"Urteilsbildung Politik und Wirtschaft klasse 7 Haupt-/Realschule"

  • Hallo liebe Lehrerkollegen,


    bin ein etwas verzweifelter Referendar. Brauche dringend eine Idee für
    meinen Unterrrichtsbesuch zum Thema Umweltschutz. Hat jemand ne
    Idee wie ich da eine Unterrichtsstunde schülerbezogen und
    problemorientiert gestalten kann? Die Stunde muss zur Urteilsbildung
    beitragen. Vielleicht kann mir ja jemand helfen. Das wäre super!


    LG

  • Generell sollte jede Stunde in Politik ja zur Urteilsbildung beitragen, mit einem Spontanurteil zum Beginn der Stunde und einem erweitertem Urteil am Ende der Stunde. Reine Sachkompetenz-Stunden sollte es eigentlich da nicht geben.


    Hast du das Buch hier? http://www.amazon.de/Fachdidaktik-Politik-Didaktik-Praxishandbuch-f%C3%BCr-Sekundarstufe/dp/3589232013/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1428341799&sr=8-3&keywords=reinhardt+sozialwissenschaften&tag=lf-21 [Anzeige] Das ist eigentlich Standard.


    Zum Thema Umweltschutz: Problemorientiert muss ja (wenn man eine Problemstudie macht) die ganze Reihe sein (kennst du die Definition eines gesellschaftlichen Problems?), ohne größer drüber nachzudenken würde ich an deiner Stelle irgendwas machen, was die auch betrifft, generell Müll bzw. eben Umweltverschmutzung und in der Stunde geht es dann darum, warum man auch seine PET-Flaschen/Tüten/etc. nicht einfach in den Graben wirft und was dahinter steckt usw. Idealerweise kommen dann am Ende so Schüleräußerungen wie "Das hätte ich nicht gedacht, dass das so schlimm ist, ich werfe jetzt keine Flaschen mehr einfach in die Botanik".


    Generell wäre es natürlich auch hilfreich zu wissen, wie weit du in deiner Ausbildung bist. Ob erster Unterrichtsbesuch oder Staatsprüfung ist ja schon ein Unterschied.

  • Vielleicht in Richtung "Sinn und Unsinn von Mülltrennung" denken?! Da kann man mit einer 7. Klasse nicht nur Probelm-, sondern auch praxisorientiert arbeiten.

  • Poaaah supi vielen Dank für die Antworten!!! Das sind echt tolle Tipps.


    Ja ich besitze das Buch. Ich bin im zweiten Hauptsemester und es wird mein dritter PoWi-UB sein. Im Seminar wurde auf Urteilsbildung erst jetzt im zweiten Hauptsemester eingegangen, sodass es für mich in der Praxis Neuland ist.


    Mit problemorientiert meinte ich eigentlich den Unterrichtseinstieg - Eventuell mit Hilfe der Dilemmamethode? Sorry habe ich nicht dazu geschrieben. Da wäre ich für Anregungen sehr dankbar.


    Die Idee mit "warum man auch seine PET-Flaschen/Tüten/etc. nicht einfach in den Graben wirft und was dahinter steckt usw" finde ich deshalb so gut, weil ich auch an diese Richtung gedacht habe. Die Fragestellung der Unterrichtsstunde könnte ja dann (provisorisch gedacht) heißen: Warum entsorgen wir Müll?"


    Zum groben Ablauf: 1. Unterrichtsseinstieg, Heranführung an das Thema der Stunde, Spontanurteile der SuS. 2.Erarbeitung: Habe ich noch keine konkrete Idee. 3. Ergebnissicherung und Reflexion: Demnach auch noch nichts konkretes ...


    Trotzdem weiß ich immer noch nicht so genau, wie die SuS zu einem Spontanurteil zu Beginn der Stunde und am Ende der Stunde zu einem erweitertem Urteil (Werturteil???) kommen können. Die Sachkompetenz wird ja idealerweise übers Material für die Erarbeitung gefördert. Nur wie kann ich denn die SuS am Ende der Stunde dazu bringen, "erweitert zu urteilen"?


    Bin echt über jeeeeede Idee/Anregung überaus dankbar!!!


    Viele Grüße :)

  • Spontanurteil heißt, dass die Schüler irgendeinen Sachverhalt haben (z.B. eben die vermüllte Straßen- oder Schulhofecke) und paar Äußerungen kommen "Ja, so sieht es hier auch aus, da kann man seinen Müll dann auch hinwerfen" etc. pp und erweitertes Urteil ist dann quasi auch ein Urteil aber unter Einbezug des vorher gelernten. Spontanurteil und erweitertes Urteil können sich durchaus unterscheiden. Spontanurteil kann auch ein "Stammtisch"-Spruch sein.


    Anderes Beispiel:


    Es wird das Verbot einer NPD-Demonstration thematisiert, Spontanurteil könnte sein, dass alle oder viele Schüler die verbieten wollen.


    Dann kommt Erarbeitung zu Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit im Grundgesetz usw usf. und erweitertes Urteil könnte dann sein, dass nur noch wenige die NPD-Demonstrationen verbieten wollen, wegen des hohen Stellenwertes zu Meinungs- und Versammlungsfreiheit.




    Zu deiner Stunde: Was ich generell nicht machen würde, ist irgendwas abgehobenes. So Mülltrennung im Recycling-Werk. Das interessiert Schüler nicht die Bohne bzw. im UB würde ich es nicht machen. Immer nur das, was die konkret in ihrem Alltag betrifft.


    Die Urteilsbildung kann dann durch Lernaufgaben erfolgen (Beurteile, wie sehr ist ein sauberer Schulhof von deinem Verhalten abhängig") oder in der Diskussion am Ende der Stunde. Mein SoWi-Fachleiter hat immer gesagt, dass die ganze Erarbeitung usw. nur Mittel zum Zweck ist, der eigentliche Kern des SoWi/Politik-Unterrichts ist die Urteilsbildung. Und die erfolgt häufig in der Diskussion am Ende im Plenum. Gut, das ist natürlich eine Fachleiter-Meinung, kann man auch anderer Meinung sein, aber ich stimme ihm da zu.

  • Ich denke, dass die vermüllte Schulhofecke zwar sehr anschaulich ist, aber am eigentlichen Müllproblem innerhalb des Umweltschutzes vorbei geht. Auch wenn es für einige Tiere problematisch ist, wenn sie Plastik mitfressen etc. so ist das eigentliche Müllproblem doch eher, dass man viel zu viel Müll produziert, Einwegverpackungen, zu umweltfeindliche Materialien, die kaum verrotten oder giftig sind etc. Ich denke, dass kann man auch mit dieser Altersstufe und dem Bildungsniveau anschaulich erarbeiten. Wenn man seine Alufolie ums Pausenbrot und die leere Plastikflasche schön in den Mülleimer auf dem Pausenhof tut, ist vor allem ein ästhetisches Problem gelöst, aber der Umwelt kann man anders noch viel besser helfen...

  • Nuja, bzgl. beispielsweise Einweg- und Mehrweg kann man nicht unbedingt pauschale Urteile treffen. Der Einweg-Getränkekarton ist beispielsweise von der Umweltbilanz deutlich besser als alles andere. Oder Mehrweg-Glas schlechter als Mehrweg-PET(Plastik!).


    Für eine genaue Bewertung müsste man hier ein genaues Thema wissen, nicht einfach nur "Umweltschutz" (Was ja auch wieder ein Unterschied zum Naturschutz ist)

  • in jedem fall fände ich ein bild vom eigenen vermüllten schulhof nach der großen pause ganz gut als einstieg. ist ja schnell gemacht.


    ansonsten vielleicht ein emotionen weckendes bild/bilder von wildtieren, gefangen in plastikmüll? ist dann ein anderes thema, aber sicherlich motivierend und schülernah.

  • Stimmt das Thema sollte schon eingegrenzt werden. Ich möchte im Ub noch nicht so weit gehen und den Naturschutz durchnehmen. Das könnte ich vielleicht in einer weiterführenden Stunde machen.


    Habe mir gedacht, dass es konkret im UB um Gefahren/Folgen gehen soll, die durch viel zu viel Müll entstehen können und wie sich das Verhalten der SuS (auf Lösungen der) Probleme/Folgen auswirken kann. Da ich noch ca. 4 Stunden vor dem UB zur Verfügung habe, müsste ich natürlich etwas Vorarbeit mit den SuS leisten.


    Den Einstieg mit dem Foto finde ich sehr gut und werde das mal im UB ausprobieren. Ob es eins von einer zugemüllten Schulhof-/Straßenecke sein wird oder nicht, muss ich noch mal schauen. Die SuS sollen sich in der Erarbeitung mit den Gefahren/Problemen beschäftigen, die durch die Produktion von zu viel Müll entstehen können. Da sich meine Schule mitten in der Stadt befindet und das Einzugsgebiet der Schülerschaft im sehr nahen Umkreis liegt, könnte man die Probleme auf die Stadt, aber auch auf den Schulhof beziehen. Wären ja zwei Gebiete, in denen sich die SuS alltäglich befinden/bewegen. Ich weiß nicht, ob es dann zu viel wäre, wenn das ganze auf globaler Ebene übertragen bzw. noch mit thematisiert wird (in einer Schulstunde). Müsste ich mir auch noch überlegen.


    Die Fragestellung könnte dann für die UB-Stunde heißen: Warum ist Müll ein großes Umweltproblem? Die SuS können dann über die Möglichkeiten der Müllvermeidung diskutieren und am Ende zu einem Urteil kommen, wie man mit Müll vernünftig umgehen/vermeiden kann bzw. welche Möglichkeiten sie als SuS umsetzen können. Wäre doch ne runde Stunde, oder? Wie man das methodisch umsetzen kann, muss ich mir natürlich auch noch mal konkret überlegen.


    Was haltet ihr von dieser Idee? Wäre das was vielversprechendes? LG

  • PS: Finde ich echt super, dass sich so viele gefunden haben, die mir ganz schön viele hilfreiche Vorschläge geben :-))))))

  • Deine Fragestellung ist für die Stunde viel zu allgemein und geht auch am Ziel der Stunde vorbei. Für mich ist das bei weitem nicht rund.


    Du solltest dir erst mal überlegen, was das Ziel der Reihe sein soll. Dann die Reihe entsprechend planen und die einzelnen Stundenziele.


    Deine jetzige Stunde klingt mir stark nach einer "Inselstunde" und die Reihe ist auch noch nicht geplant.

  • ich hab mir das alles bisher nur sehr grob überlegt und mache mich jetzt mal ans Eingemachte. :) Plane die ganze Einheit plus Ziele!

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