Flugzeugabsturz

  • Hallo,ihr!


    Meine Frage ist persönlicher Art und hat eigentlich nichts mit Schule zu tun.
    Wie geht ihr mit der Flugkatastrophe um? Also,ihr für Euch selbst...


    In der Schule brauche ich es nicht zu thematisieren, da seid Di Ferien in Nds. sind.
    Ich war am Di auf dem Weg von der Schule nach Hause,als ich so halb im Radio irgendwas von einem Flugzeugabsturz hörte.
    Zu Hause angekommen,TV an und da wusste ich mehr.
    Seitdem lässt es mich nicht mehr los....
    Ich finde es so unglaublich.....irgendwie unreal...im Internet,TV,Radio....ich hab so viele Berichte darüber bewusst gesehen u gelesen. 150 Menschen sind tot,einfach ausgelöscht....
    Es ist so grausam... Das Flugzeug ist nahezu pulverisiert...die Bergungskräfte können nur Leichenteile finden...in einem Bericht war von 600 bisherigen Leichenteilen die Rede. Wie grausam muss das Bild sein....die eigene Vorstellungskraft geht da eigene schlimme Wege.
    Menschen,ganz normale Menschen die etwas ganz normales getan haben,nämlich einen Flug von Barcelona nach Düsseldorf nehmen...all diese Menschen sind nicht mehr da. Irgendwie macht mich das fertig. Ich kannte niemanden davon. Aber wenn ich mir das Leid u den Schmerz der Angehörigen vorstelle...Kinder,Jugendliche,Familien,normale Menschen die nichts getan haben als einen stinknormalen Flug zu nehmen.
    Es ist wie eine Art Paralellwelt....in den Alpen das menschliche Grauen und trotzdem geht irgendwie das normale Leben auf der Erde weiter.
    Das muss es natürlich auch. Aber es ist einerseits so nah...denn viele von uns -auch ich- sind schon oft geflogen...haben in ähnlichen Flugzeugen gesessen,sind ähnliche Strecken geflogen....und dann ist es so surreal,diese menschliche Tragödie,dieses abgrundtiefe emotionale Grauen.


    Mein Mann ist schon fast genervt davon, d ich mir diese ganzen Berichte ansehe. Ich bin bestimmt nicht "katastrophenlüstern" oder so... Aber ich kann nicht anders.
    Ich habe versucht das Ganze von meinen eigenen Kindern fernzuhalten, da wir Di selbst in Urlaub fliegen. Aber das gelang mir nicht. Folglich habe ich es irgendwie erklärt.


    Wie ist es für Euch, wie geht ihr damit um?


    LG,
    Füllerfuxi der die Hinterbliebenen so unendlich Leid tun...ich kann es kaum in vernünftige Worte fassen.

  • ...hier jemand liest oder schreibt,der nahen Zugang dazu hat bzw. jemanden der Opfer kannte: Ich möchte ihm/ ihr ein aus tiefstem Herzen kommendes Beileid aussprechen. Niemand kann diesen Schmerz,dieses Leid nachempfinden. Aber wir können in Gedanken,im Herzen bei diesen vielen trauernden Menschen sein.


    Betroffen und sehr nachdenklich.

  • Mich hat das am Anfang auch sehr betroffen gemacht, insbesondere als es hieß, dass eine Schulklasse betroffen ist. Da hatte ich auch Bilder im Kopf.
    Aber ganz ehrlich, ich würde tatsächlich die Berichte nicht gucken/ lesen bzw. abwarten und nicht auf jedes Stückchen "news" stürzen (mal übertrieben formuliert). Die Journalisten haben an vielen Stellen nämlich auch einfach noch keine Ahnung und spekulieren mal drauf los. Ich lese ausgewählte Artikel aus ausgewählten, seriösen Zeitungen (wie bei jedem anderen Thema auch). Alles in Richtung "Die Ex-Freundin des Co-Piloten spricht" lese ich definitiv nicht, das ist einfach nur widerlich.
    Mir tun die Angehörigen natürlich auch sehr leid.


