Wie laufen bei euch die Diagnostikverfahren?

  • Ich habe es schon so erlebt, dass Lehrer zu den einzelnen Kindern fahren, sie in ihren Klassen sehen, mit allen reden, ein paar Tests machen und dann ein Gutachten schreiben.
    Und ich kenne die Variante, dass in einer Diagnostikwoche eine Woche lang die Kinder an die Förderschule kommen und dort allerlei Verfahren vorbereitet wurden.


    Ansonsten gibts bei uns kaum Vorgaben. (Schul-) Psychologische Gutachten waren zeitweise Pflicht, zeitweise wurde das Hinzuziehen nicht erwünscht. Jede Schule sucht sich ihre eigenen Verfahren zusammen, die von standardisierten Tests bis Auszügen aus Vorschulbüchern alles und nichts enthalten.


    Mich interessiert gerade sehr, was in anderen Bundesländern Usus ist, v.a. für LB und EH. Mag jemand berichten?

  • Hallo!


    Bei uns (Bayern, Förderzentrum L) fährt der MSD regelmäßig die betreffenden Schulen an, schaut sich die Kinder (meist mehrfach) im Unterricht an, redet mit Klassen- und anderen Lehrern und führt mindestens ein Elterngespräch. Dazu kommen je nach Fragestellung ein oder mehrere der üblichen standardisierten Tests. Alles zusammen wird in einem "Gutachten zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs" niedergeschrieben, an dessen Ende Fördermaßnahmen und die Einstufung des Förderbedarfs stehen.


    Viele Grüße
    Holger

  • Danke für die Info :)


    Das heißt, wenn man die Termine geschickt legt, dauert eine Überprüfung 2 Tage? (also plus Gutachten tippen natürlich...).


    Funktioniert das gut mit den MSD? gibt es dadurch deutlich weniger Förderschulen und wie ist die Zufriedenheit der Förderschul-/ Grundschulkollegen?


    L-Kinder sind bei uns so gut wie gar nicht "inkludiert". Die EH-Kinder schon, allerdings bekommen sie in der Integration in der Realität im Schnitt eine Förderstunde in 6 Wochen. Die Förderzentren EH überprüfen also am Fließband, damit die Grundschulen die Förderstunden zugewiesen kriegen (1/2h pro Woche auf dem Papier) aber dem einzelnen Kind kommt das oft gar nicht zugute.

  • Danke für die Info :)


    Das heißt, wenn man die Termine geschickt legt, dauert eine Überprüfung 2 Tage? (also plus Gutachten tippen natürlich...).
    Funktioniert das gut mit den MSD? gibt es dadurch deutlich weniger Förderschulen und wie ist die Zufriedenheit der Förderschul-/ Grundschulkollegen?


    Zwei Tage wären schon das Minimum. Vielleicht lässt es sich auch eher in Stunden ausdrücken, da an einem Tag nach Möglichkeit mehrere Schüler "dran" sind. So zieht sich das Ganze eher über ein paar Tage, die durchaus auch auf bis zu vier Wochen verteilt sein können.
    Nachdem es den MSD schon immer (oder was halt "immer" so ist) gibt, gibt's dadurch nicht oder momentan nur kaum weniger Förderschulen. Die Sache mit der Inklusion lässt sich mit den paar MSD-Stunden, die unser Förderzentrum hat, auch nicht wirklich breitenwirksam umsetzen. Da muss dann schon noch was anderes kommen... Die Zufriedenheit der Förderschul-Kollegen schwankt je nach Arbeitsbelastung. Mitunter waren Kollegen im MSD, die eine eigene Klassenführung hatten - das war nicht wirklich gut. So gar nicht bewährt hat sich auch der Versuch, viele Kollegen im MSD einzusetzen und die dafür nur mit relativ wenig Stunden. Da die Einarbeitungszeit in die ganze Angelegenheit doch recht hoch ist, hat das am Ende nur Murren und keine wirkliche Qualität beschert.


    Viele Grüße
    Holger


  • Mitunter waren Kollegen im MSD, die eine eigene Klassenführung hatten - das war nicht wirklich gut. So gar nicht bewährt hat sich auch der Versuch, viele Kollegen im MSD einzusetzen und die dafür nur mit relativ wenig Stunden.

    Was findest du dann besser? dass MSDler ausschließlich als Diagnostiker/ Förderleute arbeiten? denen geht aber dann die kontinuierliche Arbeit am Kind ab, oder?


    Finde unser Vorgehen in vielen Punkten nicht zufriedenstellend und überlege, wo es wohl besser laufen mag. Hessen jedenfalls scheint auch nicht als leuchtendes Vorbild zu dienen ;)

  • Was findest du dann besser? dass MSDler ausschließlich als Diagnostiker/ Förderleute arbeiten? denen geht aber dann die kontinuierliche Arbeit am Kind ab, oder?


    Wie so oft: die richtige Mischung macht's. Wenn ich einen Kollegen, der vielleicht mit 20 Wochenstunden unterwegs ist, zur einen Hälfte in den MSD schicken kann und die andere Hälfte davon zum "Auffüllen" in einer oder mehreren Klassen verwendet wird, würde das meinem Ideal recht nahe kommen. Zu viel des MSD schult zwar ungemein den diagnostischen Blick, lässt aber leider auch leicht von der Schulrealität abheben :)


    Schönen Sonntag
    Holger

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