Entwicklung der Lehrergehälter vs. Kaufkraft

    • Offizieller Beitrag


    In diesem Fall stimme ich Dir voll und ganz zu. Die Verhältnisse in Bayern, vor allem im Großraum München sind katastrophal - für den "Normalverdiener". So gut könnte die Lebensqualität für mich dort niemals sein, alsdass ich dazu bereit wäre, solche Preise zu bezahlen. Solange es aber genug Leute gibt, die das tun, wird sich daran aber nichts ändern. Soweit ich mich erinnere, wurde doch seinerzeit eine Klage eines Polizeibeamten auf einen entsprechenden Ortszuschlag sogar abgewiesen.
    Wenn wir Ballungsgebiete wie Frankfurt, Stuttgart und München nehmen, so gestehe ich gerne ein, dass hier das Gehalt eines Lehrers unter Umständen knapp wird, selbst bei moderaten Ansprüchen. Ob dort allerdings per se in anderen Branchen "ortsangemessene" Gehälter gezahlt werden, so dass sich der vielzitierte Metaller oder Ingenieur dort ein Haus leisten kann, bleibt noch zu klären.


    Dann sind wir aber an dem Punkt, wo es im Wesentlichen auf die konkreten Regionen ankommt - was wiederum bedeutet, dass wir die Grundsatzdiskussion hier auf das subjektive Gerechtigkeitsempfinden reduzieren müssten, weil keine der sonst faktenbezogenen Aussagen hier auch nur ansatzweise zu verallgemeinern wäre.


    Gruß
    Bolzbold


  • Was man erwähnen sollte:


    Der Ingenieur hat eine 35-Stunden Woche, hat ein Recht auf die Bezahlung von Überstunden, bekommt Sonderzahlungen ("13. Monatsgehalt"), und teilweise sogar Gewinnbeteiligungen (Extrembeispiel BMW für 2013: "Demnach erhält ein Facharbeiter in der Gehaltsgruppe ERA 5 insgesamt 8140 Euro, etwa das Dreifache des Monatsgehalts dieser Tarifstufe. 2012 lag die entsprechende Bonuszahlung noch bei 7630 Euro.", http://www.spiegel.de/wirtscha…ordpraemien-a-958694.html).


    Und der Ingenieur bekommt natürlich alle Arbeitsmittel kostenlos vom Arbeitgeber gestellt, muss sich kein Arbeitszimmer auf (großteils) eigene Kosten einrichten und bekommt seine Dienstreisen natürlich vollständig bezahlt...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Spiegelartikel zum Kaufkraftverlust.
    Das Original hab ich leider nicht gefunden, aber die -20% für GHR-Lehrer kommen mir nicht unrealistisch vor, wenn man an die Streichung des Urlaubsgelds, die Senkung des Weihnachtsgelds, die Kostendämpfungspauschale der Beihilfe, den Wegfall der A13-Regelbesoldung an Realschulen und die ausgefallenen Bezügeangleichungen denkt.
    Trotzdem ist man mit A12 noch über dem Bevölkerungsdurchschnitt und in einer mittleren Großstadt kann man sich davon als Alleinverdiener derzeit dank der niedrigen Zinsen sogar ein kleines Haus finanzieren ohne besonders hart sparen zu müssen.
    Daran was man je nach Fach natürlich in der freien Wirtschaft verdient, darf man gar nicht denken... fächerabhängig nach oben, wie nach unten. ;)

  • Familie (45 Jahre, verheiratet, 2 Kinder, Lohnsteuerklasse III)
    Gymnasiallehrer (A14, Stufe 10)
    ~ 4400 € netto (abzüglich private Krankenkasse)
    Ingenieur (ERA 12)
    ~ 4400 € netto


    .


    schön, dass in bayern jeder lehrer wohl a 14 verdient, wenn er 45 ist.


    hier in nrw bleibe ich wohl bis zur pension auf a 12 (im gs bereicht bekommt ja max der rektor mehr.. die mickrige stellenzulage als konrektor zähle ich mal gar nicht).
    von daher.. nrw und a 12... sicherlich kein job um reich zu werden...

  • schön, dass in bayern jeder lehrer wohl a 14 verdient, wenn er 45 ist.


    Nur die Gymnasiallehrer. Und 45 Jahre kommt so ungefähr hin. Plus/minus fünf Jahre, je nach Beurteilungen.


