Frisch aus dem Ref, rein in die "Keinen Bock" Gesamtschule ohne gymnasiale Oberstufe

  • Wie viel Zeit einer Stunde bereitest du vor?


    Normal oder aktuell? Aktuell ist es so, dass ich es nicht mal hinkriege, ein Arbeitsblatt zu erstellen. Einfach nur aus purer Angst vor der Klasse.
    Normal nicht länger als 45 Minuten bzw. je nach dem - einiges geht schneller, anderes nicht.


  • Normal oder aktuell? Aktuell ist es so, dass ich es nicht mal hinkriege, ein Arbeitsblatt zu erstellen. Einfach nur aus purer Angst vor der Klasse.
    Normal nicht länger als 45 Minuten bzw. je nach dem - einiges geht schneller, anderes nicht.


    Ref-Vorbereitungen sind nicht normal. Lass mal die Sachertorten sein und verleg dich dafür auf die Massenproduktion kleiner Brötchen. Es gibt nur aktuell. Wenn deine Stunden 45 Minuten haben sollten, warum bereitest du 45 Minuten vor, wenn du doch weißt, das du sie in diesen Klassen eh nicht nach Plan durchbringst?

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Liebe Aktenklammer, es wäre sehr schön, würdest du dir diese Unsitte wieder abgewöhnen und derlei Vermutungen per Melde-Button äußern.

  • Und viel zu gefährlich! Ist doch nur eine Frage der Zeit, bis ein Schüler behauptet, dass da jetzt ein Kratzer auf seinem 600 Euro iPhone ist, der vorher nicht da war, oder bis einer sagt: "Mein Samsung Galaxy S6 ist weg. Ich hab's vorhin in die Kiste getan. Isch schwör!".


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Und viel zu gefährlich! Ist doch nur eine Frage der Zeit, bis ein Schüler behauptet, dass da jetzt ein Kratzer auf seinem 600 Euro iPhone ist, der vorher nicht da war, oder bis einer sagt: "Mein Samsung Galaxy S6 ist weg. Ich hab's vorhin in die Kiste getan. Isch schwör!".


    Gruß !


    Das denke ich mir auch immer, wenn die Schüler bei uns - wie es von der Schulleitung vorgeschrieben ist - bei Klausuren ihre Handys vorne aufs Lehrerpult legen (müssen). Bisher ist nie was gewesen, aber das kann ja auch nur eine Frage der Zeit sein :angst:

  • Quatsch. Wenn das Einsammeln / die Abgabe auf Anordnung einer Lehrkraft geschieht, haftet die Schule, d.h. das Land als Dienstherr. Und das kann versuchen bei der Lehrkraft Regress zu nehmen (Vorsatz bzw. grobe Fahrlässigkeit). Wer will sich dem Risiko und dem Stress freiwillig aussetzen?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Tut mir leid, aber irgendwie habe ich Zweifel daran, dass SchallundRauch wirklich als Lehrperson existiert. Das scheint mir alles ziemlich übertrieben.


    Was erscheint dir denn da übertrieben? Ich hatte nich gewundert, dass andere die Szenarien für erschreckend halten. Für mich ist das Alltag, zumindest in einer 8. die ich habe.


    Ich kann leider auch mit Tipps wie "die Schüler müssen beschäftigt sein" nichts anfangen. Sie beschäftigen sich nunmal üblicherweise nicht mit den Dingen, die ich da vorgesehen habe.
    Und nein, das liegt auch nicht daran, dass mein Anspruch zu hoch ist. Mal ein Beispiel :
    Die Schüler sollen - zum 3. Mal!- nach Anleitung ein Kräfteparallelogramm zeichnen. Die hochkomplexe erste Aufgabenstellung an die Schüler lautet: "Zeichnet für die Kraft von 4 kilonewton einen 4 cm langen Pfeil". etwa die Hälfte der Klasse macht nichts- außer mit dem Nachbarn zu quatschen. "Klaus, Lukas, Bernd...Fangt an!" Antwort, 'ich versteh das nicht'.
    Ok, vielleicht ist die Anweisung "zeichne einen 4 cm langen Pfeil' für 3.Klässler einer Förderschule tatsächlich schwierig. Allerdings handelt es sich um 8. Klässler einer Regelschule.
    Der nächste Arbeitsschritt geht erst recht nicht. Denn nun muss ein Winkel gezeichnet werden. Das müsste ich an det Tafel vormachen, denn mehrere Schüler wissen nicht, wie man einen Winkel zeichnet. Allerdings kann ich den Schülern eigentch nicht den Rücken zudrehen.
    Also meine klare Ansage, dass jetzt gefälligst alle aufzupassen haben und ich es nochmal vormache. Und dass sie das für die Hausaufgaben brauchen und ich diese einsammle.
    Das nehmen 5 Leute ernst.


