Hast du noch nie drüber nachgedacht, dass Kommunikation erst dann funktioniert, wenn beide Seiten in der gleichen Sprache sprechen? Wenn Schüler Schreien und Pöbeleien gewohnt sind, wie kommst du auf das schmale Brett, dass sie ausgerechnet in deinem Unterricht mit dir verständnisvoll und höflich sprechen können?
Frisch aus dem Ref, rein in die "Keinen Bock" Gesamtschule ohne gymnasiale Oberstufe
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Der Schlichtungsversuch der SL ist natürlich auch am Ziel vorbei. Wie kommt er darauf, dass es weiterhilft, die Maßnahmen der Lehrkraft, die zumindest den Willigen einen geregelten Unterricht anbieten will, ohne beide Seiten zu hören zu unterminieren?
Wenn bei uns jemand rausgeschickt wird, was selten vorkommt, aber doch gelegentlich, darf er gleich zur Schulleitung gehen. Die reagiert dann meistens damit, dass der Betreffende seine Sicht der Dinge ausführlich schriftlich darlegen darf. Während der Zeit, wo junger Mann/ junge Dame darüber reflektiert, wie er/sie jetzt erklärt, warum sein Verhalten gereicht hat um ihn für den Unterricht untragbar zu machen, passieren schon einige Dinge in den Köpfen. Die schriftliche Darstellung bekommt dann die Lehrkraft zu sehen, die wiederum ergänzen/kommentieren kann.
Je nachdem ob das zur Einsicht und Verhaltensänderung gereicht oder nicht, treffen alle drei dann nochmal zum Gespräch zusammen.
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Hast du noch nie drüber nachgedacht, dass Kommunikation erst dann funktioniert, wenn beide Seiten in der gleichen Sprache sprechen? Wenn Schüler Schreien und Pöbeleien gewohnt sind, wie kommst du auf das schmale Brett, dass sie ausgerechnet in deinem Unterricht mit dir verständnisvoll und höflich sprechen können?
Doch habe ich. Sogar in diesem Thread. da wurde mir, wenn ich mich nicht täusche geraten, mich nicht auf so ein Niveau zu begeben, eben WEIL das alles ist, was sie kennen.
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Zitat von "SchallundRauch"
Das habe ich.
Jetzt kommt hinzu, dass du diese Inkompatibilität von Schüler- und Sekretariatsseite auch schon implizit mitgeteilt bekommst. Was sagt dir das?
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Doch habe ich. Sogar in diesem Thread. da wurde mir, wenn ich mich nicht täusche geraten, mich nicht auf so ein Niveau zu begeben, eben WEIL das alles ist, was sie kennen.
Ich würde trotzdem davon abraten, rumzuschreien, denn ich würde mich gerade nicht auf deren Niveau begeben wollen. Anschreien oder lauter werden hilft ein oder zweimal, aber danach verpufft die Wirkung ganz schnell.
Davon mal ganz abgesehen, sollte man auch an sich selbst und die eigenen Gesundheit denken. Ich weigere mich schlicht, ständig rumbrüllen zu müssen, das schadet meiner Stimme und ganz besonders meinem Nervenkostüm. Es spricht absolut nichts dagegen, mal die Stimme zu erheben, aber hast dus mal umgekehrt versucht? - Leiser werden, wenn die Schüler lauter werden? Oder einen Satz Anfang anfangen und dann abbrechen. Das hilft manchmal viel mehr. Ich weiß, ich habe leicht reden am Gymnasium, aber ich kenne solche Klassen aus dem Ref. Und da habe ich die Erfahrung gemacht, dass Rumbrüllen langfristig gar nichts bringt. Hast du im Ref. was zur Transaktionsanalyse gehört? Nach meiner Erfahrung muss man Transaktionen kreuzen, also im Grunde unerwartet reagieren. Mein Tipp an dich: Bleibe freundlich oder zumindest neutral, sei immer sachlich und evtl. etwas kühl. Denn Liebesentzug ist für solche Schüler oft das Schlimmste, also wenn die merken: Ups, das kratzt Frau/Herrn xy ja überhaupt nicht, dass ich sie F**** nenne (was NICHT heißt, dass das keine Konsequenzen hat! Da bin ich glaub ich missverstanden worden). Lass dich bloß nicht auf einen Zweikampf mit den Schülern ein. Du bist die, die am längeren Hebel sitzt. Wenn die Schüler sich benehmen, schön. Wenn sie sich nicht benehmen, nicht schön, allerdings nicht für dich sondern für die Schüler, denn die müssen jetzt mit Konsequenzen rechnen.
