Schulbücher im Unterricht- Ja oder Nein?

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    ich benutze in meinem Unterricht (Englisch und Französisch an BBS) als roten Faden von Schuljahresanfang bis Schuljahresende ein Lehrwerk. Mal mache ich die Aufgaben im Buch wie vorgegeben, mal variiere ich Übungen, mal lasse ich was weg, mal kürze ich, mal erweitere ich, mal bringe ich selbst entworfene Arbeitsblätter mit, mal Kopien aus anderen Lehrwerken (selbstverständlich im legalen Rahmen), mal Zeitungsartikel, dann wieder irgendwelche Hörtexte, die nicht zum Lehrwerk gehören - doch der Leitfaden meines Unterrichts ist und bleibt in allen Klassen, in denen ich eingesetzt bin (zurzeit acht Klassen in vier Schulformen) das Lehrwerk. Dies tue ich voller Überzeugung und mit permanenter Begeisterung.


    Immer wieder höre ich jedoch abwertende Töne von Kollegen, was die Verwendung eines Lehrwerkes in ihrem Unterricht angeht. Wie handhabt ihr das bei euch im Unterricht? Lehrwerk - ja oder nein?

  • natürlich wird das lehrwerk genutzt. ich erfind das rad doch nicht permanent selbst neu.
    außerdem würde ich es gar nicht vor den eltern vertreten können, wenn sie geld für schlbücher zahlen die dann nicht genutzt werden.. aber am besten dann noch 10-20€ kopiergeld zahlen sollen...


    du machst das m.e. nach genau richtig! :top:

  • Sehe ich genauso wie Coco. Auch in Niedersachsen existiert keine Lehrmittelfreiheit. Die Schüler würden sich ver... vorkommen, wenn sie Geld für Bücher bezahlen müssten und diese täglich dabei haben sollen, wenn diese niemals benutzt werden würden.


    Zur Abwechslung und falls ich besseres / aktuelleres Material habe, nutze ich natürlich ab und zu nicht das Schulbuch. Aber wie schon gesagt: Warum jedes mal das Rad neu erfinden?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • das wär ja noch schöner. wenn das lehrwerk nicht völlig für die tonne ist, dann nutze ich es selbstverständlich ab und an, bei manchen reihen auch ständig. wozu ist es denn sonst da?

  • Ich muss viel fachfremd unterrichten. Gerade da bin ich sehr dankbar für die Schulbücher! Ansonsten mache ich das ebenso wie du, fühle mich hier gerade in meinem Vorgehen bestätigt :D
    Ich habe das Gefühl, dass die Abwertung von Schulbüchern generell, also nicht von einem bestimmten Lehrwerk, von den Überkollegen kommt, die noch was erreichen wollen oder prinzipiell alles besser machen als alle anderen. Da ich aber vorhabe, meinen Job noch bis zum Ende der Dienstzeit zu erledigen und dabei gesund zu bleiben, nutze ich eben das, was in der Schule vorhanden ist und effizient und zielführend eingesetzt werden kann.

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Immer wieder höre ich jedoch abwertende Töne von Kollegen, was die Verwendung eines Lehrwerkes in ihrem Unterricht angeht.

    Komische Kollegen ! Auf der einen Seite beschließen sie in den Fachkonferenzen ein bestimmtes Lehrwerk einzuführen/anzuschaffen, auf der anderen Seite werten sie dasselbe Lehrwerk dann später ab. Ich frage mich dann immer nach dem Sinn von Fachkonferenzen. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Wir haben in RLP die Schulbuchausleihe. :angst: Ein Thema für einen eigenen Thread...


    Bisher habe ich die, tatsächlich z.T. abwertenden, Kommentare der Kollegen stillschweigend zur Kenntnis genommen. Habe mich eher immer still gewundert, warum man den "Service" Lehrwerk nicht in Anspruch nimmt.

    • Offizieller Beitrag

    Habe mich eher immer still gewundert, warum man den "Service" Lehrwerk nicht in Anspruch nimmt.



    weil "man" meint, die eigene, Ideen seine besser als die von hochbezahlten Spezialisten? Oft übrigens sind das Referendare, die so denken. Vielleicht weil siefrisch und voller Elan falsche Vorstellungen haben?
    weil "man" meint, der eigene Unterricht sei zu individuell, um ihn mit Hilfe von Lehrwerken für alle zu bestreiten?
    weil "man" selbst der Gutmensch und der perfekte Lehrer zu sein meint?
    weil "man" meint, das Rad neu zu erfinden mache einen guten Lehrer aus?



