Aufnahme an Bekenntnisschule von Einverständniserklärung abhängig

  • Da frage ich mich allerdings, wie man als evangelischer (oder sogar atheistischer) Lehrer eine katholische Erziehung glaubwürdig vermitteln und vertreten kann, wenn man doch schon durch sein (nicht vorhandenes) Bekenntnis persönlich etwas ganz anderes vertritt.

    Erklär mir bitte, was meine (nicht vorhandene) religiöse Gesinnung mit meinem Fachunterricht (= Chemie) zu tun hat. Was muss ich denn Deiner Meinung nach als Chemielehrerin "vertreten" um Deinen Vorstellungen gerecht zu werden?



    Was die öffentliche Finanzierung betrifft, sollte doch das Prinzip gelten, dass die Finanzierung des Schulwesens aus allgemeinen Steuermitteln erfolgt und alle Schulen dabei gleich behandelt werden.

    Nur wenn an den so finanzierten Schulen auch alle gleich behandelt werden. Das trifft aber auf eine Bekenntnisschule nicht zu.

  • Erklär mir bitte, was meine (nicht vorhandene) religiöse Gesinnung mit meinem Fachunterricht (= Chemie) zu tun hat. Was muss ich denn Deiner Meinung nach als Chemielehrerin "vertreten" um Deinen Vorstellungen gerecht zu werden?

    Du solltest das weltanschauliche und/oder pädagogische Profil "Deiner" Schule persönlich und glaubwürdig vertreten und Deine Arbeit an diesem Profil ausrichten.


    Ich verstehe irgendwie nicht, was daran so problematisch sein soll. Wenn ich das pädagogische Waldorfkonzept für schwachsinnig halte, dann bewerbe ich mich eben gar nicht erst für eine Waldorfschule. Ich kann mich doch nicht als Anti-Waldorf-Lehrer an einer Waldorfschule bewerben und mich anschliessend darüber beschweren, dass diese Schule nun von mir erwartet das Waldorfkonzept glaubwürdig zu vertreten und danach zu arbeiten. Was ist das für ein Unsinn?

    • Offizieller Beitrag

    Bekenntnisschulen sind aber keine konfessionelle Schulen!!!


    Und jetzt spiel den Gedankengang mit einer islamischen Bekenntnisschule durch, an der du dein Kind nicht anmelden darfst. Die Schule ist zwar 100% staatlich und finanziert, die nächste Bekenntnisfreie Schule ist zwar ein paar Kilometer weiter und dein 6-jähriges Kind verliert also den Anschluss an seinen KiGa-Freunden aber eyh, alles normal, oder?!

  • Die Diskussion beruht m. E. auf einer Begriffsverwirrung: Im Ausgangsbeitrag geht es nicht um Ersatzschulen in katholischer Trägerschaft, sondern um Bekenntnisschulen (worauf chili ja schon 2x hingewiesen hat) – das ist eine NRW-Spezialität (die es in ähnlicher Form wohl auch in Niedersachsen gibt). Es handelt such um staatliche Grundschulen, die sich aus historisch überkommenen Gründen ein religiöses Profil geben. Und da ist es wirklich ein Skandal, wenn Schüler mit Verweis auf die Konfession abgelehnt werden.

    • Offizieller Beitrag

    Weil es die einzige STAATLICHE Schule am Ort ist, weil sie 300 Meter von deinem Zuhause und der kommunalen Kita ist, in die dein Kind schon geht und die nächste staatliche (&überhaupt) Grundschule 10-15 Kilometer weiter ist und dein Erstklässlerkind müsste also morgens früh den Schulbus nehmen, neue Freunde finden und so weiter.
    Genau das passiert in NRW!! Das geht nicht um die Bequemlichkeit der Näge sondern darum, dass die einzige staatliche (!!) Schule ein Kind ohne die passende Konfession nicht nimmt.
    Chili

  • Die Diskussion beruht m. E. auf einer Begriffsverwirrung:...

    Nö, nur ein paar Diskussionsbeiträge beruhen auf der Begiffsstutzigkeit eines einzelnen Users. Alle anderen haben schon verstanden, um welche Schulen es geht.


