Massives Mobbing gegen Jungen

  • Guten Tag,


    Ich unterrichte eine 7.Klasse (nicht als Klassenlehrer) und ich beobachtete, dass ein Junge durch Mobbingattacken gezielt in die Außenseiterrolle gedrängt wird. Dies äußert sich so, dass der Junge von einigen Mitschülern beschimpft und schikaniert wird,teilweise auch vorgeführt. All dies offenbar um den Rest der Klasse auf seine Kosten zu unterhalten. Besagte Schüler sind sich nicht zu schade, den Jungen mitten in einem sonst allgemein ruhigen Klassenraum mit unangemessenen Zwischenrufen zu beleidigen. Der Rest der Klasse lacht entweder oder ist vollkommen passiv. Leider sind die passiven Leute keine Hilfe, denn diese hüten sich sichtbar, etwas gegen das offensichtliche Mobbing zu unternehmen. Bei den "Zuschauern" sind die Täter so beliebt, dass sie sich auch von diesen anstiften lassen,beispielsweise dazu, den Jungen solange zu bewerfen, bis dieser seinen Kopf in den Armen vergräbt. Ermahnungen helfen wenig, denn wie man an der Arbeitshaltung der Schüler sieht, kommen auch Mitteilungen wegen nicht erledigter Hausausgaben wortlos unterschrieben zurück und das Verhalten bleibt gleich. Von daher nehmen nach den Eltern auch die Schüler solche "Warnschüsse" kein Stück weit ernst.


    Der Knackpunt ist jetzt, dass der Junge zunehmend sozial auffällig wird. Er wird unverhältnismäßig aggressiv und fing allein in diesem Halbjahr zweimal an zu weinen und ließ sich auch mehrfach zu Gewalt hinreißen. Größere und stärkere Schüler provozieren ihn wohl so lange, bis er diese schlägt und schubst, was diese natürlich unbeeindruckt lässt, aber sehr belustigt. Leider gehen solchen Vorfällen bisher immer unübersichtliche Situationen voraus, weshalb ein Eingreifen schwer möglich ist. :daumenrunter:


    An seinem allgemeinen Verhalten lässt sich festmachen, dass es ihn sehr belastet, weshalb ein Handlungsbedarf ganz klar gegeben ist. Der Klassenlehrerin zufolge ließe sich das Klassenklima (was nicht nur mir so negativ auffällt, z. B. Durch Gruppenbildung) bisher nicht bessern.


    Vielleicht habt ihr Tipps, wie man behutsam eingreifen kann, ohne die Situation zu verschlimmern? Ich will nicht, dass es so aussieht, als habe der Junge "gepetzt", daher habe ich die üblichen Verdächtigen bisher nur angesprochen, wenn ich was konkret gesehen habe.


    Würde mich über Ratschläge freuen.


    Liebe Grüße

  • Das klingt ja schlimm.
    Aber verstehe ich das richtig, dass der Junge im Unterricht schikaniert wird und "nichts" (effektives) zu seinem Schutz passiert?


    Bei uns (ja, schon an der GS) würden die schikanierenden Kids ganz schnell aus dem Unterricht genommen, zum Gespräch bei der Jugendsozialarbeit oder auch für einen Anpfiff durch die Schulleitung. Beim 2. Vorfall würden die Eltern einbestellt werden (richtig, sie müssen sich Zeit nehmen und antanzen, nicht nur etwas im Vorbeigehen unterschreiben), da läuft dann eine ganze Maßnahmenkette an.


    Es wirkt so, als ob die Rädelsführer noch gar keinen richtigen Gegenwind (sowohl von den Mitschülern als auch vom Kollegium) erhalten haben.

    • Offizieller Beitrag

    mit "Behutsamkeit" wirst du nicht weit kommen.
    Als Lehrer musst du /müsst ihr in aller Deutlichkeit vermitteln, dass mobbing nicht geduldet wird. Das heißt, wenn der Junge im Unterricht durch Reinrufen beleidigt wird, habt ihr als Lehrer den Rufer zu sanktionieren. Ein "das dulden wir hier nicht", und dann darf der Rufer eine der Erziehungsmaßnahmen eurer Schule genießen. Bei uns würde er sofort ins Sekretariat geschickt, mit Reflexionsbogen zum Gespräch mit der Sozialpädagogin/ dem SL. Zeitgleich geht eine schriftliche Benachrichtigung an die Eltern.


