Frisch aus dem Ref, rein in die "Keinen Bock" Gesamtschule ohne gymnasiale Oberstufe

  • Ich habe mein Ref auf einem Gymnasium gemacht, habe nun meine erste Stelle an einer Gesamtschule in Brandenburg angetreten. Die Verbeamtung ist fast durch, deshalb bin ich umso verzweifelter.


    In je einer 7. Klasse, die ich 6 Stunden pro Woche sehe, und einer 8. Klasse, die ich 5 Stunden pro Woche sehe, ist Unterricht nicht möglich.


    Anrufe bei den Eltern? Sinnlos. Fühlen sich nicht zuständig, ganz im Gegenteil.


    Worum geht es konkret? Es kann keine Ruhe hergestellt werden, egal ob ich mich da vorne 15 oder 45 Minuten hinstelle und zur Ruhe ermahne, Einträge machen, abschreiben lassen (ausdrücklich von der Schulleitung erwünscht!), Nachsitzen etc. pp. Störenherde sind aber von 23 Kindern mindestens 13! Spreche ich den einen an, quatscht der andere los und ich habe den Eindruck, dass bei keinem der Ansatz zur Reflexionsfähigkeit vorhanden ist. Das muss man sich vorstellen, als wenn man mit Kleinkinder spricht, die den Mund voll Schokolade beschmiert haben und die Frage ob sie Schokolade gegessen haben verneinen.


    Ich habe schon Gespräche mit Kollegen geführt und einiges über die Klasse erfahren (häufige Lehrerwechsel, schwierige Klassenleitung (sagen Schulleitung und Kollegen), elterliche Beschwerden über Lehrer vom größten Störenfried.) Ich habe gute Tipps bekommen, wie ich die Respektlosigkeiten emotional nicht so sehr an mich heranlasse.


    Ganz wichtig und es hört sich wirklich komisch an für mich, aber: Mir wurde gesagt, dass man an dieser Schule keinem Schüler mit Leistungsdruck kommen braucht, da es sie schlichtweg nicht interessiert. Und da fehlt mir nun wieder die Vorstellung, dass es jemanden wirklich nicht juckt, wie viele 5en und 6en auf dem Zeugnis sind.


    Die Schulleitung wünscht sich von mir bis zu den Ferien, dass ich "das Soziale" wiederherstelle. Nur - wie?


    Ich wache morgens schon mit hohem Puls und Übelkeit auf und möchte nicht in diese Klasse gehen. Das ist doch irgendwie ironisch/lächerlich, wenn man bedenkt, dass es sich hier um einen Haufen sozialbenachteiligter Kinder dreht, die sich im Prinzip auf nichts was einbilden dürften. ;)


    Das Problem ist nun, dass ich ab nächster Woche wahrscheinlich nicht einfach so mehr kündigen kann und mein Glück an einem Gymnasium versuchen kann. Denn die Verbeamtung auf Probe ist bald durch und damit wäre ich drei Jahre an diese Schule gebunden und die sofortige Freigabe bezweifle ich auch, da diese Schule auf jeden einzelnen Lehrer angewiesen ist.


    Ja, es ist nur ein Job, aber ich sehe nicht ein, mir die Nerven innerhalb kürzester Zeit kaputt machen zu lassen. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal Verständnis für dauerkranke und vom Burnout befallene Lehrer habe.


    Ich frag mich, wie ich in diesen Klassen Klassenarbeiten schreiben soll, wenn schlichtweg kein Unterricht möglich ist!? Und es geht nicht nur mir als Junglehrer so. Das habe ich schon von den Kollegen erfahren. Dennoch zweifle ich stark an meiner Berufswahl. Noch ist die Verbeamtung nicht durch, aber wenn sie durch ist, sehe ich mich im Moment nicht in der Lage in so einem Umfeld zu arbeiten. Das wäre dann auch blöd für die Lebenszeitverbeamtung.


    Was soll ich tun? Wie soll ich diese Kinder in den Griff kriegen?

