Entwicklung der Lehrergehälter vs. Kaufkraft

  • In den Siebziger Jahren konnte ein Studienrat eine Familie noch selbst ernähren, ein Haus bauen und nachmittags für den sportlichen Ausgleich zum Tennisclub. Ich hätte - wenn ich mein Gehalt betrachte - zu knapsen, wenn meine Frau nicht ebenfalls berufstätig wäre.
    Hat jemand eine (verlässliche) Quelle für Zahlenmaterial, wie sich der Verdienst eines Lehrers im Verhältnis zu Warenkorb/Kaufkraft über die Jahrzehnte entwickelt hat?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Leider habe ich dazu keine näheren Informationen, aber eine Meinung.


    Es mag sein, dass die Kaufkraft in den Jahrzehnten gesunken ist, aber dann nicht nur bei den Lehrern. Ich denke, dass auch andere Faktoren dazu beitragen. Zu der Zeit waren wenige Frauen berufstätig, maximal bis zum ersten Kind. Danach nicht mehr. Woran mag das liegen?
    Ich glaube, dass man mit dem technischen Fortschritt und dem Wohlstand einfach auch mehr Geld ausgeben muss. Ein Auto hat heute so viele Extras, die man damals nicht hatte. Das Auto kostet also (jedenfalls nach meinem Empfinden) sehr viel mehr, als es kosten dürfte, wenn man nur die Inflation berücksichtigt. Zudem haben viele heute 2 Autos und die erwachsenen Kinder auch direkt.
    Dann kommen Ausgaben dazu, die man zu dieser Zeit nicht hätte, weil es sie schlicht und einfach nicht gab (Handy, diverse Elektrogeräte wie dvd Player, Festplattenrecorder und Küchenmaschinen wie thermomix). Damals gab es in jedem Haus einen Fernseher. Jetzt mal Hand aufs Herz: wieviele haben mehr als einen?
    Ich glaube, wenn wir so leben würden, wie in den 70ern (Urlaub an der Nordsee zum campen, ein Familienauto, 1 TV etc) kämen wir locker auch mit einem Gehalt aus. Aber wer will das schon :)

  • In den Siebziger Jahren konnte ein Studienrat eine Familie noch selbst ernähren, ein Haus bauen und nachmittags für den sportlichen Ausgleich zum Tennisclub. Ich hätte - wenn ich mein Gehalt betrachte - zu knapsen, wenn meine Frau nicht ebenfalls berufstätig wäre.
    Hat jemand eine (verlässliche) Quelle für Zahlenmaterial, wie sich der Verdienst eines Lehrers im Verhältnis zu Warenkorb/Kaufkraft über die Jahrzehnte entwickelt hat?


    Du hast zwar nach konkreten Zahlen gefragt, dennoch mein Eindruck, man sehe es mir nach:
    Ich bin Familienvater (2 Kinder), meine Frau verdient in ihrem Beruf zu wenig (z. Z. nur Elterngeld von diesem "wenig"), wir wohnen im teuren HH ...
    Ich reduziere ab Sommer auf 73 Prozent, um mehr Zeit für meine Familie zu haben.
    Wie das geht? Ansprüche runterschrauben und einmal über den Tellerrand Richtung der Unterhalb von 2500-4000 EUR-netto-Verdienenden bicken -- will heißen:
    - Ein alter Kleinwagen (Geht nicht mir 2 Kindern? Doch!)
    - Zweitwagen zugunsten eines Lastenrads verkauft
    - 3-Zimmer-Mietwohnung (Haus? Ein schöner [!] Traum)
    - Essen und Trinken auf Ausflügen mitnehmen statt 10 EUR für zwei karamellisierte Latte plus Keks
    - 2 Wochen Amrum (schon teuer genug), statt Ich-muss-unbedingt-mindestens-10-Stunden-fliegen-Urlaub
    - teure Kurse? Ich tobe lieber mit meinen Kindern am Elbstrand (Essen mitnehmen!)
    usw. usf.


    Bin ich glücklich damit? Ja! Fühle ich mich arm? Tja, wenn ich andauernd Richtung Niendorf-Eizelhäuser schaue, ja. Wenn ich aber einmal die Alleinerziehende mit 2 Jobs und Kikk-KLamotten sehe, nein!


    Alles eine Frage der Perspektive, der Ansprüche und des echten Leidens vs. Jammerns auf hohem Niveau!


    May the shitstorm begin ...

