab.


    Deswegen meine Frage an euch: Was hat sich bei euch bewährt?

    Zum einen lasse ich sehr selten von der Tafel abschreiben (das macht man hier einfach nicht). Zum anderen, wuerden derartige Sachen dann eben in der Pause nachgeholt.
    Ihr seid doch gerade mal in der 1./2. Woche, oder? Ich fand meine 5er immer elendig langsam, wenn ich von der 6. zurueck gesprungen bin. Das gibt sich aber mit der Zeit. "Geschrei" von wegen, man wisse nicht, was zu tun ist, kommt bei mir nicht sehr gut an. Man kann mich hoeflich fragen und dann helfe ich auch. Anweisungen stehen meist an der Tafel,...und ich zeige nur stumm drauf.
    Das mit der Handschrift ist immer so eine Sache. Meine ist normalerweise recht gut, aber wenn's schnell gehen muss, dann eben auch mal nicht. Meine Schueler bekommen das gleich von Anfang an klar gemacht. In der boesen, weiten Welt wird auch nicht immer jeder nett Ruecksicht auf sie nehmen. Da gewoehnt man sich nunmal schnell an verschiedene Schriftarten.
    Dieses Schuljahr hab ich drei, die wirklich nicht abschreiben koennen. Ihnen gebe ich Lueckentexte, in die sie Worte einsetzen. Da bin ich schon froh, wenn sie das schaffen. :grimmig:

  • Ich habe die Ergebnisse der Schüler an der Tafel gesammelt, um einen Überblick über das zu geben, was man hätte nennen können, und damit die Schüler vergleichen können mit dem, was sie aufgeschrieben haben. Bei der mündlichen Besprechung rauscht ja viel an einem vorbei bzw. sie brennen so sehr darauf, ihre Idee / Lösung vorzutragen, dass sie nicht gut zuhören.


  • wie hätte ich denn besser reagiert?

    "pass mal auf, XY, du hast jetzt noch 10 min. bis zur Pause und ich würde dir dringend raten, jetzt einen Zahn zuzulegen, ansonsten sitzt du das erste Mal in der großen Pause drinnen zum Schreiben."


    Dann muss sie halt abmalen, wenn sie es nicht lesen kann. Lass dich nicht von diesem Kind rund um die Uhr rumkommandieren. Du fotografierst nichts, erklärst nichts zweimal und gehst auf keinen Diskussionenzirkus mehr ein. Lass es auf einen möglichen Tobsuchtsanfall ankommen.

  • Das Kind wurde "über" der Schulform-Empfehlung der GS angemeldet;

    Welche Empfehlung hatte das Kind denn?
    Warum wurde es dann am Gym angenommen, wenn es die Empfehlung nicht hatte?

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Es hat eine realschulempfehlung

    Aber selbst an der Hauptschule waere ja wohl die Erwartung, dass er wenigstens einigermassen schreiben kann. An der Realschule sowieso. Wenn er also keine bestimmten Probleme mit dem Schreiben an sich hat, wuerde ich mal davon ausgehen, dass er
    1) gerade mal sehen will, wie weit er es denn treiben kann
    2) keinen Bock auf Abschreiben hatte
    Eine Lese-Rechtschreibschwaeche ist keine Entschuldigung fuer schlechtes Benehmen oder Faulheit.

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