    Vielleicht von allem etwas.


    Übrigens habe ich tatsächlich nur bei Referendaren so eine Haltung erlebt, jeden anderen ereilt bald der Praxisschock, wenn er so sämtlichen Unterricht durchzieht :D :D

  • Gerade im Fremdsprachenunterricht kommt man ohne Buch doch gar nicht aus. Ich finde es immer sehr aufwändig, Material zu erstellen, das genau zu der betreffenden Grammatik passt und keine bzw. nicht zu viele Vokabeln enthält, die den Schülern noch nicht bekannt sind.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Natürlich ist es "okay", das Lehrwerk zu verwenden. Wofür ist es denn
    sonst auch da? Wobei ich in einem meiner Fächer tatsächlich eher wenig
    damit arbeite, aber da hält sich die Vorbereitung auch so eher in
    Grenzen.

    hochbezahlten Spezialisten

    Das halte ich allerdings für eine Wunschvorstellung. Hast du schon mal mit Kollegen geredet, die an Lehrbüchern mitwirken? Das sind Kollegen wie du und ich, also durchaus Spezialisten, aber auch nicht mehr oder weniger als wir es selbst sind. Und "hochbezahlt" ist bezüglich der Honorare für Lehrbuchautoren eigentlich nur der blanke Hohn...

  • Lehrbücher erleichtern mir die Arbeit ganz erheblich und, wenn ich meine Finger auf Schulbücher legen kann, dann verwende ich die auch. Natürlich gefällt mir dieses und jenes in diesem und jenem Schulbuch nicht. Das ist doch normal - wenn ich es für nötig halte variiere ich oder füge andere Materialien hinzu, aber im Normalfall kann man mit jedem Schulbuch unterrichten.


    Nele

  • Eine Ergänzung bzw. Frage habe ich noch:
    In meinen textlastigen Fächern habe ich das Problem, dass ich meinen Schülern beibringen möchte, ganz automatisch und konsequent aktiv mit den Texten zu arbeiten. Sie sollen also Anstreichungen machen, Kommentare an den Rand schreiben etc. Das geht in Schulbüchern natürlich nicht, so dass ich dann doch wieder zu Kopien greife. Das führt manchmal sogar zu dem Irrsinn, dass ich Texte (in diesem Fall meist Gedichte) kopiere, die auch im Lehrbuch stehen. Ökologisch und ökonomisch eigentlich nicht zu rechtfertigen.
    Hat jemand einen heißen Tipp, wie man mit diesem Problem umgeht? Im Ref hat ein Ausbilder darauf geschworen, die SuS Folien über die Buchseiten legen zu lassen, auf denen sie dann mit Folienstift arbeiten konnten, aber so richtig gut hat das auch nicht funktioniert.



  • weil "man" meint, die eigene, Ideen seine besser als die von hochbezahlten Spezialisten? Oft übrigens sind das Referendare, die so denken. Vielleicht weil siefrisch und voller Elan falsche Vorstellungen haben?
    weil "man" meint, der eigene Unterricht sei zu individuell, um ihn mit Hilfe von Lehrwerken für alle zu bestreiten?
    weil "man" selbst der Gutmensch und der perfekte Lehrer zu sein meint?
    weil "man" meint, das Rad neu zu erfinden mache einen guten Lehrer aus?


    Na ja, ganz so einfach ist es auch nicht. Ich unterrichte ja nun schon ein paar Jahre an einer BBS Englisch und da ist einfach das Problem, dass es für die einzelnen Bildungsgänge nicht die Mega Auswahl gibt. Ich habe z.B. mal bei den Friseuren unterrichtet und da gibt es ein Buch aufm Markt. Das wird dann von einer Fachkonferenz notgedrungen beschlossen, weil es eben auch die Buchkollegen gibt, aber das Werk ist dann doch einfach Mist. Für die Schüler zu schwer, zu öde, etc. Ein anderes Buch für den Pflegebereich, was eigentlich ganz gut war, wurde überarbeitet und ist jetzt einfach grottig. So geht mir das nur: Texte vom Schweregrad nicht an die Schüler angepasst, Grammatik zu konfus, etc., etc. Einziger Lichtblick: Das Englischbuch für die MFAs. Das ist gut. Und daraus nehme ich jetzt oft auch was für die Pflegeleute.