    Aber warum geht uns das näher, als das Flugzeug, dass einfach vom Erdboden verschwindet? Die Maschine, die über der Ukraine abgeschossen wird? Die Menschen, die immer noch in Syrien sterben? Die Menschen, die in anderen Ländern verhungern, keinen Zugang zu Wasser haben oder oder oder?


    Wie gesagt, der Bezug zur Schulklasse war für mich sehr persönlich und die Kollegen, die bereits Eltern sind, sagten, dass ihnen das deswegen auch noch mal besonders unter die Haut ging.
    Und ich kann auch verstehen, dass man sich eine Projektionsfläche sucht, um damit umgehen zu können - genau so, wie ich weiß, dass man sich von all dem Leid, das auf der Welt tagtäglich passiert, nicht lähmen lassen kann. Und ja, wenn das mit dem Co-Piloten tatsächlich stimmt, ist das eine noch schlimmere Tragödie als sowieso schon. Aber wie viele Menschen leiden unter extremen Taten einzelner (Kindersoldaten, die es immer noch zuhauf gibt, als nur ein Beispiel).


    Ich will nicht kalt klingen, ich habe auch keine Lösung dafür, wie man mit all dem umgeht. Und natürlich geht es einem einerseits näher, weil es im Wortsinne nahe an einem dran ist (lokal als auch die Verknüpfung über den Beruf). Aber irgendwie...das andere sollte einen doch so extrem betroffen machen, oder nicht?

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Das war ein Unglück mit vielen Toten und ich habe mich "näher dran" oder "verbundener" gefühlt als mit Opfern ähnlicher Unglücke anderswo auf der Welt. Ich habe auch einen größeren Bezug dazu gespürt als zu den Menschen, die in anderen Edrteilen verhungern, an Krankheiten sterben, die man hier leicht behandeln könnte, etc. Geflogen sind wir fast alle schon. Haltern ist nicht weit weg. Der Schulleiter des Gymnasiums dort war 2014 in der UPP-Komission eines Freundes. Hier im Forum hat jemand geschrieben, dass er SchülerInnen von früher persönlich kannte (katta?). Deswegen war das durchaus immer wieder Thema in Gesprächen, ich habe mir auch den einen oder anderen Beitrag dazu bewusst angesehen oder angehört.


    Rational betrachtet, geschehen Unglücke ähnlichen Ausmaßes aber vielleicht jeden dritten, vierten Tag irgendwo auf der Welt. Andere Katastrophen töten nicht so viele Menschen mit einem Mal, aber über Jahre im Sekunden- oder Minutentakt: Hunger, Krankheiten, Unfälle in AKW oder Industrie etc. Und auch wenn wir jetzt etwas näher dran waren: Wenn man nicht persönlich betroffen war und einen sowas dennoch über Tage gar nicht mehr loslässt, dann ist das eine ungewöhnliche Reaktion und, wie ich mir das vorstelle, auch schwierig mit dem alltäglichen Leben in EInklang zu bringen.

  • Hallo,Katta!


    Ich glaube,diese Tragödie geht einem näher weil man auch näher dran ist. "Näher dran" aus verschiedenen Gründen...wenn ich mal direkt für mich spreche:
    - Ich bin Mutter,
    -Lehrerin,
    - fliege mit meiner Familie meist 2 Mal in Jahr in Urlaub,
    -schon mehrfach bin ich ab/nach Düsseldorf geflogen,
    -am Di steige ich mit meiner Familie in einen Airbus 320.
    Kurz,man selbst oder Angehörige hätten in diesem Flieger sitzen können. Einem selbst u der eigenen Familie,Freunden,Kollegen,Nachbarn könnte das passieren...weil wir das gleiche tun,wie die 149 Opfer: Nichts böses ahnend in einen Flieger steigen um von A nach B zu fliegen.