  • In den Siebziger Jahren konnte ein Studienrat eine Familie noch selbst ernähren, ein Haus bauen und nachmittags für den sportlichen Ausgleich zum Tennisclub. Ich hätte - wenn ich mein Gehalt betrachte - zu knapsen, wenn meine Frau nicht ebenfalls berufstätig wäre.
    Hat jemand eine (verlässliche) Quelle für Zahlenmaterial, wie sich der Verdienst eines Lehrers im Verhältnis zu Warenkorb/Kaufkraft über die Jahrzehnte entwickelt hat?


    Leider habe ich dazu keine näheren Informationen, aber eine Meinung.



    Es mag sein, dass die Kaufkraft in den Jahrzehnten gesunken ist, aber dann nicht nur bei den Lehrern. Ich denke, dass auch andere Faktoren dazu beitragen. Zu der Zeit waren wenige Frauen berufstätig, maximal bis zum ersten Kind. Danach nicht mehr. Woran mag das liegen?
    Ich glaube, dass man mit dem technischen Fortschritt und dem Wohlstand einfach auch mehr Geld ausgeben muss. Ein Auto hat heute so viele Extras, die man damals nicht hatte. Das Auto kostet also (jedenfalls nach meinem Empfinden) sehr viel mehr, als es kosten dürfte, wenn man nur die Inflation berücksichtigt. Zudem haben viele heute 2 Autos und die erwachsenen Kinder auch direkt.
    Dann kommen Ausgaben dazu, die man zu dieser Zeit nicht hätte, weil es sie schlicht und einfach nicht gab (Handy, diverse Elektrogeräte wie dvd Player, Festplattenrecorder und Küchenmaschinen wie thermomix). Damals gab es in jedem Haus einen Fernseher. Jetzt mal Hand aufs Herz: wieviele haben mehr als einen?
    Ich glaube, wenn wir so leben würden, wie in den 70ern (Urlaub an der Nordsee zum campen, ein Familienauto, 1 TV etc) kämen wir locker auch mit einem Gehalt aus. Aber wer will das schon :)


    Vielleicht einfach ein Auto kaufen, das all diesen Schnickschnack nicht hat? Oder - in der größeren Stadt: Einfach KEIN Auto kaufen? Einen DACIA-Kombi gibt es-- neu! -- für 8000 EUR. Und ja, der fährt -- ist aber eben pures Fahren ohne die ach so unverzichtbaren Komfortfunktionen.
    Und jetzt nicht mit der Ausrede kommen: "Ich brauche eine zuverlässiges Auto, das muss ein VW, DACIA taugt nichts ..." usw.
    Aber dein letzter Satz bringt es auf den Punkt: "Wer will das schon." Dazu müsste man eigentlich nichts mehr sagen, wenn du nicht vorher in deinem Beitrag das Gegenteil geschrieben hättest: "Ich glaube, dass man mit dem technischen Fortschritt und dem Wohlstand einfach auch mehr Geld ausgeben muss." (Hervorhebung von mir) Entschuldige, das ist schlichtweg Unsinn und Pseudo-Legitimation der eigenen Bequemlichkeit, die den Notstand ausruft, wenn der Hausbau in Bellevue nicht zu finanzieren ist.

  • Es gibt da ein auf Daten des statistischen Bundesamtes basierende Darstellung von Joachim Ehlers, die auf der Seite des Philologenverbandes zu finden ist:
    Links zur Zusammenstellung von Herrn Ehlers


    Woher weißt du das mit "in den 70er Jahren"? Vom Hörensagen?
    Hast du dazu mehr Fakten als "ich kenne 15 Studienräte, die waren damals im Tennisclub?

  • Ach ja, die Statistiken ...


    Brutto-Löhne werden mit Brutto-Besoldungen verglichen. Es gibt diesbzgl. ein "kleines" Problem, die Netto-Löhne eines Beamten sind bekanntlich deutlich höher als die eines Angestellten. Zu fragen wäre: Sinkt die Kauftkraft eines Angestellten im Schnitt auch um bummelig 10 % oder mehr oder weniger?


    Sicherlich: Bei der sinkenden Kaufkraft sind noch nicht einmal die sinkenden Besoldungen aufgrund (versteckter) Arbeitszeiterhöhungen mit einberechnet. Aber nochmals: Wie ist es um die durchschnittliche Kaufkraft eines angestellten Arbeitsnehmers bestellt?


