Ziffernschreibkurs - kleinschrittig gemeinsam oder als Wochenplanarbeit an Stationen?

  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin im Referendariat in SH und am 31.08. beginnt für mich das Schulleben. Ich habe eine 1. Klasse in Mathematik und bin dabei die ertsen Wochen zu planen.
    Natürlich steht der Ziffernschreibkurs ganz oben auf meiner To-Do-Liste. Mir ist klar, dass es sehr wichtig ist, dass die Kinder die richtigen Schreibweisen lernen und anwenden.
    Ich frage mich nur, ob wir gemeinsam im Klassenverband die Ziffern nach einander einführen und erarbeiten sollen oder ob es auch möglich ist, den Ziffernschreibkurs als Stationsarbeit anzubieten und jeder Schüler darf die Ziffern in seiner/ihrer Reihenfolge bearbeiten? Anhand der Pfeile ist ja klar, wie die Ziffern zu schreiben sind. Ich dachte da an Stationen zum nachspuren, kneten, an der Tafel schreiben, mit dem Seil legen, kneten, etc. pp. (und das jeweils mit der Ziffer, die sie sich gerade ausgesucht haben).


    Genau habe ich mir das so vorgestellt:


    - 10-15 Minuten: Arbeit im Plenum, Zählen, Mengen zuordnen, Strichlisten anfertigen etc. pp.
    - 5-10 Minuten: Einführung der neuen Ziffer (in der Reihenfolge 1,2,3,4,0,5,6,7,8,9 (also in 10Stunden))
    - 25 Minuten: selbständiges Arbeiten an Stationen


    Was meint ihr erfahrenden Lehrer?


    LG fr_antje

  • Viel wichtiger fände ich, dass man eben nicht für alles alle Sachen machen muss. Denn ganz ehrlich, die sind alle unterschiedlich weit und es gibt nichts schlimmeres, wenn du eigentlich schon rechnen kannst und die Zahlen gut schreiben kannst, wenn du sie dann auch noch kneten darfst, weil du so schnell die Reihen geschrieben hast.

  • Ich finde es wesentlich wichtiger, dass du viel Zeit für das einplanst, was hinter den Ziffern steckt. Wofür sie stehen. Viele Kinder kommen mit der auswendig gelernten Reihe und kennen soweit auch die meisten Ziffern, wissen aber nicht, wie das mit dem Zählen richtig geht oder dass Zahlen für Mengen, Positionen usw. Stehen können und dann gehts nämlich los.
    Mach eine Lernstandserhebung, bevor du zuviel vorplanst, was nicht aufgeht. Gerade, wenn du die Kinder nicht kennst und es Schulanfänger sind, würde ich erstmal gar nicht soviel stoffliches vorbereiten. Da zählen andere Sachen ... Ich wundere mich auch ein wenig, wenn du gerade dein Ref anfängst, wieso du sowas allein planst?! Ist das bei euch so?

  • Hallo,


    Danke für die Antworten
    Also ich hab mich einmal mit meiner Mentorin getroffen und grob besprochen, was so die ersten Wochen wichtig ist.
    Den Rest plane ich jetzt selbst. Da es ja gleich losgeht nach den Ferien muss ich auch irgendwas vorbereiten
    Der Ziffernschreibkurs ist obligatorisch. Das war meiner Mentorin mit das wichtigste.
    Natürlich ist es auch direkt wichtig auf alle zahlbegriffe einzugehen. Das möchte ich ja auch mit diversen Übungen am Anfang jeder Stunde machen.
    Ich finde es halt auch für die schnelleren Kinder arg lästig, daher die Idee mit den Stationen. So kann jedes Kind in seinem Tempo arbeiten.
    Aber ihr meint das ist zu viel? Vielleicht baue ich Stationen auf und sage pro Ziffer machst du 2-3 Stationem (wobei das AB zummachspzren Pflicht ist?)


    Ich kann halt ganz schlecht die Zeit abschätzen, die man braucht. Vielleicht reichen auch 15Minuten für den Ziffernschreibkurs und 30Minuten für die anderen Inhalte?
    Und kann ich eventuell auch 2 oder sogar 3 Ziffern in einer Stunde einführen? Ich soll sie definitiv einmal an der Tafel vorschreiben.

