Normaler Vorschulwahnsinn??

  • Wir haben ziemliches Glück mit unserem Kindergarten. Welchen Schulabschluss die Erzieher haben weiß ich nicht, aber sie schätzen die Kinder wert, beobachten genau, bilden sich fort und denken sich tolle Angebote aus. Hat die Leitung vielleicht ein gutes Händchen. Letztlich haben ja alle dieselbe Ausbildung genossen.

    17!!! Bezugserzieherinnen hatte mein armes Kind in seiner Kindergartenlaufzeit...


    Klaps auf den Po, Anschreien, etc. , völlig ungeeignete päd. Maßnahmen (19 monatiges in den Nebenraum gesperrt, weil es bockig war...) kamen übrigens allesamt vor. ... Ich verstehe wirklich nicht, dass da nicht mehr geschaut wird.

    Hast du das denn weitergegeben? offensichtlich hat die Kindergartenleitung ein Problem und das gehört mindestens dem Jugendamt und dem Träger der Kita angezeigt.


    Wenn das die Dinge sind, von denen du weißt, kannst du dir ausrechnen, was noch passiert, was die Kinder aber gar nicht erzählen können und in dem massiven Ausmaß klingt das nach Misshandlung :(

  • es wäre imo vermutlich eine wirklich gute idee, den erzieherberuf zu akademisieren. und zwar so richtig, nicht nur fh. für den rest gibt's ja den ausbildungsberuf kinderpflegerin.

    Ich bin dafür. Und wenn ich unsere Schüler sehe, bei denen mit 6 schon Hopfen und Malz verloren ist, gleich noch die Kindergartenpflicht einführen. Dann müsste man die Erzieherinnen aber auch anständig bezahlen, ihnen Vorbereitungszeit gewähren etc., ist sowieso überfällig!

  • Hast du das denn weitergegeben? offensichtlich hat die Kindergartenleitung ein Problem und das gehört mindestens dem Jugendamt und dem Träger der Kita angezeigt.

    Nein, habe ich nicht. Ich habe es der anderen Mutter gesagt. De hat aber nichts unternommen.
    Problem bei uns: Wegen Erziehermangel, etc. haben wir gleichzeitig einen Mangel an Betreuungsplätzen.
    Reißt du als Mutter den Mund zu sehr auf, bekommt Kind 2 keinen Platz...

  • Vorbereitungszeit bekommen die doch.
    Gleichzeitig zählt jeder Sch... als Mehrarbeit.
    Langwierige Elternabende... springt ja ggf. ein freier Tag bei raus also streckt man den schonmal um ne Stunde, wenn man eh Arbeiten muss.
    BEP-Sitzungen. Für Lehrer allesamt unbezahlte Mehrarbeit - für Erzieherinnen netter Plausch unter Kollegen, dafür Freistellung vom Gruppendienst in dieser Zeit.
    "Echte" Pausen.
    Erzieherin 13 (oder 14? Welche laufende Nummer auch immer): Nein, wir bleiben nur 30 Minuten auf dem Spielplatz, denn wir laufen noch 20 Minuten in den Kiga und in 25 Minuten fängt meine Pause an, da muss ich pünktlich zurück sein, sonst fällt die ja aus...
    Hier sind auch Abschiedsgeschenke fder Schulanfänger üblich. Es wurde dann nach Ideen gefragt. Ich dachte naiverweise, die Erz. sagen, neue Bastelperlen, Lego,... wäre toll. Weit gefehlt: EIne neue Kaffeemaschine fürs Teamzimmer wurde gewünscht, die alte Saeco war kaputt und man hätte gerne eine Jura. :autsch: :dollar:

    • Offizieller Beitrag

    Soviel ich weiß, heißt die Vorbereitungszeit "Anerkennungspraktikum" und sie sind nichts anderes als billigere Arbeitskräfte für den Kiga, die mitlaufen. Klar müsste man den Erzieherberuf besser bezahlen, dann aber auch noch besser überwachen- und sie evtl. so eine Art Referendariat machen lassen. Bei uns z.B. kommt nie jemand Höheres als der pädagogische Betreuer vom BRK her, und dass da intern gemauschelt wird, hat mir mal eine unserer Kinderpflegerinnen gesteckt, als es noch keine Probleme mit unserer Familie gab. Sonst gibt es nur eine absolut kontrollierte Elternbefragung, sprich, man hat gar nicht die Möglichkeit,sich wirklich kritisch zu äußern.
    Mich gruselt es im Moment immer, wenn ich hier im Kiga irgendwelche Schilder sehe- mindestens jedes zweite enthält einen Rechtschreibfehler. Gut, dass meine Kurze noch nicht lesen kann, trotzdem hab ich langsam das Gefühl, ich könnte sie selbst deutlich besser fördern als die angeblichen Expertinnen.
    Annie, immerhin haben eure eine halbe Stunde auf dem Spielplatz. Das ist bei uns die maximale Zeit in den Außenanlagen- ich sehe hier selbst bei schönsten Wetter keine Kinder im Garten, wenn ich vormittags vorbei komme. Auf meine Nachfrage wurde mir mitgeteilt, man bekäme sonst das Programm nicht durch... Achja, das mit Sticken und Weben und Origami usw....

  • Nein, habe ich nicht. Ich habe es der anderen Mutter gesagt. De hat aber nichts unternommen.
    Problem bei uns: Wegen Erziehermangel, etc. haben wir gleichzeitig einen Mangel an Betreuungsplätzen.
    Reißt du als Mutter den Mund zu sehr auf, bekommt Kind 2 keinen Platz...

    Dein zweites Kind hast du doch gar nicht im Kiga angemeldet? Außerdem will man sein Kind doch gar nicht in so einer Einrichtung lassen :( . Und auch um der anderen Kinder Willen, ich würds melden.



    Vorbereitungszeit bekommen die doch.

    Bei uns nicht. Sie müssen in der Mittagspause vorbereiten. Und die Stadt kappt das Internet in den Einrichtungen, denn die Erzieherinnen könnten ja auf Facebook surfen (O-Ton).


    Jedenfalls ist der Job zu wenig anerkannt, was sicher nicht nur die Besten der Besten anlockt.

  • Zitat

    Mich gruselt es im Moment immer, wenn ich hier im Kiga irgendwelche Schilder sehe- mindestens jedes zweite enthält einen Rechtschreibfehler. Gut, dass meine Kurze noch nicht lesen kann, trotzdem hab ich langsam das Gefühl, ich könnte sie selbst deutlich besser fördern als die angeblichen Expertinnen.


    :D Ich bessere das dann immer heimlich aus. :D


    Was ich mich aber auch frage ist, welche Ausbildung man für den sogenannten "Vorschulunterricht" hat. Da wird also Punsch gebraut, Osterbrot gebacken oder Osterbilder gemalt und nach dem Verhalten des Kindes dabei über seine Schulkarriere orakelt.


    Gestern beim Abholen hab´ ich der Erzieherin, die mal wieder etwas klagen wollte erklärt, dass meine Tochter vermutlich hochbegabt ist, so wie ich und weitere Familienmitglieder und darum vermutlich unterfordert. Das stimmt natürlich nicht, aber zumindest war dann Ruhe.


    Das Gute an der Sache ist aber immerhin, dass man verschiedene Anlaufstellen hat und nicht auf das Urteil einer einzigen Person angewiesen ist - die übrigens vom Alter her auch locker meine Tochter sein könnte. :P

  • Ganz ehrlich, das kann man doch den Erzieherinnen nicht vorwerfen. Mein Ex in der Wirtschaft hat auch Mehrarbeit geleistet und in die Zeit zählte auch, wenn er länger im Büro blieb und von der Zeit eben einen Teil mit Plausch mit dem Kollegen verbracht hat. Das ist in vielen anderen Berufen als dem Lehrerberuf so.
    Das Problem am Lehrerberuf ist eben, die Elternabende werden auch (oft) unnötig in die Länge gezogen und sind eigentlich Mehrarbeit, aber der Dienstherr behauptet es handele sich gar nicht um Mehrarbeit sondern Dienstpflicht, die angeblich mit den Ferien abgegolten sei (Blankocheck).