    In NRW (über das Portal LEO) werden Lehrerstellenangebote für "Bekenntnisschulen" immer so ausgeschrieben, dass Lehrer mit anderer Konfession sich gar nicht bewerben dürfen. Da geht es eben nicht nur um Schulleiterstellen. Wenn Lehrer mit anderer oder ohne Konfession an "Bekenntnisschulen" arbeiten, dann sind sie über Versetzungen oder andere Wege zu ihrem Job gekommen. Bei Versetzungen ist die Konfession auf einmal egal - was auch schwer zu verstehen ist. Schulleitungen müssen aber immer die entsprechende Religionszugehörigkeit haben.


    L.G. Pia

  • Du solltest das weltanschauliche und/oder pädagogische Profil "Deiner" Schule persönlich und glaubwürdig vertreten und Deine Arbeit an diesem Profil ausrichten.

    Du beantwortest meine Frage nicht. Was hat das "weltanschauliche Profil" meiner Schule in meinem Fachunterricht zu suchen? Ich zitiere aus dem Leitbild unserer Schule:


    "Die Lehrpersonen wirken als Vorbilder und erziehen die Schülerinnen und Schüler zur Selbständigkeit aber auch zur Mitverantwortlichkeit."


    Das vertrete ich jederzeit. Sollte von einem "christlichen Weltbild" nicht allzu weit abweichen, oder?

  • In Deutschland gibt es eine Schulpflicht, dafür fördert der Staat aber immerhin noch eine vielfältige Schullandschaft, damit Eltern wenigstens die Möglichkeit haben zwischen Schulen verschiedener Prägung zu wählen.


    Grundsätzlich gebe ich dir da Recht, ich persönlich würde das aber eher auf die Unterschiede zwischen altsprachlich, humanistisch usw. sehen.


    Religion hat meiner Meinung nach an Schulen rein gar nichts zu suchen. Wer seine Kinder religiös erziehen will - soll das, wie immer er das will, privat machen. Klappt in den USA auch prima.

  • In NRW (über das Portal LEO) werden Lehrerstellenangebote für "Bekenntnisschulen" immer so ausgeschrieben, dass Lehrer mit anderer Konfession sich gar nicht bewerben dürfen. Da geht es eben nicht nur um Schulleiterstellen. Wenn Lehrer mit anderer oder ohne Konfession an "Bekenntnisschulen" arbeiten, dann sind sie über Versetzungen oder andere Wege zu ihrem Job gekommen. Bei Versetzungen ist die Konfession auf einmal egal - was auch schwer zu verstehen ist. Schulleitungen müssen aber immer die entsprechende Religionszugehörigkeit haben.

    Durch eine Änderung im Schulgesetz ist dem nicht mehr so. Zur Sicherung des Unterrichts sind Ausnahmen von der Bekenntnisregel zulässig. Das gilt an Grundschulen für alle Lehrkräfte und auch die Konrektoren. Das Problem dürfte nur sein, dass sich bei aktueller Stellenlage für die Ausschreibung mindestens eine katholische Bewerberin findet, so dass andersgläubige Bewerber selten von dem Gesetz profitieren dürften.

  • Weil es die einzige STAATLICHE Schule am Ort ist, weil sie 300 Meter von deinem Zuhause und der kommunalen Kita ist, in die dein Kind schon geht und die nächste staatliche (&überhaupt) Grundschule 10-15 Kilometer weiter ist und dein Erstklässlerkind müsste also morgens früh den Schulbus nehmen, neue Freunde finden und so weiter.


    Das geht katholischen Eltern und Kindern genauso, wenn sie in einer Region leben, in der sie eine Minderheit der Bevölkerung ausmachen. Da gibt es in der Nähe keinerlei katholische Schule, sondern nur bekenntnisfreie Schulen. Das stellt die Eltern und Kinder vor dieselben Probleme, die etwa atheistische Eltern haben, wenn sie in einer katholischen Hochburg leben, wo es überwiegend katholische Bekenntnisschulen gibt.

  • Sorry, der Begriffsunterschied hier ist tatsächlich an mir vorbeigegangen.