  • Also, die Schreibhand der Kinder ermüdet schnell. Daher nicht zuviel Schreiben einplanen. Ja, ich würde mehr von dem anderen machen, mal abgesehen davon, dass ich kein Fan von schnell zu Ziffern und schnell zur Symbolebene und bloß schnell formale Aufgaben ins Heft schreiben können, bin. Aber viele Lehrer sind davon nicht wegzubringen, dass Mathematik und Rechnen eben Aufgaben ins Heft schreiben bedeutet. Sorry, belies dich mal in Richtung folgender Mathematikdidaktiker Wittmann/ Müller Projekt Mathe 2000 und Gaidoschik. Eigentlich sollte es doch langsam mal in Grundschule ankommen, dass die Symbolebene viel Vorlauf braucht. Und dass es eben nicht um Vormachen Nachmachen sondern um Verständnis geht. Da kann doch ein erstes Schuljahr nicht sofort mit dem Ziffernschreibkurs losgehen, bzw. sollte es nicht alles darum drehen. Es sollte das Verständnis und die Zahlbeziehungen im Mittelpunkt stehen und weniger der Schreibkurs. Aber gut.
    Ich rate nochmal zur Lernstandserhebung siehe ILeA 1 bildungsserver brandenburg. Da sieht man auch mal, wie viel mehr Mathematik ist. Schade wirklich, dass deine Mentorin so entscheidet. Alles meine Meinung, ok?!
    Einer von vielen interessanten Artikeln
    http://www.eduhi.at/dl/Der_Erstunterricht.pdf

    2 Mal editiert, zuletzt von cubanita1 ()

  • Ich hatte schon mehrere erste Klassen in Mathe und gleichschrittig war nie möglich. Da sind Kinder die können schon bis 10, manche sogar bis 20 rechnen. Andere kennen keine einzige Zahl. Die Zahlen schreiben können die meisten hier aber schon aus dem Kindergarten.


    Ich arbeite immer recht offen. Ich bin also eher für Stationen. Ich selbst arbeite mit Themenheften, die individuell angepasst werden. Auch ich plädiere sehr dafür darauf zu achten ob die Mengenvorstellung da ist. Da gibt es nette Spiele. Schipper ist auch ein gutes Stichwort zum Fördern.

  • Wie wichtig findet ihr denn die Schreibrichtung bei Ziffern?
    Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass Kinder die Ziffern zwar schon schreiben können, wenn sie eingeschult werden, aber den Stift bei den meisten Ziffern von unten ansetzen, anstatt wie es die Schreibkurse vorsehen von oben.
    SOmit habe ich immer entschieden, dass auch die kleinen Zahlenprofis nochmal den Ziffernschreibkurs machen dürfen/müssen.
    Sie haben sich drauf eingelassen, aber leider auch danach oft die Ziffern noch so geschrieben, wie sie sie vorher shcon kannten... die 6 von innen nach außen o.Ä. ...
    So frage ich mich auch: Was bringt der Ziffernschreibkurs? Oder war er zu kurz, dass sie nicht "umgelernt" haben, wo die Ziffern anfangen. Wer legt fest, wo sie anfangen?


    Ich sehe bei den Buchstaben eine andere Wichtigkeit, an der richtigen Stelle mit dem Stift anzusetzen, als bei den Zahlen, da die Buchstaben später verbunden werden...


    Ich nutze diesen Schreibkurs: http://jandorfverlag.de/rechnen/53/zifferntrainer?c=15

  • Ich habe im Ref. gelernt, dass die Schreibrichtung der Zahlen nicht wichtig ist. Viele Kinder schreiben ja die eins von unten. Wichtig ist mir, dass ich die Zahl lesen kann und dass nachher bei den Stellen die Zahlen richtig geschrieben werden. Sollte ein Kind total verrückt zum Beispiel die 5 schreiben, würde ich vielleicht intervenieren, hatte ich aber noch nicht.

  • Tja was soll ich sagen? Im Studium ging es genau darum, was cubanita1 sagt und ich selbst halte natürlich das VERSTÄNDNIS als das Wichtigste an. ABER ich bin im Ref und muss das machen, was Mentorin und Studienleitung sagen ;)
    Daher war halt mein Gedanke, dem Schreibkurs nicht ALL ZU viel Aufmerksamkeit zu schenken, sondern eben eher den verschiedenen Zahlbegriffen (Menge, Ordnung, etc. pp.)
    Trotzdem MUSS ich den Schreibkurs machen, denn meiner Mentorin ist es eben enorm wichtig, dass ALLE Kinder die Ziffern korrekt schreiben.
    Wir arbeiten mit dem Mathetiger und auch hier wird wiederholt gesagt, dass die korrekte Schreibweise der Ziffern wichtig sei. Darauf muss ich jetzt ersteinmal aufbauen.