    Dass die Erzieherinnen darauf achten ihre ihnen zustehenden Pausenzeiten einzuhalten ist nur legitim. Sollten auch Lehrer mal mehr darauf achten, wenn sie dann wieder 6 Stunden am Stück unterrichten und danach noch in irgendwelche Konferenzen müssen. Man muss auch auf seine Gesundheit achten.


    Hmm, das mit der Kaffeemaschine nenne ich einfach klug. Bei Lehrern ist ja eher das Gegenteil die Rede, da kaufen sich die Lehrer vom eigenen Geld Material zur Verbesserung des Unterrichts. Warum aber nicht auch mal an sich denken? Ausserdem, mit einem besseren Kaffee arbeitet man vllt motivierter. Mich würde so etwas vllt auch mehr motivieren ;)

  • Interessant zu sehen, wie so ein Thread in vollkommenen Dünkel abrutscht.


    Gut, das dient der Psychohygiene und ist insofern wertvoll.


    Aber das, was hier geschrieben und - zurecht - kritisiert wird, dürfte sich äußerst wenig von dem unterscheiden, was an anderer Stelle über Lehrer geschrieben und gesagt wird. Da nützt "Akademisierung" auch nichts.


    Zitat
    Mich gruselt es im Moment immer, wenn ich hier im Kiga irgendwelche Schilder sehe- mindestens jedes zweite enthält einen Rechtschreibfehler. Gut, dass meine Kurze noch nicht lesen kann, trotzdem hab ich langsam das Gefühl, ich könnte sie selbst deutlich besser fördern als die angeblichen Expertinnen.


    Nun, außerhalb von Lehrforen würde man darauf wohl antworten: Wer hat es ihnen nicht beigebracht? (Womit wir in anderen Threads sind, in denen die akademisch ausgebildeten Lehrer-KollegInnen feststelle, das beizubringen sei ja eigentlich gar nicht ihre Aufgabe bzw. dafür sei keine Zeit.)


    Ach so, was machen eigentlich die bereits "akademisierten" Erzieherinnen?


    http://www.derwesten.de/politi…-erziehen-id10422273.html

  • Unter Uns, ich denke, wer es nicht mit dem eigenen Kind erlebt hat, kann da nicht mitreden.
    Das ist ein Dilemma besonderer Art.
    Andererseits habe ich seither auch meinen Umgang mit Schülereltern grundsätzlich anders gestaltet, hat also auch positive Seiten...

  • über die ganzen geschichten, die man hier liest, bin ich echt schockiert. so etwas gibt es hier in der kleinstadt allenfalls im awo-kindergarten, weil hier die leitung spätestens alle 2 jahre wechselt und die erzieherinnen spätestens jedes jahr und weil die auch mit unausgebildeten kräften und mit sehr geringer bezahlung arbeiten - wie will man da pädagogisch gescheit arbeiten und woher soll man die motivation nehmen, etwas aufzubauen?


    ansonsten haben wir aber nur gute erfahrungen in unserem kiga und auch freunde und kolleginnen sind mit ihrem kiga im großen und ganzen zufrieden.
    "unsere" erzieherinnen bilden sich regelmäßig fort, haben ein wertschätzendes, aufmerksames auge auf die kinder und ein offenes ohr für eltern. vielleicht liegt das aber auch daran, dass die meisten erzieherinnen in dem kiga um die 50 herum sind und die leitung auch schon viele jahre dort ist. die sind ein eingespieltes team und noch kommen immer nur vereinzelt jüngere kräfte dazu, die in dieses team hineinwachsen.
    freies spiel und programm wechseln sich ab. es gibt eine verlässliche struktur für die kinder und ab und an mal highlights (karneval hat man die pommes mit den fingern am boden sitzend gegessen :D ), gottesdienste gibt es für die kinder allein einmal im monat (immer im wechsel mit dem nachbarkiga vorbereitet) und familiengottesdienste 3 bis 4 pro jahr.
    nur dass mein sohnemann gerade als supersensibelchen behandelt wird, ist etwas kontraproduktiv, aber die kurve bekommt er schon noch. umgekehrt wäre es schlimmer ("der muss abhärten!").
    ich weiß schon, warum ich jetzt schon schlucken muss, wenn ich daran denke, dass die kiga-zeit im sommer endet... :weinen:

  • Jedenfalls ist der Job zu wenig anerkannt, was sicher nicht nur die Besten der Besten anlockt.