    P. S.: Nicht dass ich missverstanden werde: Ich hätte auch gern mehr Geld. Aber noch lieber etwas mehr Zeit. Gerade unterbreche ich nur kurz meine Korrektur, um hier zu schreiben. Die meisten Väter meiner Freunde und Bekannten sind gerade mit ihrer Familie unterwegs ...

  • Es gibt da ein auf Daten des statistischen Bundesamtes basierende Darstellung von Joachim Ehlers, die auf der Seite des Philologenverbandes zu finden ist:
    Links zur Zusammenstellung von Herrn Ehlers


    Woher weißt du das mit "in den 70er Jahren"? Vom Hörensagen?
    Hast du dazu mehr Fakten als "ich kenne 15 Studienräte, die waren damals im Tennisclub?


    Da es den Button bei dir nicht gibt: *gefällt mir*

  • In den Siebziger Jahren konnte ein Studienrat eine Familie noch selbst ernähren, ein Haus bauen und nachmittags für den sportlichen Ausgleich zum Tennisclub. Ich hätte - wenn ich mein Gehalt betrachte - zu knapsen, wenn meine Frau nicht ebenfalls berufstätig wäre.


    ich kenne persönlich einen Studienrat in Niedersachsen in einer sehr teuren Wohngegend, der ohne Mühe ein riesiges Haus sowie Frau und Kind ernährt.

  • @c.p.moritz


    Wie das geht? Ansprüche runterschrauben und einmal über den Tellerrand Richtung der Unterhalb von 2500-4000 EUR-netto-Verdienenden bicken -- will heißen:

    Das Problem am Lehrerberuf ist doch, dass man sehr viel Geld in seine Ausbildung gesteckt hat, sprich ein sehr langes Studium ohne Einnahmen. Wenn man mal diese Zeit, also die verlängerte Schulzeit wegen Abiturs + Studium + Referendariat, in der man nichts oder geringst verdient hat, mit in sein aktuelles Gehalt mit einberechnet, dann wird deutlich, dass es alles andere als lukrativ ist. Bei einem durchschnittlichen Gehalt in einer Bilanz ab 16 Jahre bis zum jetzigen Alter sinkt unser Gehalt (wie das aller Studierender) im Vergleich zu unstudierten Berufsgruppen einfach gewaltig. Man darf nie nur die aktuellen Gehälter vergleichen, sondern sollte eher eine Bilanz über das Lebensgehalt ziehen.
    Im Gegensatz zu vielen anderen akademischen Berufen bleibt unser Gehalt dabei ausserdem relativ konstant niedrig. Für den Einstieg mag es okay sein (vor allem, wenn man aus dem Studium und Ref eben jeglichen realistischen Vergleich verlernt hat, weil man am Hungertuch nagte), aber spätestens, wenn man älter wird, schmerzt die stagnierende Gehaltsentwicklung. Mag sein, dass wir anfangs auch wie Ingenieure verdienen, mit Sicherheit hängen die uns aber im Laufe der Zeit ab. Zumindest gilt dies für die Vielleister: In Nichtlehrerberufen besteht die Möglichkeit für Spitzenkräfte ihre Expertise auch zu Geld zu machen.
    Wenn ich mit meinem 1er Examen und einem Referendariat mit Auszeichnung an einer Schule arbeite, dann verdiene ich genauso mager wie jemand, der mit schlechten Leistungen dort angekommen ist.


    Hinzukommt, dass die Arbeitsbelastung mit voller Stelle meist so hoch ist, dass viele ihr Gehalt noch weiter reduzieren, da sie sonst gesundheitliche Probleme bekämen.
    Man kann über den Lehrerberuf viele positive Dinge sagen, zum Beispiel die 6 Wochen Sommerferien, aber leicht verdientes, gutes Geld sucht man in dem Beruf (leider) vergebens.



    Und ja, ich finde als Bürger mit sehr gutem Abitur, sehr gutem Hochschulabschluss, einer mindestens 45 Stundenwoche und guter Arbeitsleistung usw., sollte ich mir ein Auto mit "Schnickschnack" leisten können. Vielleicht ist Lehrer da die falsche Berufswahl für, aber das ist "eigentlich" nicht okay. Deshalb sollten die Gewerkschaften da noch mehr Druck machen. Und auch die Lehrer sollten mehr einfordern. Das beginnt damit, dass man eben seinen Stundenlohn selbst angemessen erhöht, indem man die Arbeitsqualität senkt, weil man auch mal Feierabend macht und eben nicht nachts noch irgendetwas vorbereitet. Damit man einen angemessenen Stundenlohn erhält kann man nicht unzählige Stunden arbeiten. Entweder der Dienstherr entscheidet sich irgendwann, dass mehr gezahlt wird, oder die Pflichtstundenzahl wird reduziert, aber unter den momentanen Bedingungen ist immer sehr gut vorbereiteter Unterricht einfach nicht möglich ohne sein Stundenkontingent (unbezahlt) zu überziehen.