    Kriegselend,Hungersnot usw.das ist furchtbar schlimm! Aber das ist irgendwie weiter weg,lokal und gefühlt weiter weg. Dazu hat man nicht so einen klaren Bezug. Denn zum Glück haben wir hier keinen Krieg,Hungersnot usw..
    Da sagt einem der Kopf, dass es schlimm ist.
    Aber jetzt bei dieser Tragödie Sagen es Kopf u Bauchgefühl,weil es leider greifbarer ist.
    Es ist schwer zu beschreiben,aber ich glaube es ist verständlich, wie es gemeint ist.


    LG

  • Natürlich verstehe ich das - es ging mir ja auch anfangs deutlich näher als meinetwegen die verschwundene Maschine (und ich wohne in Düsseldorf...). Und vielleicht fällt es mir auch leichter, das nicht tagelang extrem nah an mich heran kommen zu lassen, weil ich keine eigenen Kinder habe, möglich.
    Aber ich vermute, dass es bei dir deswegen noch so extrem nah geht, weil ihr am Dienstag selber fliegt? Da kann man das natürlich schlechter wegschieben (auch wenn natürlich der Kopf sagt, dass Autounfälle, Busunglücke etc um Längen häufiger sind als Flugzeugabstürze).

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Hallo!


    Du schreibst es sehr treffend,man ist näher dran aufgrund eines so alltäglichen Rahmens,des Fliegens.
    Und jedem von uns,der ein Flugzeug für den Weg von A nach B nimmt,könnte das passieren. Das ist sicher der Punkt,weswegen einen das so schwer loslässt. Und natürlich die Verbundenheit mit den Hinterbliebenen,sie haben etwas getan,was viele von uns auch schöngetan habe : Familie,Freunde zum Flug gebracht,sich verabschiedet mit dem Gedanken in So und so vielen Tagen holt man Person X wieder vom Flughafen ab. Man trinkt danach zusammen einen Kaffee,lässt sich von den Urlaubs/Klassenfahrtserkebnissen erzählen.
    Doch an diesem einen Tag,an diesem einen Gate standen Menschen,die genau so etwas normales nicht in dem Augenblick und niemals wieder mit den Opfern dieses einen Fluges tun können. Einfach so...ein Flug...wenige Minuten und alles vorbei.


    Einfach nicht fassbar...

  • Vielleicht hast du recht,vielleicht liegt es daran.
    Natürlich sagt der Kopf: Fliegen ist der sicherste Weg,nach Unfällen wird besonders gründlich alles kontrolliert usw..
    Etwas das man sich mit gesundem Menschenverstand nicht ausmalen kann,das läuft am Di vlt im Kopf ab...es ist ein Airbus 320, man guckt sich vielleicht die Tür zum Cockpit an....wenn man auf maximaler Höhe ist,denkt man an den Sinkflug der 4U 9525...fliegt man über die Alpen guckt man aus dem Fenster und denkt an die schlimme Tragödie dort unten....
    Das macht etwas total Unvorstellbares so nah und grauenhaft.

  • Wenn die Kinder es zulassen, solltest du beim Flug wahrscheinlich einen Film gucken, Schlafpille nehmen - oder eben mit den Kindern spielen, damit dein Bauch/Herz da beim Fliegen nicht die Oberhand gewinnt...

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ja,ich sollte wirklich versuchen mich am Di im Flugzeug abzulenken...hab echt Bedenken,dass ich spontan anfange zu heulen,wenn meine Fantasie mit mir spazieren geht...
    Wirklich Schlafen wird nicht hin hauen,dafür sind meine Kinds zu klein und der Flug von Bremen nach Antalya zu kurz.
    An den schönen Urlaub denken, ausmalen was wir vor Ort unternehmen.


    LG u danke!

