Klassenfahrt finanzieren, vielleicht Alternativen zu dem Gängigen wie Kuchenverkauf etc.?

  • Wenn ich das richtig sehe, kommt die Kritik am Kuchenverkauf von den Kollegen aus SekII - die mit Klassenfahrten nur in Form von Abschlussfahrten nach Teneriffa, Paris oder Venedig zu tun haben. Die Klientel dieser Schulstufe ist saturiert - oder tut zumindest so.


    Wenn wir aus der Hauptschulecke so etwas organisieren, tun wir das in der Regel für Kinder alleinerziehender Mütter oder anderer sozial eher "schwach betuchter" Schichten.
    Selbstverfreilich kann ich mit unseren Schülern in die Juhe der Nachbarstadt reisen und dort eine Klasse Zeit verbringen. Ich bin jedoch der Meinung, dass auch diese Kids die Gelegenheit haben sollten, die Hauptstadt - oder eine andere Großstadt Europas kennen zu lernen. Ihre Eltern können ihnen dies oft nicht bieten.


    Wenn die Klasse beim Elternsprechtag oder irgend welchen Großveranstaltungen in den Räumlichkeiten der Schule das Catering übernimmt, ist das an unserer Schulart Berufsvorbereitung par excellence. Die Euros, die dabei eingenommen werden, erreichen nie die Dimension des Gehalts eines Oberstudienrates, aber Klein-Peanuts sind es auch nicht. Der Kuchenverkauf bringt im Schnitt knapp 600 Eumel - und wir sind keine große Schule. Bei 20 Schülern ist damit schon ein guter Teil des Eintritts für das Musical finanziert. Gleichzeitig werden Bastelarbeiten aus dem Technikunterricht verkauft - je nach Termin auch Weihnachts-, Oster-, Valentin- Vater- oder Muttertagskarten. Bei der Produktion können übrigens hervorragend Lernziele aus Technik und Wirtschaftslehre abgearbeitet werden: Buchhaltung, Serienfertigung, Rationalisierung, Einkauf-Verkauf, Warenwirtschaft uvam.


    Elternschreck: Wir verkaufen auch Kaffee, Mineralwasser. Apfelschorle und Butterbrezeln.
    Von Lehrern wird erwartet, dass sie den geforderten Betrag aufrunden ;)

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich bin auch an einer kleinen Hauptschule. Problem ist mittlerweile, dass nicht mal mehr von den Eltern Kuchen zum Kuchenverkauf gebackenwerden. Wenn man Glück hat, kaufen die Schüler dann vor der Schule noch einen Kuchen beim Discounter. Am Ende des Tages stehen da dann vielleicht 30 € Einnahmen zu Buche.
    Und auch hier: wenn 2x kein Kuchen da ist, wird das von mir eingestellt. Fertig.
    Und mal ehrlich. Eltern in meiner Klasse 9 war eine Klassenfahrt für 5 Tage in der JH mit Halbpension und Rahmenprogramm für 250 € mit Zugfahrt zu teuer...
    Geht es denn nicht noch billiger, Herr Lehrer?
    Nein, geht es nicht. Ich stell mich auf keinen Weihnachtsmarkt oder Baumarkt, wie es andere Kollegen an meiner Schule machen.
    Die Klassenfahrt fand dann nicht statt...

    • Offizieller Beitrag

    <offtopic>
    Aktenklammer, die Threadstarterin wollte nicht diskutieren, sondern sie hat nach Vorschlägen gefragt. Da braucht sie in dem Thread nicht mitzudiskutieren.



    Und: wenn du den Thread schon gemeldet hast, ist es ja nicht mehr nötig, dass du hier im Thread über die Posterin und ihre Schreibberechtigung diskutierst. Dafür gibt es schließlich den Melde-Button. Oder?


    Kl. Gr. Frosch

  • Wenn wir aus der Hauptschulecke so etwas organisieren, tun wir das in der Regel für Kinder alleinerziehender Mütter oder anderer sozial eher "schwach betuchter" Schichten.
    Selbstverfreilich kann ich mit unseren Schülern in die Juhe der Nachbarstadt reisen und dort eine Klasse Zeit verbringen. Ich bin jedoch der Meinung, dass auch diese Kids die Gelegenheit haben sollten, die Hauptstadt - oder eine andere Großstadt Europas kennen zu lernen. Ihre Eltern können ihnen dies oft nicht bieten.