  • Das hört sich für mich so an, als ob die Augen (Verbeamtung) größer als der Magen, die Kenntnis der Speisekarte "Schullandschaften" dagegen gleichzeitig zu lückenhaft war. Viel aus dem Post klingt für mich eher nach einem 08/15 Praxisschock und ich würde dir raten, erstmal anzukommen. Was Kinder/Jugendliche in Rudelstärke sich einbilden, hängt eher nicht davon ab, wie sie in zig Jahren an Geld kommen werden, ob sie gerade in einem Klassenraum oder dem Flur einer Schule rumlungern usw. Solange du dich von solchen banalen Respektlosigkeiten wie Zwischenrufen (fremd-)steuern lässt, bleibst du Frischfleisch für die Meute. Gewinn erstmal die Kontrolle über dich zurück, bevor du daran gehst, Kontrolle über Klassen zu erlangen. Du bist im Moment am schwimmen. Krieg die Füße auf den Boden.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • ...beileid. das klingt nicht nach normalität. so eine schule muss man wollen. sind alle oder viele klassen so? was tun und sagen die kollegen zur situation? was sagt die schulleitung?


    am wichtigsten ist, dass ihr als lehrer zusammenarbeitet, euch nicht als einzelkämpfer seht und dass du eine beziehungsgrundlage zu den kindern herstellst. zumindest war das das einzige, was mir an der berufsschule in derartigen klassen geholfen hat, ein bein und dann auch zwei beine auf den boden zu bekommen. such dir unterstützung - im kollegium, unter ehrenamtlichen (lesepaten, mentoren...), externen partnern (unternehmen, organisationen). dazu muss die schulleitung ins boot. versucht, irgendwie sozialpädagogen ins team zu bekommen. macht schulentwicklung. verlasst mal das viertel. du alleine kannst das nicht lösen. solche schulen sind nicht vergleichbar mit der situation "fachlehrer am durchschnittsgymnasium".


    und wenn ihr erstmal nur ein halbes jahr dreißig minuten "pünktlich sein, tisch decken, gemeinsam frühstücken und abspülen ohne tätlichkeiten und argen streit" übt. irgendwo muss man anfangen. notfalls eben damit.

  • Oh je. Klingt furchtbar!


    Gibt es bei euch ein Konzept zum Umgang mit Störern? Bei uns gibt es z.B. einen Übungsraum, in den Störenfriede geschickt werden. Dort müssen sie einen Reflexionsbogen ausfüllen, Wenn sie dort zu oft landen, müssen ihre Eltern zum Gespräch antanzen. Wenn die Eltern das Gespräch in einem vorgegeben Zeitraum nicht wahrnehmen, können die Kinder vom Unterricht suspendiert werden. Diese Suspendierung findet jedoch unter den Voraussetzungen statt, dass morgens die Aufgaben abgeholt und mittags wieder vorgezeigt werden müssen.
    Dieses System funktioniert bei uns sehr gut.


    Ansonsten finde ich es bei schwierigen Klassen sehr wichtig, eine gute Beziehung zu den Kids aufzubauen. So blöd es klingt, aber ich habe z.B. immer Lutscher oder Bonbons dabei. Ich habe damals in meiner (übrigens ähnlichen) Klasse, tatsächlich an die Kids mit Hausaufgaben Lutscher verteilt. Das waren in der Regel nur 10 Prozent. Weiterhin schreibe ich jede Stunde an der Tafel auf, wer gut mitarbeitet. Dadurch bekommen die wenigen ruhigen, fleißigen ihre Rückmeldung und nicht nur die Störenfriede. Ich schreibe weiterhin an, was ich als Unterrichtsstörung empfinde und zeige nur noch darauf, wenn jemand eine Regel verletzt. Nach 3 Regelverstößen fliegen die Kids dann in den Übungsraum.
    Außerdem biete ich ihnen an, dass wenn heute niemand für den Übungsraum angezählt wird, die letzten 5 Minuten ein lustiges Video geguckt wird. Oder dass alle, die die nächsten 10 Stunden nicht negativ auffallen, einen selbst gewählten Film gucken dürfen. Die Störenfriede werden mit Material in andere Klassen oder bei einem Sonderpädagogen, Sozialarbeiter etc. untergebracht.