    Welche Maßnahmen sind bei euch festgelegt?


    Ansonsten würde ich mir den Hauptmobber zum Gespräch unter 4 Augen holen. Ihn interviewen, warum er so ein Verhalten an den Tag legt. Klarmachen, dass seine persönlichen Antipathien noch lange kein Mobbing erlauben. Aiuch hier wieder: ganz deultich machen: So etwas dulden wir an unserer schule nicht.


    Als dritte, aber auch sehr wichtige Maßnahme: bestell dir die schweigende/ kichernde Mehrheit ein. Oder ein, zwei davon. Finde heraus, warum sie belustigt sind oder schweigen, wenn der Anführer losschlägt. Lass sie sich in die Situation des Opfers hineinversetzen. Mach ihnen im Gespräch klar, dass sie mit ihrer Reaktion das Mobbing letztendlich unterstützen.


    Niemand muss dem Mobbingopfer befreundet sein, aber ein friedliches Miteinander erwartet ihr an der Schule. Das ist auch Aufgabe der kichernden/schweigenden Mehrheit.


    Solche Strukturen aufzubrechen, dauert lange. Deshalb so bald wie möglich damit anfangen!

  • Wenn die Schüler schon so dreist sind, dass sie sogar mitten im Unterricht in Anwesenheit des Lehrers andere Schüler mobben, dann ist wohl schon eine ganze Menge schief gelaufen in der "Schulkarriere". Keine Spur von Respekt gegenüber dem Lehrer. Und scheinbar sind sich die "Täter" auch im Klaren darüber, dass Mobbing in der Schule für sie kein Risiko birgt und sie keine Konsequenten zu erwarten haben, selbst wenn sie es direkt vor den Augen der Lehrer machen.


    Wenn die Schule konsequent und hart gegen Mobbing vorgehen würde, dann wäre das allen Schülern allgemein bekannt.

  • Hallo,


    Erstmal danke für die Antworten. Grundsätzlich werden Zwischenrufe selbstverständlich sofort geahndet, jedoch nur als Unterrichtsstörung, sprich mit einer Verwarnung, auf die im Wiederholungsfall eine Zusatzarbeit, ein Hinweis, ggf. ein Verweis folgt. Inhaltlich spielt das vorerst kaum Rolle. Jedoch kann ich mir vorstellen, dass das von anderen Kollegen als "normales" Unterrichtsgespräch gesehen wird, denn solche Zwischenrufe folgen meist, wenn sich das Opfer meldet. Dann schreien besagte Leute unabhängig vom "Anlass" lauthals herablassende Kommentare bis hin zu handfesten Beleidigungen quer durch den Klassenraum - und das so laut, als wären wir im Stadion. Das Opfer zeigt sich zunächst auch unbeeindruckt, aber man sieht klar, dass ihn das stark verunsichert. Inzwischen leiden seine Unterrichtsbeiträge stark darunter.


    Natürlich gibt es eine Schulsozialarbeit, zu der die Schüler geschickt werden können, das ist auch ein guter Ansatz, nur ist die Effektivität angesichts des üblichen Verhaltens der Schüler sehr fragwürdig. In diesem Jahr gab es schon einen Aufklärungsvortrag zum Thema Mobbing, aber dies blieb wohl leider folgenlos.


    Und die Eltern einzuladen hat keinen Zweck. Der dezente Hinweis auf die Sprechstundenzeiten wird bei "den Üblichen" zuhause völlig ignoriert, die Unterschrift zur Kenntnisnahme drauf und fertig. Auch konkretere Einladungen werden tatsächlich ignoriert, zwingen kann sie ja schließlich keiner. Irgendwo kann ich es ja verstehen, vielleicht haben die Eltern ja beruflich keine Zeit. Aber dass dann auch ein fest angekündigter Elternsprechtag als Gelegenheit ungenutzt bleibt, ist wenig förderlich. Solange die Kinder das Jahr bestehen, sehen die Eltern wohl nirgends ein Problem. :(


    Gespräche mit den Betreffenden nach der Stunde, bisher habe ich zwei geführt, wurden nur mit Augenrollen abgesessen, nächste Stunde war das Benehmen gleich. Bisher habe ich nur mit den Eltern von einem reden können, diese stempelten das als "Dummjungenstreich" ab, so seien Kinder eben...dass der tolle Sohn einen anderen zum Weinen gebracht hat, um seine Freunde zu unterhalten, will keiner so recht wahrhaben.


    Auch wenn ich mich an ähnliche Ereignisse erninnere, mehr als verschärfte Verweise waren nie eine Konsequenz und selbiges auch nur bei Schlägereien oder dergleichem. Die Schüler wissen genau, dass seitens der Schule nichts passiert,außer Briefe und wenn die Eltern da zuhause nichts unternehmen, dann nehmen die Schüler selbst es auch nicht ernst. :tot:

    • Offizieller Beitrag

    dezenter Hinweis auf Sprechstunden??? Bitte??
    Was ist das denn? warum tretet ihr so zögerlich auf?
    man kann Eltern in die Schule bestellen, mit Terminvorgabe. Und wenn der termin nicht passt, macht man einvernehmlich einen passenden aus. Muss ja nicht in der Schulzeit am Vormittag sein.
    Boykottieren die Eltern so ein Gespräch gezielt, wird sich mal der SL darum kümmern und sehr deutlich darauf hinweisen, dass die Eltern eine Erziehungspflicht und hinsichtlich der Schule eine Kooperationspflicht haben. Aktenvermerk.


    Natürlich könnt ihr Eltern nicht polizeilich vorladen. Aber an eurer Schule, so habe ich den Eindruck gewonnen, seid ihr euch eurer Instrumentarien nicht wirklich bewusst. Bzw. ihr wendet sie nicht konsequent an.
    Nachsitzen zum Aufholen versäumten Stoffs, Klassenkonferenzen, Verweis, verschärfter Verweis, Delegation in eine andere Klasse, bis hin zum Unterrichtsausschluss-- ich glaube nicht, dass den Eltern das alles egal ist. Aber ihr Lehrer müsst auch entsprechend auftreten. Ich habe den Eindruck, ihr seid von eigenen Maßnahmenkatalogen nicht überzeugt.


    Ein Schülerz.B., der im 4 Augen-Gespräch nur die Augen rollt, hat kein richtiges Gespräch geführt. Warum lasst ihr euch so etwas bieten?

  • no blame approach? wende dich zusammen mit der klassleitung an die schulsozialarbeit, außerdem besprechung aller lehrer in der klasse und absprache bezüglich des weiteren vorgehens. falls no blame nicht greift (was selten der fall ist):


    was friesin geschrieben hat. schulstrafen für die täter, direkt durch die schulleitung inklusive erziehungsberechtigte, bei ausbleibender besserung direktes gespräch mit kind und eltern: "verhalten xyz verletzt deinen mitschüler p sehr und ist daher inakzeptabel. wir dulden dergleichen hier nicht. wenn sich dein verhalten in den nächsten 14 tagen nicht radikal (!) können deine eltern mit der suche nach einer neuen schule beginnen". nulltoleranz ist hier der einzig richtige weg. es ist "nicht nur spaß" gewesen, sobald sich einer verletzt fühlt.

  • ahja, und was meiner erfahrung nach auch ganz gut ist: anti-mobbing-tag schulweit oder wenigstens in der klasse, dabei passenden film/passendes theaterstück o.ä. anschauen und bearbeiten und vor allem herausstellen und für die kinder nachvollziehbar machen, a) wie sich das opfer fühlt und b) dass die mitläufer, d.h. die passive, schweigende mehrheit mittäter sind. nichts zu sagen ist fast so schlimm wie aktiv das opfer fertig zu machen. nur durch das stillhalten der gruppe erwirbt der täter seine macht gegenüber dem opfer. und wenn alle nur das thema wechseln oder keiner mehr lacht! das reicht oft schon.

  • Seid ihr irgendwie eine Kuschelpädagogik-Montessori-Schule o.ä.? Wenn hier handfeste Beleidigungen mehrfach in Stadionlautstärke gebrüllt werden, wären da schon längst einige Ordnungsmaßnahmen fällig gewesen. Und bzgl. den Eltern kann man auch mal zum Telefon greifen.




    @Kecks: Ich glaube, deine Shift-Taste ist defekt. Kauf dir mal bitte eine neue Tastatur.

  • DOlorean82, euer Verhalten macht mich richtiggehend wütend während des Lesens.
    NATÜRLICH habt ihr eine Handhabe gegen dieses Verhalten und NATÜRLICH gibt es Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, wenn ihr das nur wollt! Stattdessen seht ihr zu, wie ein Junge im zarten Entwicklungsalter zum Gehetzten und Gejagten wird, was dessen gesamte Schullaufbahn beeinflussen kann.