    Was habt ihr eigentlich immer mit den "Besten der Besten"? In Kindergärten und Schulen gehört vernünftig ausgebildeter Durchschnitt. Es ist wichtiger, wenn die Besten der Besten Herzchirurgen werden, High-Tech Ingenieure, Wissenschaftler, Künstler oder was auch immer in den Schaltstellen von Gesellschaft und Kultur gebraucht wird.


    Nele


  • Unter Uns, ich denke, wer es nicht mit dem eigenen Kind erlebt hat, kann da nicht mitreden.
    Das ist ein Dilemma besonderer Art.
    Andererseits habe ich seither auch meinen Umgang mit Schülereltern grundsätzlich anders gestaltet, hat also auch positive Seiten...


    Nun, Du hast schlimme Erfahrungen gemacht, das verstehe ich auch, ohne im Moment ein Kind in der KiTa zu haben. Ich habe durch die Familie ziemlich intensive Einblicke in das ganze KiTa-System, nur eben aus anderer Perspektive - und ich kenne diese Probleme und Geschichten (Kind zur Disziplinierung im Dunkeln einsperren etc.) Das Ganze hat einfach viel mit der Qualität der Leitungen und des Personals zu tun, und da sieht es zum Teil wirklich düster aus, zum Teil aber eben auch nicht (s. Linnas Beitrag).


    Da könnte man jetzt viel zu schreiben, aber ich will diesen Thread jetzt nicht kapern. Mir ging es nur darum, dass die ganze Sache imho jetzt sehr in Richtung "hat nicht studiert = hat keine Ahnung = was erlauben x" abrutscht, und das finde ich total unangemessen. Inklusive der üblichen Reflexe ("kann nicht Kaffee kochen - will mir was über Authismus" erzählen etc.)


    Generell ist es ja immer schwierig, wenn ein Mensch, den man liebt, in eine Institution kommt, die ihn nicht in derselben Weise liebt. Ich hatte letztes Jahr den Impuls, einem Krankenhaus-Chefarzt in die Schn... zu hauen, was ich natürlich nicht gemacht habe. Und der hatte studiert. Und seine griechische Kollegin erst...


    Ein urdeutsches Problem bei allen KiTa-Diskussionen ist auch, dass gerade die Mittelschichten es nicht schaffen, sich klar zu den KiTas zu verhalten - das sieht man auch in diesem Forum. Einerseits herrscht vollkommene Verachtung (wozu brauche ich eine Ausbildung, um Kindern beim Sandkuchen-Backen zuzusehen?) Andererseits wird aber inzwischen sehr viel erwartet, fachliche Top-Qualifikation, Empathie, Individualbetreuung etc.


    Und dann kommt natürlich noch die Politik dazu, z. B. hier - was aber letztlich nur Mittelschichten-Ideen spiegelt: So stellt sich Klein-Fritzchen mit akademischer Ausbildung und dickem Gehalt Frühpädagogik vor:


    http://www.spiegel.de/wirtscha…as-schicken-a-843481.html


  • Andererseits habe ich seither auch meinen Umgang mit Schülereltern grundsätzlich anders gestaltet, hat also auch positive Seiten...