Davon abgesehen würde ich, und das wurde glaub ich auch schon das ein oder andere mal in diesem Thread angemerkt, mich weniger um die Ruhestörungen als um den Unterricht kümmern. Es gibt empirische Untersuchen, die gezeigt haben, dass Ruhestörungen zunehmen, umso mehr man sie thematisiert, und dass Lehrer, die Ruhestörungen kaum thematisieren, mehr Ruhe im Klassenraum herstellen.
Die ganzen Tipps, die ich dir gebe, beachte ich übrigens auch nur halbherzig. Ich weiß also, wie leicht darüber zu reden ist und wie schwer die Umsetzung ist. Vor allem aber weiß ich aus eigener Erfahrung, was mal alles falsch gemacht habe...
LG Sofie -
Zitat
Bitte sagt mir, dass das nur ein spezifisches Problem dieses Klientels ist, sonst muss ich meine Berufswahl wirklich noch mal überdenken.
Ja ist es, zumindest in diesem Ausmaß!
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...du musst anfangen, mit diesen kindern arbeiten zu wollen, sie als menschen zu mögen und ihr verhalten als das zu bewerten, was es ist: verhalten. das sagt recht wenig über diese menschen in der entwicklung aus, außer dass sie aktuell andere belastungen zu tragen haben und man ihnen dieses verhalten als normal angewöhnt hat (man = ihr umfeld, wer auch immer dazugehört). das heißt nicht, dass du nicht sanktionieren und konsequenzen nutzen sollst, eher ganz im gegenteil. der teil ihres umfelds, der jetzt du bist, der muss sie mit dazu bringen, ihr verhalten zu ändern. das geht aber nur (!) mittelfristig und meiner erfahrung nach auch nur, wenn du eine beziehung zu ihnen aufzubauen in der lage bist. daher: schluck deinen ärger runter oder pack ihn anderswo hin, nicht in den unterricht. sei nicht genervt, sauer, laut, jedenfalls nicht die ganze zeit, sondern nur in ausnahmesituationen (was eine ausnahme und was normal ist unterscheidet sich sehr von schule zu schule und von klasse zu klasse und von tageszeit zu tageszeit). ändere deinen umgang mit deiner angst (übelkeit = du hast angst). dass du angst hast, da reinzugehen, ist okay und verständlich, aber dein umgang damit ist unprofessionell momentan.
wenn dir das alles zuviel stress ist (ist okay, der job ist ja nun nicht ohne): such dir ein gemütliches landgymnasium und werde da alt, und lass dich aktuell krankschreiben. das alles ist nicht einfach, aber man kann das lernen, wenn man es lernen will.
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Von ständig rumbrüllen hat keiner was gesagt. Wie bei allen Reaktionen gilt auch hier: was ständig kommt, nutzt sich ab und wird wirkungslos.
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wenn dir das alles zuviel stress ist (ist okay, der job ist ja nun nicht ohne): such dir ein gemütliches landgymnasium und werde da alt, und lass dich aktuell krankschreiben. das alles ist nicht einfach, aber man kann das lernen, wenn man es lernen will.
Ich hatte so eine Klasse auch einmal an einem Landgymnasium. Auch ich war davon ziemlich überrumpelt und hatte dagegen erst einmal kein Rezept. (Ich kam von so einem Landgymnasium, das kecks meint. )
Ich war nur ein halbes Jahr dort, aber da habe ich schon ordentlich geschwitzt, um mit der Klasse fertig zu werden. Auch ich hatte dort kaum Rückhalt im Kollegium, das dafür eben auch kein Rezept hatte.Jetzt bin ich an einer Schule, die mehrere solcher Klassen hat und jede Menge Kinder mit richtig großen Problemen und empfinde das gar nicht als so stressig. - Weil es Konzepte gibt, weil wir viele Föderschulkollegen haben, die noch einmal wieder ganz andere Tipps geben können, weil wir einen Schulpsychologen haben und Sozialarbeiter und - nicht zuletzt - weil die Kollegen zusammenhalten und jederzeit ansprechbar sind, wir uns im Team absprechen und weil unsere Schulleitung gut und umsichtig auf Probleme reagiert.
