Aufnahme an Bekenntnisschule von Einverständniserklärung abhängig

  • also ich habe bereits an einer schule der erzdiozöse gearbeitet (renommiert, sehr bekannt) und dabei wurde der sexualkundeunterricht ganz genauso erteilt wie im lehrplan vorgesehen. es gab keinerlei abweichungen von staatlichen schulen, was dieses thema angeht. claudius' wunsch nach "schamhaftigkeit" (lies: regeln, um frauen zu unterdrücken, die amerikanischen christlichen fundies nennen das "modesty") liegt dem katholischen mainstreams deutschlands mehr als fern.

  • Konfessionsschulen erziehen aber wirklich zur Erfurcht vor Gott.

    Wir erziehen unsere Schüler lieber zur Ehrfurcht vor ihren Mitmenschen und ihrer Umwelt. Ich glaube, da hat der Rest der Welt mehr davon.

  • Sexualkundeunterricht fand bei uns auch ganz normal statt, allerdings teils unter heftigen Protesten der Elternschaft und unter Beschwerden beim Träger, dass das Gelehrte nicht mit der vatikanischen Linie vereinbar sei usw. Sehr ätzend und stressig für die betroffenen Fachkollegen. Ein Vater vertrat ernsthaft die Ansicht, seine Tochter müsse gar nichts über Verhütung und ihren Zyklus wissen, denn vor der Ehe wäre das sowieso kein Thema und danach spiele es auch keine Rolle mehr. Und die Abbildungen im Schulbuch wurden als "pornographisch" bezeichnet. War schon ziemlich skuril teilweise, aber wir haben auf jeden Fall Spaß gehabt im Lehrerzimmer :D



    Wenn wir mal ehrlich sind, wird das im Schulgesetz NRW vorgeschriebene Erziehungsziel in nicht-konfessionellen Schulen doch überhaupt nicht angestrebt. Oder kennst Du irgendeine nicht-konfessionelle Schule, die ihre Schüler wirklich zur Ehrfurcht vor Gott erziehen?


    Konfessionsschulen erziehen aber wirklich zur Erfurcht vor Gott. Dort steht Gott und der christliche Glaube im Mittelpunkt des Schullebens. Es gibt die Morgengebete, Schulgottesdienste, obligatorischen Religionsunterricht, Kruzifixe in jedem Klassenraum, christliche Projekte und Anknüpfungspunkte in allen Fächern und im sonstigen Schulalltag.

    Für mich ist das Erziehungsziel "Ehrfurcht vor Gott" schon angemessen berücksichtigt, wenn Schule es schafft, Schüler zu Toleranz und Offenheit gegenüber Glaubensvorstellungen und verschiedenen Glaubensrichtungen zu erziehen. Ehrfurcht (ganz schreckliches Wort übrigens, finde ich) vor einem Gott, an den viele nicht glauben, ist ja sowieso müßig, aber Respekt vor Gläubigen und ihren Ansichten reicht ja vielleicht schon und kommt letztlich ja auch aufs gleiche raus.
    Und wie weit der Glaube den Mittelpunkt des Schullebens darstellt, bin ich mir auch nicht sicher. Bei der Bistumsschule, an der ich gearbeitet habe, wurden z.B. keine Morgengebete gesprochen und die Schulgottesdienste fanden nicht sehr ausufernd oft statt. Gut, da hingen Kreuze an der Wand und alle gingen zum Religionsunterricht, aber sooo weit entfernt von staatlichen Schulen fühlte es sich im Alltag nicht an. Spezielle christliche Projekte liefen auch nicht, wohl aber sehr viele allgemeine soziale Projekte (quasi gelebte Nächstenliebe, aber sowas wäre ja auch für normale Schulen nicht verkehrt).
    An der Ordensschule war es allerdings auch eher so wie von dir beschrieben.


    Ich habe an beiden Schulen gerne gearbeitet, auch als nichtgläubiger Mensch. In beiden wehte ein ganz besonders "netter Geist" was den Umgang miteinander anging und ich habe den Eindruck, an diesen Schulen menschelt es irgendwie mehr. Das Klientel war auch vergleichsweise angenehm und zumindest eine der beiden Schulen war auch extrem leistungsorientiert und einfach "gut" im output. Hätte ich Kinder, würde ich sie vermutlich tendenziell eher an einer konfessionellen Schule anmelden nach allem, was ich im Schulwesen bisher gesehen habe. Nicht "obwohl" ich nicht religiös bin, sondern vielleicht sogar "weil". Ein bisschen religiöse Grundbildung kann nicht schaden, und sei es nur fürs Allgemeinwissen oder um sich eine Meinung zu bilden. Aber das ist meine Meinung und ich verstehe jeden, der seine Kinder nicht einer Geisteshaltung aussetzen möchte, die er nicht teilt. Würde ich in anderen Gesinnungen, die ich für weniger harmlos halte, auch nicht.

  • Sexualkundeunterricht fand bei uns auch ganz normal statt, allerdings teils unter heftigen Protesten der Elternschaft und unter Beschwerden beim Träger, dass das Gelehrte nicht mit der vatikanischen Linie vereinbar sei usw.


    Und das war an einer Bistumsschule? Die Schule hat antichristlichen Sexualkundeunterricht erteilt, der in fundamentalem Widerspruch zur Morallehre der Kirche steht? Und das Bistum hat als Schulträger auf die zahlreichen Hinweise und Beschwerden der Eltern nicht reagiert? Das kann ich mir kaum vorstellen.



