Welchen Zeitaufwand habt Ihr als Lehrer? Beziehungsprobleme... :-(

  • Diese Phasen, wo man absolut keine Zeit hat (Prüfungen im Ref, erstes Jahr bei voller Stelle) gibt es einfach nirgendwo sonst. Die einzige, die bei uns genauso belastet ist, ist eine Freundin die nun Assistenzärztin ist. Alle anderen haben irgendwie genug Zeit zum Leben.


    Ich stimme dir nicht zuletzt aus eigener Erfahrung in vielem zu, was du schreibst. Aber mit deinem letzten Satz hast du bereits angedeutet, dass es so einige Berufe gibt, die "wir Lehrer" aufgrund ihrer Belastung keine 36-Stunden-Schicht durchhalten würden.
    Aber ja: Meine Familie fährt auch dieses Wochenende an die Ostsee -- ich nicht: Klausuren 13, Notenschluss, Päd. Konferenzen, Klassenarbeiten.
    @Neleabels gepinnter "Plan" zur Burn-out-Prävention ist dennoch weiter gültig und steht mir in solchen Phasen vor dem inneren Auge.

  • Ja, das Referendariat ist Ausnahmezeit und die erste Zeit im Beruf auch, aber nach vier Jahren sollte es sich meiner Meinung nach eingespielt haben. Dadurch dass ich schon früh Kinder bekommen habe, musste es bei mir zwangsläufig zügig klappen, dass die Arbeitszeiten familienkompatibel werden.
    Natürlich muss man auf Dauer anders unterrichten als im Ref. Das sollte jedem klar sein. Nur "Sternstunden" stressen nicht nur mich als Lehrerin sondern auch die Kinder. Die Kinder in meiner Klasse sind jedenfalls froh, wenn sie einfach mal nur in Ruhe in ihren Arbeitsheften arbeiten können. Ich korrigiere auch viel schon direkt während des Unterrichts; während die Kinder an ihren Sachen arbeiten. Das geht nach kurzer Anlaufzeit sogar schon bei Erstklässlern (und bei Vierklässlern sollte das erst recht möglich sein).
    Ich halte es für mich persönlich so, dass ich in der Regel jeweils eine Unterrichtseinheit "richtig" plane, also einzelne Stunden plane, dafür auch Material suche (Material selbst erstellen habe ich mir fast komplett abgewöhnt, das ist vom Zeitaufwand her ineffektiv), laminiere, vorbereite... Der Rest läuft mit wenig Aufwand und ohne große Vorbereitung. Ich habe viele feste, immer gleich ablaufende Stunden - Erzählrunde, Klassenrat, Schreibstunde, Planarbeitsstunden, Lesestunde und auch beim Fachunterricht z.B. eine Stunde pro Woche, wo immer in einem speziellen Arbeitsheft gearbeitet wird, eine "Schriftstunde" etc. Da wissen die Kinder, was kommt und ich habe wenig Aufwand damit.
    Ich fahre damit generell gut und habe (außer wenn Zeugnisse anstehen) jedes Wochenende von Freitag mittag bis Sonntag abend frei und auch in der Woche bereite ich einiges direkt in der Schule vor (bleibe dafür teilweise länger in der Schule) und mache abends regelmäßig was, aber eher nebenher (also z.B. neben dem Fernsehen was laminieren).

  • Also nach 4 Jahren Unterrichtspraxis noch soviel zu arbeiten: Schrecklich! Die Folgen sieht man ja schon: Der Partner ist verzweifelt und wendet sich an ein Forum, in dem er gar nicht schreiben darf. Wann bitte soll man noch entspannen, Hobbys betreiben, Sport machen, Freunde treffen - all das tun, was zu einem erfüllten Leben gehört , wenn man immerzu arbeitet?


    Auch von mir: Nein, das tun nicht alle. Ich habe noch eine Menge Hobbys, eine Familie, einen Haushalt, mein Sportprogramm ... und ich kriege alles unter. Natürlich gibt es Phasen, da hat man für manche Dinge keine Zeit oder ist zu erschöpft, um noch kreativ zu sein oder die Küche aufzuräumen. Aber das gleicht sich dann irgendwann wieder aus. Und manchmal muss man ein bisschen schlampen, da hilft halt nix.