    Ich habe diese sehr, sehr unangenehmen Elterngespräche mit der Kita-Leiterin führen müssen, kurz nachdem ich im Ref das Modul "Elterngespräche" hinter mich gebracht hatte. Und obwohl ich genau wusste, warum mich die Gespräche so aufregen (es lag eher am WIE als am WAS) und ich die Verstöße gegen die Gesprächsregeln meinem Mann genau erklären konnte, habe ich nachts mit Magenschmerzen vor Wut im Bett wachgelegen. Da ich am eigenen Leib erlebt habe, welche verheerenden Auswirkungen ein schlecht geführtes Elterngespräch haben kann, überlege ich mir vor Gesprächen über schwierige Schüler immer sehr genau, wie ich das Gespräch gestalte und welche Worte ich wähle.
    Beruflich hat mich das echt weitergebracht. Aber die Wut überkommt mich noch immer, wenn ich an diese Frau auch nur denke ... :autsch:

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.


  • Was habt ihr eigentlich immer mit den "Besten der Besten"? In Kindergärten und Schulen gehört vernünftig ausgebildeter Durchschnitt. Es ist wichtiger, wenn die Besten der Besten Herzchirurgen werden, High-Tech Ingenieure, Wissenschaftler, Künstler oder was auch immer in den Schaltstellen von Gesellschaft und Kultur gebraucht wird.


    Nele

    Die besten Handwerker unter den Ärzten mit den ruhigsten Händen sollen Herzchirurgen werden. Und die, die geduldig und herzlich sind, sich gerne mit kleinen Kindern umgeben, sowie basteln UND im Idealfall verstehen, dass vorschulische Förderung nicht nur Namen schreiben bedeutet, sondern Laute erkennen, Reime bilden, Mengenverständnis, Konfliktlösestrategien, hilfreiche Elterngespräche führen etc., die sollen Erzieher werden.


    Außerdem: was ist denn eine gewichtigere Schaltstelle, als der Kindergarten?


  • Die besten Handwerker unter den Ärzten mit den ruhigsten Händen sollen Herzchirurgen werden. Und die, die geduldig und herzlich sind, sich gerne mit kleinen Kindern umgeben, sowie basteln UND im Idealfall verstehen, dass vorschulische Förderung nicht nur Namen schreiben bedeutet, sondern Laute erkennen, Reime bilden, Mengenverständnis, Konfliktlösestrategien, hilfreiche Elterngespräche führen etc., die sollen Erzieher werden.


    Das ist aber nicht das, was man im allgemeinen Sprachgebrauch mit den "Besten der Besten" verwendet - letzteres ist nämlich ein Synonym für "Eliten", was Hochkompetenzbereiche angeht. Und die braucht man nicht in Kindergärten und nicht in Schulen.


    Zitat

    Außerdem: was ist denn eine gewichtigere Schaltstelle, als der Kindergarten?


    Es ist keine gute Idee den Phrasen aus Sonntagsreden tatsächlich zu glauben. Infrastrukturell ist für eine urbane Gesellschaft eine funktionierende Müllabfuhr deutlich weniger verzichtbar als ein Kindergarten; hieße das, dass jetzt nur noch die "Besten der Besten" die Arbeit im Entsorgungsunternehmen leisten sollen?


    Man sollte diese Fragen nicht mit so einem rhetorischen Bombast aufladen, dann vermeidet man auch die Ideologisierung des Streites. Was wir brauchen ist ein Verständnis vom Erzieherberuf, dass es sich dabei um eine Tätigkeit handelt, für die man eine gute Ausbildung braucht und für die nicht jeder geeignet ist. Momentan ist es eben so, dass - auch aus politischer Perspektive - die Existenz eines Kindergartengebäudes plus einer Anzahl x-beliebiger Menschen zur Wartung offenbar als ausreichend angesehen wird. Die Qualität der Arbeit, die dort geleistet wird, ist für die öffentliche Wahrnehmung wohl nicht so bedeutend, weil de facto in unserer Gesellschaft Kindergärten NICHT DIE WICHTIGSTEN SCHALTSTELLEN DER GESELLSCHAFT SIND! Wenn in öffentlich Interviews die Schwierigkeiten bei der Kinderbetreuung diskutiert wird, zeigt sich da doch, dass in der Regel ein Kindergarten gewünscht wird, weil er eine wichtige Stütze für alleinerziehende Menschen oder gezwungenermaßen doppelverdienende Eltern ist.