    Nichts gegen "gesellschaftliche Teilhabe". Aber es kann und darf nicht Aufgabe der Schule und der Lehrkräfte sein, gegen alle Ungerechtigkeiten angehen zu wollen. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und darf nicht auf kuchen-verkaufende Lehrkräfte abgewälzt werden (am Besten noch am Samstag vor dem Baumarkt...). Und: Dieser Staat hätte das Geld, um diese "Teilhabe" aus der Portokasse zu finanzieren. Deutschland schwimmt seit Jahren schließlich in Rekordsteuereinnahmen. Aber solange Idealisten sich für lau ausbeuten lassen, wird sich realistischerweise nichts ändern.


    Zitat

    Gleichzeitig werden Bastelarbeiten aus dem Technikunterricht verkauft - je nach Termin auch Weihnachts-, Oster-, Valentin- Vater- oder Muttertagskarten. Bei der Produktion können übrigens hervorragend Lernziele aus Technik und Wirtschaftslehre abgearbeitet werden: Buchhaltung, Serienfertigung, Rationalisierung, Einkauf-Verkauf, Warenwirtschaft uvam.


    Mit pädagogischen "Lernzielen" kann man alles begründen wenn man will: Das fängt bei der eingesparten Raumreinigung an ("Die Schüler sollen lernen, ihre Räume selber sauber zu halten."), geht weiter mit der Abschaffung der Lernmittelfreiheit ("Die Schüler müssen lernen, dass auch Schulbücher etwas kosten und pfleglich zu behandeln sind.") und endet noch lange nicht mit den Studiengebühren ("Die Studenten müssen lernen: Auch Bildung ist etwas wert und hat seinen Preis.").


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Bitte unterstelle mir nicht, dass ich am Samstag vor dem Baumarkt Kuchen verkaufe.
    Das wäre auch marktwirtschaftlich ein Fiasko ;) Dort verkaufe ich auch keine selbst gebastelten Vogelhäuschen für 10 €, die es drinnen als Chinaware für 5 € gibt ;)


    Bei einem Elternsprechtag - an dem ich sowieso in der Schule sein muss - verdonnere ich meine Schüler dazu, in Gruppen Kaffee und Kuchen zu verkaufen. Damit sollen sie lernen, dass Geld nicht im Geldbeutel der Eltern produziert wird, sondern verdient werden muss. Es gibt über das Jahr verteilt zahlreiche Gelegenheiten, auf diese Weise die Klassenkasse zu füllen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll


  • tz... Von dir hätte ich hier aber den Genitiv erwartet. 8)

    Passe mich halt der gesellschaftlichen Entwicklung an, in der die Sprachbarbarei fröhliche Urständ feiert. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Aber es kann und darf nicht Aufgabe der Schule und der Lehrkräfte sein, gegen alle Ungerechtigkeiten angehen zu wollen.


    Doch, aber das tun wir (hoffentlich) im täglichen Unterricht, indem wir ein Bewusstsein für Ungerechtigkeiten schaffen, gerechtestmögliche und transparente Bewertungen erteilen, den Ausgleich innerhalb der heterogenen Gruppen zu schaffen versuchen, vermitteln, verbinden, gruppendynamische Prozesse anleiten, sozial Schwächeren zu höheren Bildungsabschlüssen zu verhelfen versuchen, Schüler in die Lage versetzen, politische und soziale Prozesse überhaupt zu verstehen und ihre Rolle darin, usw, usf...


    Zitat

    Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und darf nicht auf kuchen-verkaufende Lehrkräfte abgewälzt werden (am Besten noch am Samstag vor dem Baumarkt...). Und: Dieser Staat hätte das Geld, um diese "Teilhabe" aus der Portokasse zu finanzieren. Deutschland schwimmt seit Jahren schließlich in Rekordsteuereinnahmen. Aber solange Idealisten sich für lau ausbeuten lassen, wird sich realistischerweise nichts ändern.