    Zitat von Maylin85

    Für mich ist das Erziehungsziel "Ehrfurcht vor Gott" schon angemessen berücksichtigt, wenn Schule es schafft, Schüler zu Toleranz und Offenheit gegenüber Glaubensvorstellungen und verschiedenen Glaubensrichtungen zu erziehen. Ehrfurcht (ganz schreckliches Wort übrigens, finde ich) vor einem Gott, an den viele nicht glauben, ist ja sowieso müßig, aber Respekt vor Gläubigen und ihren Ansichten reicht ja vielleicht schon und kommt letztlich ja auch aufs gleiche raus.


    An "meiner" Schule spielt das Erziehungsziel "Ehrfurcht vor Gott", wie es im Schulgesetz vorgeschrieben ist, im Allgemeinen keine Rolle. Das Kollegium besteht zum großen Teil aus Atheisten, teilweise aus offen religionsfeindlichen/kritischen Atheisten. Bekennende und aktive Christen gibt es im Kollegium nur wenige. Eltern, die ihre Kinder auf unsere Schule schicken, können absolut nicht davon ausgehen, dass sie dort eine christliche Erziehung zur Ehrfurcht vor Gott erhalten, sondern müssen vielmehr das Gegenteil erwarten. Das ist nunmal so die Realität.


    Ich kann daher verstehen, wenn viele christliche Eltern sich eine Konfessionsschule für ihr Kind wünschen. Die Kinder verbringen schliesslich einen grossen Teil ihrer Kindheit und Jugend in der Schule. Sie werden täglich über viele Jahre von denselben Lehrern unterrichtet und pädagogisch begleitet.

  • auch an den schulen der erzdiozöse ist das hier so. offenbar scheinen die meisten katholiken (me included) deine sicht der dinge nicht zu teilen, amtsträger inklusive. warum arbeitest du denn eigentlich nicht an einer katholischen schule?

  • Hier gibt es eine ganz schöne Zusammenfassung zur aktuellen Lage in NRW, einschließlich der von florian.emrich angemerkten Änderung im Schulgesetz. Solche Änderungen bei den Einstellungsvoraussetzungen kamen in den letzten Jahrzehnten turnusmäßig immer dann mal wieder vor, wenn Lehrer (Konrektoren) gebraucht wurden. Was auch eine Aussage zum Sinn von Bekenntnisschulen ist...


    Schon gewusst? Fakten zu öffentlichen Bekenntnisschulen


    :autsch:

  • Ich habe ein (mMn interessantes) Geschehen aus unserem Landkreis zu berichten, dass zum Thema Bekenntnisschulen passt. Da es nur eine kleine Randbemerkung sein soll, hänge ich es mal an diesen Thread an.


    Die Elternschaft einer KGS hat die Umwandlung der Stadtteilschule in eine GGS angeregt. Im Ortsteils selbst gibt es nur diese eine KGS, so dass alle Kinder diese Schule besuchen müssen (die nächste GGS ist am anderen Ende der Stadt mit 5 Ortsteilen).


    Nun kam es in dieser Woche zur Abstimmung, 290 Eltern waren stimmberechtigt. Von diesen Stimmen stimmten 102 Stimmen gegen die Umwandlung, 101 Stimmen dafür und 87 Eltern nahmen an der Abstimmung nicht teil (unterstellen wir mal, dass diesen Eltern der Ausgang egal war/ist). Es wurde also nicht nur die nötigen 146 Stimmen für die absolute Mehrheit verfehlt, sondern man unterlag mit der Umwandlung auch den Gegnern.


    Ich finde dies daher interessant, da es scheinbar zumindest regional in der Elternschaft immer noch den dringenden Wunsch nach Konfessionsschulen gibt.

  • Möglicherweise hatten die Eltern ja ein Interesse an einer Konfessionsschule in der "Hoffnung", dass dort weiterhin nur begrenzt Migranten (sprich Moslems) aufgenommen werden?
    Bzw. ich habe gerade gesehen, der dazugehörige Zeitungsartikel spricht explizit in diese Richtung, die Kinder quasi 'beschützen' zu wollen.

  • Was erwartet ihr eigentlich? Eine Konfessionsschule ist nichts anderes als die Umsetzung von ideologischen Motiven zur Konditionierung von Kindern. Natürlich geht es darum, den Einfluss von kritisch rationalem Denken zurück zu drängen. Natürlich geht es darum, die Glorifizierung der eigenen Ideologie und ihrer narrativen Vorreiter zu betreiben?


    Was verlangt ihr? Dass diese ideologischen Propagandisten Rationalität und Vernunft zeigen? Doch wohl kaum...

  • Ob sie mit der Hoffnung so richtig liegen? Eine mir bekannte Kollegin hat vor vielen (>15) Jahren an einer privaten christlichen Schule gearbeitet. Damals haben durchaus moslimische Familien ihre Kinder dort angemeldet, weil ihnen die christliche Ausrichtung und die religiöse Einstellung der Eltern wertvoller erschien, als die profane staatliche Schule.

  • Die Hoffnung ist eigentlich hinfällig, da die Schule als einzige Schule im Stadtteil gewissermaßen die einzige Schule ist, an der man anmelden kann.


    Dass (einige) Muslime bewusst christliche Schulen bevorzugen ist mir auch schon zu Ohren gekommen.

  • christliche Schulen

    Bitte nicht wieder private christliche Schulen mit den staatlichen "konfessionsgebundenen" Schulen verwechseln, auch wenn es für Nicht-NRWler schwierig ist. (Siehe Beitrag 1 hier) An meiner "katholischen" Grundschule habe ich in der Klasse jetzt 8 katholische Kinder, 11 Moslems und noch 7 mit anderer oder ohne Religion... Konfessionsgebundene Schulen sind ein schlechter Witz der (staatlichen) Bildungslandschaft, über den man aber nicht lachen kann. Wenn etwas überflüssig ist, dann das.
    L.G. Pia

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