    Falls du unbedingt dort weg möchtest, solltest du nach deiner Probezeit ein offenes Gespräch mit deinem Direktor führen.

  • Oje, du ärmste :( Ich hatte im Ref. auch solche Klassen und bin jetzt an einem Gym. Es gibt da nur zwei Möglichkeiten für dich, entweder bewirbst du dich weg (versetzen lassen, kündigen, was auch immer) und wenn das nicht für dich in Frage kommt, musst du eine Möglichkeit finden, mit der Situation klarzukommen.
    1. solltest du das Benehmen der Schüler auf gar keinen Fall persönlich nehmen. Die Schüler sind das Problem, nicht du.
    Und 2. würde ich mir Tipps von Kollegen holen. Vlt. kannst du ja auch mal bei anderen Kollegen hospitieren, bei denen es besser läuft mit den Klassen. In der Regel sind das ja die Klassenlehrer. Ich habe übrigens auch die Erfahrung gemacht, dass mit so schwierigen Klassen "normaler" Unterricht, wie wir ihn am Gym. kennen (Unterrichtsgespräch, Diskussionen in der Klasse, freie Arbeitsaufträge, bei denen die Schüler auch mal auf dem Flur oder in anderen Räumen arbeiten, und auch mal Phasen des Frontalunterrichts bzw. kürzere Lehrervorträge), gar nicht möglich ist. Nicht umsonst arbeiten ja viele Gemeinschaftsschullehrer viel mit Wochenplänen. Bei der Aufgabenstellung wiederum ist es nötig, dass die Arbeistanweisungen möglichst genau und kleinschrittig sind, evtl. auch verschiedene Niveaustufen. Das klingt nach viel Aufwand, aber es gibt fertige Wochenplanarbeiten. Evtl. können dir da Kollegen auch Tipps geben oder haben fertige Wochenpläne da.
    Geholfen hat mir auch, kleine Anreize zu schaffen, im positiven wie im negativen Sinne. Noten irgendwann am Ende des Schuljahres oder gar der Schulabschluss ist für solche Kinder viiiel zu weit weg. Wenn den Eltern egal ist, wie sich ihre Kinder verhalten, bringen Elterngespräche leider auch nicht viel. Schaffe kleine altersgemäße Anreize, für den einzelnen Schüler sowie für die Klasse als Ganzes. Führe zB ein Punkte (oder Smiley/Kleeblatt/Sternchen)-System ein - bspw. gibts bei 2 Minuspunkte eine Extra-Hausaufgabe, länger Unterricht und bei Pluspunkten einmal keine HA, fünf Minuten was spielen etc.
    Und sei konsequent bei möglichen Sanktionen. Drohe nicht ständig mit Elternanrufen, Missbilligungen etc. Aber wenn sich ein Schüler wirklich daneben benimmt, dann gibts eben ne Missbilligung oder einen Verweis.
    Halt die Ohren steif! Du bist bestimmt nicht die erste, die an einer Brennpunktschule verzweifelt!
    Liebe Grüße
    Sofie

  • Das muss man sich vorstellen, als wenn man mit Kleinkinder spricht, die den Mund voll Schokolade beschmiert haben und die Frage ob sie Schokolade gegessen haben verneinen.

    :D muss ich mir merken


    Das Allerwichtigste ist, dass deine Kollegen zusammenhalten und die Schulleitung ziemlich "handfest" ist!