    Also natürlich steht alles andere im Vordergrund. Dessen bin ich mir bewusst :)
    In diesem Thread sollte es aber nun mal um den Kurs gehen und ich denke, ich habe mich bereits entschieden ihn als Stationsarbeit anzubieten.

  • nicht direkt.
    es steht, dass er bewusst aus dem Lehrgang genommen wurde, weil er sehr individuell ist und man das zügig am Anfang durcharbeiten soll. Es steht, dass die meisten Kinder die Ziffern zwar malen können, aber die korrekte Schreibweise laut Bildungsplan erlertn werden muss. Warum? Nein dazu steht nichts.


    Allerdings habe ich noch folgendes gefunden:


    "Automatisierendes Üben steht oft in dem Ruf, mechanisch, einseitig und unproduktiv zu sein. Wir wissen aus dem täglichen Unterricht, wie anstrengend oder auch langweilig für viele Kinder das notwendige und immer wiederkehrende Üben der Ziffernschreibweise ist. Das Lesen und Schreiben muss aber zur Routine werden." (Schipper et al.:Handbuch für den Mathematikunterricht. 1. Schuljahr, S. 32)


    Sie schlagen ein arbeiten an Stationen vor, in dem das autmatisierende Üben über handlungsorientierte und ganzheitliche Zugänge abwechslungsreich und produktiv zu gestalten sei (ebd).


    Also im Prinzip so, wie ich mir das selbst vorgestellt habe. Ich werde mich demnach daran halten (Das Buch war sowohl in der Literaturliste meines Studiums als auch auf der Literaturliste meiner Studienleitung)

  • Trotzdem MUSS ich den Schreibkurs machen
    ...


    ich habe mich bereits entschieden ihn als Stationsarbeit anzubieten.

    Wenn es dir um die korrekte Abfolge beim Schreiben der Ziffern geht, verstehe ich nicht, warum du gerade das als Station machen willst. Kontrolle hast du darüber dann nämlich nicht mehr. Wenn das der Schwerpunkt sein soll, reichen die Pfeile auf dem Papier nicht aus, weil ja jeder denkt, er kanns schon. Ihr müsst die Abfolge gemeinsam in der Luft üben etc.pp.


    Und viel wichtiger: du hast 25 5-7Jährige da sitzen, die gerade aus dem Kindergarten kommen. Weißt du vor allem, wie du Stationen einführen musst?
    Du kannst nämlich nicht sagen: hey Kinder, hier sind 5 Stationen, sucht euch mal ne Ziffer aus, geht die Stationen ab, knetet, hüpft und stellt die Ziffer, die ihr euch ausgesucht habt und kommt dann wieder an den Platz. Nie und nimmer.


    Du musst alles anleiten, was in den Stationen liegt, der Stationenwechsel muss geübt werden, das selbständige Arbeiten mit Selbstkontrolle, dass mehrere gleichzeitig an einer Station sein werden... das ist ALLES neu, du produzierst sonst ein heilloses Chaos, in dem jeder rumrennt und huschiwuschi schnell schnell irgendwas macht.

  • Wie wichtig findet ihr denn die Schreibrichtung bei Ziffern?
    Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass Kinder die Ziffern zwar schon schreiben können, wenn sie eingeschult werden, aber den Stift bei den meisten Ziffern von unten ansetzen, anstatt wie es die Schreibkurse vorsehen von oben.
    SOmit habe ich immer entschieden, dass auch die kleinen Zahlenprofis nochmal den Ziffernschreibkurs machen dürfen/müssen.


    So habe ich es ebenfalls immer gemacht.
    Die meisten habens dann auch umgelernt und bei ganz hartnäckigen Fällen habe ich es dann geduldet, solange die Ziffer lesbar war.
    Bei manchen Zahlen wäre es mir ja noch egal, aber z.B. bei der 6, wenn das Kind in der Mitte beginnt, wird das meist keine vernünftige 6.
    Also kurzum, ich bestehe in der Regel auf die vorgegebene Schreibrichtung. In der Uni und im Ref. habe ich dazu nichts gelernt.


    Stationsarbeit zu den Ziffern - gerade am Anfang der 1 - finde ich auch schwierig. Pausenbrot hats ja schon treffend beschrieben.

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