Noten Lernen im Musikunterricht

  • Hallo,


    mich würde interessieren, wie ihr mit dem Notenlernen im Musikunterricht vorgeht. Gibt es dafür Lehrmaterialien oder Arbeitsblätter, wo die Kinder die Notenschrift trainieren könnten? In welchen Bundesländern ist die Notenschrift als Lernziel im Lehrplan festgelegt?


    Vielen Dank und viele Grüße,
    Anna

  • Ich kenne mich leider mit den Lehrplänen für die Grundschule nicht aus. Aus Sek I-Perspektive kann ich nur sagen, dass erstens die Schüler in NRW praktisch nichts in die weiterführende Schule mitbringen und dass - zweitens - ich das völlig OK finde. Noten haben m. E. in der Primarstufe nichts verloren. Viel wichtiger ist, dass die Schüler lernen, kurze Rhythmen nachzuklatschen, kurze Tonfolgen nachzusingen etc. Später kann man diese Rhythmen und Tonfolgen dann mal auf Instrumente übertragen und erst dann macht m. E. das Lernen von Notenlesen und -schreiben Sinn. Wenn die Schüler kein Instrument spielen, ist ihr Verhältnis zu Noten so ähnlich wie dein Verhältnis zu den Zeichen einer fremden Sprache, die du nicht beherrscht und die um dich herum auch niemand benutzt.


    Wichtiger ist auch, das die Schüler erstmal verstehen, welche Parameter ein Ton hat - Dauer, Höhe, Lautstärke, Klangfarbe - und welche davon man mit Noten aufschreibt: Dauer und Höhe.
    Und dass Musik in Takte unterteilt ist. Meistens 4/4-Takte. Dann ist der nächste Schritt schnell gemacht: Die ganze Note füllt einen ganzen Takt aus, die halbe Note ist halb so lang, von den Viertelnoten braucht man vier Stück usw. Ich habe mit den Schülern z. B. Plakate gemacht und sie dafür fotografiert: Vier Stühle stehen nebeneinander. Für das erste Foto sitzt auf dem Stuhl ganz links ein Schüler und hält eine Ganze Note in der Hand. Auf dem zweiten Foto sitzen Schüler auf dem ersten und dritten Stuhl, jeweils mit einer Halben Note in der Hand. Usw.


    Und für die Tonhöhe arbeite unbedingt visuell: Mit einer Tonleiter, bei der die Sprossen unterschiedlich weit entfernt sind (Halb- und Ganztöne) oder mit Teppichfliesen, die du in unterschiedlichen ABständen auf den Boden legst. Während ein Schüler langsam darüber vor und zurück läuft, singen die anderen (Mein Tip an alle, die Musik unterrichten: Relative Solmisation. Guck' mal bei youtube und google. Das setzt aber auf seiten des Lehrers schon einiges voraus. Die Schüler würden dann, wenn der Schüler vorne startet und immer vorwärts läuft, do - re - mi - fa - so - la - ti singen).


    Vor all dem führst du vielleicht noch in einer Stunde die Begriffe Notenhals, Fähnchen und Balken ein.

    • Offizieller Beitrag

    , do - re - mi - fa - so - la - ti


    neugierige Nachfrage:
    Heißt das, dass die obigen Notennamen durchaus (in der Schule, ...) geläufig sind?
    Ich dachte, in Deutschland hätte man nur die Buchstaben?
    Als ich vor ein paar Jahren auf die wahnsinnige Idee kam, ein neues Instrument zu lernen, musste ich lange suchen, bis ich einen Lehrer fand, dem diese Noten geläufig waren (mir kommen einfach die Buchstaben nicht in den Kopf, lange versucht, aber die Noten haben für mich diese Namen und zwar in der Milisekunde, wo ich sie lese, und für die Buchstaben bin ich wie ein kleines Kind, das mit den Fingern rechnet :D )


    chili

  • Zitat

    neugierige Nachfrage:
    Heißt das, dass die obigen Notennamen durchaus (in der Schule, ...) geläufig sind?
    Ich dachte, in Deutschland hätte man nur die Buchstaben?
    Als ich vor ein paar Jahren auf die wahnsinnige Idee kam, ein neues Instrument zu lernen, musste ich lange suchen, bis ich einen Lehrer fand, dem diese Noten geläufig waren (mir kommen einfach die Buchstaben nicht in den Kopf, lange versucht, aber die Noten haben für mich diese Namen und zwar in der Milisekunde, wo ich sie lese, und für die Buchstaben bin ich wie ein kleines Kind, das mit den Fingern rechnet :D )


    OK, Relative Solmisation in Kurzform ;-):


    Die Tonleiter in C-Dur fängt bei C an, der zweite Ton ist D, der dritte Ton E usw. Bei der Relativen Solmisation heißen diese drei Töne do, re und mi.
    Die Tonleiter in G-Dur fängt bei G an, der zweite Ton ist A, der dritte Ton H usw. Bei der Relativen Solmisation heißen diese drei Töne . . . . . do, re und mi :-).