    Das Problem, Beruf und Familie/Freizeit/Partnerschaft zu vereinbaren, ist natürlich ein Leben lang akut. Da muss auch jeder für sich einen Weg finden. Die große Frage ist: Kann man auch für jemand anderen einen Weg finden? Jeder hat so seinen Arbeitsstil. Die offensichtlichen Zeitfresser kann man ja immer besser bei anderen beobachten als bei sich selbst. Dieses Überpenibelsein (muss man jedes Tafelbild in der Tasche haben?). Oder das ewige Redenredenreden (man kann auch mal kurz angebunden sein, ohne sich gleich Feinde zu machen). Sich schlecht zu organisieren, Unterlagen nicht parat zu haben, Termine nicht einzuhalten, jedes kleine Vergehen von Schülerseite mit großem Pompom ahnden wollen ... all das verursacht Stress. Aber wie gesagt, ändern kann das jeder nur für sich. Der Partner kann vielleicht ein bisschen coachen, zuhören, ermutigen. Was voraussetzt, dass man überhaupt ins Gespräch kommt. Ich stelle es mir schwierig vor, vom Partner zu hören: "Ey, du arbeitest zu viel, schau, andere schaffen das in viel weniger Zeit." Vielleicht wirklich zuhören und von sich aus sagen, dass man leidet. Denn so ist es ja.

  • Ich korrigiere auch viel schon direkt während des Unterrichts; während die Kinder an ihren Sachen arbeiten. Das geht nach kurzer Anlaufzeit sogar schon bei Erstklässlern (und bei Vierklässlern sollte das erst recht möglich sein).

    Du hast meinen vollen Neid!
    So etwas ist bei mir an der Schule leider schwer möglich zu realisieren und dazu noch extrem verpönt.
    Man wird schon schief angeschaut, wenn man in einer Lehrerkonferenz während einer mehr als unnötigen Laber- oder Diskussionsphase korrigiert, auch, wenn einen die gerade stundenlang bekakelten Inhalte nichts bringen, weil es um irgendwelche anderen Fachschaften oder Dinge geht, mit denen man konkret nichts zutun hat.
    Lieber soll mal die Korrekturen oder Vorbereitungen nachts machen, anstatt die Zeit effizient zu nutzen. Wenn ich meinen SuS allerdings sagen würde:"Wie, ihr seid schon fertig? Na, dann setzt Euch mal 20 Minuten hin und starrt Löcher in die Luft", dann würde es heißen ich müsste ihnen "sinnvolle" Aufgaben geben, weil es ja nicht sein könnte, dass man die Zeit nicht effizient nutzt (Stichwort Binnendifferenzierung).


    Wenn die Schulleitung bei uns erfahren würde, dass man während des Unterrichts korrigiert, dann wäre aber mit Sicherheit die Hölle los.
    Es wird ja schon ein Drama veranstaltet, wenn man SuS am Freitag mal fünf Minuten früher herauslässt, weil sie sehr gut mitgearbeitet haben und man das Stundenziel erreicht hat und es weder lohnt ein neues Thema anzufangen, noch die Erkenntnis der Stunde ein drittes Mal wiederholen zu lassen.
    Man würde ja die 45 Minuten nicht bis zur letzten Minute auskosten, hätte seinen Unterricht schlecht geplant und würde signalisieren, dass Unterrichtszeit nichts wert sei. Und nein, es geht gar nicht um Aufsichtspflicht.


    Zum Glück habe ich das noch nicht am eigenen Leib erfahren müssen, aber so etwas wie im Zitat beschrieben funktioniert bei uns einfach nicht.

  • Ohne einen neuen xten Korrektur-Strang eröffnen zu wollen:
    Wie ich eine Philo-/Deutsch- oder Geschichtsklausur von 900-2000 Wörtern "nebenbei" korrigieren sollte, ist mir schleierhaft.
    Maximal einen Lateinvokabel- oder Grammatiktest habe ich schon während des Unterrichts korrigiert -- und auch das fiel mir aus vielen Gründen mehr als schwer.

  • Während des Unterrichts korrigieren funktioniert bei uns/mir einfach nicht. Das einzige Mal, dass dies klappt, ist während Klausuraufsichten und selbst da schaff ich nie mehr als 2-3 (Mittelstufen)Klausuren.


    Ein Kollege gab mir den guten Tipp, unter der Woche zu korrigieren und absolut nichts mehr am Wochenende zu machen. So versuche ich jeden Tag ca. 5 Klausuren zu korrigieren, sodass ich innerhalb einer Woche einen Satz weghaue. Da sitz ich dann aber auch wieder bis ca. 19 Uhr dran, "dazwischen" mache ich noch Organisatorisches/fixe Arbeitsblätter/Emails... Wir kennen das ja.