  • Ich bin Familienvater, zwei Kinder ... wir zahlen unser Haus ab. Ich arbeite Vollzeit, meine Frau ist bei den Kindern zu Hause. Einmal im Jahr können wir in Urlaub fahren (fliegen) und auch sonst habe ich nicht den Eindruck, dass wir uns finanziell sehr einschränken müssen (wir können Essen gehen - klar, nicht jeden Tag, jeder kann seine Hobbies finanzieren, wie z.B. Sportverein oder Musik machen).


    Ich kann über viel jammern (Arbeitsbelastung, mangelnde Wertschätzung), aber ich sehe keinen Grund, über das Geld zu klagen.

  • Ich vermute mal, dass du A14 bekommst am Gym. und mit Steuerklasse 3 ganz gut darstehst.
    Mit Grundschulgehalt und Steuerklasse 4 sieht das schon ganz anders aus.


    Zufriedenheit mit dem Gehalt ist eh immer relativ. Als mein Mann noch im Ref. war und ich noch studiert habe, sind wir auch mit dem Geld durch den Monat gekommen - mit 3 Kindern! Urlaub gabs da nur an der Ostsee, Kinderklamotten vom Kleiderbasar, wir hatten nur ein altes Auto usw.
    Gehaltsmäßig siehts jetzt wesentlich besser aus, aber die Ausgaben und Ansprüche sind ja auch gestiegen.


    Dennoch zeigt der Gehaltsvergleich mit anderen akademischen Berufen ein deutliches Absinken unserer Gehälter.
    Das festzustellen würde ich nicht als "jammern" bezeichnen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, dass die Ansprüche und der Komfort seit unserer Kindheit (70er/80er Jahre) enorm gestiegen sind. Ich selbst bin in einer Mietwohnung aufgewachsen, die mit 100qm für vier Personen völlig OK war.
    Heute leben wir demnächst zu fünft auf 140qm - was völlig ausreicht. Und dennoch kamen seitens der Nachbarn und Bekannten Fragen auf, ob wir nicht ein größeres Haus bräuchten und ob das Auto (ein Auslaufmodell einem Edelstein gleich klingend) groß genug sei. Nein, brauchen wir nicht bzw. ja ist es.


    Die Konsequenz: Wir kommen mit unserem Geld problemlos aus, können etwas fürs Alter beiseite legen und müssen unsere Hütte nicht über 30 Jahre abzahlen.


    Was nehme ich von "den anderen" wahr?


    Meine Kolleginnen haben alle "gut" geheiratet, d.h. einen Mann aus der freien Wirtschaft. Bei vielen musste es dann ein freistehendes Haus im Speckgürtel einer beliebten Großstadt im Rheinland sein, wo schnell mal 350.000 Euro und mehr fällig sind. Die niedrigen Zinsen machen es ja möglich - reden sie sich ein.
    Mittlerweile lamentieren einige dieser Damen darüber, dass sie so früh nach der Geburt des Kindes (also in der Regel nach einem Jahr Elternzeit) wieder mit halber Stelle arbeiten müssen, um das Ganze zu bezahlen.


    Ich staune öfters über die Generation "cool", also die Leute um die 30 und deren Ansprüche. Es muss ein Oberklassehandy mit zig Flats sein, ein 200cm Flatscreen an der Wand, mindestens ein Touran als Pampersbomber und... und... und... Für viele meiner jüngeren Kollegen sind IPhone und IPad Standardausrüstung - und die mediale Ausstattung der LAAs ist auch deutlich üppiger als meine es war.


    Alles das muss auch irgendwie bezahlt werden - und irgendwann ist das monatliche Budget, ganz gleich wie hoch es ausfällt, ausgeschöpft. Es gibt eine Vielzahl an Tabellen, mit denen wir unser Gehalt mit dem anderer Berufsgruppen vergleichen können. SO schlecht geht es uns wahrlich nicht.


    Gruß
    Bolzbold

  • Ich kann über viel jammern (Arbeitsbelastung, mangelnde Wertschätzung), aber ich sehe keinen Grund, über das Geld zu klagen.

