Interessantes Urteil zur Präsenzpflicht im Unternehmen vs. Home-Office

  • Aber immerhin sind sie grob vorgegeben. Die Möglichkeit, Klassenarbeiten durch Alternativformen zu ersetzen, gibt es in Bayern mittlerweile auch. Dennoch wird schon von Seiten der Fachbetreuung darauf geachtet, dass die Bedingungen innerhalb der Schule vergleichbar sind.

    Richtig. Die Zahl der Klassenarbeiten ist vorgeben, je nach Fach ist auch die Art eingegrenzt. Ersetzt werden können sie durch Alternativformen, das erfordert meist die Zustimmung der Gesamtkonferenz, eventuell auch des Schulforums. Klassenarbeiten werden durch Fachbetreuer respiziert, und die Schulleitung schaut sich die kommentierten Respizienzen an - und da gibt es regelmäßig Rückmeldung zu Thema, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit. Also, bei mir jedenfalls, und das schriftlich.
    Allerdings stimmt es schon: wenn man schlecht arbeitet, kriegt man den Ruf, schlecht zu arbeiten, und wird nicht befördert. Mehr passiert aber nicht. Das reicht aber meist auch.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns ist es so, wie bei Herr Rau. Von den Klausuren gehen 3 an die Fachbereichsleitung und wenn du die mit schlampigen Korrekturen nervst, gibts du das nächste Mal alle ab. Und dann hast du Auflagen und später Dienstgespräche und wenn du es nicht auf die Reihe kriegst, Abordnungen an die Mittelstufe, wo die Klausuren nicht mehr so komplex sind, so dass es selbst Korrekturleghasteniker bewältigen können. Usw.
    Mal abgesehen davon, dass an einer Oberstufe die Schüler ein ziemlich gutes Korrektiv sind: bei einigen wenigen Kollegen sind die Beschwerdeschlangen vor dem Schulleitungszimmer regelmäßig lang. Nicht nur wegen Korrekturen, auch wenn der Unterricht nicht abiturrelevant genug ist o.ä. - bei uns lesen Schüler nämlich auch gerne mal den Lehrplan. Weil Tutoren wie ich dazu raten. ;)
    Wir arbeiten überwiegend koordiniert, das spart Zeit und Arbeit und Nerven - außer du arbeitest schlecht. Das fällt dann nämlich leider auf. Dann hast du zemlichen Stress mit deinen Kollegen an der Backe. Allerdings kann es in Notzeiten, bei Krankheit oder Familienkatastrophen, auch Gold wert sein: dann kriegst du von anderen geholfen, wo es nur geht, damit kann man miese Phasen überbrücken ohne qualitätsmäßig zu sehr abzufallen. Hat schon was.


  • gebe ich meine arbeite in einm angemessenemzeitraum zurück und die eltern beschweren sich nicht... wen kümmerts dann?... keinen..


    Richtig. Ich habe einmal einige Klassenarbeiten zurückgestellt, weil ich privat sehr viel um die Ohren hatte. Nach einer Woche hat noch niemand etwas gesagt. Nach zwei Wochen kamen nur ein paar Schüleranfragen, ob ich die Arbeiten schon fertig hätte. Konsequenzen hatte es absolut keine, dass ich die Klassenarbeiten erst ziemlich spät zurückgegeben habe. Es hat auch absolut niemanden interessiert.


    Nun war der Grund für die ziemlich späte Rückgabe eine ernsthafte private Situation, die mir keine Zeit für die Korrekturen gelassen hat. Aber ich hätte genauso gut jeden Tag nach Schulschluss in der Sonne liegen und die Korrekturen aus reiner Faulheit schleifen lassen können. Was solls? Es hätte niemand gemerkt und es hätte keine Konsequenzen.


    Und dasselbe gilt für die Unterrichtsvorbereitung. Ich könnte auch auf jede Unterrichtsvorbereitung absolut verzichten und einen ganz minimalistischen, schlechten Unterricht machen. Das kontrolliert hier kein Mensch. Im schlimmsten Fall würden meine Schüler die Freude am Fach verlieren und mein "Beliebtheitsgrad" unter der Schülerschaft würde sinken. Und? Könnte mir auch egal sein, ich verdiene deshalb nicht weniger als meine Kollegen und rausfliegen kann ich nicht.