    In den ersten 3 Jahren nach Antritt der Planstelle hatte ich oft das Gefühl, ich müsste mich zwischen Essen, Duschen und Schlafen entscheiden; am besten wäre es gewesen, ich hätte essend und korrigierend geduscht, um dann gleich ins Bett zu fallen. Und selbst da hätte ich noch keinen Unterricht vorbereitet...


    Man muss da einfach eine Strategie finden! Keine freie Zeit ist auch keine Lösung!!!

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Mir ist schon klar, dass es in der Sek 1 oder gar Sek 2 mit den Korrekturen ganz anders aussieht als bei uns in der Grundschule. Aber hier ging es ja (zumindest beim Threadstarter) um Grundschule. Und ich meine mit "Korrigieren" auch nicht mal unbedingt Klassenarbeiten oder Tests (wobei ich Tests auch teilweise direkt nebenher nachschaue, also wenn die ersten fertig sind und die anderen noch arbeiten, fange ich schon an nachzusehen - den Kinder, die fertig sind, habe ich vorher schon gesagt, was sie dann machen sollen) sondern das Durchsehen der Arbeiten der Kinder, z.B. bei Planarbeit. Das ist bei mir das, was regelmäßig und in großem Umfang anfällt, weil ich tatsächlich jedes Geschriebene, jede Seite jedes Schülers nachsehe und abhake, in jedem Heft.
    Da habe ich anfangs immer freitags riesige Berge durchgeschaut und da nach Schulschluss mindestens drei Stunden gesessen. Noch dazu ist es bei den Kleinen nicht so effektiv, weil sie das mit dem Verbessern und Überarbeiten alleine oft nicht gut hinbekommen. Deshalb schaue ich seit einiger Zeit viel schon während der Planarbeitsstunden oder während Stunden, wo die Kinder (recht) selbstständig arbeiten durch und hole mir die Kinder dann einzeln nach vorne und zeige ihnen, was sie verbessern sollen; ggf. sitzen sie dann neben mir und ich schaue zwischendurch drauf, während ich schon die Sachen vom nächsten Kind nachsehe.
    Irgendetwas Korrigieren oder Nachsehen während Konferenzen ist bei uns auch ein No-go.

    • Offizieller Beitrag

    Da Jeff nicht schreibberechtigt ist, ist er gesperrt, der thread bleibt offen, er kann ja weiter mitlesen und die Tipps mitnehmen, die er brauchen kann.

  • Die Korrekturproblematik ist doch nur ein Teilaspekt, bei dem Kollegen von anderen Schulformen wohl auch nur begrenzt mitreden können.
    Aber eine Sache würde ich doch nachdrücklich betonen:


    Wer langfristig auf um die 70 Stunden die Woche kommt und nicht Bundeskanzler oder Vorsitzender eines Dax-Konzernes ist, macht etwas falsch und zwar in jedem Beruf, auch als Lehrer, wo solche Diskussionen immer schnell ist einen "wer beutet sich selbst am meisten aus"-Wettbewerb ausarten. Ein solcher zeitlicher Aufwand ist weder notwendig noch gesund.


    Bei mir gibt es auch arbeitsreiche Wochen, gehäuft um die Abi-Korrekturzeit, aber selbst dann komme ich nicht auf 70 Stunden. Ich würde schätzen, dass ich im "Jahresmittel" mit Einberechnung normaler Urlaubszeiten auf 45 Stunden die Woche komme, das entspricht auch dem "wissenschaftlichen Stand" diverser Arbeitszeituntersuchungen, nach denen Lehrer auf 1800-1900 Arbeitsstunden im Jahr kommen (normaler Arbeitnehmer ca. 1700). Grundschullehrer im Mittel eher etwas weniger, dafür aber mit geringeren statistischen Schwankungen. Das jemand im 4. Berufsjahr an der Grundschule 70 Stunden pro Woche arbeitet ist also definitiv sehr ungewöhnlich und auch nicht notwendig. Ursachen dafür kann es viele geben. Möglicherweise ist die Kollegin einfach extrem perfektionistisch und ambitioniert und arbeitet so viel, weil sie das möchte. Dann muss man als Partner vielleicht mal ein Gespräch darüber führern, ob die Prioritäten noch die gleichen sind und gegebenenfalls die Konsequenzen daraus ziehen. Möglicherweise ist sie auch einfach perfektionistisch und hat das Gefühl, sie müsste so viel tun. Dann würde ich mal behaupten, dass sie ein echtes Problem hat und auf dem besten Weg in den Burnout ist.

