Praktikumsorganisation im Berufsfeld Pädagogik (überwiegend ohne das Ziel Lehramtsstudium)

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde gerne einen Austausch mit kurzen Tipps starten, weil mich mittlerweile die vielen Praktikanten, die kein Lehramt studieren (wollen), in der Organisation überfordern. Die Schülerpraktikanten (9. Klasse), die sich überwiegend nur einen lauen Vormittag machen wollen, nehmen wir aufgrund von 'Reifemangel' gar nicht mehr an. Nun gibt es anscheinend (in NRW?) eine Flut an Auszubildenden in erzieherischen/sozialpädagogischen Berufen, die bei uns in der Ganztagseinrichtung ihre unterschiedlich langen Praktika absolvieren. Ist dort Leerlauf, muss ich die Leute den Kollegen aufs Auge drücken, damit genug Stunden für das Praktikum zusammen kommen. Wir stellen nun fest, dass die Motivation/Eigeninitiative der Praktikanten immer weiter abnimmt. Sie sitzen überwiegend irgendwo im Klassenraum und müssen aufgefordert werden, das Handy in der Tasche zu lassen ...
    Ich erstelle schon abwechslungsreiche Stundenpläne, überwiegend in den unteren Klassen, mit der Möglichkeit am Sportunterricht teilzunehmen usw. Trotzdem kann ich doch erwachsene Menschen nicht ständig ansprechen und um etwas Aktion bitten? Selbst im Lehrerzimmer in gemütlicher kleiner Runde kommen kaum Gespräche zustande. Fragen haben sie auch nicht - höchstens nach der Mittagspause ...
    Am wenigsten Arbeit verursachen die Eignungspraktikanten, die ja größtenteils noch während der Abiprüfungen zu uns kommen. Bisher hatte ich nur interessierte Leute da, die sofort mitten im Unterricht dabei waren, ohne Aufforderung mithalfen und Ausflüge etc. begleiteten.


    Wie wird das an euren Schulen organisiert? Sitzen die Praktikanten mit im Lehrerzimmer? Wir möchten sie am liebsten auslagern, weil wir das Gefühl haben, dass der Punkt 'Schweigepflicht', vor allen Dingen bei Praktikanten, die aus dem Ort stammen, nicht so ernst gesehen wird.


    Ich weiß gar nicht, ob das jetzt nur Grundschulen betrifft, deshalb poste ich es im allgemeinen Forum.

  • Das betrifft wohl alle Schulformen und auch Praktikumsbereiche, bei denen eigentlich ein gewisses Interesse und Engagement zu erwarten wäre, zB Lehramtspraktikanten. Derzeit ist zB mal wieder eine Praktikumsphase und wir haben 20(!) Lehramtspraktikanten gleichzeitig im Haus, mit sehr unterschiedlichem Engagement. Auffällig ist für mich, dass zumindest in meinen Fachbereichen praktisch überhaupt keine Qualitätssicherung durch die Uni stattfindet, einen Betreuer habe ich überhaupt noch nicht gesehen, Besuch in Stunden die die Praktikanten halten, finden nicht statt (obwohl in der Uni irgendwer für "Praktikumsbetreuung" Stunden erhält und bezahlt wird).


    Was ich dagegen mache? Gar nichts.
    Interessierte Praktikanten betreue ich gerne und unterstütze sie auch, soweit mir das möglich ist. Wenn aber jemand einfach nur seine Zeit absitzen möchte und nach dem Klingeln noch vor den Schülern als erster den Unterrichtsraum verlässt, ist das nicht mein Problem. Ich habe genug damit zu tun, die Qualität meiner eigenen Arbeit sicher zu stellen und wo ich Ressourcen frei habe, investiere ich die lieber in Dinge, die meinen Schülern zu gute kommen. Ich bescheinige natürlich keine Teilnahme, wenn diese nicht stattgefunden hat und wenn ein Praktikant bei mir stört, mit dem Handy spielt oder sich anderweitig nicht an die Spielregeln hältt, teile ich ihm mit, dass er sich für die nächsten Stunden bitte eine andere Lerngruppe sucht. Alles was darüber hinaus geht, ist das Problem der Institution, die das Praktikum fordert (und sich vermutlich für ihre praxisnahe Ausbildung auf die Schulter klopft) und wenn die sich nicht darum kümmert, scheint es wohl nicht so wichtig zu sein.

  • Ich arbeite an einer relativ kleinen, zweizügigen Grundschule. Schülerpraktikanten nehmen wir erst ab Klasse 10. Sie müssen vormittags in den Unterricht und nachmittags bis ca. 15.30 Uhr in der OGS helfen. Das Lehrerzimmer ist für alle Schülerpraktikanten auch in den Pausen tabu. Angenommen werden nie mehr als zwei Schülerpraktikanten gleichzeitig.
    Ansonsten nehmen wir gerne Eignungspraktikanten, Orientierungspraktikanten oder andere Studenten die Praktika machen müssen. Da richtet sich der jeweilige Stundenumfang nach den jeweiligen Vorgaben. Immer ist bei diesen Praktikanten aber mindestens ein Nachmittag und eine Pausenaufsicht im Stundenplan festgeschrieben. Diese Praktikanten dürfen in den Pausen mit ins Lehrerzimmer.
    Diese Regelungen haben wir mal gemeinsam im Kollegium festgelegt. Ich finde sie hilfreich und sinnvoll.

  • Nun gibt es anscheinend (in NRW?) eine Flut an Auszubildenden in erzieherischen/sozialpädagogischen Berufen, die bei uns in der Ganztagseinrichtung ihre unterschiedlich langen Praktika absolvieren. Ist dort Leerlauf, muss ich die Leute den Kollegen aufs Auge drücken, damit genug Stunden für das Praktikum zusammen kommen. Wir stellen nun fest, dass die Motivation/Eigeninitiative der Praktikanten immer weiter abnimmt.

    Ich bin im ersten Leben ausgebildet als staatl. Erzieher und habe mein Anerkennungsjahr in der OGS einer Grundschule absolviert, von daher erlaube ich mir mal folgende Frage:
    Sind Praktikanten/Azubis aus dem erzieherischen/sozialpädagogischen Bereich nicht Sache der OGS?
    Wenn Lehramtspraktikanten über Elise für das Eignungspraktikum kommen, dann gibt es gleich eine dicke PDF vom KM, die während dieser Zeit bearbeitet und mit dem Praktikumsbetreuer anschließend evaluiert werden soll, das gleiche Spielchen wiederholt sich später in allen Praktikumsabschnitten an der Uni. Mein Arbeitsalltag sah damals in etwa so aus, dass ich von 7-8 Uhr Dienst in der OGS hatte, dann von 8 bis ca. 11.30 (bis zur 4. Stunde) mit im Unterricht saß, um a) die Abläufe im Ganztag außerhalb der OGS besser verstehen zu können, b) zu beobachten wie sich die Kinder untereinander verhalten und c) natürlich irgendwo, um den Morgen und Vormittag auszufüllen. Nach der 4. Stunde ging es aber bis 16.30/17.00 ausschließlich in die OGS, um das Freispiel anzuleiten und zu beaufsichtigen, Angebote (drinnen/draußen) durchzuführen, bei der Mittagsbetreuung mitzuwirken etc. Von daher frage ich rein pragmatisch, warum du dich als Praktikumskoordinatorin um die Azubis von den Berufskollegs kümmern musst? Die machen eine Ausbildung zum Erzieher, zur HEP, zur Sozialassistentin, event. ein Studium zur Sozialpädagogin (FH) - das sind aber alles Zuständigkeitsbereiche der OGS.


    P.S.: Und so spießig das klingen mag, aber im Lehrerzimmer hatte ich als Azubi bzw. Nicht-Lehreramtsprakikant sowieso nichts zu suchen. Nicht, dass man mich dort nicht willkommen geheißen hätte - ich wurde zwischenmenschlich immer nett von den Kolleginnen behandelt, aber es war eben nicht mein Teilbereich. Für solche Leerlaufzeiten hatten wir das Dienstzimmer in der OGS.

  • Naja, selbst Referendare sind mit dem Hospitieren manchmal überfordert, weil sie nicht wissen, was sie machen sollen. Und dass man im fremden Lehrerzimmer als junger Mensch aufgeregt ist und nicht weiß, was man sagen soll find ich jetzt auch nicht so komisch.


    Ich hab nicht ganz verstanden, wer warum zu euch kommt, aber vielleicht könnt ihr mal eine Liste erstellen, die jeder Praktikant in die Hand gedrückt bekommt? ein paar Verhaltensregeln und konkrete Aufgaben.