    Sehr viel sinnvoller, als Sonntagsreden zu schwingen, ist einerseits, dass der Erzieherberuf nicht mehr als ein Sammelbecken für Leute angesehen wird, die für andere Ausbildungen und Tätigkeiten aufgrund mangelnder Kompetenzen nicht geeignet sind. Und dazu gehört gleichzeitig, dass an Erzieher, die schlechter bezahlt werden, als Tierpfleger, die auf Schimpansen aufpassen, nicht mehr so größenwahnsinnige Diagnoseaufgaben gestellt werden. Ein Schweisser als Facharbeiter hat eine große Verantwortung, wenn er Stahlkonstruktionen zusammenfügt. Aber niemand würde von ihm verlangen, die Statik der Konstruktion verbindlich zu prüfen.


    Nele

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  • Außerdem ist Umgang mit Menschen etwas, was man schwerlich akademisch lernt. Es gibt so viele Pädagogik Dozenten, die sich mit Studien und dergleichen beschäftigen, aber nicht einmal in der Lage sind angemessen small talk zu führen, Leute zu begeistern oder einfach ein Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen zu zeigen.
    Das ist bei Lehrern doch genauso, die Fähigkeit zum Umgang mit Jugendlichen kommt zu 90% aus der Persönlichkeit und den im Laufe der Kindheit und Jugend (!) erlernten Fähigkeiten der sozialen Interaktion, maximal zu 10% aus dem Studium oder Seminaren zur Pädagogik.


    Ich behaupte sogar, dass ein sozial eingestelltes Mädchen, das in der Großfamilie aufwuchs und sich um seine Geschwister kümmerte, viele pädagogische Kompetenzen hat, die man gar nicht in einer Ausbildung vermitteln kann.


    Das einzige, wofür man als Lehrer wirklich studieren muss, das ist das Fachwissen, das besonders am Gymnasium eine Rolle spielt. Ohne ein Studium der Biologie und Chemie könnte ich den Job einfach nicht machen. Ohne ein Pädagogik Seminar besucht zu haben würde ich mich genauso Jugendlichen gegenübern verhalten wie jetzt auch.


    Erzieher im Kindergarten hingegen haben hingegen keine tiefgreifenden Fachinhalte zu verstehen. Da reicht es leicht und locker eine kurze Ausbildung zu machen, da hat ein Studium absolut nichts zu suchen. Auch benötigt man nicht die intelligentesten Menschen in dem Beruf (beim Lehrer natürlich auch nicht, aber da schon deutlich mehr!), sondern einfach pragmatische Menschen, die mit Kindern umgehen können.
    Es geht hier um Kindergarten, da wird den Kindern kein hochtrabendes Zeug vermittelt. :sterne:

  • Die Qualität der Arbeit, die dort geleistet wird, ist für die öffentliche Wahrnehmung wohl nicht so bedeutend, weil de facto in unserer Gesellschaft Kindergärten NICHT DIE WICHTIGSTEN SCHALTSTELLEN DER GESELLSCHAFT SIND!


    Möglich. Möglich aber auch, dass hier die Dinge "de facto" nicht so sind, wie sie "de facto" scheinen. Lassen wir den Superlativ mal weg, dann könnte es auch sein, dass die Wichtigkeit der Schaltstelle Kindergarten übersehen wird, weil unter anderem


    (a) Effekte frühkindlicher Bildung nur zeitverzögert sichtbar werden und die Relevanz der KiTas daher übersehen wird (wofür es natürlich auch wissenschaftliche Indizien gibt);
    (b) die Relevanz der KiTas für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen/-schichten unterschiedlich groß ist, gerade die Schichten aber, die KiTas am wenigsten brauchen, in der "öffentlichen Wahrnehmung" den Ton angeben;


    Sehr viel sinnvoller, als Sonntagsreden zu schwingen, ist einerseits, dass der Erzieherberuf nicht mehr als ein Sammelbecken für Leute angesehen wird, die für andere Ausbildungen und Tätigkeiten aufgrund mangelnder Kompetenzen nicht geeignet sind.


