Sehr ehrgeiziger Schüler - Wie damit umgehen?

  • Ich habe das Problem, dass ich in meiner 1. Klasse einen Schüler habe, der wirklich sehr ehrgeizig ist. Was natürlich auch seine positiven Seiten hat und er auch ganz klar der leistungsstärkste in der Klasse ist, motiviert und konzentriert arbeitet.... allerdings bringt es auch viele negative Aspekte mit sich:


    - er kann es meist nicht ertragen, wenn er sich direkt als Erster meldet, aber nicht sofort von mir dran genommen wird (über Gründe dafür habe ich auch schon mit ihm gesprochen)


    - wenn ihm etwas nicht sofort gelingt fängt er an zu weinen


    - er ist sehr sensibel und auch immer kurz davor in Tränen auszubrechen, wenn man ihn auch nur auf einen kleinen Fehler (die ja auch nicht häufig vorkommen) hinweist


    - er kann leider überhaupt nicht verlieren, was sich bei Spielen im Klassenraum und auch im Sportunterricht zeigt. Dieses führt dann auch zu sozial schlechtem Verhalten, dass er seine Teammitglieder "anmacht" wenn sie mal etwas Falsches tun, den Ball nicht fangen oder Ähnliches. Selber im Team spielen kann er kaum, da er z.B. den Ball bei nem Spiel nicht abgibt. Und wenn sein Team dann mal verliert führt das bei ihm wieder zu Tränen, oder er geht in die Ecke der Sporthalle und ist beleidigt.


    Ich habe versucht mit ihm alleine drüber zu reden, auch mit der ganzen Klasse, auch mit der Mutter (die kennt das Verhalten, auch schon vom Kindergarten)... aber so wirklich weiß ich nicht, was man da machen kann, dass sich das bessert.


    Hat jemand Tipps?

  • Ich hatte auch mal einen so ähnlichen Schüler.
    Da er fast nur weibliche Bezugspersonen hatte (Mutter alleinerziehend, Oma, Lehrerin, Horterzieherin) und als Einzelkind und einziges Enkelkind aufwuchs,
    hat folgendes funktioniert:
    Sport (Mannschaftssport) mit einem männlichen Trainer
    Das war natürlich ein langer Prozess und die Mutter musste von mir immer zum (Mit) Durchhalten überredet werden, denn ihr Sohni wollte schon nach kurzer Zeit
    "in den Sack hauen".
    Da Männer oft rationaler als Frauen sind, hat hier geholfen- kurze, klare Ansage ohne viel Traha um Befindlichkeiten, Teamgeist und das Ergebnis zählt.


    Wichtig ist aber das du mit den Eltern in einem Boot bist.


    Gute Nerven wünscht Ani

  • ... leistungsorientierter sport mit entsprechend leistungsorientierter trainingsgruppe und trainer. da er noch so klein ist: turnen? leichtathletik? ringen? boxen? gewichtheben? da lernt er überall, mit misserfolgen umzugehen und gleichzeitig erlebt er bestätigung für einsatz und arbeit. auf die schulleistung und das soziale verhalten wirkt sich das auch sehr postiv aus unserer erfahrung nach.

  • Danke für eure Tipps.
    Mannschaftssport macht er bereits außerhalb der Schule. Die Mutter meinte da ist es auch oft schwierig mit ihm. Aber ich glaube er bleibt dabei. Ob so ein leistungsorientierter Einzelsport das Richtige wäre bin ich mir nicht so sicher. Könnte mir vorstellen, dass so etwas seinen Ehrgeiz nur noch mehr steigern könnte. Bestätigung für seinen Ehrgeiz bekommt er ja auch in der Schule z.B. seine schulischen Leistungen schon genug.

  • Perfektionismus ist nach meiner Erfahrung ein Familienproblem, bei dem Eltern ihren Kindern zuwenig zutrauen. Einfach mal machen lassen, ohne werten und gleichzeitig was zutrauen, also erwarten, dass es bis zum Ende geführt wird, egal wie das Ergebnis aussieht, fällt dort schwer. Eltern nehmen oft zu viel ab, damit das Ergebnis perfekt aussieht (das fängt beim Plätzchen backen an und hört beim Bild für Oma malen nicht auf). Dadurch erlebt sich das Kind nicht als erfolgreich und zugleich in seiner Person abgewertet, ihm wird subtil und ohne böse Absicht vermittelt: du kannst nichts und genügst uns nicht.

    - spiegeln. "Ich sehe, dass du das auch gewusst hättest, Max." oder "es ärgert dich, dass du nicht gleich drangekommen bist, stimmts?" oder an alle: "Hand hoch, wer hätte das auch gewusst?" oder jeden dran nehmen und noch mal dasselbe sagen lassen. 22 Erstklässler sagen denselben Satz dann 22 mal und sind immer zufrieden ; - )


    - konkrete, sachliche Hilfestellung geben (Hinweise, wie man eine Aufgabe löst, sowas, wie: fällt dir ein, wie du die Aufgabe gestern gelöst hast?/ schau im Buch/ das kleine f fängt im Dachgeschoss an/ hol dir aus dem Schrank hinten das Anschauungsmaterial...) dasselbe gilt für Lob (du hast dich genau an die Aufgabenstellung gehalten/ sauber in den Linien geschrieben/ in der Pause dein Brot geteilt... statt "oh toll, fein gemacht!") -> damit erreichst du eine Trennung von Person und Sache/ Verhalten


    - bis zu einem gewissen Grad ignorieren- dann heult er halt mal


    - Verhaltensverträge/ Token mit konkretem Ziel. Dein Ziel heute: nicht das Tor treffen, sondern den Ball abgeben. Wenn du diese Sportstunde den Ball bekommst, gib ihn an jemand, der näher beim Tor steht. Wenn das heute 1 x klappt, gibts einen Sonnenstempel/ Fußballsammelbildchen/ Fairer-Sportler-Urkundenwasweißich.

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