    Das do ist immer der erste Ton, der Grundton einer (Dur)-Tonart. Der, bei dem man "sich zu Hause fühlt", auf dem Stücke oft enden und manchmal anfangen. In C-Dur ist es das C, in G-Dur das G usw. Das re ist immer der zweite Ton einer (Dur-)Tonart, das mi der dritte usw. Man benennt die Töne also nicht absolut, sondern relativ nach ihrer Funktion. In der realen Welt würdest du nicht von Homer, Marge, Bart und Maggie sprechen, sondern von Vater, Mutter, Sohn und Tochter.


    Dazu gehören noch Handbewegungen, die man zu jedem Ton macht. Das wird so gelesen schwierig nachzuvollziehen sein, aber das ist eine Methode, die Wunder bewirken kann, wenn man zum Beispiel Schüler zum sauber Singen bringen möchte. Wenn das interessiert, dann findet man online mehr dazu.


    Chili, was du kennst, ist aber wahrscheinlich die Bezeichnung unserer Töne c, d, e, f usw. als do, re, mi, fa usw. Das sind die italienischen/französischen Tonbezeichnungen. Unser C ist dort immer ein do, egal, in welcher Tonart. Eine D-Dur-Tonleiter fängt dort bei re an, eine E-Dur-Tonleiter bei mi. Die Bezeichnung der Töne ist hier also absolut.

    • Offizieller Beitrag

    Oh danke!


    das mit relativ und absolut ist tatsächlich sehr interessant. Zeigt also, dass mein Klarinettenlehrer wohl ganz fit war, dass er spontan die C-Dur-Leiter im Kopf umwandeln konnte (und naja, vielleicht auch, weil er ein Jahr in Italien (Musik) studiert hatte).


    und ja, "meine" kleinen do, ré, mi - Kinder sind absolute Namen gewesen.. :)
    Danke für die Erklärung!

  • Und jeder examinierte Musiklehrer kann/sollte auch auf dem Klavier in sämtliche Tonarten transponieren können, wenn es musikpraktisch erforderlich ist. Mit der Solmisation hat das nichts zu tun.


    Solmisation hat man früher betrieben. Heute, zumindest in der Schule, kaum noch. Als Hilfe für den Gesang finde ich die Methode ganz gut. Sollte wieder mehr betrieben werden.8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Thomas Seilnqacht hat hier gute Materialien bereit gestellt - für kostnix ;)
    http://www.seilnacht.tuttlingen.com/musik/index.htm
    Gelungen ist das Spiel "Notenfiz"


    Transponieren ist das tägliche Brot des Gitarristen.
    Eine Transponiertabelle findest du hier:
    http://www.gitarrehamburg.de/F…te/Transponiertabelle.PDF

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich bringe den Kindern die Notennamen immer mit Sprüchen bei.
    Der Spruch für Noten, die auf Linien liegen, heißt:
    Clown: Es geht hurtig durch Fleiß.
    Der Spruch für Noten, die in Zwischenräumen liegen, heißt:
    Der Fritz aß Cola-Eis gern.
    Damit kann man die Notennamen ganz schnell lernen, auch wenn das in NRW nicht mehr Pflicht ist.

  • Ich bringe den Kindern die Notennamen historisch bei - wer will kann's auch mit englischen Notennamen machen. Da begann die Tonleiter beim "Kammerton" A.


    A-B-C-D-E-F-G


    Dann brauche ich keine Sprüche, denn das ABC sollten die Kids ja beherrschen - schon aus lexikalischen Gründen :aufgepasst:


    Für ganz Genaue:
    H (englisch B) ist eigentlich der Halbton nach B (englisch Bb).

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Wir haben die Noten in der 5. Klasse gemacht, ich konnte sie schon, bevor ich lesen konnte mit 4. Wenn ihr Glockenspiele habt, haben sie das auch ruckzuck raus.


    Vielleicht kannst du dir aus dieser Reihe was rauskopieren:
    http://www.amazon.de/Musikalische-Fr%C3%BCherziehung-Musikschulprogramm-Musikfibel-Anwesenheitsmarken/dp/3764910038?tag=lf-21 [Anzeige]


    Dann gibts noch Rondo, ich weiß allerdings nicht, ob da Notennamen drin sind, Notenschlüssel, Tonlängen und sowas sicher.

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