  • Auch mich beschäftigt das Flugzeugunglück in den Alpen sehr. Ich frage mich immer wieder, was das für ein Mensch sein muss, der 149 andere Menschen mit in den Tod reißt und finde einfach keine Antwort. Als Lehrer, der auch Ethik unterrichtet (und bedingt durch das Studium so einige Kenntnisse in Psychologie erworben hat), würde mich daher sehr interessieren, ob und wie ihr das Thema im Unterricht mit den Kindern und Jugendlichen angeht (ob noch vor den Ferien oder nach den Ferien). Denn ich finde schon, dass man darüber sprechen und das auch im Unterricht thematisieren sollte.
    Dieser Todespilot - wenn es wirklich eine menschliche Tragödie ist, das wissen wir ja nicht, solange der andere Flugschreiber nicht gefunden wurde - muss eine sehr narzisstische Person gewesen sein oder er hat in dem Moment einfach abgeschaltet und die Umgebung ausgeblendet.
    Wichtig finde ich aber, dass auch über die Opfer und die Menschen gesprochen wird, die ihr Leben verloren haben. Viele von ihnen standen in der Blüte ihres Lebens oder hatten dieses noch vor sich. Das macht mich ungemein betroffen. Ich wünsche den Angehörigen für die bevorstehende Zeit viel Kraft. Der Schmerz wird nie vergehen, aber er kann milder werden.

  • Ich habe mit meinen 7ern kurz drüber gesprochen - nach der Schweigeminute, die es in ganz NRW (ganz BRD?) gab, ergab sich das halt. Allerdings habe ich da mehr darauf hingewirkt, dass sie die Nachrichten mit Vorsicht genießen und sich keinen Vorverurteilungen hingeben sollten. Und das jeder das Recht hat, damit so umzugehen, wie er/sie es für richtig hält, weinen oder es auch von sich weg schieben und alles, was dazwischen liegt. Von daher würde ich es nicht aktiv im Unterricht thematisieren - es sei denn, es ginge von den Kindern aus und aucj da würde ich versuchen, möglichst sensibel auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Ich gehe aber eigentlich davon aus, dass das in den Familien aufgefangen wird/wurde (hier sind ja außerdem eh gerade Ferien) und ich unterrichte kein Ethik/Reli o.ä., wo sich das vielleicht natürlicher ergibt. Wenn, würde ich aber versuchen, die Kinder auch dafür zu sensibilisieren, dass uns das Geschehen zwar näher geht, weil wir nah dran sind, es aber nicht schlimmer ist als andere Dinge, die passieren. Das klingt jetzt vermutlich hartherzig (denn, wenn das mit dem Copiloten stimmen sollte, ist das schon ein ganz heftiges Ausmaß)...mir geht es eher darum, dass ich es schade finde, dass wir nur dann wirklich betroffen sind, wenn es nah dran ist, wenn Deutsche betroffen sind (so sehr ich einerseits nachvollziehen kann, dass Nachrichten von Tragödien weltweit nahezu zuerst sagen, ob Deutsche betroffen sind - wenn hier Menschen leben, die dort Bekannte/Verwandte haben, machen die sich natürlich Sorgen und wollen Informationen - gleichzeitig hat das für mich aber auch immer so einen Beigeschmack, nach dem Motto "keine Deutschen betroffen, nicht so schlimm". Das ist natürlich übertrieben formuliert, aber ich hoffe, man versteht, was ich meine).
    Wie man die Balance bei Kindern schafft, ohne dass die dann ob des Leids der Welt völlig überfordert sind, weiß ich allerdings auchn
    nicht so ganz. Aber dank Ferien bin ich diesbezüglich vermutlich aus dem Schneider und sollten einelne Kinder auf mich zukommen und Trost suchen, würde ich den natürlich individuell geben und da keine Grundsatzdebatte draus machen.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    • Offizieller Beitrag

    Ich für meinen Teil bin genervt davon, dass sich Journalismus heutzutage (oder schon immer?) gern auf unabänderliche Tragödien stürzt und darin herumwühlt, bis auch das letzte bisschen Zitrone ausgequetscht ist. Ekelhhafte Leichenfledderei.
    Und die sozialen Medien (i.e. "die Leute") machen gerne mit.


