Hallo,
ihr wisst, ich bin diplomierte Lega.trainerin, wenn nicht, dann wisst ihr es jetzt. Was ihr vielleicht nicht wisst, ich habe einen großen Sohn, 19 Jahre mit unbehandelter Lega. Lange Geschichte, damals wusste ich nicht so viel davon und habe es erst in der 9. Klasse geschafft, dass sie anerkannt wurde. Dadurch keine Förderung, fast keine Rechtschreibung, schlechtes Lesen, total unleserliche Handschrift, absolut Null Bock auf Schule, hat aber 10 Klassen Abschluss.
Soviel nur zur besseren Verständigung.
Meine Jüngste, extreme Probleme von Anfang an in Deutsch, Testung im ABACUS Institut, mit dem Ergebnis, dass sich bei ihr eine Lese- Rechtschreibschwäche anbahnt. Später dann Probleme in Mathe, Testung bei gleichem Institut mit Ergebnis „ die Lernprobleme sich so groß, dass psychische Folgen mit einer Beeinträchtigung der Gesamtentwicklung nicht auszuschließen sind.“
Dieses Institut weigert sich die Begriffe Legasthenie und Dyskalkulie zu verwenden, damit die Kinder dadurch nicht stigmatisiert werden, toll, aber die Schule erkennt nun mal nur diese Begriffe an. Ach ja die Testung war im Juni 04.
Ich kann ja meine Tochter selber bestens unterstützen. Muss dazu sagen, meine Tochter möchte seit der ersten Klasse Kommissarin werden und dazu auf ein Gymnasium gehen. Sie übt dazu selbständig, ohne Zwang, ohne Druck von uns. Schon am frühen Morgen sitzt sie im Schlafzeug und schreibt und rechnet. Sie übt mit mir, lässt sich Wörter diktieren, rechnet, macht freiwillig ihre Hausaufgaben usw.
Die Zensuren pendeln, wie wir es kennen von 1 bis 6 in den Fächern Mathe und Deutsch.
Gestern Abend ist sie weinend auf dem Sofa zusammengesunken. Sie hat sich bitter beschwert, weil sie jetzt neben dem unruhigsten Jungen der Klasse sitzt, würde mal sagen er hat unbehandeltes ADHS. Die Lehrerin weiß, dass meine Tochter sich so große Mühe gibt, sie weiß, dass sie ADS hat und Medis bekommt, wir sind zu vielen Elterngesprächen, warum macht sie das???? Die Klasse besteht aus 16 Schülern, also muss das anders zu regeln sein.
Ich werde sie heute noch anrufen, sie wohnt zwei Häuser weiter, wir sind per du. Ich denke ich kann das aus der Welt schaffen, aber es ärgert mich, es verletzt mich, dass es meine Kleine dadurch noch schwerer hat.
Während ich überlegt habe was ich der Lehrerin sage und was ich meiner Tochter sage, weil mit den Rechtschreibleistungen im Moment das Gymnasium in weite Ferne gerückt ist, hat mich die Erkenntnis bald erschlagen.
Wir schaffen es ohne eine Anerkennung der Lega. nicht. Wir üben unermüdlich um nach zwei Tagen doch alle Wörter wieder anders falsch zu schreiben. Stimmt nicht ganz, es gibt Fortschritte, aber nicht schnell genug um gute Zensuren zu bekommen.
Jetzt sitzt ich hier am Computer und heule, weil ich heute erst erkannt habe, dass ich meiner Tochter wieder einmal sehr spät helfe, die Anerkennung der Lega hätte ich schon eher angehen können oder müssen.
Aber es ist so schwer an dieser Schule, ich habe ja nun das dritte Kind hier. Alles was man für sein Kind erkämpft kommt von hinten wieder gegen das Kind.
Tut mir leid, dass ich euch hier voll schreiben, ich weiß von der Sache her was ich machen muss, aber es hat mich so wie eine Keule getroffen heute. Mir ist klar geworden, dass die Bauchschmerzen meiner Tochter nicht nur allgemein psychosomatisch sind sondern in Bezug auf das Deutsch, auf die Schule. Obwohl sie gerne hin geht. Am Liebsten auch am Wochenende oder in den Ferien. Vor kurzem hatte sie einen Kreislaufzusammenbruch, ohne erkenntlichen Grund, vielleicht auch deswegen?
Ja so sieht es aus, in der Theorie und bei anderen Kindern kann ich prima damit umgehen, aber für meine eigene Tochter tut es mir so unendlich weh. Vielleicht auch weil ich immer das Beispiel meines Sohnes von Augen habe?!
Danke für das Lesen, ich werde jetzt versuchen ruhiger zu werden, mein Kind kommt bald aus der Schule und sie darf nicht wissen, wie verzweifelt ich im Moment bin.
LG Birgit