    Dass wir uns nicht falsch verstehen: Die ungleiche Bezahlung zwischen den Lehrämtern ist ein unterträglicher Missstand, der meiner Ansicht nach auf veraltete Klassenvorstellungen zurückgeht und heute absolut nicht mehr tragbar ist. Dann schon eher die Bezahlung nach Leistungskriterien, aber das ist jetzt eine völlig andere Büchse der der Pandorra, die ich eigentlich nicht öffnen möchte.

  • Zitat

    schön, dass in bayern jeder lehrer wohl a 14 verdient, wenn er 45 ist.

    Dass ich als Amateur-Anthroposoph im nächsten Leben als Bayer reinkarniert werden möchte, u.a. wegen der CSU und der noch einigermaßen intakten Schullandschaft, habe ich in diesem Forum schon mehrmals kundgetan. Nach der gegenwärtigen Reinkarnation werde ich in der Geistigen Welt daran arbeiten.8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat

    Der Ingenieur hat eine 35-Stunden Woche, hat ein Recht auf die Bezahlung von Überstunden, bekommt Sonderzahlungen ("13. Monatsgehalt"), und teilweise sogar Gewinnbeteiligungen (Extrembeispiel BMW für 2013: "Demnach erhält ein Facharbeiter in der Gehaltsgruppe ERA 5 insgesamt 8140 Euro, etwa das Dreifache des Monatsgehalts dieser Tarifstufe. 2012 lag die entsprechende Bonuszahlung noch bei 7630 Euro.", http://www.spiegel.de/wirtschaft/unterne…n-a-958694.html).


    Wir haben 13 Wochen unterrichtsfreie Zeit. Wer im Durchschnitt mehr als 35 Wochenstunden arbeitet ist entweder altruistisch veranlagt oder macht etwas falsch.
    Die Pension sollte man auch nicht vergessen.


  • Über eine Versetzung nachgedacht?


    Ich will hier gar nicht weg; dazu häng ich zu sehr an meinem Umfeld und an der Landschaft. Ich dachte eher an die vielen jungen KollegInnen bei uns, die jetzt zum 3./4./5. Mal einen Versetzungsantrag schreiben und wo es quasi keine Chance gibt, in deren (günstige) Heimat-Bezirke zu kommen, weil dort wegen des demographischen Wandels und der Stadtflucht jede Schule froh ist, wenn jemand in den Ruhestand geht und die meisten Stellen nicht nachbesetzt werden. Und wenn, dann nur mit jemandem, der verheiratet ist, eine Hand voll Kinder und einen pflegebedürftigen Opa hat, um den sich sonst niemand kümmern kann...

  • Wenn wir Ballungsgebiete wie Frankfurt, Stuttgart und München nehmen, so gestehe ich gerne ein, dass hier das Gehalt eines Lehrers unter Umständen knapp wird, selbst bei moderaten Ansprüchen. Ob dort allerdings per se in anderen Branchen "ortsangemessene" Gehälter gezahlt werden, so dass sich der vielzitierte Metaller oder Ingenieur dort ein Haus leisten kann, bleibt noch zu klären.


    Es muss auf jeden Fall genug Leute geben, die sich das leisten können. Der Immobilienmarkt hier in der Gegend (südöstlich von München) ist völlig kollabiert, die meisten Immobilien gehen unter der Hand weg, teilweise ohne Besichtigung. Reihenmittelhäuser mit 250qm Grund kosten hier grade so ca. 500.000€ und da sucht sich der Makler den Käufer aus, nicht umgekehrt... Also: Irgendwo muss es - und zwar nicht nur für einzelne Top-Verdiener - üblich sein, Summen zu bezahlen, die deutlichst über dem liegen, was ein Lehrer verdient. Wer sind all diese Leute?

  • Wir haben 13 Wochen unterrichtsfreie Zeit. Wer im Durchschnitt mehr als 35 Wochenstunden arbeitet ist entweder altruistisch veranlagt oder macht etwas falsch.

    Und du bist sicher, dass du Gymnasiallehrer mit "Sek 2" in Bayern bist?


    Zitat

    Die Pension sollte man auch nicht vergessen.