    Zustimmung.


    Das einzige, wofür man als Lehrer wirklich studieren muss, das ist das Fachwissen, das besonders am Gymnasium eine Rolle spielt. Ohne ein Studium der
    Biologie und Chemie könnte ich den Job einfach nicht machen. Ohne ein Pädagogik Seminar besucht zu haben würde ich mich genauso Jugendlichen gegenübern verhalten wie jetzt auch.


    Vermutlich könnte man viele Fächer auch ohne Fachstudium unterrichten. Das zumindest wird ja oft behauptet. Andererseits gibt es natürlich auch Belege, wonach Didaktik nicht irrelevant ist.


    Erzieher im Kindergarten hingegen haben hingegen keine tiefgreifenden Fachinhalte zu verstehen. Da reicht es leicht und locker eine kurze Ausbildung zu machen, da hat ein Studium absolut nichts zu suchen.


    Quod erat demonstrandum, Stichwort "Dünkel". Die "kurze Ausbildung", von der Du hier sprichst, gibt es übrigens meines Wissen schon länger nicht mehr. Vielleicht jetzt wieder für Langzeitarbeitslose.


    Zitat

    Auch benötigt man nicht die intelligentesten Menschen in dem Beruf (beim Lehrer natürlich auch nicht, aber da schon deutlich mehr!),


    Kein Kommentar.


    Zitat

    Es geht hier um Kindergarten, da wird den Kindern kein hochtrabendes Zeug vermittelt.


    Um Vermittlung geht es nicht (nur). Sondern u. a. um diagnostische Fähigkeiten, Elternberatung, einen Blick für Erziehungsprobleme etc. Und dass das eben nicht so einfach zu sein scheint, demonstriert ja dieser Thread.

  • Mein Ex-Freund bildet Erzieher aus und ich habe gesehen, dass du Ausbildung nicht pillepalle und Ringelpiezmitanfassen ist. Es waren sehr fähige und gute Schüler/Schülerinnen dabei, oft auch mit Abitur im Hintergrund.
    Z.T. waren aber auch welche dabei, wo man sich gefragt hat, wie die überhaupt irgendeinen Schulabschluss bekommen haben bzw. bei denen man sich fragte, ob die Kinder mit denen überhaupt kommunizieren können.


  • Infrastrukturell ist für eine urbane Gesellschaft eine funktionierende Müllabfuhr deutlich weniger verzichtbar als ein Kindergarten;

    Es mag für einige zutreffen, dass sie mit und ohne Kindergarten glücklich groß werden. Ich sehe die Kinder, die in meine Schule gehen, von denen 80 Prozent nicht in der Lage sind, 2 Wochen Praktikum auszuhalten. Die werden unter Garantie niemals bei der Müllabfuhr arbeiten. Hätten sie jedoch einen Kindergarten besucht, in dem ein(e) gut qualifizierte(r) PädagogIn sich ihrer und vor allem den Eltern angenommen hätte, wäre vielleicht noch was zu retten gewesen.


    Auch weniger belastete Familien könnten von guter Arbeit im Kindergarten profitieren. Siehe (vermeidbare) Probleme in den ersten Schuljahren. Das Gehirn eines Menschen entwickelt sich nunmal in den ersten Lebensjahren und ist dort noch am meisten veränderbar. Abschaffen könnte man stattdessen beispielsweise die gymnasiale Bildung, wer intelligent ist und aus einem stabilen Elternhaus kommt, wird auch ohne die Leiden des jungen Werther oder magnetische Flussdichte seinen Weg durchs Leben finden.


    Ich finde es fatal, die Arbeit der Erzieher so herabzuwürdigen, genau das ist nämlich ihr Problem. Solange "die Gesellschaft" findet, dass Erzieher bloß im Sandkasten sitzen, deswegen keinen vernünftigen Schulabschluss brauchen und miserabel bezahlt werden können, solange ändert sich in der vorschulischen Bildung nichts. Bezeichne es als "Phrasen", das macht den Inhalt nicht weniger wahr.

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