    Ich mache das nicht, weil ich meinen Beruf aus Überzeugung ausübe. Aber wenn es mir nur darum gehen würde mit geringstmöglichem Aufwand zu arbeiten, wäre das in unserem Beruf denkbar einfach. In der freien Wirschaft ist das meines Wissens in der Form absolut nicht möglich. Da fällt es einfach auf, wenn man sich Arbeit mit nach Hause nimmt und die dann am nächsten Tag nicht fertig im Büro vorliegt.

  • alles was claudius sagt kann ich für nrw so unterschreiben.
    ich musste noch nie meine arbeit die ich geschrieen habe irgendwem vorzeigen...keiner schulleitung, keinem abteilungsleiter..
    und besucht hat mich nach de revisionen keinen mehr..

  • So merkwürdig finde ich die Schule von Claudius gar nicht. Auf einem Gymnasium mag das vielleicht anders sein, aber hier fragen die Schüler nicht permanent nach, wann die Arbeiten korrigiert sind. Und Kontrolle findet doch im Normalfall bei kaum einem Lehrer statt, wenn er nicht regelmäßig unangenehm auffällt oder es Beschwerden gibt.

  • Meine Top-Nachfrage: Arbeit in der 5. Stunde geschrieben, in der 6. Stunde hatte ich eine Freistunde (die Schüler wussten das), in der 7. Stunde hatte ich erneut dieselbe Lerngruppe (natürlich anderes Fach): "Bekommen wir jetzt die Arbeit wieder?"


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Meine Top-Nachfrage: Arbeit in der 5. Stunde geschrieben, in der 6. Stunde hatte ich eine Freistunde (die Schüler wussten das), in der 7. Stunde hatte ich erneut dieselbe Lerngruppe (natürlich anderes Fach): "Bekommen wir jetzt die Arbeit wieder?"


    Gruß !


    Genau so kenne ich das leider auch.

  • Anscheinend ist die Kontrolle je nach Schule sehr unterschiedlich. Bei mir (NRW, Grundschule) war es bislang so, dass die Anzahl der Arbeiten/Lernkontrollen vorgeschrieben bzw. im Team abgesprochen war und an zwei von drei Schulen musste jeweils eine gute, mittlere und schlechte Arbeit der Schulleitung vorgelegt werden. Und auch Besuche der Schulleitung habe ich erlebt, allerdings immer anfangs wenn ich neu an Schulen war, vermutlich um sich einen Eindruck zu verschaffen.

  • naja, dass die Schüler bald nachfragen, halte ich für völlig normal. Das ist ihr gutes Recht und ist ja nun kein Maßstab für den Lehrer ;)

    Nervt aber. Und die Schüler finden es im Gegenzug gar nicht lustig, wenn Du sie in der nächsten Stunde nach einer Hausaufgabe fragst, für die sie eine Woche Zeit haben.



    Viele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich glaube, es gibt da schon einen Unterschied. Es gibt Schülernachfragen, bei denen ist den SuS auch klar, dass die Antwort "nein" ist, aber es geht auch mehr um ein leichtes Necken oder Frotzeln des Lehrers.


    So nach einer bis 1 1/2 Wochen beginnen dann die ernsthaften Nachfragen. Bei uns interessiert es also durchaus, wann man was zurück gibt.


    Und: Die Fachbetreuung schaut jede Schulaufgabe (in Nicht-Schulaufgabenfächern auch jede Stegreifaufgabe) an (Aufgabenstellung und stichprobenartig einige Schülerarbeiten und die entsprechende Korrektur). Aber ja, es passiert nicht so viel, wenn da keine gute Arbeit geleistet wird ...

    • Offizieller Beitrag

    ich kenne es auch, dass ein Kollege alle seine Arbeiten im Vorfeld, bevor er sie den Schülern zum Schreiben gibt, beim Fachbetreuer einreichen muss. Der begutachtet dann, ob der Kollege die Arbeit zu anspruchsvoll oder zu simpel konzipiert hat. Richtig "passieren" tut zwar tatsächlich nichts, aber ärgerlich ist es doch. Für beide Seiten

  • Bei uns muss man vor der Rückgabe von Leistungserhebungen, die besonders schlecht (Schnitt schlechter als 4,2 oder die Hälfte der Klasse Note 5 oder 6) oder besonders gut (Schnitt besser als 2,0 oder Hälfte der Klasse Note 1 oder 2) ausgefallen sind, diese der Schulleitung vorlegen (nix Dramatisches, kurzes Gespräch, SL schaut sich die Notenverteilung, die Angabe und evtl. 1-2 Schülerarbeiten an - die er z.T. ja nicht wirklich beurteilen kann - und will ggf. kurz wissen, wie man sich diesen "Ausrutscher" nach unten oder oben erklärt. Keine Erklärung wird - solange nicht zu oft - auch akzeptiert).