    Die Wertschätzung der Eltern empfinde ich (zumindest bei uns) als gar nicht so gering. Auch von den Schülern bekommt man, wenn auch nicht immer so direkt gesagt, Wertschätzung. Liegt aber vielleicht an den Fächern, da man in Chemie und Biologie wirklich spannende Dinge machen kann und mit Fachwissen glänzen kann.
    Es sind eher die anderen Akademiker, die uns Lehrer oftmals nur belächeln. Was man, wenn man unserer Arbeitsbedigungen sieht und das inhaltlische Niveau unserer Arbeit irgendwo leider auch nachvollziehen kann. Dieses Herabsehen auf uns belastet mich jetzt aber nicht so, da ich weiß, dass ich mit 1er Examen durchaus die Forschung hätte aufmischen können.


    Die Wertschätzung unseres Dienstherrn empfinde ich hingegen als das eigentliche Problem. Die Wertschätzung drückt sich ja in den Arbeitsbedingungen (z.B. Arbeitsmaterial, Austattung der Schulen) aus. Als Chemielehrer muss ich da jeglichen Labordreck putzen, Glasgeräte spülen und reinigen, alles Katalogisieren etc., wo in jedem Unternehmen die Arbeitskraft des Chemikers zu wertvoll dafür wäre und man dies Laborassistenten machen lässt. Das gilt eigentlich für alle akademischen Berufe, herrje, selbst jeder Arzt hat Krankenschwestern, damit nicht er selbst die Patienten waschen muss und tausende andere Tätigkeiten, die eben auch locker von nicht studiertem Personal übernommen werden könnten.
    Das ist die Wertschätzung meiner Arbeit die mir fehlt:
    Personal, das mir zuarbeitet, einfache Verwaltungs- und Arbeitstätigkeiten für mich übernimmt. Man wird ja schon schief angeguckt, wenn man die Hausmeister freundlich fragt (!!!!), ob sie einem die Tische oder Geräte durch die Gegend tragen können, weil man die in einem anderen Raum benötigt.
    Hierzu gehört auch eine monetäre Wertschätzung auf Seiten des Dienstherren, die eben nicht gerade groß ist. Mir ist dabei schleierhaft, wie Du die Arbeitsbelastung einerseits zu viel findest, aber andererseits über das Geld nicht klagen kannst. Das hängt für mich eindeutig zusammen. Wenn Du ein deutlich besseres Gehalt hättest, könntest Du Dir es doch leisten zu reduzieren, sprich, die Arbeitsbelastung abbauen. Ich finde das Gehalt für die dazugehörige Arbeitsbelastung im Lehrerberuf einfach unangemessen.
    Wenn ich für das momentane Gehalt pro Woche anstatt 25,5 nur 18 Stunden zu unterrichten hätte, wäre das angemessen und ich wäre zufrieden. Andererseits wäre ich auch zufrieden 25,5 Stunden zu unterrichten und dann eben deutlich mehr zu verdienen.
    Nur so, wie es im Moment ist, empfinde ich es als zu viel Arbeit bei zu wenig Gehalt. Vor allem wenn man die ganzen anderen oben genannten Wohlfühlfaktoren (dringend nötiges Verwaltungspersonal, jemand der für mich kopiert, Apparaturen zusammenbaut, nach dem Unterricht abbaut, die Chemikaliensammlung in Ordnung hält usw.) mit einbezieht.


    Es ist doch auch ein deutliches Zeichen fehlender Wertschätzung, dass ich auf der Weihnachtsfeier komplett alles selber zahlen musste, während mein Ex-Freund mit dem Taxi zu einem firmenbezahlten Luxusbuffet abgeholt und wieder nach hause gebracht wurde.
    Selbst eine Freundin, die kleine Hilfskraft in einer Kanzlei ist, wurde vom Chef ins Restaurant mitgenommen wo alle Mitarbeiten ein Budget von 20 Euro bekamen für den Abend.
    Erzählt mir also nichts über Wertschätzung seitens des Dienstherrn.

  • Ich brauche nicht mehr Geld, sondern bessere Bedingungen!


