Fortbildungen: Autodidaktisch, Online, MOOC?

  • Hallo,


    in NRW sind alle Lehrer verpflichtet, sich regelmäßig fortzubilden, die Schule hat hierzu ein Fortbildungskonzept zu erstellen.


    Nun ist meine Erfahrung, dass ca. 85% der angebotenen Fortbildungen rausgeschmissene Zeit sind (nicht repräsentative persönliche Stichprobe). Die Qualität liegt sicher auch daran, dass Bildung in NRW nichts kosten darf.


    Als Alternative böte sich in heutigen Zeiten die Teilnahme an einem MOOC (sowas hier: https://lehrer2020-bw.fsz.kit.edu/faqs/), das Diskutieren in einem Fachforum oder ganz Oldschool das Lesen eines Buches (die Älteren wissen wovon ich spreche) an.
    Das kann zwar immer noch rausgeschmissene Zeit sein, aber wenigstens kann ich das dann abbrechen bzw. ich muss nicht durch die Gegend zum Fortbildungsort fahren.
    Dummerweise gibt es nur für wenige dieser Alternativen am Ende ein Zertifikat, mit dem ich meine Schulleiterin glücklich machen kann.


    Daher die Frage: Ist an euren Schulen sowas üblich und wenn ja, wie ist das geregelt?

    --

    Keine Daten, keine Quellen? Kein Interesse.

    • Offizieller Beitrag

    Nun ist meine Erfahrung, dass ca. 85% der angebotenen Fortbildungen rausgeschmissene Zeit sind (nicht repräsentative persönliche Stichprobe). Die Qualität liegt sicher auch daran, dass Bildung in NRW nichts kosten darf.


    Das ist zwar vielleicht nicht repräsentativ, geht aber so vielen anderen auch so, dass du es durchaus als gängige Erfahrung sehen kannst.
    Mir gehts nichtrepräsentativ (?) auch so.


    Hier in der Gegend sind wirklich alle Fortbildungen, die ich im naiven Glauben, erwachsene und gebildete Leute wollten ihre Fortbildungen so gestalten, dass sie anderen Leuten was bringen, eine derartige Frechheit gewesen: Unterforderung wäre noch nicht mal das passende Wort dafür. Lebenszeitdiebstahl schon eher.
    Es scheint vor allem bei den teuren, externen Anbietern so zu sein, dass sie Lehrer für absolute Vollidioten halten - weswegen die FoBi erstmal mit ner Befindlichkeitsrunde anfangen, die dann in eine Einführung zur Einführung (Ersemesterkram) und dann in eine Fortführung (Zweisemesterkram, meistens der ScheißSchulzvonThun - AAAHHHRGH :motz: ) und dann eine kleinschrittigen Hinführung (Drittsemersterkram) zum Eigentlichen (Anfang des Referendariatskram) übergeht. Für letztes Eigentliches ist dann eh nur noch noch ne halbe Stunde Zeit.


    Der Grund warum sich anwesende gestandene Lehrer selten beschweren, ist wohl oft die schiere Fassungslosigkeit darüber, was da grad läuft. Die andere Hälfte pennt friedlich oder daddelt am Smartphone.


    Ich mach das nicht mehr. Meine Zeit ist zu kostbar. Ich will viel Neues wissen und ich hab immer Lust, was zu lernen - aber ich hab keinen Nachmittag und schon gar nicht zweit Tage Zeit, mich behandeln zu lassen, als wär ich drei.
    Ich les Bücher, ich googel, ich führe Gespräche mit Kollegen, die ich für kompetent in X und Y halte, und wenn ich wirklich was Umfangreiches/Komplexes wissen will, dann schaff ich mich ins Thema rein und biete selber Fortbildungen an. Bei denen ich beim Fortgeschrittenen anfange und direkt zum Superspeziellen übergehe... und zwar in einem für Akademiker angemessenen Tempo. Bisher war das Feedback gerade wegen Letzterem mehr als gut ;)


    Mich ärgert das zunehmend, dieses Fortbildungsunwesen und die Signale, die da an / über Lehrer gesendet werden: nämlich, dass man zu blöd ist, nen schief gestellten Eimer Wasser umzukippen und außerdem von vorvorvorgestern***. