Habt ihr einen Organspendeausweis?

  • klassisch sind ja mehr fälle wie "autounfall, patient wurde noch lebend ins krankenhaus gebracht, verstirbt auf der intensiv, organe sollen entnommen werden, ja oder nein". natürlich verlangt niemand von eltern, ein dreijähriges so oder anders sterben zu lassen, nur um die organe des kindes weiter nutzen zu können. das ist eine nicht so hilfreiche emotionalisierung des vorgangs der organspende, den man jetzt mit dem ebenso realen gegenbild der eltern und des dreijährigen kindes in einem anderen kh kontern könnte, die sehnsüchtig auf ein spenderorgan warten, während das kind unter den händen - im krankenhaus oder zuhause, wie auch immer - wegstirbt. ich finde solche argumentationen problematisch.


    zudem kommen die meisten krebspatienten (oder andere krankheiten, bei denen man langsam stirbt und über die frage nachsinnt, wo man sterben möchte) nicht in frage, weil beim todeszeitpunkt metastasen vorliegen (können) und/oder bestrahlt wurde/chemotherapie durchgeführt wurde und die organe damit unbrauchbar sind.

    • Offizieller Beitrag

    ich habe sowohl einen Organspendeausweis (alles außer Augen) als auch einen DKMS Spendenpass.
    Über eine Organspende möchte ich nicht meine Angehörigen entscheiden lassen, habe aber im Vorfeld ausgiebig mit meinem Mann darüber gesprochen.
    Muss nicht der Hirntod von 2 von einander unabhängigen Ärzten bestätigt werden?
    Und was heißt denn "ich möchte bei der "Ausweidung" nicht frieren"???? Hirntod ist tot, mausetot, da brauchts doch keine Vollnarkose mehr..... Oder was hab ich da falsch verstanden? :ka:

  • Muss nicht der Hirntod von 2 von einander unabhängigen Ärzten bestätigt werden?
    Und was heißt denn "ich möchte bei der "Ausweidung" nicht frieren"???? Hirntod ist tot, mausetot, da brauchts doch keine Vollnarkose mehr..... Oder was hab ich da falsch verstanden?

    Naja, das ist genau der strittige Punkt...


    Und in der Vergangenheit wurden manche Tests wohl durchgeführt als die Patientin noch Restnarkose hatte, so dass es auf dem OP wohl einen Stop gab, weil sie doch nicht mehr sooo mausetot war...

  • und das waren hirnotote Patienten??


    Die Hirntoddiagnostik in Deutschland verläuft über 3 Schritte, die jeweils von 2 Ärzten unabhängig voneinander durchgeführt werden müssen. Schritt 1 ist dabei der Nachweis, dass a) eine der Ursachen des Hirntods vorliegt (z.B. Druckanstieg in der Hirnschädelhöhle durch eine Schwellung des Gehirns) und b) zugleich alternative Ursachen wie eine starke Unterkühlung oder medikamentöse Nebenwirkungen, die die Hirnaktivität verschleiern können, ausgeschlossen werden. -> Nur wenn beide Ärzte Schritt 1 von 3 versauen, können also Fälle wie die von Annie genannten auftreten, in denen jemand, der unter Narkose steht, für hirntot erklärt wird. Schritte 2 und 3 sind dann übrigens der Nachweis der klinischen Symptome des Ausfalls der Hirnfunktion (Bewusstlosigkeit, das Fehlen verschiedener Reflexe sowie der Ausfall der Spontanatmung) und der Nachweis der Irreversibilität der Symptome. Dass die Diagnose Hirntod fälschlicherweise gestellt wird, ist möglich, aber unwahrscheinlich. Dasselbe gilt für die Diagnose Herz-Kreislauf-Tod (ihr habt vermutlich den Fall der zu Unrecht für tot erklärten alten Dame mitbekommen, der vor etwa 2 Wochen durch die Presse ging: Die Dame wachte im Kühlraum des Leichenschauhauses wieder auf).


    Ob der Hirntod der Tod des Menschen ist, ist eine hochphilosophische Frage: Wann ist ein Mensch tot? Gar nicht so leicht zu sagen. Fakt ist: Hirntote können nicht mehr sprechen, urteilen, denken, sensorische Empfindungen verarbeiten, haben kein Bewusstsein, keine Erinnerungen, keine Persönlichkeit mehr. Aber ihr Herz schlägt noch und ihre Atmung wird von Maschinen künstlich weitergeführt. Mir persönlich reicht das, ich sehe den Hirntod ganz sicher als Tod der Person (wenn auch [glücklicherweise] nicht: jedes einzelnen Organs) an. Andere Leute sehen den Menschen erst als tot an, wenn alle seine Organe ihre Funktion eingestellt haben (wobei einzelne Prozesse noch Wochen nach der Beerdigung weiterlaufen). Es ist quasi eine Glaubensfrage.