    Willst du wirklich Tips hören? ich glaub, du hast schon eine Menge gehört, keine Ahnung, ob dir Ratschläge helfen.
    Mein Rat wäre: 1. du brauchst Zeit. Bis zu den Sommerferien Ruhe haben könnte klappen. Es wird nicht 3 Jahre die Hölle bleiben, du schaffst das- ansonsten würde dein Beitrag anders klingen.
    2. Bleibe beim Abschreiben und Nachsitzen. Schreiben beruhigt die Gemüter.
    3. drohe nicht, weder mit Noten noch sonst mit irgendwas. Setze sie sofort um/ brich ab und lass sie gleich schreiben/ hab alle im Blick, niemand kramt im Ranzen/ rufe die Eltern trotzdem an (immer was Nettes übers Kind sagen und dann um Mithilfe bitten).
    4. "Beine auf den Boden" wie Thamiel schon sagte. Kleine große Kinder mit Schokolade umn Mund wollen, dass ihnen jemand permanent sagt: das geht hier, das geht hier nicht, eben ähnlich, wie bei einem 3-Jährigen. Pack deinen strengsten Ton aus, alle haben ihren Platz aufzuräumen und pünktlich zu erscheinen, du WEIßT, dass JETZT Ruhe herrscht, und dann IST auch Ruhe. Denke nicht an deine eigene Schulzeit oder befreundete/ verwandte Kinder. Diese hier sind anders. Sie sind viel Gebrüll und wenig Konsequenz, also Gewalt aber Schwäche gewohnt und sie hören dich erst, wenn du sie direkt ansprichst, ohne Wut aber glasklar: Wenn der Kuchen spricht, schweigt der Krümel.


    Und wenn dann alle friedlich schreiben kann man ihnen auch wieder zuhören, was Nettes sagen und seinen Humor wiederfinden... Es wird eine Zeit gehen, bis du sie magst, aber dann richtig :hammer:

  • Kopf hoch! Es wird besser. Ich kenne solche Zeiten auch. Hat sich eure Schule schon mal mit dem Trainingsraum- Konzept befasst? Jazzy82 Tipps sind super.


    Ich wünsche dir gute Nerven und einen Ausgleich zum Beruf
    M.

  • Habt Ihr Schulsozialarbeiter oder einen Schulpsychologen? Deren Aufgabe ist es nicht nur, mit problematischen Klassen zu arbeiten, sondern auch Lehrkräfte zu coachen. Bei uns zumindest.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Es gibt da nur zwei Möglichkeiten für dich, entweder bewirbst du dich weg (versetzen lassen, kündigen, was auch immer)


    Dann wäre ich erstmal arbeitslos. :( Und in meinem Bundesland habe ich die Einstellungsrunde schon verpasst bzw. würde ich nur vom Regen in die Traufe kommen, da es im angrenzenden Bundesland, wo es noch die Frist gibt, noch schlimmer ist. Und in meinem aktuellen Bundesland kann ich schlecht kündigen und mich neu bewerben an einer Schule? [/quote]



    Ich habe übrigens auch die Erfahrung gemacht, dass mit so schwierigen Klassen "normaler" Unterricht, wie wir ihn am Gym. kennen (Unterrichtsgespräch, Diskussionen in der Klasse, freie Arbeitsaufträge, bei denen die Schüler auch mal auf dem Flur oder in anderen Räumen arbeiten, und auch mal Phasen des Frontalunterrichts bzw. kürzere Lehrervorträge), gar nicht möglich ist. Nicht umsonst arbeiten ja viele Gemeinschaftsschullehrer viel mit Wochenplänen. Bei der Aufgabenstellung wiederum ist es nötig, dass die Arbeistanweisungen möglichst genau und kleinschrittig sind, evtl. auch verschiedene Niveaustufen. Das klingt nach viel Aufwand, aber es gibt fertige Wochenplanarbeiten. Evtl. können dir da Kollegen auch Tipps geben oder haben fertige Wochenpläne da.


    Danke, dass du das sagst, denn darüber hatte ich auch schon nachgedacht. Ich habe nur Angst vor der Umsetzung, da man mir bisher eingetrichtert hat, dass gerade solche "Freiarbeiten" eher etwas für disziplinierte Klassen sind.


    Ein Problem, das ich sehe ist aber: die Schüler werden nicht für sich alleine arbeiten, sondern ständig laut durch die Klasse rufen, alles andere machen außer zu arbeiten, weil sie das ja auch noch zu Hause machen können (aber nicht werden - doch die Fähigkeit zur Erkenntnis fehlt). Die paar ruhigen Schüler, die arbeiten wollen, können dadurch weiterhin nicht arbeiten.