    • Offizieller Beitrag


    Also, unter der Woche bis mindestens 19 Uhr war bei mir auch normal bisher. Ich habe eine ähnliche Strategien: Freistunden, Lücken, etc nutzen um täglich ein paar Klausuren wegzukriegen, anders geht es nicht, wenn man einen freien Wochenendtag haben will. Außerdem hab ich die Entscheidung getroffen, an mindestens zwei, besser drei Tagen in der Woche nach dem Heimkommen ERST Sport zu machen und dann wieder an den Schreibtisch - ersteres findet bei umgekehrter Reihenfolge nämlich schlicht nicht statt. Tatsächlich führt das dazu, dass die Schreitischarbeit dann kürzer wird, weil es eben später ist und ich dann die nicht notwendigen Dinge weglass(en muss). Reihenplanung mit Material in den Ferien, ein gutes digitales Archiv, koordiniertes Arbeiten mit meinen Fachkollegen - das hat irgndwann zu einer 50 Stdunden Woche geführt, drunter kieg ich es nicht ohne erheblichen Qualitätsverlust hin. Der ist für mich nicht akzeptabel. Kann aber auch ein Weg in die 40 Stunden Woche sein, wenn man damit leben kann. Aber mit den 50 Std. konnte ich gut leben und hatte genug Zeit für die Sachen, die ich mag, vor allem meinen Ehemann :) . Hat 5 Jahre gedauert, bis ich soweit war. Ging dann 5 Jahre ganz gut.


    Seit ich allerdings mit der Hälfte der Stunden in der bezirksweiten Personalvertretung bin, ist es wieder auf Anfang zurück gedreht: ich rödel mich blöde, es geht wieder oft bis 21 Uhr. Arbeite gerad an einem System, wie und wann ich die täglichen 10-30 emails zur Rechtsberatung und anderen Auskünften bearbeite - Prioritätenordner, formale Textbausteine zum Wiederverwenden, solche Sachen. Ist noch lange nicht ausgereift. Auch den unfassbaren Verwaltungskram im Büro muss ich irgendwie noch systematisieren, einfacher machen, am besten digitaler - allein das Suchen einer Verfügung in den Papierordnern, die da Regale füllen, kostet ewig Zeit. Das geht so nicht. Ich will das mit einem Klick finden und verschicken können. Weiß nur noch nicht wie. Außerdem muss ich lernen, welche Fragen/Anliegen und Termine "lebenswichtig" und welche "nice to have" aber nicht notwendig sind. Schwierig. Meist stellt man das erst nach der Veranstaltung fest: entweder war man nicht da und es wurden Dinge gesagt oder Absprachen getroffen, die man dringend im Sinne der Kollegen hätte kommentieren oder wissen müssen, oder man war da und es wurde nur gelabert und man hat Zeit abgesessen. Am liebsten wäre mir eine gesetzliche Bezeichnungspflicht für bildungspolitische oder verwaltungsrechtliche Veranstaltungen: "NG" (Nur Gelaber), "PSD" (Politische Selbstdarstellung), "WIA" (Wichtige Informationen und Absprachen) sowie "NAÜ" (Nützlich aber Überlänge (Korrekturen mitbringen!)). :pirat: Könnte auch für Lehrerkonferenzen sinnvoll sein, ggf. zu einzelnen Tagesordnungspunkten.
    Kurz: bin wieder im selben Arbeitsmodus wie als Berufsanfängerin :skeptisch: und empfinde meine Abitur- und Tutorenkurse als echte Erholung.


    Bin aber zuversichtlich, dass es auch diesmal wieder gehen wird. Wär nur schön, wenn ich keine 5 Jahre brauche. :mad:

  • Also, unter der Woche bis mindestens 19 Uhr war bei mir auch normal bisher. Ich habe eine ähnliche Strategien: Freistunden, Lücken, etc nutzen um täglich ein paar Klausuren wegzukriegen, anders geht es nicht, wenn man einen freien Wochenendtag haben will.

    Das Problem ist, dass mein Ex-Partner bei vergleichbarem Gehalt einfach deutlich mehr Zeit zur Verfügung hatte als ich. Zugegebenermaßen kam er unter der Woche später nach hause als ich (es wurde bei ihm meist 17.30 bis 18.00 Uhr), hatte dann aber den Abend immer komplett frei und musste nicht in Gedanken schon beim nächsten Tag sein. Auch war er nicht so ausgelaugt und müde wie ich am Abend. Und nein, es liegt nicht an mir, im Studium habe ich die Belastung auch locker gemeistert und konnte trotz Einhaltung der Regelstudienzeit mit sehr guten Noten abschließen, regelmässig Sport treiben und tanzen gehen. Ich bin an sich schon sehr arbeitssam und belastbar. Lehramtsfreundinnen von mir geht es auch so wie mir, welche von ihnen geht heute noch abends weg? Telefonate gehen meist darum, wie wenig Zeit man hat und was man noch alles machen muss. Telefoniere ich, was ich mittlerweile sehr ungern mache, mit denjenigen, die unsere Fächer auf Master studiert haben, höre ich immer, wie sie sich zum Cocktails trinken treffen, tanzen gehen oder Städtetouren am WE machen. Ich muss das dann immer absagen, denn dafür bin ich (und meine Lehramtsfreundinnen auch) einfach zu belastet und fertig, um das in der Regelmäßigkeit und Lockerheit zu machen. Es zerbrechen da also nicht nur Beziehungen, sondern auch Freundschaften benötigen Zeit zur Pflege.


    Ein großes Problem finde ich, dass man immer so viel für den nächsten Tag planen und schon einmal im Kopf vordenken muss. In vielen anderen Berufen kann und muss man gar nicht so viel vorplanen, da fällt das Abschalten einfach deutlich leichter.
    Auch hatte mein Ex-Partner eben, bis auf ganz extreme Ausnahmen, jedes Wochenende zwei volle Tage frei (siehe Zitat oben), während ich massivste Probleme hatte mir überhaupt einen (!) Tag freizuschaufeln. Das geht ja anscheinend uns allen so, dass man keine zwei freien Tage pro Woche hat. So anstrengend in der Wirtschaft die Arbeit eben auch ist, die meisten Arbeitnehmer haben zumindest zwei Tage Wochenende, wo man sich erholen kann.
    Die Arbeit von ihm war natürlich auch anspruchsvoll, das will ich nicht herunterspielen, aber er war auch oft in Sitzungen, von denen er aber meinte, dass er da auch mal entspannen und sich berieseln lassen kann. So würde ich auch gerne mental in Konferenzen verfahren, nur im Gegensatz zu ihm, bleibt die Arbeit eben liegen und muss dafür am WE oder am Abend unter der Woche erledigt werden. Das ist ein fundamentaler Unterschied. Er sagte immer: "Tja, wenn mich die Firma dafür bezahlen will, dass ich da teilnehme, ists mir egal. Das ist einfach abgesessenes Geld."

    • Offizieller Beitrag

    Lehramtsfreundinnen von mir geht es auch so wie mir, welche von ihnen geht heute noch abends weg?


    Stimmt, die Motivationslage ist oft nicht da, man ist wirklich kaputt am Abend und nie "fertig".


    Telefonate gehen meist darum, wie wenig Zeit man hat und was man noch alles machen muss.


    DAS mach ich aus Prinzip nie. das zieh einen runter, bläht Dinge auf, ist ein Teufelskreis und hilft absolut NIX. Ich telefonier über alles andere außer Schule und sage das auch so: "ich will noch auch noch mit Freunden am Telefon im Dienst sein". Verstehen alle, und halten sich dran. Ist besser. Man muss halt aufpassen, dass e snicht das einzige Thema ist, zu dem man noch was zu sagen hat. Und damit das nicht so ist, muss man wirklich dranbleiben und Dinge außerhalb von Schule tun: Kino, Sport, sich ne politische Meinung bilden (lesen), irgendwas.


    Es zerbrechen da also nicht nur Beziehungen, sondern auch Freundschaften benötigen Zeit zur Pflege.


    Ja, stimmt. Da setz ich Prioritäten. Ich sag zwei Mal ab und einmal zu, EGAL wie viel ich um die Ohren hab. Bin ich halt am nächsten Tag müde. Macht (fast) nix.


    Ein großes Problem finde ich, dass man immer so viel für den nächsten Tag planen und schon einmal im Kopf vordenken muss.


    Stimmt... hab ich kein Rezept gegen. Den Schalter krieg ich auch nicht immer umgelegt.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Meiner Erfahrung nach ist Gelassenheit das wichtigste und beste Mittel gegen Stress im Lehrerberuf. Immer Ruhe bewahren - im Lehrerberuf geht es niemals um Leben und Tod und es geht niemals um Sekunden. Wir sind keine Rettungssanitäter, keine Polizisten und keine Soldaten. Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass Gelassenheit im Job nach innen und nach außen ausstrahlt. Ich lasse mich grundsätzlich niemals hetzen und achte ganz dezidiert darauf, dass ich das auch körperlich umsetze. Ich werde niemals in Eile durch das Schulgebäude hetzen. Ich erlebe jeden Tag, dass sich so eine Ruhe auf meine Schüler und Kollegen überträgt, was wiederum mir selbst Ruhe verschafft. Zeit zum Nachdenken, Zeit zum Planen, Probleme zur Seite schieben, die jetzt nicht relevant sind. Viele Dinge erledigen sich von selbst. Improvisieren ist eine wichtige Kompetenz und je besser man darin wird, desto spontaner und leichter gelingt auch die Alltagsarbeit. Das berufliche Selbstbewusstsein steigt, was wiederum Nervosität und Anstrengung aus der Planung nimmt.


    Seit mir dieser Schritt gelungen ist, empfinde ich meinen Beruf einerseits als entspannend, andererseits sehe ich, dass ich immer effizienter werde. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mehrere Jahre gebraucht habe, das zu erreichen.


    Nele

  • P.S. Freie Wochenenden sind überlebenswichtig und auch Dienstpflicht - der Beamte hat sich gesund zu erhalten. Das heißt im Zweifelsfall, dass die Stunden am Montag eben mit einem Minimum an Vorbereitung stattfinden. Wenn die Kompetenz der Improvisation und das internalisierte Methodenrepertoire groß genug ist, wird sich zeigen, dass spontane Stunden oft genau so gut und manchmal sogar besser als penibel geplante Arbeit ist. Diese Erfahrung verschafft wiederum die innere Ruhe, sein Wochenende zu genießen und soziale Kontakte und Hobbies zu pflegen.

  • "Konkret geht sie um 7 aus dem Haus jeden Tag, kommt ~15 Uhr nach Hause" = 8 * 5 = 40,00


    "Zuhause bereitet sie an an 3-4 Wochentagen (von 5) bis abends um 22/23 Uhr" = 5,5 * 3,5 (mittlere Werte) = 19,25


    "An jedem Wochenende ist sie mindestens 1,5 Tage am Arbeiten" = 8 + 4 = 12,00


    Gesamt: 71,25 --> Hochbelastungsphasen und zusätzliche Dienstveranstaltungen noch immer ausgenommen.


    Setzte dich doch mal mit ihr zusammen und errechnet ihren tatsächlichen Stundenlohn. Vergleicht das dann mit Stundenlöhnen von ungelernten Arbeitern (Mc Donalds, Kasse, Lagerarbeiten, etc.). Mag sein, dass sie das mal braucht.


    Zur Ineffizienz der Vorbereitungen wurde hier schon viel gesagt; dem schließe ich mich vollumfänglich an. Darüber hinaus:


    1) Arbeitsblätter


    1.1) Ein Arbeitsblatt in der Version 2.0, 3.0, 4.0, etc. weist keine wesentlichen qualitativen Unterschiede zu der Version 1.0 auf. Das erste passende Arbeitsblatt ist ein gutes AB.
    1.2) Reine Blattverzierungen dienen nur der Eitelkeit des Autors und kosten eine Unmenge an Zeit. Sie sind abzulehnen. Bei Verzierungen, die einem weiteren Zweck dienen (Ausmalen, etc.), ist Regel 2.1 einzuhalten.
    1.3) Ob eine Grafik "genau an diiieeeser Stelle" ist oder ob sie um ein paar Millimeter verschoben ist, ist schlichtweg irrelevant.
    1.4) Philosophische Texte erschließen sich den SuS nicht einfacher, weil sich auch das Konterfei des jeweiligen Philosophen auf dem AB wiederfindet.



    2) Internetrecherche:


    2.1) Das perfekte Bild gibt es nicht. Nein, auch im Internet nicht. Das erste passende Bild ist ein gutes Bild.
    2.2) Den perfekten Text gibt es nicht. Nein, auch im Internet nicht. Der erste passende Text ist ein guter Text.
    2.3) Wenn man sich bei einer inhaltlichen Recherche länger als fünf Minuten auf einer Seite aufhält, ohne dass ein Erkenntnisgewinn vorzuweisen wäre, ist es die falsche Seite. (Bei komplexen Themen mag dieser Zeitraum etwas höher angesiedelt werden.)
    2.4) Wenn bei einer inhaltlichen Recherche nach 30 Minuten kein Erkenntnisgewinn zu verzeichnen ist, ist das Internet das falsche Medium. Lies mal wieder ein Buch!



    3) Laminieren, Basteln, kreative Gruppeneinteilung


    3.1) Ja, ein Laminiergerät ist ein Zauberapparat. Es überzieht schnödes Papier mit einem funkelden Glanz und macht es lebenslang haltbar. Nein, deswegen muss nicht jedes Stück Papier mit diesem Gerät bearbeitet werden.
    3.2) Origamitiere und -pflanzen sind nett und schmücken jeden Klassenraum. Allerdings nur, wenn man tatsächlich dafür Zeit hat.
    3.3) Aufwendige Materialien (zerstückelte und laminierte! Postkarten, etc.) zur kreativen Gruppeneinteilung verbessern die Qualität des Unterrichts nicht! Gut, wenn ich das Kartenspiel eh in der Tasche habe, ok. Wenn ich mir erst eines aus der Stadt besorgen muss, nicht ok.
    Abzählen funktioniert immer. Oder man wird selbst mal kreativ und lässt nach Schuhgröße, Geburtstag, Namen, etc. aufstellen. Für Wagemutige: Die SuS entscheiden (auch mal) selbst.


    ...

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

    2 Mal editiert, zuletzt von Walter Sobchak ()

  • Ich lasse mich grundsätzlich niemals hetzen und achte ganz dezidiert darauf, dass ich das auch körperlich umsetze. Ich werde niemals in Eile durch das Schulgebäude hetzen.

    Prinzipiell total toll. Wenn allerdings die Schulleitung immer wieder daraufhinweist, dass das Kollegium nicht erst mit dem Stundenklingeln losschlendern soll, weil ja kostbare Unterrichtszeit verloren gehen könnte, dann entsteht einfach Eile.
    Das sind so Formulierungen wie:"Aus meinem Büro kann ich auf dem Gang sehen, wer spät in die Stunden geht und früh wiederkommt. Ist manchmal ganz interessant.... *vielsagender Blick*"


    Auf Lebenszeit verbeamtet wäre es mir vermutlich nicht so wichtig, abe jetzt schwingt da einfach die Gefahr mit, dass man schlecht bewertet.
    Dass es unter Umständen sehr wichtig wäre, den Kollegenaustausch in der Pause auch noch zwei Minuten der nächsten Stunde weiterzuführen, das interessiert die Schulleitung nicht. Dann solle man sich eben nach der Schule treffen um das zu besprechen.

  • Firelilly, wobei ich hier auch sagen muss, dass ich finde, dass der Lehrer pünktlich im Klassenzimmer sein sollte. Ausnahmen können natürlich passieren, aber ich verlange von den Schülern ja auch Pünktlichkeit. Nach den Pausen kann es bei uns im Schnitt noch 5 Minuten dauern, bis die letzten Kinder endlich vom Schulhof hochwanken, das gibt natürlich Konsequenzen. Dem Lehrer sollte das auf keinen Fall passieren. Außerdem geht es noch um die Aufsichtspflicht. In 2 Minuten kann im Klassenzimmer schon viel passieren, und dann heißt es "Wo war die Aufsicht?" ...


    Nachtrag: Vielleicht ist das aber an einer Grund- und Werkrealschule auch anders als am Gymnasium. In den Klassenzimmern ohne Lehrer tobt die Bande eben.

