(Berufschul-)Lehrer werden nach 5 Jahren Bankkaufmann

  • Hallo liebe Lehrer und Lehreranwärter,


    Ich stecke in einer Zwickmühle und bin auf Hilfe von euch angewiesen. Folgender Fall:


    Ich (25) haben nach dem Abitur 2010 meine Bankausbildung bei der Sparkasse gemacht und arbeite seitdem auch da. Ich mach meine Arbeit sehr gut, mach zurzeit auch eine Weiterbildung zum Sparkassenfachwirt. Nur ist das Problem, dass ich eigentlich schon immer Lehrer werden wollte, weil es mir verdammt viel Spaß macht, Leuten was zu erklären, Azubis zu schulen usw. Konnte mich aber nie zum Studium aufraffen. Seit einigen Wochen beschäftigt mich dieser Gedanke wieder vermehrt und ich will den Absprung nicht verpassen. Natürlich könnt ihr mir nicht die Entscheidung abnehmen aber zumindest vorab ein paar Infos geben :) Ich möchte entweder an einer Berufsschule Bankklassen unterrichten oder an ein Gymnasium (mögliche Fächer: Sport / Englisch / Wirtschaft) Folgende Fragen hätte ich:


    1. Studium: Wirtschaftspädagogik vs. Lehramt. Welches dauert länger, welches ist "härter"?


    2. Ich wohne in Bayern und würde am liebsten in Nürnberg studieren. Gibt es direkt in Nürnberg eine Uni, wo man Lehramt oder Wirtschaftspädagogik studieren kann?


    3. Wie wird man als Lehrer an einem Gymnasium eingestuft, wie als Berufsschullehrer?


    4. Hab ich mit den Fächern Sport / Wirtschaft / Englisch überhaupt gute Chancen? (Ich weiß, dass ich mich nur für zwei Fächer entscheiden muss)


    Wäre sehr nett, wenn ich ein paar Antworten erhalten könnte!!


    Vielen Dank im voraus.

  • Hallo,


    meine persönliche Empfehlung: Versuche doch in der Sparkasse Karriere zu machen. Studiere doch berufsbegleitend BWL und verschaffe Dir damit eine gute Qualifikation. Auf lange Sicht gesehen kannst Du damit deutlich mehr werden, als wenn Du nur Lehrer wirst.
    Wenn Dir das Erklären so Spaß macht kannst Du doch Dich in eine Richtung entwickeln, dass Du später Personal schulst mit Deinem Fachwissen.
    Aber eben nicht nur Schüler, sondern als Experte Fortbildungen für Manager etc. anbietest oder .
    Dann hättest Du gleichzeitig Karriere und Lehre verbunden und musst Dich nicht für eins entscheiden.

  • Natürlich hab ich schon gegoogelt. Ich blick aber auf der Seite von der FAU nicht durch, ob das ein Wirtschaftswissenschaftsstudium mit Pädagogik Anteil ist, oder ob man nur den Master machen kann. Sry, da bin ich grad einfach zu blöd dafür.


    Und es Ist jetzt auch nicht böse gemeint, aber ich hab nicht nach Verweise zu Google gefragt. Sonst würd ich mich im Forum nicht anmelden. ich möchte Antworten von Leuten, die eine mehr oder weniger präzise Antwort auf meine Fragen haben. Aber trotzdem danke für deine Mühen.

  • Hallo,


    meine persönliche Empfehlung: Versuche doch in der Sparkasse Karriere zu machen. Studiere doch berufsbegleitend BWL und verschaffe Dir damit eine gute Qualifikation. Auf lange Sicht gesehen kannst Du damit deutlich mehr werden, als wenn Du nur Lehrer wirst.
    Wenn Dir das Erklären so Spaß macht kannst Du doch Dich in eine Richtung entwickeln, dass Du später Personal schulst mit Deinem Fachwissen.
    Aber eben nicht nur Schüler, sondern als Experte Fortbildungen für Manager etc. anbietest oder .
    Dann hättest Du gleichzeitig Karriere und Lehre verbunden und musst Dich nicht für eins entscheiden.


    Ja mit dem Gedanken spiel ich auch schon die ganze Zeit. Ich steck zurzeit einfach in einer Zwickmühle. Ich werde mir auf jeden Fall Gedanken machen und mich informieren, was es in der Richtung für Möglichkeiten gibt. Natürlich würd ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir die Arbeitszeiten eines Lehrers (Ferien usw.) nicht gefallen und auch reizen würden. (Achtung: Nicht mein Hauptgrund für meine Entscheidung sondern eher ein schöner Nebeneffekt.)