    Für die finanzielle Seite hast du vollkommen Recht: es kann nicht sein, dass wir die auch noch mit ausgleichen und der Staat sich darauf verlässt, was bei uns immer funktioniert: dass wir unsere Kämpfe nicht auf dem Rücken der Schüler austragen wollen und deshalb nicht vernünftig streiken, nicht vernünftig Arbeit, für die wir nicht bezahlt werden, verweigern, auf Klassenfahrten fahren, deren Kosten unser Dienstherr uns nicht zurück erstattet, weil er der Meinung ist, dass eine Klassenfahrt für die Lehrkräfte „zum Großteil (auch) Vergnügen“ sei und sie bei der Auswahl der Ziele und des Programms „eigene Wünsche und Vorstellungen umsetzen“ würden. - kurz: uns verarschen lassen.

  • Aber auch mit so etwas scheinbar Banalem wie Kuchenverkauf am Elternsprechtag, um einen Musical-Eintritt zu finanzieren, zeigt man Schülern, dass man sich nicht notwenig passiv in sein Schicksal ergeben muss, sondern mit Arbeit und Einsatz etwas erreichen kann, das vorher weit weg schien.
    Und das Gefühl, mit dem die Schüler dann in das Musical gehen, wird ein anderes sein, als wenn Mama einfach gelöhnt hat. Deshalb finde ich solche Aktionen auch dann sinnvoll, wenn das Geld theoretisch vorhanden wäre.


    Im Übrigen wäre ich sofort dabei, wenn es darum geht, dass Schüler ihren Klassenraum und den Flur davor selbst sauber halten. Wenn ich sehe, wie unser Klassenraum (Jg. 10, überwiegend intakte, gebildete und wohlhabende Familien) nach einem Schultag aussieht, und wie egal den Schülern die Situation der Reinigungskräfte ist, dann möchte ich sie in der Tat dazu anhalten, mal im Akkord zu putzen, um das nachzufühlen.


    (Dass solche Maßnahmen ein verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht aber auf einem anderen Blatt.)

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • eine Klassenfahrt für die Lehrkräfte „zum Großteil (auch) Vergnügen“ sei und sie bei der Auswahl der Ziele und des Programms „eigene Wünsche und Vorstellungen umsetzen“ würden. -

    Dieses dummdreiste Statement macht mich echt immer noch sprachlos, seitdem ich es gestern oder vorgestern in deinem Post gelesen habe. Ich habe sonst eigentlich kein Problem mit dem Lehrerbild, das in der Gesellschaft vorherrst. Aber diese Aussage drückt - wohlgemerkt von Seiten unseres DIENSTHERREN! - so viel Verachtung und Geringschätzung für unsere Arbeit aus, das ich mich am liebsten bis zu den Sommerferien krankschreiben lassen würde. So kann man die Motivation seiner Untergebenen auch effektiv und nachhaltig killen. Wahnsinn!


    (Dass solche Maßnahmen ein verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht aber auf einem anderen Blatt.)

    Aber das ist doch genau das Problem: Das Signal an die Politik steht IMMER auf einem anderen Blatt, das zu leicht unter die übrigen "Blättern" rutscht und verschwindet.


    Beispiel:
    Um meinen Unterricht gut zu machen, müsste ich mir eigentlich privat einen Beamer und einen Laptop anschaffen. "Dass solche Maßnahmen ein verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht aber auf einem anderen Blatt."


    Um den Schülern ein ausgewogenes Fahrtenkonzept bieten zu können, müsste ich meine Reisekosten selbst übernehmen. "Dass solche Maßnahmen ein
    verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht
    aber auf einem anderen Blatt."


    Um in ordentlichen Klassenzimmern, in denen ich mich selbst wohlfühle, unterrichten zu können, müsste ich eigentlich am Wochenende die Wände streichen - mit privat gezahlter Farbe. "Dass solche Maßnahmen ein
    verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht
    aber auf einem anderen Blatt."