    Schon mal was von "Betriebsrente" gehört? Die gibt's bei den Metallern obendrauf zur gesetzlichen Rente... Und außerdem: Die "Beamtenpension" ist erst einmal nur ein Versprechen. Ob sich dieses Versprechen für diejenigen halten lässt, die erst in 20, 30 oder mehr Jahren ihre "Pension" bekommen sollen, ist mehr als zweifelhaft.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat

    Spiegelartikel zum Kaufkraftverlust.


    Die Gehaltsangaben sehen nicht glaubhaft aus (vgl. Reiseverkehrskaufleute und Informatiker).


    Zitat

    Daran was man je nach Fach natürlich in der freien Wirtschaft verdient, darf man gar nicht denken... fächerabhängig nach oben, wie nach unten.


    Ich bezweifle, dass die breite Masse der Lehrerschaft in der freien Wirtschaft signifikant mehr verdienen würde.


    Zitat

    Wer sind all diese Leute?


    Außertarifliche Angestellte, Unternehmer, ...


    Zitat

    Und du bist sicher, dass du Gymnasiallehrer mit "Sek 2" in Bayern bist?


    Ja.


    Zitat

    Schon mal was von "Betriebsrente" gehört? Die gibt's bei den Metallern obendrauf zur gesetzlichen Rente...


    Die Betriebsrente reicht nicht mal ansatzweise aus, um den Unterschied zwischen gesetzlicher Rente und Pension zu kompensieren.
    Die Unkündbarkeit / Planungssicherheit darf man ebenfalls nicht vergessen.


    Zitat

    Und außerdem: Die "Beamtenpension" ist erst einmal nur ein Versprechen. Ob sich dieses Versprechen für diejenigen halten lässt, die erst in 20, 30 oder mehr Jahren ihre "Pension" bekommen sollen, ist mehr als zweifelhaft.


    Die Politiker werden wohl kaum den Ast absägen auf dem sie sitzen.

  • Wer eine vier- oder fünfköpfige Familie von einem vollen Lehrergehalt nicht ernähren kann, der macht irgendwas falsch. Ich kann meine Familie von meinem Gehalt mehr als nur ernähren, es sind sogar Auto, Urlaub und diverser "Luxus" drin. Ich kenne selbst viele Handwerker und sonstige Arbeitnehmer, die deutlich weniger verdienen als Lehrer und trotzdem ihre Familien mit dem Gehalt wunderbar ernähren und einiges mehr.

  • Das Problem ist doch, dass die Lehrergehälter regionale Unterschiede nicht berücksichtigen. Auf dem flachen Land mögen einige mit ihrer Besoldung mehr als zufrieden sein, in den Speckgürteln der Wirtschaftszentren sieht es schon ganz anders aus. Da kann A13 oder sogar A14 gerade einmal "Durchschnitt" oder sogar weniger sein.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat


    Das Problem ist doch, dass die Lehrergehälter regionale Unterschiede nicht berücksichtigen.


    Auch der vielzitierte IGM-Tarifvertrag berücksichtigt die regionalen Unterschiede nicht.


    Zitat


    Auf dem flachen Land mögen einige mit ihrer Besoldung mehr als zufrieden sein, in den Speckgürteln der Wirtschaftszentren sieht es schon ganz anders aus. Da kann A13 oder sogar A14 gerade einmal "Durchschnitt" oder sogar weniger sein.


    Durchschnitt wovon?

  • .

    schön, dass in bayern jeder lehrer wohl a 14 verdient, wenn er 45 ist.

    hier in nrw bleibe ich wohl bis zur pension auf a 12 (im gs bereicht bekommt ja max der rektor mehr.. die mickrige stellenzulage als konrektor zähle ich mal gar nicht).
    von daher.. nrw und a 12... sicherlich kein job um reich zu werden...

    schön, dass in bayern jeder lehrer wohl a 14 verdient, wenn er 45 ist.


    Bayerische Grund- und Hauptschullehrer bleiben bis auf sehr wenige Ausnahmen lebenslang bei A12.

  • Ob wir Lehrer ein höheres Gehalt verdient hätten, ist eine ganz andere Frage. Ich bezog mich nur auf die Behauptung, es sei heute nicht mehr möglich mit einem Lehrergehalt eine Familie zu ernähren. Das halte ich für blanken Unsinn. Auch Arbeitnehmer mit deutlich geringeren Einkommen als Lehrer können ihre Familien ernähren.

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