    Der Schulleiter oder der Stufenleiter kann sehr wohl die Eltern zum Gespräch laden und ja, das kann man auch erzwingen! Jede Schulordnung in jedem Bundesland sieht Maßnahmen vor, die voll und ganz ausgeschöpft werden können und sollen. Das muss man aber auch WOLLEN! Als Klassen- oder auch als Fachlehrer gibt es die Möglichkeit der Mediation, der Streitschlichtung, etc. Ein Anti-Agressionstraining wird auch in Jugendeinrichtungen angeboten oder auch vom Weißen Ring.


    Dezente Hinweise auf Sprechstunden, leise Ermahnungen während des Unterrichts... Ja, du liebe Güte, habt ihr selbst Angst vor den Mobbern? Bei mir stünden die schon längst vor der Klassentür, würden sie sich so benehmen und danach gäbe es sehr ausführliche 4-Augen-Gespräche und das jedes Mal! Und zwar einzeln! Würde das nichts bringen, stünden sie danach direkt vor der Stufen- bzw. Schulleitung, dann Elterngespräche, danach Eltern-Kind-Gespräche und dann wird der Schulpsychologe eingeschaltet (der Schulsozialarbeiter wäre eher für den Gemobbten zuständig).
    Werdet ihr so lästig wie die Mobber es für den Gemobbten sind! Immer, in jeder Situation!


    Was sagen denn die Eltern des Gemobbten dazu? Oder habt ihr die gar nicht erst einbestellt?

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Ich habe den Eintrag bereits um 13 Uhr überflogen und versucht mich seitdem dezent zurückzuhalten, da ich mir immer noch nicht sicher bin ob hinter dieser Weltfremdheit ein Internet-Troll oder tatsächlich ein komplett bescheuertes Kollegium steckt. Sofern es wirklich Fall B sein sollte: Werdet euch endlich darüber bewusst, dass da ein junger Mensch täglich auf brutalste zwischenmenschliche Weise Gewalt erfährt und kein einziger Lehrer die Courage besitzt aktiv dagegen anzugehen! Stattdessen wirft man mit Begriffen wie Labeling-Approach um sich und versucht die Situation angenehm aus der Distanz zu analysieren 8| .........und dann wundert ihr euch auch noch tatsächlich darüber, dass das Kind sozial auffällig wird, um sich schlägt oder den Kopf in den Armen vergräbt?? Na herzlichen Glückwunsch und verdammte Hacke noch einmal!! Es ist schon sowieso eine Leistung von dem Jungen, dass er es bei dieser widerlichen Schikane überhaupt noch aus dem Bett schafft und sich selbst oder anderen ferner nichts Schlimmeres angetan hat! Die Schulsozialarbeit muss allerspätestens jetzt eingeschaltet werden!

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe den Eintrag bereits um 13 Uhr überflogen und versucht mich seitdem dezent zurückzuhalten, da ich mir immer noch nicht sicher bin ob hinter dieser Weltfremdheit ein Internet-Troll oder tatsächlich ein komplett bescheuertes Kollegium steckt. Sofern es wirklich Fall B sein sollte: Werdet euch endlich darüber bewusst, dass da ein junger Mensch täglich auf brutalste zwischenmenschliche Weise Gewalt erfährt und kein einziger Lehrer die Courage besitzt aktiv dagegen anzugehen! Stattdessen wirft man mit Begriffen wie Labeling-Approach um sich und versucht die Situation angenehm aus der Distanz zu analysieren 8| .........und dann wundert ihr euch auch noch tatsächlich darüber, dass das Kind sozial auffällig wird, um sich schlägt oder den Kopf in den Armen vergräbt?? Na herzlichen Glückwunsch und verdammte Hacke noch einmal!! Es ist schon sowieso eine Leistung von dem Jungen, dass er es bei dieser widerlichen Schikane überhaupt noch aus dem Bett schafft und sich selbst oder anderen ferner nichts Schlimmeres angetan hat! Die Schulsozialarbeit muss allerspätestens jetzt eingeschaltet werden!