    • Offizieller Beitrag

    Ich nehme mir irgendwie jedes Jahr am Anfang des Schuljahres vor, mit den neuen Klassen konsequenter mit dem Buch zu arbeiten, aber irgendwie komme ich immer nach spätestens 3 Monaten davon ab, weil irgendwas nicht passt und ich ja eigentlich auch alles für die Arbeit ohne Buch vorbereitet habe.

  • Bei mir ist es fächerabhängig, ob ich das Buch benutze oder nicht.In Deutsch haben wir ein Schulbuch, das nicht immer zum Curriculum passt...außerdem ist es für die I-Kinder zu schwer. Daher eher Arbeitsblätter. In WUK (Welt- Umwelt Kunde) benutze ich nur Arbeitsblätter, da das Schulbuch alt und schlecht ist und wir kein Geld haben ein neues anzuschaffen (machen übrigens 80% der Kollegen). In WAT (Wirtschaft-Arbeit-Technik) arbeite ich nur mit einem Buch, da ich fachfremd unterrichte....ist aber mein privates Buch, weil wir für das Fach kein Buch haben.


    Ich würde gerne mehr mit dem Buch arbeiten, denn das würde mir das ewige kopieren ersparen (wir haben ein offenes Kopierkontingent - zum Glück).

  • Ich gehöre zu "Risikogruppe" Referendare, dass wir wohl häufig eher nicht mit dem Buch arbeiten liegt zumindest zum Teil an Fachleitern, die erwarten, dass wir selbst Material heranschaffen. Jedenfalls für Englisch habe ich da die Vorgabe, nicht schwerpunktmäßig mit dem Buch zu arbeiten, weil das nicht die Anforderung der Authentizität und Aktualität der Texte gewährleiste. Naja, zugegeben, im eigenständigen Unterricht nutze ich es in der Sek I trotzdem gerne, denn einerseits sind authentische Texte da mMn oft einfach zu schwer, und außerdem würde mir sonst die Arbeit über den Kopf wachsen. Schlimm genug, dass ich für die Oberstufe jeden Fitzel selbst suchen und erstellen muss.


    In Philo (Sek I) haben wir ein tolles Buch, und dennoch nutze ich es eher als Ideengeber denn für wirkliche Arbeit mit dem Buch. Da ist dann z.B. Märchen XY drin, das toll zum Thema "Lüge" passt, dann erzähle ich den Schülern das Märchen und wir sprechen so darüber, ohne dass den Schülern überhaupt klar ist, dass es im verhassten Buch steht. Leider gibt es bei uns nämlich einen Lehrer (von dem ich die Klasse übernommen habe), der Arbeit mit dem Buch als Strafe verwendet wenn die Klasse zu laut war. Sobald er also das Buch rausholt geht das "gemaule" und panikhafte "nein nein nein, wir sind jetzt auch still" los. Da traue ich mich dann leider nicht, konsequent mit dem Buch zu arbeiten, weil ich glaube dass die Schüler meinen Unterricht dann total hassen. Daher mein buchgestützter Unterricht (größtenteils) ohne Buch.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • In meinen textlastigen Fächern habe ich das Problem, dass ich meinen Schülern beibringen möchte, ganz automatisch und konsequent aktiv mit den Texten zu arbeiten. Sie sollen also Anstreichungen machen, Kommentare an den Rand schreiben etc. Das geht in Schulbüchern natürlich nicht, so dass ich dann doch wieder zu Kopien greife. Das führt manchmal sogar zu dem Irrsinn, dass ich Texte (in diesem Fall meist Gedichte) kopiere, die auch im Lehrbuch stehen. Ökologisch und ökonomisch eigentlich nicht zu rechtfertigen.
    Hat jemand einen heißen Tipp, wie man mit diesem Problem umgeht?

    Je nach Umfang der Notizen: leicht geschriebene Bleistiftnotizen, die am Ende des Schuljahres zum Zwecke des Buchverkaufs/Rückgabe Schulbuchausleihe wieder wegradiert werden können, es gibt auch ausradierbare Textmarker - oder aber größere Post-Its in die entsprechende Buchseite kleben... Nicht gerade "heiße Tipps", aber was Besseres ist mir bislang nicht eingefallen. Je nach Lerngruppe lass ich auch schon mal Lückentexte ganz abschreiben, das dürfte dich aber eher nicht betreffen.

  • Als ich im Ref war, sollten wir nicht mit Lehrwerken arbeiten. Mein Frz-Fachleiter meinte, dass die Lehrwerke alle so schlecht seien.