    Natürlich hagelt es schlechte Noten. Aber das kommt bei diesen Schülern nicht an. Sie verstehen nicht oder ignorieren, dass die Noten mit ihrer Leistung zusammenhängen! Es ist nicht so, dass ihnen Noten völlig egal sind. Sie hätten schon lieber gute Noten.
    Aber sie sehen einfach den Zusammenhang nicht. Klassenarbeit mies ausgefallen-> ich bin schuld. Weil die Arbeit viel zu schwer war (ein Großteil der Aufgaben stammt aus der Übungsseite des Schülerbuchs), weil ich NIE was erkäre...
    Sie sind sogar überrascht, dass sie für die Mappe eine 6 bekommen, wenn sie die nicht abgeben.


    Ich sammle dort mittlerweile fast jedes Arbeitsblatt ein und notiere zum Beispiel, wer (trotz Besprechung der Aufgabe versteht sich) nichts dort stehen oder nicht korrigiert hat.
    Nicht, weil ich glaube, dass das was nützt. Sondern um die gerechten Noten vergeben zu können. Auch wenn 3/4 der Klasse dann eine 5 bekommt.
    Ich will bei komischen Nachfragen von Eltern ("da kann ja was nicht stimmen, wenn soooo viele eine 5 haben") einfach Nachweise haben.
    Dann kann der Papa von Klaus mir auch gerne erklären, warum der Sohn nicht in der Lage ist ein Arbeitsblatt auszufüllen, das schon einmal besprochen wurde.


    Notendruck hilft bei den Schülern aber wirklich gar nichts. Eher im Gegenteil.
    Was mich richtig, richtig nervt: Natürlich sind auch in dieser Klasse Schüler, die was lernen wollen.
    Die es auch verdient hätten, schönen Unterricht zu machen.
    Aber Schülerversuche lassen sich kaum durchführen. :-((


    Bei uns gibt es einen Trainingsraum. Aber in dieser Klasse hilft das kaum. So groß ist der nicht, dass ich da alle hinschicken kann.


    Aber: es wird langsam ein bißchen besser. Zum Beispiel haben jetzt zu Unterrichtsbeginn die Schüler ihre Sachen auf dem Tisch. Und gestern war auch ein Schülerversuch drin. Und viele haben dann sogar von selbst angefangen, ein Protokoll anzufertigen. :)


    Da hilft einfach nur Geduld und Humor. Von beidem möglichst viel.
    Was auch hilft: Die Schüler mal in einem anderen Kontext wahrzunehmen. Ich durfte heute bei denen Sport vertreten. War schon interessant zu sehen, dass ausgerechnet bei dieser Klasse die Anstrengungsbereitschaft im Sport verdammt hoch ist.


    Ja, manchmal ist der Job hart. Vor allem bei den Pubertieren :) Aber wenn dann zum Beispiel der Oberchaot plötzlich die Kurve kriegt und in den Raum stürmt mit "ich hab die Hausaufgaben" und tatsächlich strahlt wie ein 5jähriger, wenn er gelobt wird, sowas entschädigt fast.


    Man darf auch nicht vergessen, dass viele Schüler nicht nur ein Päckchen zu tragen haben sondern einen ziemlich großen Koffer. An unserer Schule zumindest.
    Und dann noch Pubertät...das ist für die selbst ja auch nicht immer lustig.