    Mir ging's beim Lesen ähnlich. Und wenn es keine Schulzozialarbeit gibt, muss man die Mobber aus der Klasse nehmen und in der verbleibenden Klasse an Strukturen arbeiten, zur Not anstelle allen laufenden Unterrichts, in denen sich der Junge wieder wohl fühlen kann.

  • Hallo,


    Selbstverständlich habt ihr Recht damit, dass hier ein hartes Durchgreifen angemessen wäre. Dies erscheint aber schlicht und einfach unüblich zu sein, bei Weitem nicht jeder Kollege beobachtet das Sozialverhalten der einzelnen Schüler. Mir ist nur bekannt, dass man auf jeden Fall bereits versucht (hat), das Klassenklima zu bessern, in erster Linie wegen der starken Gruppenbildung. Jedoch muss man sagen, dass in der Klasse öfter mal solche Sprüche fallen, aber wenn man mal genauer drauf achtet, ist schnell klar, dass das einerseits die Selben untereinander machen und gemeinsam lachen oder eben gemeinsam einen Einzigen persönlich beleidigen. Und Letzteres sehe ich als Mobbing, schon allein wegen der Außenseiterrolle des Jungen.


    Vielleicht wird das einfach vom Kollegium nicht als Mobbing gesehen, wenn überhaupt. Mit den Eltern des Gemobbten habe ich noch nicht geredet, ob sie schon in irgendeiner Form von den Problemen ihres Sohnes wissen, weiß ich nicht.


    Schüler während des Unterrichts auf den Gang zu schicken ist nicht möglich. Das gibt es nicht (mehr), weil der Ausschluss ja auch zur Folge hat, dass er Schüler was vom Unterricht verpasst und dieser Nachteil wird nicht als verhältnismäßig betrachtet. Zudem würden die Schüler einfach ihre Handys benutzen oder zum Kiosk gehen. Besondere Störenfriede klopfen dann permanent an die Tür und stören den Unterricht von außen noch mehr. Beim Verhalten der "Tätergruppe" stünden auch schnell mal vier Schüler draußen, die sich dann eine zusätzliche Pause gönnen würden. Und dann brauche ich nächste Stunde gar nicht erst zu fragen, ob sie die versäumten Einträge nachgeholt haben.


    Dass die volle Liste an Konsequenzen den Eltern egal ist, bezweifle ich, aber wie gesagt, über den verschärften Verweis hinaus kommt es selten und das auch nur, wenn es beispielsweise zur Prügelei oder zum Diebstahl oder ähnlichem kommt. Alles darunter ist nun mal leider mit einer kurzen Unterschrift getan und das entkräftet die Maßnahme sehr. Der Zettel ist im Nullkommanichts unterschrieben zurück und damit ist die Sache vergessen. Dass man bei drei Verweisen einen verschärften zu erwarten hat, ist auch nur theoretischer Natur, sowas wird selten umgesetzt und manche Schüler nehmen die Briefe wie Konfetti entgegen. Wegen Kaugummi und Mobbingvorfällen werden die sellben Sanktionen verhängt und dieses Verhältnisproblem macht es schwer, gegen beharrlich ausgeübtes Fehlverhalten so vorzugehen, dass es den Schülern und Eltern auch als solches erscheint. :traenen:

  • Schüler während des Unterrichts auf den Gang zu schicken ist nicht möglich. Das gibt es nicht (mehr), weil der Ausschluss ja auch zur Folge hat, dass er Schüler was vom Unterricht verpasst und dieser Nachteil wird nicht als verhältnismäßig betrachtet.


    Das ist der blanke Hohn in Tüten. Nicht verhältnismäßig gegen Psychoterror? Was muss man bei euch machen, damit ein zweitweiser Schulauschluss angestoßen wird? Die Schule abfackeln?


    Zudem würden die Schüler einfach ihre Handys benutzen oder zum Kiosk gehen. Besondere Störenfriede klopfen dann permanent an die Tür und stören den Unterricht von außen noch mehr. Beim Verhalten der "Tätergruppe" stünden auch schnell mal vier Schüler draußen, die sich dann eine zusätzliche Pause gönnen würden. Und dann brauche ich nächste Stunde gar nicht erst zu fragen, ob sie die versäumten Einträge nachgeholt haben.


    Seid ihr Lehrer oder Memmen? Das rumjammern funktioniert auf jeden Fall schon mal vorzüglich.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."


  • Selbstverständlich habt ihr Recht damit, dass hier ein hartes Durchgreifen angemessen wäre. Dies erscheint aber schlicht und einfach unüblich zu sein [...]