    Wozu? Was kann man aus dieser Tragödie lernen?
    Wahrscheinlich nichts. Menschen sind unberechnenbar, es gibt keine absolute Sicherheit. Wussten wir auch vorher.


    Im Straßenverkehr sterben jährlich 3000 (oder waren es 6000?) Menschen. Ist keine Nachricht mehr wert. Sie müssen bitte massenweise umkommen, dann kann man sich wochenlang drin herumsuhlen.


    Ich persönlich nehme keine Nachrichten darüber mehr zur Kenntnis. Ich empfinde es nicht als verantwortungsvolle Berichterstattung, ewig über Unabänderbares zu berichten und noch ein Detail und noch eine Spekulation in die Welt zu setzen, und wenn man sie noch so weit hergehlot konstruieren muss. Ich würde mir wünschen, dass die Berichterstattung über vielleicht noch abänderbare Tragödien so penetrant hartnäckig wäre. Vielleicht fände dann eine Änderung statt. Jeder Tag ein Bericht über ein vernachlässigtes oder misshandeltes Kind inclusive Spendenaufrufe für therapeutische oder begleitende Institute. Oder über die mittlerweile deutlich über 800 von Boko Haram entführten und versklavten und misshandelten Schulmädchen: wo sind die eigentlich? Oder über die tausenden regelmäßig geschlagenen Frauen hierzulande. Oder, oder, oder.
    Alles grauslig genug - aber nicht unabänderbar. Und nur, wenn es gerade mal wieder im Fokus der Presse ist, fließen kurz mal Gelder.


    Den Fluzeugabsturz ändert unser Mitleid nicht, die Spekulationen über die Gründe halte ich für kontraproduktiv, der Leichenfleddererjournalismus kotzt mich an. Wenn Schüler mich dazu fragen, antworte ich genau das.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Den Fluzeugabsturz ändert unser Mitleid nicht, die Spekulationen über die Gründe halte ich für kontraproduktiv, der Leichenfleddererjournalismus kotzt mich an


    Mit Abstand einer der klügsten Sätze, die ich seit langem gehört habe.(Und das, obwohl du eigentlich immer kluge Dinge schreibst). Ich glaube, besser kann man das gar nicht formulieren.

  • Hallo!


    Bewusst werde ich es nicht mit den Schülern thematisieren,da hier in Niedersachsen Ferien sind. Und ich denke in 2 Wochen ist das zumindest für die Schüler nicht mehr so aktuell. Sollten sie etwas sagen oder fragen,werde ich natürlich drauf eingehen.
    Allerdings habe ich in meiner 6.Oberschulklasse auch den ein oder anderen,der sicher nicht angemessen damit umgeht...soll bedeuten,dass einige derart abgestumpft und auch "dumm" in ihrem Benehmen sind,dass sie vlt dumme Sprüche machen oder das irgendwie ins Lächerliche ziehen...daher bin ich ganz froh,dass Ferien sind. Denn ich glaube mir würde wirklich "der Hut hochgehen" wenn jm über sowas Schlimmes einen vermeintlichen dummen/lustigen Spruch macht.