  • Quatsch. Wenn das Einsammeln / die Abgabe auf Anordnung einer Lehrkraft geschieht, haftet die Schule, d.h. das Land als Dienstherr. Und das kann versuchen bei der Lehrkraft Regress zu nehmen (Vorsatz bzw. grobe Fahrlässigkeit). Wer will sich dem Risiko und dem Stress freiwillig aussetzen?


    Klar, meine Schule ist haftbar für jede Jacke, jeden Hausschuh und jeden Stiefel, der auf Anweisung der Hausordnung im Flur aufgehängt und abgestellt wird und dann während den Schulstunden "verloren" geht, solange man ihn nicht auf wundersame Weise später in Mülleimern, Korkboxen und Klohschüsseln wieder findet. 8o Den Schülern ist bekannt, wann sie Arbeiten schreiben und ihnen ist bekannt, was sie dafür nicht in Reichweite haben dürfen. Wie sie das Dilemma lösen, ist ihr Problem. Wenn sie es nicht lösen, ist ihnen auch bekannt, wie es für sie gelöst wird. Die Alternative sind Bewertungen auf Basis unerlaubter Hilfsmittel. Keine Ahnung, warum sich Schulen plötzlich den Schuh anziehen sollen, die grundlegende Aufgabe ihrer Schüler seit Klasse 1 zu erledigen, die da ist, auf ihre Sachen selbst aufzupassen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

    • Offizieller Beitrag

    <offtopic>
    Aktenklammer:


    Freie Meinungsäußerung - mit dem Ziel, einen User hier im Forum mit dem "Nicht-Lehrer"-Argument mundtot zu machen bzw. sein Anliegen in Frage zu stellen?
    Weitere öffentliche "Stigmatisierungen" Vermutungen von dir werde ich in Zukunft kommentarlos als "offtopic" löschen. Für deine Vermutungen gibt es den Melde-Button.


    Danke!


    kl. gr. frosch, Moderator

  • Sorry Thamiel, du hast keine Ahnung.


    Es ist ein Unterschied, ob die Schüler etwas aus eigenem Antrieb mitbringen und irgendwo ablegen (für solche Sachen sind sie selbst verantwortlich) oder ob eine Lehrkraft etwas in Verwahrung nimmt. Für die ordnungsgemäße Verwahrung übernimmt dann die Schule die Verantwortung. Und ich kenne keine Schule, welche die Schüler ZWINGT ihre Garderobe auf dem Flur aufzuhängen. Wenn eine Schule das täte, wäre das auch nicht sehr intelligent.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Dann sind meine und so ca. 6 andere Schulen meiner Stadt nicht intelligent. Vielleicht hast du aber auch eine etwas seltsame Vorstellung von dem Begriff "in Verwahrung nehmen". Keiner fordert den Lehrer auf, auf fremde Wertsachen aufzupassen. Aber wer sich den Schuh anzieht, muss halt damit rumlaufen. Wenn ich einem SuS ne Anweisung gebe, seinen Stift irgendwo abzulegen (im Mäpchen, auf den Tisch, auf die Fensterbank), bin ich doch nicht dafür verantwortlich, dass der SuS den Stift auch dort wiederfindet. Er hat ihn doch dahin gelegt. Von selbst kriegen die Dinger keine Beine. Solche Anweisungen geb ich jeden Tag im Dutzend.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Für mich klingt das auch nicht an den Haaren herbeigezogen. Ich kenne diese Situationen genauso aus der 8. Klasse, die ich momentan im Fachunterricht unterrichte. Zwar habe ich nur die Hälfte der Klasse (Fachraumunterricht, Wechsel zum Halbjahr), also 12 Schüler, aber davon:


    - quatschen 4 permament miteinander und hören nicht auf, selbst wenn der Rest still ist und mich anschaut und schon fragt: "Wann gehts weiter?"
    - schubsen sich alle Jungs permament herum und ärgern sich, stehen auf und laufen zum anderen hin, um ihm eins auf den Kopf zu geben
    - verweigern 7 mitunter die Arbeit "Ich hab keinen Bock", "Ich mach das nicht" (Kopf auf den Tisch legen)
    - hat die Hälfte keine oder wenige Arbeitsmaterialien dabei
    - quatschen 2/3 ständig herein und fallen mir und Mitschülern ins Wort
    - sind 3 dabei, aber total still. Für die tut es mir leid, weil ich ständig damit beschäftigt bin, die anderen ins Boot zu holen


    Und es ist eine Schule auf dem Land in einem Städtle!