    Schüler während des Unterrichts auf den Gang zu schicken ist nicht möglich. Das gibt es nicht (mehr), weil der Ausschluss ja auch zur Folge hat, dass er Schüler was vom Unterricht verpasst und dieser Nachteil wird nicht als verhältnismäßig betrachtet. Zudem würden die Schüler einfach ihre Handys benutzen oder zum Kiosk gehen. Besondere Störenfriede klopfen dann permanent an die Tür und stören den Unterricht von außen noch mehr. Beim Verhalten der "Tätergruppe" stünden auch schnell mal vier Schüler draußen, die sich dann eine zusätzliche Pause gönnen würden. Und dann brauche ich nächste Stunde gar nicht erst zu fragen, ob sie die versäumten Einträge nachgeholt haben.


    Es macht mich regelrecht wahnsinnig, so etwas zu lesen. Es ist natürlich viel besser, wenn der Unterricht innerhalb des Klassenraums gestört und ein Junge dabei gequält wird, als dass die Mobber vor die Tür gestellt werden, klar. :autsch:
    Weißt Du was, wenn das Ausschließen des Unterrichts nicht möglich ist, dann schick die Mobber doch mit einem hübschen Arbeitsauftrag in jeweils andere Klassenräume oder zur Schulleitung ins Büro. Dann sind sie beaufsichtigt und verpassen auch keinen Unterricht. Wenn sie möchten, können sie dann ja da weitermobben. Sobald diese Kinder in den jeweiligen Klassenräumen oder beim Schulleiter angekommen sind, bekommen die Eltern einen Anruf, gerne auch auf die Arbeit. Oh, das funktioniert übrigens jedes Mal. Der Rotzlöffel mobbt jede Stunde? Prima, dann könnt ihr im 40-Minuten-Takt bei den Eltern anrufen. Wetten, das Verhalten ändert sich eklatant???
    Mensch, es gibt doch MÖGLICHKEITEN!


    Ihr nehmt es hin, dass ein Junge vor euren Augen gequält wird, weil es "unüblich" ist, besondere Maßnahmen zu ergreifen? Ich fasse es einfach nicht. Und dessen Eltern wissen es noch nicht mal, fragen sich aber wahrscheinlich bereits hilflos zuhause, warum ihr Kind sich plötzlich anders verhält?
    Mir wird schlecht.

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Falls eine schulinterne Regelung nicht möglich ist:


    Wende dich an den zuständigen Schulrat, der für Sonderschulbedürftigkeit und für die Feststellung einer Beschulung in der Schule für Erziehungshilfe zuständig ist.
    Hier wird der Unterricht massiv gestört. Eventuell kennt der Schulrat eine Möglichkeit - oder schickt einen Sonderschullehrer oder Schulpsychologen, der den Unterricht beobachtet und ein Gutachten verfasst. Die Schulbehörde ist nicht nur Aufsichtsorgan, sondern bietet auch Unterstützung und Hilfe an.


    Es müssen auf jeden Fall alle Vorkommnisse und beleidigenden/herabsetzenden Bemerkungen im Tagebuch dokumentiert werden.
    Erst dadurch werden diese Vorkommnisse "amtlich" und schulrechtlich relevant.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich bin immer wieder erschrocken, wie hilflos einige Schulen störenden Schülern gegenüber stehen. Gibt es bei euch kein Konzept zum Umgang mit Unterrichtsstörungen? Wenn nicht, rege es in der nächsten Konferenz an, bildet einen Arbeitskreis, lasst euch von anderen Schulen Konzepte zur Sichtung geben. Aber steht nicht hilflos rum und denkt euch: Tja, ist schon doof, aber machen kann ich nichts.
    Und wenn ich höre, dass die Störer ein Recht auf Unterricht haben, könnte ich... Die verwirken ihr Recht, indem sie stören! Denn ich habe ein Recht auf ungestörten Unterricht und die anderen Schüler ebenfalls. Bei uns fliegen die raus, werden in einem Extraraum oder zur Not in einer anderen Klasse/beim Sozialarbeiter/beim Sonderpädagogen verwahrt und müssen schriftlich Stellungnehmen und quittieren, bei welchem Schüler sie sich um den verpassten Stoff kümmern. Die sind einfach zum Kiosk gegangen? Wunderbar, da hat man sofort den Aufhänger für eine Anhörung! Und dann müssen nicht nur pädagogische Konsequenzen auf den Tisch. Du benimmst dich in deiner Klasse nicht? Dann sitzt du die nächsten 2 Wochen in einer anderen. Dort klappt es auch nicht? Dann bist du 2 Wochen vom Unterricht ausgeschlossen, holst dir morgens deine Materialien ab und bringst sie mittags bearbeitet vorbei. Und die Eltern müssen penetrant zur Verantwortung gezogen werden. Da reicht es nicht, dass irgendeine Unterschrift geleistet wird.
    Bei Fällen von Mobbing würde ich Ruckzuck eine Anhörung bei der Stufenleitung einberufen. Das mache ich übrigens auch schon bei "Kleinigkeiten", so würde es manch einer vielleicht nennen. Doch in der Regel sieht man den Kids schon an, was aus ihnen werden würde, wenn man das Verhalten nicht im Keim schon diszipliniert. Höchstwahrscheinlich so eine Clique, wie du sie beschreibst.
    Problemschüler kann man sich auch selber ziehen... Das gemobbte Kind tut mir unwahrscheinlich leid!