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Liebe Sofie,
danke für deine Tipps, ich überlege mir mal bewusst etwas zum Thema unerwartetes Verhalten. Diese Untersuchungen kenne ich, doch ist an dieser konkreten Schule das Problem, dass von Anfang an eine Ruhe herrscht und es den Schülern egal ist, ob und wer da vorne steht. Und wichtig ist dabei: das sind nicht diese typischen Ruhestörungen, die man von Gymnasien so kennt, denn mit so etwas komme ich klar - doch ich komme mit diesem gezielten, fast bösartigen Stören nicht zurecht.Und ja, ich habe für mich beschlossen, dass ich nicht schreie - denn 5 von 6 Stunden am Tag schreien ist mir schon nach einem Tag zu anstrengend und das bin nicht ich - weder als Person noch in meiner Lehrerrolle. Das Gute ist, dass fast alle Kollegen dieses Problem haben und ich im Lehrerzimmer, wenn ich die Berichte der gestandenen Lehrer höre, zumindest dort erstmal nicht mehr an mir zweifle. Ein funktionierendes System haben wir leider nicht.
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Welchen Eindruck hast du denn selbst von den anderen Klassen dieser Schule?
Leider ist es ja so, dass neue Kollegen oft auch die Klassen bekommen, die sonst niemand haben will. Das wird natürlich heftigst bestritten, falls man es anspricht...
Das anhand von klagenden Kollegen zu beurteilen, ist immer so eine Sache. Gerade da man als Anfänger natürlich auch das Problem hat, dass manche Kollegen versuchen einen zu instrumentalisieren. -
Welchen Eindruck hast du denn selbst von den anderen Klassen dieser Schule?
Leider ist es ja so, dass neue Kollegen oft auch die Klassen bekommen, die sonst niemand haben will. Das wird natürlich heftigst bestritten, falls man es anspricht...
Das anhand von klagenden Kollegen zu beurteilen, ist immer so eine Sache. Gerade da man als Anfänger natürlich auch das Problem hat, dass manche Kollegen versuchen einen zu instrumentalisieren.Bei mir wird es nicht bestritten. Zusätzlich habe ich auch noch nur Grundkurse abbekommen, in denen sich bestimme Variablen noch mal um ein gefühltes Zehnfaches potenzieren. Zusätzlich habe ich diese Woche erfahren, dass diese Kurse fast alle erst seitdem ich dort bin (noch nicht sehr lange) bestehen - sehr sinnvoll so kurz vor Schuljahresende. Zum Glück habe ich diese Woche mitbekommen, dass die Kollegen nicht nur mir gegenüber klagen, sondern bestimmte Klassen nicht in den Griff bekommen und auf die Hilfe der Schulleitung angewiesen sind.
Mir ist jetzt schon schlecht, wenn ich an morgen denke und ich frage mich wieder, wie ich das noch 7 Wochen durchhalten soll. Ich schaue sogar schon nach anderen Jobs - fernab des Lehrerberufes. Es kann doch nicht in Ordnung sein, dass man lieber arbeitslos wäre als dort arbeiten zu wollen. Zudem habe ich von meiner Schulleitung jetzt den Eindruck, dass, seit halb durch ist, dass ich wechseln können werde, ich nur noch als Zeitverschwendung empfunden werde und der Fokus doch aber eher darauf liegen sollte, dass die Schüler zu beschulbar gemacht werden sollten?
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Mir ist jetzt schon schlecht, wenn ich an morgen denke und ich frage mich wieder, wie ich das noch 7 Wochen durchhalten soll. Ich schaue sogar schon nach anderen Jobs - fernab des Lehrerberufes. Es kann doch nicht in Ordnung sein, dass man lieber arbeitslos wäre als dort arbeiten zu wollen. Zudem habe ich von meiner Schulleitung jetzt den Eindruck, dass, seit halb durch ist, dass ich wechseln können werde, ich nur noch als Zeitverschwendung empfunden werde und der Fokus doch aber eher darauf liegen sollte, dass die Schüler zu beschulbar gemacht werden sollten?
