Klassenarbeiten auf Computern schreiben (lassen)

  • Heute hatte ich es mit Schülern darüber, dass es eigentlich für alle gut wäre, Klassenarbeiten auf Computern zu schreiben - die Schüler meinten, sie könnten schneller tippen als mit dem Füller schreiben (gerade in Deutsch wären bei höheren Klassen da qualitativ und quantitativ bessere Ergebnisse möglich) und ich habe kein Problem mehr mit der Handschrift.


    Demgegenüber stehen natürlich organisatorische Probleme - gibt es genügend PCs? (an der Schule selbst: nein) Wenn nicht - BYOD? Kontrolliere ich, ob auch jeder nur mit dem Editor und nicht mit einem Programm mit Rechtschreibprüfung schreibt oder sonstige Hilfsmittel benutzt?
    Was ist mit der Stromversorgung oder wenn Geräte ausfallen (worst case: kurz vor dem Ende)?


    Hat jemand von euch schon Erfahrungen damit gemacht?

  • Es wird in Arbeit ausarten, die Rechner gegen Manipulation zu schützen. Spickdateien lassen sich auf Festplatten hervorragend verstecken.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Bei uns tippen nur diejenigen, die nicht per Hand schreiben können. (Körperbehinderte und Verunfallte mit Gipshand)

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Halte ich für pragmatisch kaum durchführbar wg. der extremen technischen Fehleranfälligkeit + der Unmöglichkeit, Fehler rasch zu korrigieren. Und wg. eventueller juristischer Anfechtbarkeit.


    Problematisch wird es schon, wenn ein Schüler "aus Versehen" große Teile des eigenen Textes löscht. Natürlich kann man es zur Auflage machen, jeder sei für die Speicherung selbst verantwortlich. Dennoch wird das ein großes Konfliktpotenzial geben. Und was ist, wenn ein Schüler behauptet: "Das habe ich gespeichert" und der Text ist weg?


    Wer druckt die Texte aus, in welchem Format und auf wessen Kosten? Wer überprüft die orthographische Leistung (Rechtschreibprogramme)? Wer garantiert, dass alle SuS an der Tastatur zügig schreiben können? Etc. pp.

  • Das sehe ich jetzt weniger als Problem. Du musst ja keine Dateien annehmen. Noch dazu, wo diese manipulierbar sind. Aber auch getippt kriegst du in zwei Stunden kaum Texte hin, die ein Netzwerk-Laser nicht in 5 Sekunden ausspucken würde. Tacker drauf, vom Verfasser unterschreiben lassen und fertig. Das die SuS verschieden schnell tippen ist bei handschriftlicher Anfertigung auch nicht anders.

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  • Das sehe ich jetzt weniger als Problem. Du musst ja keine Dateien annehmen. Noch dazu, wo diese manipulierbar sind.


    Die Alternative, die Dir vorschwebt, wäre?


    Zitat

    Aber auch getippt kriegst du in zwei Stunden kaum Texte hin, die ein Netzwerk-Laser nicht in 5 Sekunden ausspucken würde. Tacker drauf, vom Verfasser unterschreiben lassen und fertig.


    Kenne ich so nicht. Ich kennen nur Computerräume, wo die Schüler hektisch vor den Laserdruckern rumrennen, "ihren" Text suchen, sich beklagen, er sei nicht da, die Blätter durch die Luft fliegen und das natürlich alles auf die letzte Sekunde... Oder plötzlich der Toner alle ist etc. Okay, man muss den Teufel nicht an die Wand malen, aber in Testsituationen muss man sich auch nicht darauf verlassen, dass es "irgendwie" funktioniert.


    Zitat

    Das die SuS verschieden schnell tippen ist bei handschriftlicher Anfertigung auch nicht anders.


    Handschrift wird in der Schule gelehrt und darf als vorhanden vorausgesetzt werden. Tastaturschreiben ist - je nach Schule natürlich - Privatsache.


    Man könnte es natürlich den SuS freistellen, welches Medium sie nutzen.


    Was das Verstecken von Spickzetteln auf dem Rechner angeht: Sehe ich auch so.

  • Du musst dich ja nicht darauf verlassen, dass es "irgendwie" funktioniert. Du kannst ja Rituale dafür einführen. Bspw. beendest du die Arbeit um x Uhr, was bedeutet, dass die SuS die Fingerchen von der Tastatur zu lassen haben. Mit der Maus kannst du keinen Text verfassen (nur copy und pasten - aber dann musst du ihn vorher ja auch erstellt haben). Ab hier dann tischweise abspeichern, drucken, runterfahren, Kaiser Wilhelm drunter und fertig. In der Zwischenzeit dürfen sich die Restkids gern untereinander austauschen. Nur tippen dürfen sie nicht mehr. Wurde auf der Uni bei uns ähnlich gehandhabt.

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  • Langfristig werden wir das wahrscheinlich eh machen müssen. (Ja, es dauert wohl noch ein paar Jahre). Es hat aber auch ein paar Konsequenzen, oder?


    Zitat: "[...] ich habe kein Problem mehr mit der Handschrift"
    Den Schülern muss dann aber auch klar sein, dass ihre Fehler eindeutiger zu "beweisen" sind und der Lehrer evtl. nicht mehr "im Zweifel für den Angeklagten" anwendet. Es sind auch viel mehr Fehler sichtbar. (Bsp: "[...] Auto ,das [...]" oder "[...] Auto,das [...]" statt "[...] Auto, das [...]". Bei einer Handschrift sehe ich solche Fehler nur sehr selten. Wenn die Schüler ausgedruckte Texte bei mir abgeben, dann sehe ich solche Fehler hingegen viel häufiger.)