    Bei der letzten Gruppe hatte ich es auch noch damit zu tun, dass eine Gruppe von ca. 5 IMMER mindestens 10 min zu spät kam. Durch die Regel, dass verspätete Minuten nun im Nachsitzen nachgeholt.werden müssen, hat sich das gebessert. Den anderen Lehrern geht es mit den Schülern ähnlich. Dem harten Kern sind Noten egal. 2/3 der Klasse ist auch das Nachsitzen wurscht - die sitzen jede Woche nach, auch tageweiser Schulausschluss ist wurscht, ebenso wie Elterngespräche. Ich habe gemerkt, dass auf der Beziehungsebene was laufen muss, mit der Zeit wurde es etwas besser. Humor und keine Pseudoautorität haben auch geholfen. Schwierig, wenn man nur Fachlehrer mit 3 Stunden in der Klasse ist, da dauerts halt noch länger. Trotzdem verliere ich pro Unterrichtsstunde mindestens 20 Minuten an die Unterrichtsstörungen. Ein Trainingsraum würde auch nix bringen, denn ich kann ja nicht alle da rein schicken.


    Ich hab mir mittlerweile die Einstellung zugelegt: Ich biete mein "Programm" an: Gut vorbereiteter Unterricht mit Schüleraktivierung, Schülerversuchen, Differenzierung und auch Spaß. Wer sich nicht drauf einlässt, ist selbst schuld. Ich kann mir nix vorwerfen.

  • Aber wenn dann zum Beispiel der Oberchaot plötzlich die Kurve kriegt und in den Raum stürmt mit "ich hab die Hausaufgaben" und tatsächlich strahlt wie ein 5jähriger, wenn er gelobt wird, sowas entschädigt fast.

    :) so einen Glücksmoment hatte ich heute auch...


    Auch wenn sich das Thema für den/ die TE erledigt hat, weil eine Entscheidung gefallen ist... Bei uns laufen die Klassen, die seit mindestens einem Jahr denselben Klassenlehrer in möglichst vielen Stunden haben. Natürlich ist "Beziehung" alles und die braucht Zeit und Kontinuität. Im Grunde müsste man wechselnden Fachunterricht zugunsten eines klassenleitergeführten Projektunterrichts aufgeben. Ich wunder mich schon über Schulen, in denen die Kinder nicht nur in jeder Stunde einen anderen Lehrer haben, sondern auch noch in einem anderen Zimmer sind, den ganzen Tag mit ihrem Ranzen durchs Haus irren. Und über das ewige Gejammere über die schlechten Schüler, die schlechten Arbeitsbedingungen, die schlechten Eltern- also alles, was ich als Lehrer sowieso nicht ändern kann.


    Denn trotzdem gibt es KollegInnen, die sich in allen Klassen durchsetzen können und in der 6. Stunde mit einer sonst kaum führbaren Siebten noch Volkstänze einüben. Da wurde natürlich zu Beginn erst mal "beschäftigt" und "pseudoautoritär" jede zu späte Minute geahndet, jedes hingeworfene Schnipselchen in den Papierkorb zitiert. Wie will ich auch irgendwas erklären, wenn mir niemand zuhört? Ist ja nicht so, dass sie zu doof sind, sie haben sich eher selbst oft schon aufgegeben "ich kann das aber nihicht *mit dem Fuß aufstampf*". Wenn sie aber 30 Pfeile in Stillarbeit gezeichnet haben und wissen, dass sie das können, kann man auch wieder einen Schritt weitergehen, das hat nichts mit Regelschule/ Förderschule/ Intellekt und Anspruchsdenken zu tun, sondern mit Ruhe und einem festen Anker im Tagesverlauf für ansonsten desolates Durcheinander um und im Kind.

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