    Um pädagogisch sinnvolle Konzepte wie Inklusion etc. sinnvoll und funktionierend umsetzen zu können, müsste ich eigentlich viele, viele unbezahlte Überstunden leisten. "Dass solche Maßnahmen ein
    verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht
    aber auf einem anderen Blatt."


    Das kann doch nicht die Lösung sein, dass ich nur um der "leuchtenden Kinderaugen" (tm) und um des Lerneffekts willen ständig meine Arbeitnehmerrechte ausheble. So bin ich nicht bereit zu arbeiten. Und deshalb kann meine 10. Klasse gerne eigenständig (!) den Kaffee- und Kuchenverkauf am Elternabend und am Eltersprechtag organisieren, um mit dem Geld einen Musicalbesuch zu finanzieren, zumindest zum Teil. Aber ich stelle mich nichts samstags vor den Baumarkt, um Kuchen zu verkaufen.


  • Doch, aber das tun wir (hoffentlich) im täglichen Unterricht, indem wir ein Bewusstsein für Ungerechtigkeiten schaffen, gerechtestmögliche und transparente Bewertungen erteilen, den Ausgleich innerhalb der heterogenen Gruppen zu schaffen versuchen, vermitteln, verbinden, gruppendynamische Prozesse anleiten, sozial Schwächeren zu höheren Bildungsabschlüssen zu verhelfen versuchen, Schüler in die Lage versetzen, politische und soziale Prozesse überhaupt zu verstehen und ihre Rolle darin, usw, usf...


    Schön und gut, aber die gesellschaftliche Legitimation von Schule kommt immer noch primär über die Bildungsfunktion. Ich halte die Entwicklung zum "gesellschaftlichen Reperaturbetrieb" für äußert gefährlich. Schule kann nicht alle Probleme der Gesellschaft auffangen und aufarbeiten, dazu fehlen einfach die Ressourcen. Wenn es die Bildungspolitik wirklich ernst meinen würde damit, neben dem Bildungsauftrag gleichwertig(!) einen Erziehungsauftrag umzusetzen, dann bräuchte es dafür viel mehr Freiräume an allen Schulformen (z.B. ausgewiesene Klassen- / Sozialstunden im Stundenplan) und damit eine massive Reduktion der fachlichen Ansprüche in den Fach-Curricula sowie viel mehr nicht-lehrendes Unerstützungspersonal (ich glaube eine Sozialpädagogen oder Schulpsychologen habe ich an unserer Schule noch nie gesehen und ich bin schon eine ganze Weile dabei).


    Wenn immer mehr Erziehungsarbeit zulasten der Bildungsarbeit stattfindet, werden die "gebildeten" Schichten die öffentlichen Schulen in Scharen Richtung privater Träger (wozu auch die Kirchen gehören!) oder Schulkonzepte ohne viel Sozialklimbim (z.B. die "charter schools" in den USA) verlassen. Sieht man ja schon sehr schön in allen "Einheitsschulsystemen", die uns so als Vorbild hingestellt werden (Frankreich, USA, Großbritannien). Gerade die Eltern, bei denen die Erziehung in der Familie noch einigermaßen funktioniert, wollen Bildung von der Schule und keine Sozialexperimente auf Kosten ihrer Kinder. Die Ablehnung der sechsjährigen Grundschule in Hamburg per Volksentscheid war ein deutliches Zeichen dafür, was die Bevölkerung wirklich von Schule will.


    Kurz: Der effektivste Weg, das öffentliche Schulsystem zu ruinieren, ist es, den Bildungsauftrag zugunsten eines "gesellschaftlichen Reperaturauftrags" zurückzustellen. Das kann Schule nicht leisten, damit ist sie hoffnungslos überfordert und wird scheitern (und auf dem Weg dorthin noch Massen an Lehrkräften in den Burnout treiben).


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Das, was ich oben beschrieben habe, sind keine erzieherischem Sonderleistungen. Das sind ganz normale Anforderungen an den Bildungs- und Verwaltungsteil unseres Berufes. Von daher verstehe ich deine Reaktion nicht.
    Denn was ich damit ausgedrückt habe, ist, dass der normale Inhalt des Lehrerjobs bereits einen großen Teil der Gerechtigkeitsherstellung beinhaltet - und die samstäglichen Kuchenverkäufe und ähnlich Geartetes dahinter zurück stehen müssen.