  • Zurück zum im Eingangspost erwähnten Urteil: In dem Urteil ging es um eine schriftlich vereinbarte Telearbeit.


    Kein Lehrer hat doch diese schriftlich vereinbarte Telearbeit, oder? Außerdem heißt Telearbeit in Unternehmen oft: An-und Abmeldung über Anwesenheit am Computer an die Arbeitgeber (meist durch Einloggen und Ausloggen auf bestimmten Webseiten der Arbeitgeber). So hat der Chef den Überblick, wann jemand gerade arbeitet.


    Aber welcher Lehrer will das denn: sich noch über eine bestimmte Internetseite einloggen, um zu zeigen, dass man daheim gerade arbeitet.


    Ich bin schon froh, dass ich als Lehrerin meine Freiheiten habe und nutzt diese gründlich aus. Ein betrieblich vereinbarte und schriftlich fixierte Telearbeit würde mich als Lehrerin noch mehr einengen. Interessant wäre aber mal die Frage, ob es rechtens ist, wenn Lehrer immer mehr Arbeiten daheim (im privat finanzierten Arbeitszimmer) erledigen müssen, die eigentlich Aufgabe der Schulträger sind. Da müsste mal einer klagen!


    Z.B. muss ich ja als Fachlehrer die Aufgaben für die mündlichen Prüfungen erstellen. Klar, ist meine Aufgabe. Aber diese muss ich bei meiner Schule in 4facher Ausfertigung kopieren (für den Besitzer, den Protokollanten, die Prüfungsaufgaben für den Prüfling). Unsere Schulleiterin sagt, da ist kein Geld vom Schulträger dafür vorhanden. Deswegen müssen die Lehrer es selbst machen auf ihre Kosten. Sie wünschte auch, es wäre anders. Und keiner wehrt sich so richtig dagegen.

  • Aber welcher Lehrer will das denn: sich noch über eine bestimmte Internetseite einloggen, um zu zeigen, dass man daheim gerade arbeitet.

    Ich hatte mal einen Oberstufen-Informatikkurs, bei dem wegen Abwesenheit anderer Lehrkräfte nach meiner morgendlichen ersten Stunde eine große Lücke für die Schüler klaffte - und da eh gerade eine Phase der Programmier-Projektarbeit war, kam ich dem Wunsch der Schüler nach und ließ sie, mit Erlaubnis der Schulleitung, diese Stunde mit Auftrag (uh, etwas in der Art von: Weitermachen mit Projekt) zu Hause abarbeiten. Zum Bewweiß mussten sie sich bei Moodle einloggen oder ein Foto hochladen. :) War aber auch ein sehr entspannter Kurs.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Z.B. muss ich ja als Fachlehrer die Aufgaben für die mündlichen Prüfungen erstellen. Klar, ist meine Aufgabe. Aber diese muss ich bei meiner Schule in 4facher Ausfertigung kopieren (für den Besitzer, den Protokollanten, die Prüfungsaufgaben für den Prüfling). Unsere Schulleiterin sagt, da ist kein Geld vom Schulträger dafür vorhanden. Deswegen müssen die Lehrer es selbst machen auf ihre Kosten. Sie wünschte auch, es wäre anders. Und keiner wehrt sich so richtig dagegen.


    Ich will mich ja eigentlich nicht so oft aufregen... aber wie bl... muss man sein, offizielle Prüfungsaufgaben DER SCHULE auf eigene Kosten zu kopieren. Da wird dann eben nichts kopiert, wenn kein Geld da ist. Notfalls fällt die Prüfung mangels Kopien halt aus... Wenn du das so androhst, wirst du sehen, wie schnell du Kopien auf Schulkosten bekommst.


    Noch einmal zum Mitschreiben: Lehrkräfte sind weder Selbstständige noch Freiberufler. Der Arbeitgeber (hier: die konkrete Schule vor Ort) hat ALLE NOTWENDIGEN ARBEITSMITTEL BEREITZUSTELLEN. UND ZWAR KOSTENLOS.


    Gruß !


    ps: Die halbe Republik lacht über die Lehrer. Ich kann's mit jedem Tag mehr verstehen...

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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