    Ja, Siobhan, das ist meines Wissens nach der Grund für die Vollnarkose bei Organentnahmen. (Manche?) Reflexe brauchen kein funktionales Gehirn, um (noch) zu funktionieren. Aber ohne Gehirn gibt es eben keine bewusste Wahrnehmung der reflexauslösenden Reize mehr. Daher habe ich persönlich vor letzteren auch keine Angst. Mag sein, dass mein "Restkörper" noch Schmerzsignale oder ähnliches sendet, aber ICH bin nicht mehr da um sie zu empfangen, wenn mein Gehirn schon abgestorben ist. So sehe jedenfalls ich das (da wären wir wieder bei der Frage: Was ist der Mensch, in welchem Verhältnis zueinander stehen Körper und Geist/Seele/Persönlichkeit/Ich? Wie gesagt, ein durchaus hochphilosophisches Thema :top: ).

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

    2 Mal editiert, zuletzt von Midnatsol ()

  • Ich habe keinen Organspendeausweis.
    Ich darf ja in diesem Land nicht mal Blut spenden...

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • "

  • Blutspenden darf ich auch nicht wegen meiner Allergie bzw der Medikamente, die ich dagegen nehme...
    Früher habe ich Blut gespendet und hatte einen Organspendeausweis.
    Mittlerweile lehne ich Organspende aber ab. Medizin muss nicht alles, was sie können könnte, auch tun.
    Zu dieser Entscheidung kam ich, als ich nicht schwanger wurde und wir uns gegen ein "nachgeholfenes" Baby entschieden haben.
    Konsequenterweise würde ich auch keine Organe anehmen... Blutspenden schon... irgendwie ist das für mich noch ne Stufe drunter... Hm. Aber das liegt eben bei jedem selbst, wo er die Grenze zieht.

  • du würdest lieber sterben als dir ein zur verfügung stehendes spenderorgan einpflanzen zu lassen? äh, okay? sorry, das ist mir völlig, aber wirklich völlig unverständlich. genauso sinnlos/sinnhaft wie die blutkonservenverweigerung der zeugen jehovas.


    dagegen ist es doch eine ganz andere kiste, nicht auf andere weise als via sex mit dem eigenen kerl schwanger werden zu wollen. da geht es um einen neuen menschen, den man in die welt setzen kann oder eben auch nicht. im anderen fall geht es um dein überleben. das kann man doch nicht einfach vergleichen gehen?! kategorienfehler?

  • Vielleicht eine Ethikfrage, aber ja, vielleicht bin ich auch in einer für dich falschen Kategorie im Leben unterwegs. Kann schon sein.

    nein, ich meinte kategorienfehler im logischen sinn. manche aspekte kann man nicht sinnvoll vergleichen, weil sie unterschiedlichen kategorien angehören. gerade nicht in der ethik, weil die ohne logik nicht funktionieren kann...

  • Mittlerweile lehne ich Organspende aber ab. Medizin muss nicht alles, was sie können könnte, auch tun.


    Also du würdest einen Menschen, der durch eine Herztransplantation gerettet werden könnte, zum Tode verurteilen, weil so Operation zwar durchgeführt werden kann, aber Medizin muss ja nicht alles tun, was sie kann....


    Wie rechtfertigst du das ethisch?


    Zitat

    Zu dieser Entscheidung kam ich, als ich nicht schwanger wurde und wir uns gegen ein "nachgeholfenes" Baby entschieden haben.


    Das ist ein sowas von gründliches non sequitur, dass es einem fast die Haare vom Kopf reißt...


    Zitat

    Konsequenterweise würde ich auch keine Organe anehmen... Blutspenden schon... irgendwie ist das für mich noch ne Stufe drunter... Hm. Aber das liegt eben bei jedem selbst, wo er die Grenze zieht.


    Ja eben nicht - wenn Organe nicht zur Verfügung stehen, weil Menschen sich aus Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit oder aus verquasten ideologischen Gründen dagegen aussprechen, dann ist das nicht mehr einfach eine Individualentscheidung.


    Nele

  • @Immergut: Ich habe von niemandem verlangt, sich zu rechtfertigen. Es war eine reine Interessensfrage.


    Es klang halt ein wenig bockig, daher meine Nachfrage. Aber wenn es z.B. medizinische Gründe gibt, wie etwa eine Krebserkrankung, Erbkrankheit etc. dann macht es ja auch vielleicht gar keinen Sinn diese Organe weiter zu verpflanzen.


    Ich z.B. darf auch nicht Blutspenden bzw. sie haben mich wieder nach Hause geschickt, weil ich wahrheitsgemäß angekreuzt habe, dass ich beim Blutabnehmen schon mal ohnmächtig geworden bin. Deshalb kann ich aber doch gut und gerne meine Organe spenden. Tote werden so selten ohnmächtig ;)


    Nicht Blut spenden zu dürfen hat deshalb m.E. gar nicht zwingend mit einer möglichen Organspende zu tun..

  • Organspendeausweis habe ich schon lange. Ich brauch das ganze Zeugs nicht mehr, wenn ich tot bin. Und anderen kann ich evtl. Das Leben retten.
    Sehr simpel. Zumindest für mich. :)

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

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