  • WillG
    Was soll denn die Polemik? Ich sprach von Kuchenverkäufen DURCH SCHÜLER und von Reinigungsmaßnahmen DURCH SCHÜLER. Zumindest ersteres kostet mich lediglich zwei Ansagen und eine Mail an die Klassenpflegschaftsvorsitzende.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

    • Offizieller Beitrag

    OT


    Das fängt bei der eingesparten Raumreinigung an ("Die Schüler sollen lernen, ihre Räume selber sauber zu halten.")



    Im Übrigen finde ich es absolut erstrebenswert, dass die Schüler den Putzfrauen nicht einfach ihren Müll auf dem Boden hinterlassen, sondern selbst kehren. Besonders solche arroganten Sprüche wie "was machen eigentlich die Putzfrauen?", und das schon von 6t Klässlern, lassen mir die Hutschnur hochgehen.

  • Die Polemik bezieht sich vor allem auf den letzten Satz, den ich denn dann auch mehrfach zitiere.
    Sicherlich gibt es einen großen Unterschied, ob man die Schüler dazu anhält, den Klassenraum zu putzen oder ob man selbst Zeit, Arbeitskraft und Geld in Bereiche investiert, für die der Dienstherr oder der Sachaufwandsträger verantwortlich sind. So gesehen passen meine Beispiele nicht bzw. unterstellen sie dir eine Aussage, die du so nicht gemacht hast. Das tut mir leid, da ist es wohl ein wenig mit mir durchgegangen.
    Trotzdem habe ich den Satz "Dass solche Maßnahmen ein verheerendes Signal an die Politik ist, leugne ich dabei nicht. Steht aber auf einem anderen Blatt." so verstanden wie neulich schon den Kommentar von C.B. im Promotionsthread zu Lehrversuchen, nämlich dass es nicht das Problem des Einzelnen ist, wenn seine Handlungen politisch das falsche Signal senden.
    Das hat mich sehr stark an eine unvergessliche Lehrerkonferenz kurz nach der G8-Einführung erinnert. Das Kollegium war sich beinahe einstimmig einig, dass wir, zum Ausgleich der Mehrbelastung, nur noch die allernötigsten Schulfahrten durchführen, von denen auch die Reisekosten komplett vom Budget gedeckt sind (- damals gab es das einschlägige Gerichtsurteil bzgl. der Reisekosten von Lehrern noch nicht). Wir waren uns also alle einig - aber dann hat jede einzelne Fachschaft darauf bestanden, dass gerade IHRE Fahrt selbstverständlichzu denen gehören MUSS, die weiter stattfinden. Dafür gab es alle möglichen Argumente. Nach langer Diskussion und nach der Erkenntnis, dass nicht für alle Fahrten das Budget da ist, ging es los, dass wieder darüber verhandelt wurde, welche Fahrten man auch aus eigener Tasche zahlen sollte. Das Ende vom Lied war, man kann es sich vielleicht denken, dass natürlich alles beim Alten geblieben ist. Natürlich ändert sich so nichts. Und schon gar nicht politisch.
    Ich bin also ein gebranntes Kind in diesen Diskussionen, deshalb habe ich vielleicht ein wenig heftig reagiert. Tut mir leid.


    [OT: Aus dem gleichen Grund habe ich auch im anderen Thread so heftig auf Elternschrecks Post reagiert. Es schadet nämlich beinahe ebenso, wenn wir unsere Situation dramatisch übertreiben, weil wir dann ganz schnell als Jammerer und Querulanten abgetan werden. Die Realität ist schon aussagekräftig genug, um überzeugend zu sein, meiner Meinung nach zumindest.]