    Du beantwortest meine Frage nicht. Was hat das "weltanschauliche Profil" meiner Schule in meinem Fachunterricht zu suchen? Ich zitiere aus dem Leitbild unserer Schule:
    "Die Lehrpersonen wirken als Vorbilder und erziehen die Schülerinnen und Schüler zur Selbständigkeit aber auch zur Mitverantwortlichkeit."


    Das vertrete ich jederzeit. Sollte von einem "christlichen Weltbild" nicht allzu weit abweichen, oder?

    Naja, zumindest an meinen Schulen war es so, dass auch im Fachunterricht in den internen Curricula markiert war, an welchen Stellen sich eine Anknüpfung ans christliche Profil (als quasi Alleinstellungsmerkmal der Schule) anbietet bzw. vorgenommen werden sollte. Spreche ich in Erdkunde beispielsweise über demographische Entwicklungen, könnte man eine Diskussion über die chinesische 1-Kind-Politik vor dem Hintergrund der Vereinbarkeit mit christlichen Wertvorstellungen anregen.
    Grundsätzlich habe ich aber auch kein Problem damit gesehen, als jemand, der faktisch nicht gläubig ist, an diesen Schulen zu arbeiten. Ich bin damit selbstverständlich nicht hausieren gegangen und habe ich mich professionell und angemessen verhalten. Das muss aus meiner Sicht aber auch ausreichen, denn letztlich läuft der normale Schulalltag da ja auch nicht anders als sonstwo und alles Religiöse findet überwiegend nunmal im Religionsunterricht statt.




    @Claudius
    Es ist aber doch ein völlig anderer Fall, ob du als Katholik keine katholische Schule in deiner Region findest, oder ob du gewungen bist, dein Kind entgegen deinen Überzeugungen auf eine Schule mit religiösem Profil zu schicken. Meiner Meinung nach muss es jederzeit und überall möglich sein, auf eine religiös "neutrale" Schule gehen zu können. Alle anderen wie auch immer ideologisch geprägten Schulen können als Ergänzung obendrauf kommen, aber eine Grundversorgung muss so gesichert sein, dass niemand gezwungen ist seine Kinder Weltanschauungen auszusetzen, die er selbst nicht vertritt.

  • Erklär es mir bitte, weil ich es wirklich nicht verstehe:


    Wieso ist es ein Problem für katholische Eltern, wenn sie ihr Kind auf eine nicht-konfessionelle Schule schicken müssen, wenn sie doch die religiöse Erziehung ebenso selbst in die Hand nehmen bzw. in Zusammenarbeit mit der Kirche erledigen können?
    Als parallele Vorstellung:
    Wenn ich SPDler bin, dann kann ich mein Kind auf eine politisch neutrale Schule schicken und vermittle dann die sozialdemokratische Erziehunng zu Hause.
    Wenn ich CDUler oder politisch neutral bin, kann ich mein Kind nicht ohne Weiteres auf eine SPD-orientierte Schule schicken, weil es dann mit einer politischen Sichtweise konfrontiert wird, die ich ich nicht teile und mir für mein Kind nicht wünsche.
    Wenn ich SPDler bin und es in meinem Umfeld nur politisch neutrale Schulen gibt, dann ist das deswegen kein Problem.
    Wenn ich aber CDUler (oder politisch neutral) bin, dann ist es eben doch ein Problem, wenn es nur SPD-Schulen in meinem Umfeld gibt.


    So ist das eben auch mit der Religion:
    Wenn ich religiös bin, dann kann ich mein Kind auf eine konfessionslose Schule schicken und die religiöse Erziehung selbst übernehmen.
    Wenn ich aber konfessionslos bin oder eine andere Konfession bin, dann ist es eben ein Problem, wenn ich nur Schulen einer bestimmten Konfession um mich herum habe.


    Und wo genau ist hier jetzt deiner Meinung nach der Denkfehler? Ich würde es wirklich gerne verstehen.

  • Du beantwortest meine Frage nicht. Was hat das "weltanschauliche Profil" meiner Schule in meinem Fachunterricht zu suchen?

    Wie willst Du als Atheist die Schüler z.B. zur Ehrfurcht vor Gott erziehen? Wie willst Du den Schülern als Atheist ein christliches Vorbild sein? Wie willst Du als Atheist glaubwürdig am Schulgottesdienst teilnehmen?