    1. Verhalten in der Schule (erwünscht: mitschreiben/ Fragen notieren/ rumlaufen und Kindern helfen/ Handy ausschalten. Und was ist eigentlich Schweigepflicht.../ absolutes nogo: essen, telefonieren, Lehrer kritisieren im laufenden Unterricht)
    2. Beobachtungsaufgaben in der Hospitation (Umgang mit Unterrichtsstörungen- was machen die Lehrer wenn..., Übergänge in den Phasen- was machen die Lehrer, damit.../ nach welchem System sind die Materialien geordnet oder irgendwas anderes Universelles)

    • Offizieller Beitrag

    Ich danke für eure Antworten. Es beruhigt mich, dass die Probleme an anderen Schulen ähnlich sind.
    Die Praktikanten vom Berufskolleg können erst ab 11:00 Uhr in die OGS. Sie öffnet erst mit Ende der vierten Stunde (Modell verlässliche Grundschule von 8 bis halb zwölf). Da es im Umkreis keine Grundschule mit durchgehend geöffnetem Ganztag gibt, nehmen wir halt die Praktikanten, die gerne nah am Wohnort untergebracht werden möchten. Die Räume der OGS liegen etwas abseits von den Klassenräumen und vom Lehrerzimmer. Ich möchte die Praktikanten dort nicht alleine ihre Pause verbringen lassen. Ein anderer Aufenthaltsraum als das Lehrerzimmer steht leider nicht zur Verfügung. Das ist Teil des Problems, das wir lösen müssen. Meine Chefin möchte am liebsten keinerlei Praktikanten im Lehrerzimmer sitzen haben. Ich finde allerdings, dass bei Eignungs-/Orientierungspraktikum etc. das Leben im Lehrerzimmer dazu gehört. Mit diesen Praktikanten habe ich auch keine Probleme.
    Es ist eine gute Idee, eine Art Leitfaden zu erstellen. Bisher war ich der Ansicht, dass erwachsene Menschen wissen sollten wie man sich im Klassenzimmer benimmt, vor allen Dingen, wenn das Interesse an Erziehung ja wahrscheinlich Motivation zu dieser Ausbildung ist ...
    Natürlich ist die OGS hauptverantwortlich und bekommt Rückmeldung von uns. Besuche von den entsprechenden Ausbildern bekommen allerdings nur die Jahrespraktikanten, so dass der persönliche Kontakt mit der Ausbildungsstätte höchstens mal telefonisch läuft. Erschreckend finde ich noch, dass die Praktikanten häufig noch nicht einmal in der Lage sind, die Hausaufgabenstunde zu betreuen. In den Aufgaben finden wir am nächsten Tag etliche Fehler. Sie fragen aber auch nicht nach und sind davon überzeugt, die Aufgaben korrigiert zu haben. In den Hofpausen und Nachmittagsspielzeiten lassen sie sich von begeisterten Erstklässlern umringen, spielen aber nichts, bringen keine Ideen ein, leiten nichts an. Zur Zeit sehen wir komplettes Desinteresse gemischt mit einer unangemessenen Anspruchshaltung. Ich überlege schon, für künftige Praktikanten einen Beschäftigungstisch einzurichten, damit sie wenigstens für zwei Stunden am Tag irgendetwas Produktives leisten - Spiele laminieren und ausschneiden, Vorlagen ausmalen, ... - oder ist das nicht erlaubt? ;)

  • Ich überlege schon, für künftige Praktikanten einen Beschäftigungstisch einzurichten, damit sie wenigstens für zwei Stunden am Tag irgendetwas Produktives leisten - Spiele laminieren und ausschneiden, Vorlagen ausmalen, ... - oder ist das nicht erlaubt? ;)

    Wieso? Ich finde das eine gute Idee. Bevor die Leute rumsitzen und nichts tun--oder gar noch stören.
    Beschäftigungsmaterial für die Schüler fällt ja nicht fix und fertig vom Himmel. ;)Das gehört doch auch zur Arbeit mit dazu.

    • Offizieller Beitrag

    Ich erstelle gerade ein Praktikumskonzept für die Schule und bin auf das Jugendarbeitsschutzgesetz gestoßen. Das gilt doch dann auch für die Schüler vom Berufskolleg, wenn sie noch keine 18 sind, oder? Gibt es denn auch Vorgaben zu Arbeitszeit und Co für die über 18jährigen. Es gibt ja doch eine Menge Abschlüsse an so einem Berufskolleg. Gelten die Schüler des Fachbereichs Sozialwesen mit ihren ganz speziellen Ausbildungsordnungen als Schüler oder Auszubildende? Das sind doch Vollzeitschüler mit eben diesen Fachpraktika? Interessiert mich jetzt mal so am Rande. :_o_D

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