Das SLs sich vorzugsweise um Baustellen kümmern, die längerfristigen Einfluss auf das Schulleben versprechen, ist ein offenes Geheimnis und kann man ihnen auch nicht ernsthaft vorwerfen, finde ich. Wenn du deine Wechselabsicht angekündigt oder angedeutet hast, ist das eine normale Reaktion. Außerdem meine ich, aus deinen "Es kann doch nicht angehen,..." Fragen immer noch ein Gutteil Überraschung und Unglauben angesichts relativ alltäglicher Zustände herauszuhören. Das sagt mir, dass du noch nicht angekommen bist und dann sind solche absoluten Fragen wie "schmeiss ich den ganzen Beruf?!" total unangebracht.Denk einfach mal zurück an dein Ref, als die Schulwelt noch lieb und nett und dankbar war. Da warst du zufrieden. Jetzt ist sie es nicht mehr, dann muss man dennoch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.
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Ich finde schon, dass es im Sinne der Schulleitung sein müsste 7, 8 und 9. Klässler beschulbar zu machen als längerfristiges Ziel angesehen werden sollte.
Überraschung und Unglauben: definitiv. Aber auch das sehr starke innere Gefühl, dass ich das, was an dieser Schule stattfindet an Schülerverhalten, nicht als normale Zustände abkzeptieren kann - und dann ist die grundlegende Frage für mich persönlich angebracht.
Übrigens war das Ref kein Spaziergang für mich, nur wusste ich, dass ich das durchstehen muss, um wenigstens einen Abschluss zu haben. Dabei möchte ich betonen, dass ich im Ref nie mit Schülern Probleme hatte und diese der einzige Grund waren, warum ich das durchgehalten habe.
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Das ist auch ein langfristiges Ziel. Aber es muss auch einer umsetzen. Warum mit jemandem arbeiten, der in 2 Monaten eventuell nicht mehr da sein wird, um dann mit dem Ersatz nochmal ansetzen zu müssen? Es ist ja nicht so, dass es an der Schule für die SL sonst nix zu tun gäbe (nach deiner Schilderung).
Diese grundlegende Frage ist für dich persönlich angebracht, nur weil du das, was an dieser Schule stattfindet nicht akzeptieren kannst? Wach auf!
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Ja, das verstehe ich. Und dennoch stehe ich im Moment vor der Frage kündigen/dauerkrank oder nicht? Dann steht die Schulleitung nämlich auch vor einem Problem, weil ich wegen akuten Bedarfs eingestellt wurde. Stimmt Thamiel, ich glaube, bei mir passierte in letzter Zeit so viel, dass ich selbst die Langfristigkeit aus dem Augen verloren habe und von dieser Schule auf den beruf schließe.
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Lass die Probleme der Schulleitung mal deren Probleme sein. Auch wenn du wegen akuten Bedarfs eingestellt worden bist, heißt das ja nicht, dass es auch auf Anhieb klappen muss. Eher im Gegenteil. Es ist im Moment vielleicht nicht schön in dem Schuppen aber man wird auch nicht so schnell dauerkrank, wie du vielleicht befürchtest. Mach mal an nem langen WE (Fronleichnam) mit zwei Tagen Abstand in einer ruhigen Minute ne Pro/Contra-Liste bzgl. Verbleib an dieser Schule.
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Den Feiertag gibt's hier nicht. Mit heute sind die Feiertage vorbei. Und die Liste gibt es schon und am wichtigsten ist mir nun mal der Punkt: Kann ich Unterricht machen? Und die Antwort lautet nein.
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dass du (dort) nicht unterrichten willst oder kannst, wird hier immer klarer.
Bleibt die Frage: versetzen oder umschulen?
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Und die Liste gibt es schon und am wichtigsten ist mir nun mal der Punkt: Kann ich Unterricht machen? Und die Antwort lautet nein.
Diese Liste gibts noch nicht, denn ich sagte ausdrücklich: mit Abstand zum Tagesgeschäft. Dann würden solche Punkte wie "Kann ich Unterricht machen? Nein." nämlich nicht auf ihr auftauchen, bzw. nicht mit den Erfahrungen aus einer bestimmten Schule begründet sein.
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