    Im Moment dreht sich jede Alternative, über die ich nachdenke im Kreis.


    Das Belohnungs-/ Bestrafungssystem werde ich einführen.



    Zitat

    Du bist bestimmt nicht die erste, die an einer Brennpunktschule verzweifelt!


    Danke. Ich frag mich trotzdem, warum ich unbedingt das erste Angebot annehmen musste, nur um bloß nicht arbeitslos zu sein.... :(


    Oh je. Klingt furchtbar!


    Gibt es bei euch ein Konzept zum Umgang mit Störern? Bei uns gibt es z.B. einen Übungsraum, in den Störenfriede geschickt werden. Dort müssen sie einen Reflexionsbogen ausfüllen, Wenn sie dort zu oft landen, müssen ihre Eltern zum Gespräch antanzen. Wenn die Eltern das Gespräch in einem vorgegeben Zeitraum nicht wahrnehmen, können die Kinder vom Unterricht suspendiert werden. Diese Suspendierung findet jedoch unter den Voraussetzungen statt, dass morgens die Aufgaben abgeholt und mittags wieder vorgezeigt werden müssen.
    Dieses System funktioniert bei uns sehr gut.


    Ich wünschte, dass es dies geben würde, aber dann müssten wir wohl noch eine Kraft oder zwei Kräfte mehr einstellen allein um diese Schüler zu beaufsichtigen. Reflexionsbögen haben am Gymnasium gut funktioniert, doch diese Schüler an dieser Gesamtschule sind sich ihres Störens schlichtweg nicht bewusst und fühlen sich zu unrecht bestraft. Klingt nicht nachvollziehbar, ich weiß. Ich bin auch so wütend auf die Eltern dieser Kinder, denn einige habe ich telefonisch kennengelernt..... . Denen ist es egal, was mit ihren Kindern passiert. Dabei müsste man doch gerade auf ner Gesamtschule, Pardon, seinen Arsch hochkriegen, wenn man denn schon weiß, dass man allein durch die Schulform schon schlechtere Ausgangsbedingungen hat!? Das Ironische aber ist: wenn man tatsächlich mit Ordnungsmaßnahmen droht, dann sind die Lehrer schuld, NIE das Kind - in dieser Klasse. Verkehrte Welt.



    Schreibst du die Unterrichtsstörungen zu Beginn immer an die Tafel? Stehen die da alle schon oder werden sie quasi ergänzt?


    Du hast mir wirklich wertvolle Tipps gegeben!



    Willst du wirklich Tips hören?

    JA!!! Denn wenn ich es bis zum Tag der Verbeamtung nicht ansatzweise hinkriege, dann könnte ich noch die Notbremse ziehen. Sonst bin ich drei Jahre an diese Schule gebunden. Mindestens. Gut, dann ist auch diese schreckliche Klasse weg, das ist ein Argument. Und wenn man Klassen bereits von kleinauf kennt, dann ist es vielleicht noch was anderes.



    Zitat

    Es wird nicht 3 Jahre die Hölle bleiben, du schaffst das- ansonsten würde dein Beitrag anders klingen.


    Danke. Nun, ich habe viel umformuliert. Nach meinen 3. Tag war ich jedenfalls fast soweit um zu kündigen.


    Zitat


    Deine Tipps sind auch sehr wertvoll für mich, doch sehe ich Probleme das durchzusetzen. Und es ist mir peinlich, das so zu sagen. :(


    "alle haben ihren Platz aufzuräumen und pünktlich zu erscheinen, du WEIßT, dass JETZT Ruhe herrscht, und dann IST auch Ruhe.


    Wie?Ich habe es versucht. Ich bekomme nur Ausreden/Widerworte, dann fängt der nächste an durch die Klasse zu grölen....und plötzlich ist da eine Lautstärke drin, dass mir (!) der Mund trocken wird und mein Puls auf 180 ist.