  • Das sind gute Vorschläge, die ich tatsächlich mal zur Sprache bringen sollte. Es wundert mich, dass sowas nie passiert. Wenn ich einem Schüler mal sagen würde, er solle zum Schulsozialarbeiter gehen, wüsste der gar nicht, wohin er soll.


    Das Problem ist, dass sich so gut wie jeder daneben verhält. Die einen "verwirken ihr Recht" indem sie hörbar ihren Mitschüler beschimpfen, die anderen (selbst die vorher als passiv bezeichneten) tun dies durch andere Störungen. Wenn man gegen jeden so wie beschrieben vorgeht, ist die Klasse bald aufgelöst. Das Benehmen hat sich zum Alltag erhoben und "das macht doch jeder" ist inzwischen eine allgemine Entschuldigung für Verhalten, für das man suspendiert werden könnte.


    Es gibt auf manchen Gängen, hauptsächlich vor dem Sekretariat/Direktorat/Lehrerraum Bänke. Es kommt ständig vor, dass Schüler diese einfach aus dem Aufenthaltsbereich wegtragen und vor Räume oder gar auf den Schulhof oder in den Eingangsbereich stellen und sich darauf aufhalten. Wenn ein Kollege das sieht, heißt es nur "stell das zurück", später macht das natürlich keiner und dann beschwert sich der Hausmeister, weil das natürlich entsprechend täglich gemacht werden muss. Und trotzdem wird das nicht bestraft. Soviel dazu... Ich habe den Eindruck, dass Regelverstöße nicht wirklich konsequent geahndet werden. Ich denke, das größte Problem ist, dass das Kollegium allgemein zu wenig Eigeninitiative zeigt. Wennjemand einem was meldet, werden Schüler selbstverständlich darauf angesprochen, aber der Eindruck ist wohl so, dass es kein Problem geben kann, wenn keiner kommt und was sagt.


    Um vom Unterricht ausgeschlossen zu werden, muss schon was sehr Schlimmes vorfallen, wie gesagt, körperliche Gewalt und Diebstahl sind da die Ernstfälle. Alles darunter ist mit einem Zettel oder einem Gespräch vorüber. Und bei den Gesprächen wird mit den Augen gerollt, geleugnet oder einfach gar nichts gesagt. Und wenn man die Eltern einschaltet, dann ist das Verhalten der Kinder schon vor der Eröffnung des Vorwurfes mit dem Verdacht auf leichtes ADHS, der Pubertät oder schlechtem Einfluss entschuldigt. "So sind Kinder eben" oder "das ist Gruppenzwang, da ist niemand alleine Schuld". Ich bin keinesfalls untätig, aber im Allgemeinen scheint mir der Weg über die Eltern der Erfahrung nach nutzlos.


    Es muss doch einen Weg geben, den Tätern im Gespräch dauerhaft klar zu machen, dass das nicht geht.

  • Es muss doch einen Weg geben, den Tätern im Gespräch dauerhaft klar zu machen, dass das nicht geht.


    Nö. Im Gegenteil. Eins muss euch doch langsam mal klar werden: wenn es immer nur Worte sind, die einem drohen, machen sich die ständigen Mahner nur selbst unglaubwürdig.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

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