    - Weniger Stunden wären toll, auch für die Schüler, die dann besser durchdachte Stunden serviert bekämen.
    - Durchgehende Doppelbesetzung mit einem Förderschullehrer in inklusiven Klassen finde ich nicht nur für mich, sondern auch für alle Schüler unabdingbar.
    - Ich hätte gerne mehr funktionierende(!) Technik im Klassenraum, um Unterricht verlässlich planbar und Medienerziehung möglich zu machen.
    - Unser Entlastungsstundentopf schrumpft immer weiter zusammen. Korrekturentlastung ist bei uns inzwischen Makulatur.
    - Kleinere Kurse
    - nicht zuletzt: höheres Kopierkontingent

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Zitat

    Aber dein letzter Satz bringt es auf den Punkt: "Wer will das schon." Dazu müsste man eigentlich nichts mehr sagen, wenn du nicht vorher in deinem Beitrag das Gegenteil geschrieben hättest: "Ich glaube, dass man mit dem technischen Fortschritt und dem Wohlstand einfach auch mehr Geld ausgeben muss." (Hervorhebung von mir) Entschuldige, das ist schlichtweg Unsinn und Pseudo-Legitimation der eigenen Bequemlichkeit, die den Notstand ausruft, wenn der Hausbau in Bellevue nicht zu finanzieren ist.


    So meinet ich es eigentlich auch nicht! Denke Dir das "muss" weg. Man gibt einfach mehr Geld aus.


    Außerdem wollte ich hier auch nicht sagen, wie ICH es mache, sondern wie viele es machen. Ich fahre einen bezahlten Kleinwagen (14 Jahre alt). Ohne Auto gehts auf dem Land leider nicht. Der Bus kommt einmal in der Stunde.
    Ansonsten gönne ich mir einigen Luxus von dem, den ich beschrieben habe. Dafür gehe ich auch arbeiten. Und zwar beide Vollzeit. Mann Ingenieur. Man sollte meinen, wir schwimmen im Geld, ist aber nicht so. Wie gesagt: Ich gebe mein geld gern aus. Bin aber auch vom Schlag: Ausflüge ja, aber Essen für unterwegs nehme ich selbst mit.

  • Ich hätte - wenn ich mein Gehalt betrachte - zu knapsen, wenn meine Frau nicht ebenfalls berufstätig wäre.

    Ich auch ! Von meinem Gehalt könnte auch ich keine Familie ernähren, wenn die Frau, wenn ich eine Familie hätte, nicht mitarbeiten würde. Kann vielleicht sein, dass ich als Verfechter des klassischen Familienmodells deswegen auch mit Überzeugung am Ende doch lieber Single geblieben bin.


    Zu hohe Lebensansprüche, wie unser geehrter Bolzbold das in seinem Beitrag anmerkt ?


    Ein kleines gebrauchtes Reihenhaus, das ich zur Zeit noch abknacke (Eine vergleichbare 4-Zimmer-Wohnung wäre in der Miete etwas höher als meine monatliche Darlehensbelastung), ein in die Jahre gekommener klappriger Skoda Fabia, selten Ausgaben für Bekleidung, seit Jahren keinen Urlaub mehr gegönnt, sparsam im Lebensmittelverbrauch, kein Alkohol, kein Tabak (der sonst einige hunderte Teuronen/Monat kosten würde), kaum Besuche von Theatern und Konzerten..Einziger Luxus, mein kleiner Hund, der aber im Unterhalt, auch Tierarztkosten, recht bescheiden ist. -Das sind meine hohen Lebensansprüche !


    Ich stelle mir jetzt gerade eine plötzliche Familienkonstellation vor, bei der die Frau mit den Kindern zu Hause bleibt : Auto abschaffen ? Haus verkaufen und mit der Familie in eine 2-Zimmer-Wohnung ziehen ? Nebenbei Taxi fahren ?


    Ja, es gibt KollegInnen, die finanziell, so scheint es zumindest oberflächlich, gut aufgestellt zu sein scheinen, aber auch ganz gerne verschweigen, dass im Hintergrund eine ertragreiche Erbschaft, z.B. Haus/ Vermögen, dabei eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hat.-Aber das hat man ja alles nicht, wenn man aus einer Arbeiterfamilie stammt.

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ach ja, ich bemerke hier bei den meisten Beiträgen mal wieder den Geist einer krassen Bescheidenheit, gepaart mit Selbtaufopferungswillen, den man nur von Lehrern und Mönchen kennt. Ich denke, wenn ich Schulminister wäre, hätte ich sehr leichtes Spiel, die Lehrergehälter um mindestens 1000 Teuronen zu kürzen. Alle würden für die gute Sache abnicken. Schließlich müssen ja die steigenden Ministergehälter finanziert werden. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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