    Zitat: "[...] könnten schneller tippen"
    Dann wird sich wohl auch (spätestens mittelfristig) die Aufgabenstellung ändern. Es wird dann mehr Aufgaben, ausführlichere Aufgaben (bzw. ausführlichere Lösungen verlangt), oder weniger Zeit geben. (Da die Zeit mehr oder weniger stark vorgegeben ist, wird sich wohl einer der anderen Punkte ändern (müssen)). (Evtl. vergleichbar mit der Änderung der Aufgaben beim Übergang von der Schiefertafel zum Heft, dem Übergang von Rechnenschieber und Tabellen zum Taschenrechner, ...)
    In diesem Zusammenhang würde ich mir auch überlegen, ob ein Ausdruck sinnvoll ist. Eine Datei wäre viel besser. Bei einem Ausdruck kann ich nämlich nicht erkennen, ob die Schüler Inhaltsverzeichnis, Überschriften, ... "korrekt" am Rechner umgesetzt haben. Das kann ich nur mit der Datei erkennen. (Das wäre ein Punkt zu "Änderung der Aufgabe": Richtiger Umgang mit einer Textverarbeitung.)

  • Im Fach Informatik lasse ich die Klausuren praktisch alle am Rechner schreiben. In den über 7 Jahren, die ich das inzwischen mache, ist kaum mal ein technisches Problem aufgetreten. Man braucht natürlich schuleigene Rechner - und jemanden, der diese betreut. Man kann für Prüfungen eigene Accounts anlegen, deren Zugangsdaten man erst zur Klausur bekannt gibt. Dann können keine Spickzettel versteckt werden. Internet ist natürlich gesperrt. Ich hatte aber auch schon "Kofferklausuren", bei denen die Schüler alle ihre Unterlagen benutzen durften (beim Programmieren sinnvoll) und bei denen trotzdem das ganze Notenspektrum ausgeschöpft wurde. Was nutzt einem ein Spickzettel, wenn man nicht versteht, worum es geht?


    Ich bedauere immer die Deutsch- und Englischlehrer, die sich durch die krakeligen Handschriften kämpfen müssen. Ausdrucken kann man zentral. Bei uns stehen auf den Ausdrucken die Namen der Ausdruckenden sowieso. Bei Abschlussprüfungen gehe ich selbst zum Drucker und bringe die Ausdrucke dem Schüler an den Platz.

  • Wir schreiben in der Mittelstufe zwar nicht bei allen Klassen, aber bei einigen Deutsch-Aufsätze am Rechner. Ich hab's auch schon gemacht.


    Didaktisch relevante Punkte: Die Schüler dürfen die Rechtschreibprüfung benutzen. Im Abitur müssen sie wieder alle mit der Hand schreiben, deswegen in Oberstufe wieder nur mit Handschrift. Wer nicht will, darf natürlich immer per Hand. Die Ergebnisse sehen besser aus, das verführt dazu zu denken, sie seien auch besser.


    Organisatorische Fakoten: Wir haben gut ausgestattete Computerräume, aber die sind eigentlich immer mit Informatik besetzt; wenn da drei Stunden Deutsch reingrätschen, ist das für den Informatikunterricht lästig.


    Rechtlich-technisch: Das System muss so stabil sein, dass es nicht ausfällt. (Geht.) Schüler müssen ihre Arbeiten am Ende ausdrucken, gleichzeitig wird eine Digitalversion eingesammt. (Geht. Schüler müssen dazu ihre Dateien ordentlich speichern können. Ist nicht selbstverständlich, aber geht.) Dateiaustausch und spicken muss technisch verhindert werden. (Geht so halb, aber technisch schwerer, als man denkt. Für Deutsch trotzdem kein Problem, in der Mittelstufe.)

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Wir haben einen Schüler auch schon mal klassisch mit der Schreibmaschine schreiben lassen.
    Die modernen Schreibmaschinen der 90ziger Jahre haben ja auch keine schwerere Tastatur als beim Computer. Und das Geklappere der Tastatur ist nicht lauter als die einer Computertastatur. Damit entfällt die Problematik von Stromausfall, Rechtschreibprüfung, ständiges Korrigieren und Ändern oder gar Austauch bzw. Betrug mittels geheimer Möglichkeiten, die einem Nicht-Informatiklehrer nicht bekannt sind.



    Natürlich durfte wie jeder anderer Schüler seine Korrekturen am Ende auch noch drunterschreiben. Insgesamt fanden wir diese Lösung wesentlich "gerechter" den Schülern gegenüber, die mit Hand schreiben mussten.


    P.S. Der Schüler hatte ein Attest, dass er auf Grund feinmotorischer Schwierigkeiten nicht leserlich schreiben kann. Jeder Lehrer durfte dann entscheiden, wie er damit umgeht bzw. ob er die Handschrift lesen kann. Im dem Attest stand einfach nur drin, dass ihm die Möglichkeit der technischen Hilfsmittel gestattet werden sollte, da er das 10-Finger-Tastatur-Schreiben besser beherrschen könnte. Außerdem war es für uns Lehrer einfacher, die Schreibmaschine aus dem Sekretariat zu holen, als extra einen Computer oder Laptop zur Verfügung zu stellen. Allerdings stellte sich uns sowieso die Frage, ob nicht diese Hilfsmittel selbst von der Schülerfamilie finanziert werden sollte. Seltsamerweise hatte er jedoch nicht die Einstufung als Förderschwerpunkt Feinmotorik erhalten. Warum, weiss ich nicht mehr. Ich war nicht Klassenlehrerin und nach 2 Jahren war der Schüler wieder weg.

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