    • Offizieller Beitrag

    Das hat mich sehr stark an eine unvergessliche Lehrerkonferenz kurz nach der G8-Einführung erinnert. Das Kollegium war sich beinahe einstimmig einig, dass wir, zum Ausgleich der Mehrbelastung, nur noch die allernötigsten Schulfahrten durchführen, von denen auch die Reisekosten komplett vom Budget gedeckt sind (- damals gab es das einschlägige Gerichtsurteil bzgl. der Reisekosten von Lehrern noch nicht). Wir waren uns also alle einig - aber dann hat jede einzelne Fachschaft darauf bestanden, dass gerade IHRE Fahrt selbstverständlichzu denen gehören MUSS, die weiter stattfinden. Dafür gab es alle möglichen Argumente. Nach langer Diskussion und nach der Erkenntnis, dass nicht für alle Fahrten das Budget da ist, ging es los, dass wieder darüber verhandelt wurde, welche Fahrten man auch aus eigener Tasche zahlen sollte. Das Ende vom Lied war, man kann es sich vielleicht denken, dass natürlich alles beim Alten geblieben ist. Natürlich ändert sich so nichts. Und schon gar nicht politisch.


    Das kenne ich. Hundertfach. Ich werde nicht selten als Referentin zu Personalversammlungen völlig überlasteter Kollegien eingeladen, um dort über Mittel und Wege aus der Arbeitsverdichtung zu sprechen. Und dann gibt es erstmal kräftigen Applaus für meinen Vortrag - bis die jeweiligen Gruppen mir nacheinander erklären, warum alle Vorschläge ganz toll und einleuchtend sind, DIESER aber just an diesr Schule nicht durchgeführt werden kann, weil es doch sooo wichtig (für die Kinder / die Kommunikation / die Eltern / das Konzept...) ist, und JENER Vorschlag eben wegen (siehe Klammer) auch nicht, und DER nicht wegen.... bis keine mehr übrig bleiben. Dann geh ich frustriert heim und frag mich, wie man Menschen hift, die entweder nicht geholfen bekommen wollen - oder keinen Respekt vor sich selber haben?


    Aus dem gleichen Grund habe ich auch im anderen Thread so heftig auf Elternschrecks Post reagiert. Es schadet nämlich beinahe ebenso, wenn wir unsere Situation dramatisch übertreiben, weil wir dann ganz schnell als Jammerer und Querulanten abgetan werden. Die Realität ist schon aussagekräftig genug, um überzeugend zu sein


    Genau so ist es.

  • Zitat von Meike

    um dort über Mittel und Wege aus der Arbeitsverdichtung zu sprechen


    Da der Thread sowieso im Off Topic ist (und mein Gefühl beim Ausgangsposting war: Da will jemand einen Link platzieren zu einem Geldsammelmodell (ob für Schüler oder Linkplatzierer...)): Welche Mittel und Wege aus der Arbeitsverdichtung gibt es denn so?
    Mein Ansatz: Der Schulträger stellt durchaus finanzielle Mittel zur Verfügung. Die kann man natürlich auch investieren, um zeit-/ energiesparende Materialien für das Kollegium anzuschaffen. Oder: Warum nicht Kooperationen (innerhalb des Kollegiums oder über Schul-/Bundeslandgrenzen hinweg) nutzen? Schließlich muss man das Rad (die Klausuraufgabe, das Formular, das Curriculum, das Konzept, den Geschäftsverteilungsplan) nicht immer wieder neu erfinden.

    • Offizieller Beitrag

    Zum Beispiel. Sowas nenne ich auch.
    Da ich aber im Bereich Personalvertretung arbeite, werde ich eher für Mitbestimmungsfragen eingeladen - Rechte der Gesamtkonferenz, Rechte der Personalräte, Initiativanträge, Budgets, etc - und alle die guten alten Gewohnheiten von Schulleitungen, die mit Ausnutzung von Mehrarbeitsparagraphen und Präsenszeiten zu tun haben. Da gibt es viel.


    Schwierig wird es immer dann, wenn ich erkläre, dass eine Gesamtkonferenz das Recht hat über X, Y oder Z zu beschließen - und sich dann oben genannte Gruppen melden und sagen, das sei ja ne großartige Idee, aber X, Y oder Z sei doch soooo wichtig für... (es scheint alles wichtiger, als die Lehrergesundheit).

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