    Aber vielen Dank für den Gedankenanstoß. Ist für mich sehr wertvoll!!

  • JA, man kann in Nürnberg WiPäd studieren! So wie in Bamberg und München auch!
    Seinen Master kann man dort auch machen.


    Frage jetzt beantwortet?

  • Natürlich würd ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir die Arbeitszeiten eines Lehrers (Ferien usw.) nicht gefallen und auch reizen würden. (Achtung: Nicht mein Hauptgrund für meine Entscheidung sondern eher ein schöner Nebeneffekt.)


    Dafür musst du dich nicht entschuldigen. es ist durchaus legitim sich einen beruf zu suchen der zum eigenen lebensplan passt.
    ich bin kein lehrer aus berufung geworden.. es ist mein beruf, ich mach ihn gerne könnte mir aber durchaus andere tolle und spannende berufe vorstellen nur lässt sich lehramt einfach wunderbar mit familie und kindern vereinbaren.
    daher würde ich nie auf die idee kommen umzusatteln :)
    ich finds auch super, dass mein mann auch lehrer ist und nicht einen 9 to 5 (sprich meist dann doch deutlich später) job macht.
    wir können so als familie viel zeit gemeinsam verbringen. auch teilen wir die arbeit mit unseren 3 kleinen kindern.



    wer ein familienmensch ist für den ist lehramt ideal. die vorbereitungszeiten kannst du dir selbst einteilen von daher 1A

  • Der Gedanke an Freizeit und Geld ist völlig legtim, so denkt man ja in jedem anderen Job auch.
    Allerdings muss man stark aufpassen mit seinen Erwartungen, die man sich vielleicht so vorher ausmalt: Die Arbeitsbelastung kann z.B. nach Lehramt und Fächern dramatisch unterschiedlich sein. Mit Biologie und Chemie (am Gymnasium) habe ich extrem aufwändige Fächer, bei denen man neben den normalen Belastungen, die auch andere Fächer haben, zusätzlich sehr viel in den Vorbereitungsräumen abspült, vorbereitet, aufbaut, abbaut, zusammensammelt etc.
    Was da an Stunden zusammenkommt ist der Wahnsinn und das wird auch nicht weniger, da man die Versuche ja jedes Jahr wieder machen muss. (Oder sollte, wenn man sein Fach denn ernst nimmt)
    Zusätzlich ist die Korrekturbelastung in Biologie mit Fremdsprachen zu vergleichen, während man zumindest in Chemie da etwas weniger Streß hat. Würde Biologie aus den Gründen nie wieder als Fach studieren, Chemie hingegen schon.
    Dennoch ist so eine Fächerkombination natürlich tödlich und wenn man dann seinen Stundenlohn ausrechnet kriegt man mitunter ziemlichen Frust.
    Auch ist man im Gegensatz zur Grundschule oftmals bis am späten Nachmittag in der Schule, was sich auch nicht gerade positiv auf die Freizeit auswirkt, wenn danach noch Arbeit zuhause auf einen wartet.
    Wenn Du aber zu Wirtschaft noch ein weiteres Fach nehmen kannst, das ebenfalls deutlich weniger Belastung darstellt als so die extrem belastenden Fächer, dann könnte es mit der Freizeit auch deutlich besser aussehen als mit meiner Kombination (oder anderen Todeskombis wie Deutsch / Englisch z.B.).