    Im Nachhinein kann ich dies einerseits verstehen, denn im Ref soll man das didaktische Denken lernen, und das lernt man am Besten, wenn man nicht Flatrateartig das Buch durchnimmt. Und wann und wo anders als im Ref lernt man, didaktisch zu denken? Als fertiger Lehrer muss das alles schnell gehen, mit einem Blick muss man präzise feststellen können, was an einem Material gut / schlecht ist, ob die vorgeschlagenen Fragen ok sind etc. Lehrbücher begehen überraschend oft (schwere) didaktische Fehler. Das sieht jeder Blinde.


    Andererseits sind Lehrbücher gut und hilfreich, und man könnte ja auch im Ref eine Art reflektierten Lehrwerkeinsatz erlernen. Heute jedenfalls würde ich meinem Ausbilder sagen: "Ja, in der Tat, Lehrwerke haben Schwächen. Aber sagen Sie das doch nicht mir, sondern wenden Sie Sich bitte an die Verlage. Die sind diejenigen, die die Lehrwerke produzieren."


    Ich arbeite viel mit Lehrwerken, setze Alternatives und/ oder zusätzliches Material da ein, wo es nötig ist, und halte es also so wie Midnatsol. Man darf ja auch die Kinder nicht vergessen: Nicht wenige schaffen es nicht, Ordnung zu halten; ohne Lehrwerk würden sie in Papieren, Kärtchen etc versinken. Ein Lehrwerk hingegen ist ordentlich nach Einheiten gegliedert, 'alles Wichtige' steckt dadrin.


    Warum Midnatsols Kollegen Lehrwerke verpönen, ist mir ein Rätsel.


    Hamilkar

  • Natürlich arbeite ich mit einem Schulbuch. Gerade in Mathematik bietet es sich an, auch wenn einem nicht immer alles gefällt wie Nele und andere oben schon schrieben. Ganz absurd finde ich es, wenn Referendare Aufgaben aus dem Buch abschreiben, um dann ein AB daraus zu machen. Über so unökonomisches Arbeiten kan ich nur den Kopf schütteln. Zum Glück hatte ich im Referendariat Fachleiter, die das ähnlich sahen und uns frühzeitig ermahnt haben, auch im Ref zwischen den Schaustunden Brot- und Butterstunden mit dem Schulbuch zu halten, um ein gesundes Maß an Arbeitsbelastung zu erreichen. Das man zur Differenzierung zusätzlich wenn es erforderlich ist AB macht, oder noch besser bereits vorhandene verwendet, versteht sich von selbst.

  • Natürlich arbeite ich mit einem Schulbuch. Begründung:


    1. Kopien kosten Geld und es ist wenig sinnvoll, die Schüler permanent mit Zetteln zu überschütten, die dann meist ohnehin irgendwo verschlampt werden.
    2. Ich arbeite Vollzeit. Für jede Stunde ohne Bücher das Rad neu zu erfinden, ist völlig unökonomisch und zeitlich nicht leistbar.
    3. Wenn ich einmal krank bin, kann ich problemlos der Vertretungskraft Seiten im Buch übermitteln, mit denen sie weitermachen kann. Auch kranke Schüler brauchen nicht mühsam Material zu organisieren, sondern haben ein Buch, auf das sie zurückgreifen können.
    4. Werden Sprachenklasse neu zusammengemixt, ist es verheerend, wenn Kollegen das Buch links liegen gelassen haben und nur ihr eigenes Süppchen gekocht haben. Gerade in Sprachen ist es in der Mittelstufe unerlässlich, auf eine gemeinsame Basis zurückzugreifen. Sei es wegen der Grammatiksukzession, sei es wegen des Vokabulars, das beherrscht werden soll.


    Ich hatte Gott sei dank auch vernünftige Ausbilder, die der Auffassung waren, dass ein Schulbuch eine gesunde Basis des Unterrichts bildet, auf die man bitte auch zurückgreifen sollte. Dass das immer durch weiteres Material ergänzt wird, ist klar. Ich erlebe es oft, dass in der LMF von Schulen endlose Massen an Büchern versauern, die teuer gekauft und dann nicht verwendet wurden, weil Kollegen das Buch nicht ideal fanden. Da hilft nicht grundsätzlich Verzicht auf Bücher, sondern Augen auf bei der Lehrwerksauswahl. Es gibt nicht das ideale Buch. Es gibt aber auch nicht das ideale selbst erstellte Material.

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