    LG

  • Das heißt übrigens nicht automatisch, dass sie abgestumpft und dumm sind - ein Freund von mir ist jahrelang als Rettungssanitäter gefahren, der geht mit Katastrophen sehr sarkastisch, aber anders, sagt er, hätte er das nicht ausgehalten, bei dem, was er da ständig sieht. Gut, deine Schüler werden diese Erfahrung nicht gemacht haben (wobei, wer weiß, was sie zu Hause so erleben?), aber m.M. nach hat jeder das Recht, da so drauf zu reagieren, wie er es für richtig hält - sofern andere nicht eingeschränkt werden. Und wenn sie das nicht berührt, weil es für sie nicht nah ist, dann ist das so. Wenn sie dumme Sprüche machen, würde ich darauf hinweisen, dass das nicht angemessen, den Hinterbliebenen gegenüber respektlos ist (wobei ihr ja vermutlich wenig direkten Kontakt mit denen haben werdet), aber es könnte auch einfach eine Abwehrreaktion sein, um das Ganze nicht zu nah an sich ranzulassen.
    Nur mal so als Anregung, bevor sie verteufelt werden. Aus meiner Erfahrung reagieren gerade pubertierende Jungs eher 'unangemessen' auf so Dinge...deswegen sind sie noch lange nochz gefühlskalt, dumpf oder dumm...

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Danke für deine deutlichen Worte, Meike.


    Ich neige nicht zu Selbstgesprächen, aber bei einem dieser genüsslich-betroffenheitstriefenden Radiobeiträgen im WDR habe ich unterwegs mit einem lauten "unerträglich!" das Radio ausschalten müssen.


    Heute ging mir durch den Kopf, dass "uns" dieses Ereignis vielleicht deshalb so trifft, weil die Opfer Menschen aus unserer Mittelschicht sind, die taten, was alle gern tun: Mit dem Flugzeug verreisen. Uns allen ist klar, dass der Klimawandel, zu dem der überdimensionierte Flugverkehr maßgeblich beiträgt, schon jetzt Opfer fordert. Aber die sind halt weit weg und gehen uns irgendwie nichts an und all die Berichte darüber würden uns im Leben nicht davon abhalten, unsere Kinder im SUV (brauchen wir, wir haben ja einen Hund) vor der Grundschule abzuladen und zweimal im Jahr in den Urlaub zu fliegen. Auf einmal rückt da ein Unglück an uns heran, dass nichts mit der Identität der Opfer zu tun hat. Weder waren sie arm noch krank noch wohnten sie dummerweise an der falschen Stelle auf diesem Planeten. Wir könnten es selbst gewesen sein. Erklärt sich so die vermutete Neugier des Publikums, die die Journalisten mit allen Mitteln zu befriedigen trachten?


    Wir können aber jeden Tag an allem möglichen versterben und kein Hahn würde danach krähen und unseren Angehörigen Mikrophone unter die Nase halten. Es sterben Menschen an Misshandlungen, Krankenhauskeimen, Verkehrsunfällen oder Krebs. Manches könnte man verhindern, manches nicht. Manchmal wäre es gut, die Tür zum Cockpit zuzusperren, und genau das kann verhängnisvoll sein.


    Mich machen Hunger, Krieg und Gewalt sehr viel betroffener als ein solches Unglück, so schrecklich es ist, es ist passiert, die anderen Dinge gehen aber leider immer weiter, täglich. Vielleicht reagieren Kinder manchmal "unpassend" - aber was machen wir ihnen denn vor? Eine kurze Meldung von einem erneuten Terroranschlag und dann erst mal die Fußballergebnisse. Nein, ich habe auch keine Lösung.

  • Was mich aufregt, ist die Verlogenheit. Eine Zeitung hier veröffentlicht einen langen Leitartikel, in dem
    sie über sie die Verantwortung des Journalismus philosohphiert und behauptet, sie würden jede Veröffentlichung diskutieren in Hinblick auf die Frage "Hilft diese Information das Geschehene zu verstehen?" (so in etwa war die Formulierung).
    Nur wenige Stunden später gibt es auf der Webseite eben dieser Zeitung einen Artikel mit der Überschrift "Freundin des Todespiloten arbeitet an Gesamtschule" (nein, es ist nicht die Bild). Sowas von reißerisch und aus meiner Sicht im völligen Widerspruch zum im Leitartikel behaupteten Credo. Das k**** mich an...

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

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