    Innerhalb meiner Freunde und Bekannten bin ich mit dem Lehrberuf deutlich in der Minderheit derjenigen, die wenig Freizeit haben, am WE immer irgendetwas zutun haben und auch unter der Woche es abends nicht zum Sport oder auf einen Cocktail schaffen. Und ich bin sicher niemand, der einfach nicht leistungsfähig ist, die Noten von Abitur, Studium und Ref sagen etwas anderes und auch in meinen Ferienjobs habe ich die zeitliche Belastung als deutlich geringer eingestuft.
    Die Burnoutquote im Lehrerberuf ist viel höher als in anderen Berufen, das sollte einem schon zu denken geben was Arbeitszeit und -bedingungen angeht.
    Auch flüchten sich viele Lehrer in Teilzeit, weil sie sonst zu wenig Zeit zum Leben hätten.
    Beispiel: Wir haben einen Diplomphysiker, der als Physiker Vollzeit gearbeitet hat und nun nach 5 Jahren als Lehrer sagt, dass er das Pensum nicht schafft und er sich das ganz anders vorgestellt hat.
    Mach Dir da also keine falschen Illusionen, der Job mit seiner Tätigkeit an sich ist okay, die Schüler meist auch toller als man befürchtet, die Eltern in Wirklichkeit viel netter als man sich vorher ausmalt.... aber die Arbeitsbedinungen sind deutlich schlechter als man vorher erwartet und die Arbeitsbelastung ist viel viel viel (....) viel größer.
    Wäre man als Lehrer nicht so extrem in einer Einbahnstraße (Stichwort: Staatsexamen ist auf dem ARbeitsmarkt nichts wert), würden sicher viele den Ausstieg wagen. Dann wären die Bedingungen vielleicht auch besser, weil der Beruf eben massiven Schwund an Fachkräften erfahren würde. In den MINT Fächern ist es heute zum Teil schon so, dass es einen Mangel gibt, weil es einfach zu viele bessere Perspektiven gibt. Kann man auch niemandem verübeln, denke ich.


    Das nur mal als Warnung. Ich finde es völlig okay sich nach Freizeit und tollen Arbeitsbedingungen zu orientieren, möchte Dir aber mitteilen, dass die im Lehrerberuf eher nicht überdurchschnittlich gut sind.

  • Ich habe auch Bankkauffrau gelernt und dann klassisch Wirtschaftspädagogik mit Doppelwahlpflichtfach Englisch studiert. Mittlerweile bin seit 10 Jahren im Schuldienst von Sachsen-Anhalt und unterrichte Geographie und Englisch in der 5. Klasse am Gymnasium. Du siehst also, dass niemand voraussehen kann, was man später nach einigen Jahren im Schulleben wirklich mal macht. Ich hatte damals auch gedacht, dass ich Bankkaufleute und Wirtschaftsenglisch unterrichten würde. And guess what? Bisher habe ich noch nie vor einer Bankklasse gestanden. Man darf im Schulalltag nie vergessen: dein Dienstherr (Schulamt, Schulleitung) entscheidet letztlich über deinen tatsächlichen Einsatz. Aber ich muss auch zugeben, dass ich die Abordnung ans Gymnasium freiwillig mache und auch freiwillig fachfremd Geo unterrichte. Und 2 Stunden Wirtschaftslehre Klasse 9 sind auch noch drin.

  • Vielen Dank für die sehr guten Tipps und Erfahrungsberichte.


    marie74: Wie kam es genau dazu, dass du im Gymnasium unterrichtest?? Ich war bis jetzt der Meinung mit Wipäd kann man "nur" an beruflichen und wirtschaftlichen Schulen unterrichten. Das wär natürlich Spitze, wenn man noch Ausweichmöglichkeiten, wie z.B. Gymnasium hätte.


    Wie hast du das Studium nach der Ausbildung emfpunden? Und wie hast du es finanziell auf die Reihe bekommen?


    Schade, dass man WiPäd nicht berufsbegleitend studieren kann :(

  • Wie oben geschrieben: Ich bin eigentlich wegen Englisch ans Gym abgeordnet wurden. Wenn man SekII unterrichten darf, dann kann man auch SekI unterrichten. So ist zumindest die offizielle Einstellung hier im Schulamt in Sachsen-Anhalt. Und da ich dort am Gym die Geo-Fachbereichsleiterin persönlich kenne, hat sie mich gefragt, ob ich nicht noch Geo in Klasse 5 unterrichten will. Und dann habe ich zur der Abordnung und zu dem fachfremden Unterrichten zugestimmt.
    Dies ist aber kein normaler Weg, sondern wohl eher die Ausnahme. Das klappt aber nur, wenn du ein allgemeinbildendes zweites Fach hast. Und bei mir ist das Englisch. Allerdings muss ich zugeben, dass ich während des Studiums auch nur dachte, dass ich mal Wirtschaftsenglisch an Berufsschulen unterrichten werde. Die Realität sah dann anders aus: Fachgymnasium mit Abiturprüfungen in Englisch.
    Deswegen ist man im Amt auch der Meinung, wer Abi-Prüfungen abnehmen kann, der könnte auch 5.Klässler unterrichten.

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