  • Ich bin jetzt im zweiten Jahr nach dem Ref, also auch noch recht frisch dabei. Momentan unterrichte ich viel fachfremd an einer Schulform, für die ich nicht ausgebildet bin. Ich bin auch etwas perfektionistisch veranlagt, habe aber bereits im Ref bei 17 Stunden eigenverantwortlichem Unterricht gemerkt, dass ich mir damit nicht gut tue.
    Mir haben folgende Dinge und Gedanken geholfen:
    - Das Pareto-Prinzip: 80 % der Arbeit sind in 20 % der Zeit erledigt. Die fehlenden 20 % der Arbeit, die das Projekt/die Unterrichtsstunde perfekt machen würden, benötigen dann 80 % der Zeit. Mir das bewusst zu machen, hat mir sehr dabei geholfen, nicht noch ewig an Arbeitsblättern herumzubasteln, Unnötiges zu laminieren, stundenlang das perfekte Bild für die Einstiegsfolie zu suchen usw.
    Ich möchte meine Arbeit ordentlich machen, aber perfekt muss (und kann) ich nicht sein.
    - Ich kann auch mit den Schulbüchern oder fertigen Materialien guten Unterricht machen, dafür sind sie da. Erfahrene Leute haben sie entwickelt und sich Gedanken gemacht.
    - Arbeit ist Arbeit und kommt in meinem Leben nicht an erster Stelle. Wenn ich in hoffentlich hohem Alter auf mein Leben zurückblicke, werde ich wohl kaum bereuen, die Grammatikstunde für die 7c am 27. März 2015 nicht besser vorbereitet zu haben.
    - Das Wochenende ist mir heilig und wird, außer in Hochkorrektur- oder Zeugnisphasen, freigehalten. Lieber arbeite ich unter der Woche mehr und habe dafür von Freitagabend bis Sonntagabend frei. Es ist mir wichtig, auch mal gedanklich ganz von der Schule wegzukommen und das geht nicht, wenn ich am Wochenende ständig an irgendetwas Schulischem herumbastele.
    - Klassenarbeiten soweit es geht korrigierfreundlich entwerfen. Das kostet zwar beim Entwerfen mehr Zeit, spart aber Zeit (und Nerven) bei der Korrektur.
    - Materialien mit Kollegen tauschen und sich Tipps holen. Vor allem in Fächern, die ich fachfremd unterrichte, helfen mir Tipps von erfahrenen Kollegen sehr.
    - Die Schüler und Kollegen haben mehr davon, wenn ich ausgeschlafen, gut gelaunt und gesund in der Schule erscheine (und dafür vielleicht mit Stundenkonzepten, die ich nicht bis mitten in der Nacht ausgearbeitet habe), als wenn ich müde und angeschlagen versuche, perfekten Unterricht zu machen.
    - Gute Planung: Ich bin etwas chaotisch veranlagt und musste mir erst ein vernünftiges Ordnungssystem angewöhnen, woran ich immer noch ab und zu scheitere... Ich werde aber immer besser im Organisieren meiner Sachen und das spart mir soo viel Zeit und Nerven und gibt mir außerdem Sicherheit.
    - Freistunden nutzen: Verwaltungskram oder einfachere Korrekturen (z.B. Vokabeltests) lassen sich (manchmal) gut im Lehrerzimmer erledigen.
    - Ruhe bewahren: Dazu hat Nele ja schon viel Hilfreiches geschrieben. Mir fällt das zwar immer noch schwer, aber es hilft, wenn ich mir bewusst mache, dass nix besser wird, wenn ich mich unnötig aufrege oder stressen lasse.


    Um noch auf die Ausgangsfrage einzugehen: Nein, ich finde das Arbeitspensum nicht normal und ich denke, es ist auch nicht gesund und nicht auf Dauer durchzuhalten! Ein schönes Hobby, Freunde, Familie oder einfach mal faulenzen sind auch wichtige Aspekte, auch wenn man voll im Job aufgeht und die hohe Arbeitsbelastung vielleicht gar nicht als eine solche empfindet. Ich versuche (!), nicht über die 45 Stunden pro Woche zu kommen (Zeugnisphasen etc. ausgenommen) und was dann nicht fertig ist, wird eingehend auf Dringlichkeit und Notwendigkeit überprüft und wenn's dann nicht wirklich wichtig ist, dann wird es verschoben oder vereinfacht. Natürlich klappt das nicht immer, mir fehlt in Vielem noch die Erfahrung und die Routine und die Ferien müssen auch oft dran glauben, aber ich merke schon, wie ich langsam effektiver werde. Allerdings muss ich mir meine oben genannten Punkte oft wieder ins Bewusstsein rufen, um "dran zu bleiben" und nicht wieder in alte Gewohnheiten zu verfallen.
    Den Anti-Burnout-Thread hier im Forum fand ich übrigens auch sehr hilfreich!


    Entschuldigt den Roman, aber das ist ein spannendes Thema für mich! :)

  • ? die Zusammenhänge verstehe ich nicht. In einer Konferenz arbeiten ist unhöflich. Die Kinder früher entlassen ist ein Verstoß gegen die Aufsichtspflicht (auch wenn andere Gründe vorgeschoben werden). Und etwas korrigieren, während Schüler arbeiten ist meine Privatsache. Schon deswegen, weils niemanden stört und auch keiner mitbekommt.

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