    Du magst einen guten Fachunterricht halten, aber Du identifizierst Dich als Atheist in keiner Weise mit dem Profil der Schule, mit den pädagogischen und weltanschaulichen Idealen, die auch Schüler und Eltern von den Lehrern dort erwarten. Du "passt" dann halt nicht zu dieser Schule.


    Das ist doch auch in Ordnung. Ich würde auch nicht zu einer Waldorfschule passen. Man muss sich ja nun nicht gerade an einer Schule bewerben, deren Profil man so gar nicht teilt.

  • "Ehrfurcht vor Gott" ist ja nun kein alleiniges Erziehungsziel konfessioneller Schulen, jedenfalls nicht laut Schulgesetz NRW. Ich frage mich allerdings auch, wie ein "christliches Vorbild" konkret aussehen soll.. geht es um Wertevorstellungen, sind viele christliche Werte ja Werte, die auch ganz allgemein gesellschaftlicher Konsens sind und die man auch mittragen kann, wenn man mit dem Kernthema der Kirche evtl. nicht ganz so viel anfangen kann. Geht mir jedenfalls so. Und am Gottesdienst nimmt man halt möglichst Teil ohne gelangweilt oder ablehnend auszusehen, fertig. Ich habe das sehr pragmatisch gesehen; ich muss in der Lehrerrolle ja öfters Dinge vertreten, hinter denen ich nicht wirklich stehe, und das ist eben eines mehr gewesen. Und das reichte auch absolut, um nicht unpassend oder negativ aufzufallen und gut mit Eltern und Träger auszukommen. Es erwartet niemand, dass die Lehrer sich missionarisch betätigen und es ist sogar gewünscht, auch in Bezug auf religiöse Themen die Schüler kritisch sein zu lassen. Jedenfalls war es so an den Schulen, die ich kennengelernt habe.

  • ...und natürlich, dass nicht-kirchliche Schulen nicht ganz so doll zwingen und diskriminieren dürfen, wie er es gerne hätte.

  • "Ehrfurcht vor Gott" ist ja nun kein alleiniges Erziehungsziel konfessioneller Schulen, jedenfalls nicht laut Schulgesetz NRW.


    Wenn wir mal ehrlich sind, wird das im Schulgesetz NRW vorgeschriebene Erziehungsziel in nicht-konfessionellen Schulen doch überhaupt nicht angestrebt. Oder kennst Du irgendeine nicht-konfessionelle Schule, die ihre Schüler wirklich zur Ehrfurcht vor Gott erziehen?


    Konfessionsschulen erziehen aber wirklich zur Erfurcht vor Gott. Dort steht Gott und der christliche Glaube im Mittelpunkt des Schullebens. Es gibt die Morgengebete, Schulgottesdienste, obligatorischen Religionsunterricht, Kruzifixe in jedem Klassenraum, christliche Projekte und Anknüpfungspunkte in allen Fächern und im sonstigen Schulalltag.



    Zitat von Aktenklammer

    Das "Problem" für "Claudius" ist, dass es auf den nicht-katholischen Schulen dann z.B. den bösen Sexualkundeunterricht gibt.


    Den Unterricht gibt es in katholischen Schulen auch, dort wird das Thema allerdings im Einklang mit christlichen Werten und Geboten und besonders mit der gebotenen Schamhaftigkeit behandelt.


    Das ist eben der Vorteil, wenn man sein Kind an einer Konfessionsschule anmeldet. Man kann davon ausgehen, dass die Lehrer dort dieselben Werte teilen, während man an nicht-konfessionellen Schulen halt gar keinen Einfluss darauf an, an welche Art von Pädagogen das Kind dort gerät.

  • Das ist eben der Vorteil, wenn man sein Kind an einer Konfessionsschule anmeldet. Man kann davon ausgehen, dass die Lehrer dort dieselben Werte teilen, während man an nicht-konfessionellen Schulen halt gar keinen Einfluss darauf an, an welche Art von Pädagogen das Kind dort gerät.


    Ob man so was auch mit politischem Bekenntnis kriegen könnte? Da sind ja mancherorts auch dubiose Subjekte im Schuldienst.

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