    Das merke ich mir: Sie sind viel Gebrüll und wenig Konsequenz, also Gewalt aber Schwäche gewohnt und sie hören dich erst, wenn du sie direkt ansprichst, ohne Wut aber glasklar.



    Dann hätte ich noch eine andere Frage bzgl. dieser Klasse - in anderen Klassen kam es bisher nicht vor:


    Handys. Laut Schulordnung dürfen sie eingezogen werden und werden es auch. Nur wie verhalte ich mich, wenn Schüler A Schüler B das Handy aus der Tasche nimmt, damit rumspielt, ich es einziehe und sich natürlich Schüler B beschwert, dass sein Handy eingezogen wird?


    Oder, auch vorgekommen: dieser hinterhältige (sorry ist so) Schüler A sich auf das Handy setzt und es nicht hergibt auf mein Verlangen?



    Danke für eure Posts, ich bastele mir da gerade ein Konzept für mich draus!!!!!

  • Kopf hoch! Es wird besser. Ich kenne solche Zeiten auch. Hat sich eure Schule schon mal mit dem Trainingsraum- Konzept befasst? Jazzy82 Tipps sind super.


    Ich wünsche dir gute Nerven und einen Ausgleich zum Beruf
    M.



    Danke dir! Da ich gerade frisch vom Ref in den Beruf gestartet bin inklusive Umzug, habe ich keinen. Meine Kollegin bekommt das super hin mit dem Abschalten. "ich stehe da 6 Stunden am Tag in den Klassen, ich habe Abi, 2 Studienabschlüsse (BA/MA), ein 2. Staatsexamen und bin verbeamtet - ich habe meine Schäfchen im Trockenen. Nach der Schule habe ich frei."


    Das Witzige ist, dass man tatsächlich nicht so viel Zeit mit der Vorbereitung verbringt, weil das alles nicht besonders anspruchsvoll ist.


    Ich glaube ich werde dieses Trainingsraumkonzept mal vorschlagen.

  • Bist Du Klassenlehrerin in dieser Klasse?
    Falls nicht: Bringe in Erfahrung, wie die Klassenlehrer auf Störungen eingehen.


    Bei uns gibt es Jahrgangsteams und jahrgangsübergreifende Absprachen. So gibt es einen festen zentralen Nacharbeitstermin in der Woche, den die Klassenlehrer des Jahrgangs reihum beaufsichtigen.
    Auch gibt es für alle Klassen der Schule verbindliche Klassenregeln, die durchnummeriert an der Wand hängen.
    Wenn ich dann mit den Klassenregeln im Unterricht z.B. ein Ampelsystem aufbaue (alle Schülernamen als Magentkarten an der Seitentafel; grüner, gelber und roter Bereich, in die die Namenskärtchen je nach Verhalten verschoben werden können), kann ich die Schüler, die am Ende der Stunde im roten Bereich stecken, zum Nacharbeiten anmelden, denn wer stört, kann den Stoff nicht schaffen. Ich benachrichtige die Eltern und die Aufsicht des Nacharbeitstermins und lasse den Schüler nacharbeiten.


    Das funktioniert noch besser, wenn dieses System von allen Kollegen in allen Unterrichtsstunden durchgezogen wird (Stichwort: Klassenteamsitzungen!). So haben die Schüler am Ende des Schultages eine Rückmeldung über ihr Verhalten und im Laufe des Tages ggf. auch die Möglichkeit, z.B. von Rot nach Gelb zurückgestuft zu werden. Die "Braven" haben ebenfalls eine Rückmeldung, denn sie sehen sich im grünen Bereich.


    Wenn man die Eltern im Vorfeld darüber in Kenntnis setzt, dass es dieses System gibt, sind sie von einer Mail oder einem Anruf auch nicht allzu sehr überrascht.


    Reflexionsbögen sind nur dort sinnvoll, wo die Eltern am Schulerfolg ihrer Kinder interessiert sind und am Ausfüllen der Bögen beteiligt werden können.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Jule


    Nein ich bin kein Klassenlehrer, aber der Klassenlehrer dieser Klasse will auch keiner sein. Er sanktioniert nur über Noten, es besteht kein gute Verhältnis zwischen Klasse und Klassenlehrer. Zwangsversetzung.


    Gut, Reflexionsbögen also nur bei einigen Schülern?


    Ich sehe schwarz dabei, alle Lehrer mitzuziehen bei diesem System, das sich wirklich super anhört! :(

  • Mir scheint, Ihr braucht ganz, ganz dringend ein Schulkonzept zum Aufbau von Sozialkompetenzen Eurer Schüler. Aber als Anfänger verbrennt man sich die Finger, wenn das so öffentlich ventiliert. Suche Dir im Kollegium Mitstreiter, die bereit sind, so etwas aufzubauen. Man braucht aber Überzeugungskraft dafür, denn zuerst sieht das jeder als zusätzliche Belastung, weil der Mehrwert erst sehr viel später spürbar wird. (Dann aber richtig!)


    Refelxionsbögen nur bei allen Schülern oder keinen! Es sei denn, Du magst in Diskussionen mit Schülern verwickelt werden. ("Warum immer ich? Der Karl-Heinz macht viel öfter Quatsch als ich und muss sowas nie ausfüllen!"... )

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Also ich weiß, dass alle Lehrer damit zu kämpfen haben. Eine ging nach nem halben Jahr in die Dauerkrankheit. Ich möchte nicht dazu gehören. Oder, wenn die Versetzung später nicht klappt, zumindest erst, wenn die Verbeamtung auf Lebenszeit durch ist. Hätte nie gedacht, dass ich eine solche Aussage mal treffen würde... .


    Wir haben ein relativ altes Kollegium, das aber noch mindestens 10- 15 Jahren arbeiten wird. Und bei einigen sehe ich überhaupt nicht, dass die solche Konzepte umsetzen würden, vor allem nicht, wenn sie von "Frisch aus dem Ref" Jungspunden vorgestellt werden.

  • In so vernachlässigten Klassen mit vielen Lehrerwechseln ist es immer schwer.


    Ich mache gute Erfahrung mit folgenden Mitteln:

    • Leg klipp und klar einige Grundregeln in deinem Unterricht fest. (Idealerweise bei allen Lehrern gleich. Geht aber auch alleine.)
    • Überleg dir ein idealerweise gestuftes Vorgehen bei Regelverstößen und zieh das konsequent und bei jedem durch. Ich mach das individuell (Ermahnung, Störungstext, Förderaufgabe, Nacharbeit) und kollektiv (Ruhezeichen, Zeit stoppen und sammeln, Zeit 1:10 nacharbeiten, aber nur in ganzen Schulstunden) und verhaltensabhängig (Kaugummi --> einen Raum von Kaugummis säubern, Müll verbreiten --> Ordnungsdienst, etc.)
    • Wenn die Erziehungsmaßnahmen nicht greifen, dann scheu nicht davor auf die Einleitung von Ordnungsmaßnahmen zu drängen.
    • Gestalte deinen Unterricht thematisch und methodisch für die Kinder interessanter! (Nicht böse gemeint, aber das ist mittelfristig die effektivste Maßnahme. :) Was Klassen so anspricht, ist zum Teil recht individuell.)
    • Vereinzel die Hauptstörer durch Änderung der Sitzordnung so gut wie möglich. Bei deinen 13 Sorgenkindern gibt es mit absoluter Sicherheit einen Kern und etliche Mitläufer. (Wenn der Klassenlehrer nicht mitzieht, setzt du sie eben nur in deinem Unterricht um. Ist aber selten.)
    • Nutz Differenzierungsräume/Flure um in Partner/Gruppenarbeiten die Klasse räumlich zu entzerren, bei gleichzeitig strenger Kontrolle, dass dort auch gearbeitet wird.
    • Stell den Schülern ein Ziel in Aussicht, dass mit Bedingungen verknüpft ist, z.B. einen tollen Unterrichtsgang, wenn die Portfolios zu dem Thema, die Kriterien x,y,z erfüllen. Da kann man auch eine kriterienorientierte transparente Durchschnittsnote mit rein nehmen.
    • Informier dich welches Elternteil oder welche andere Bezugsperson am meisten Einfluss auf das Kind hat und sprich mit diesem. Manchmal macht es z.B. auch Sinn mit dem Fußballtrainer zu sprechen. Beachte dabei das Einverständnis der Eltern.
    • Beobachte welche Arbeitsformen die Schüler kennen und am sichersten beherrschen. Schüler mögen Dinge, die sie kennen und für die sie ein Verhaltensmuster/Erwartungsmuster haben. Es gibt erstaunlicherweise auch ausgeprägte Einzelarbeits-, Partnerarbeits- und Gruppenarbeitsklassen.
    • Positive Verhaltensrückmeldung. Statt "Julian, Kim und Aydan hört auf zu quatschen" lieber in der gleichen Situation die positiv arbeitenden Schüler hervorheben "Mir gefällt wie Önur, Christian, Julia und Nurcan gerade arbeiten". Der Effekt ist wirklich verblüffend wirkungsvoller!


    Das ist jetzt keine Anleitung zur Lösung aller deiner Probleme, sondern mehr so eine Sammlung, womit ich gute Erfahrungen gemacht habe.
    Bestimmt gibt es noch viele andere gute Tipps und manches von meiner Liste, mag bei deinen Schülern absoluter Mist sein. ;)

  • Zum Thema Wochenpläne:
    Wochenplanarbeit und Freiarbeit ist nicht das Gleiche, das wiederum hängt ja sehr von den Aufgaben im Wochenplan ab.
    Bei so einer schwierigen Klasse würde ich, wie gesagt, sehr kleinschrittig vorgehen und erstmal keine Freiarbeiten über einen längeren Zeitraum machen. Ganz konkrete Arbeitsaufträge (tu erst das, dann dass, dann fülle die Lücken aus, die entsprechenden Wörter findest du in dem Kasten unter der Aufgaben etc), am besten in Einzel- oder Stillarbeit (wenn es etwas besser läuft vlt. auch Partnerarbeit, Gruppenarbeit erstmal gar nicht). Und ebenso kleinschrittig und klar wie die Aufgaben auf den Arbeitsbögen sollten deine Arbeitsanweisungen sein: Nehmt eure Hefte raus, schlagt sie auf, nehmt einen Stift in die Hand, schreibt euren Namen auf den Zettel, hefet den Zettel ab etc. Ich beziehe mich jetzt gerade auf eine 6. Klasse, in höheren Klassen muss es nicht ganz so kleinschrittig sein.
    Was auch hilft sind feste Rituale. Das muss keine Begrüßungstanz sein, aber stehen die Schüler auf und begrüßen dich im Chor? Sowas hilft auch Wunder ;)
    Insgesamt hilft Struktur, zb ein Fahrplan für die Stunde, fester Stundenbeginn und Stundenende. Bei mir darf zB kein Schüler vorher seinen Sachen zusammenpacken, sondern erst wenn ich es sage.
    Das mit dem Strengsein ist übrigens so eine Sache. Das muss irgendwie von innen kommen. Aber eine äußere Strenge aufsetzen, wie man sie bei Kollege xy gesehen hat, durchschauen die Schüler, und dann nehmen sie einen nicht mehr ernst. Und da rede ich aus Erfahrung. Ich habe es erlebt das 6.Klässler mich auslachten, als ich versuchten "streng" zu sein. Insgesamt würde ich auch viel eher an deinem Unterricht arbeiten und versuchen diesen an diese schwierige Lerngruppe anzupassen, also zu viel Zeit mit Sanktionsmaßnahmen zu vergeuden.
    Viel Erfolg weiterhin!! Es wird wirklich besser werden, glaube mir!!
    LG :) Sofie

  • Du nimmst natürlich nur wahr, was in Dein Weltbild passt.

    Nö, nur Realitäten ! Dass das System Gesamtschule nun mal gescheitert ist, weiß hierzulande auch jedes kleine Kind. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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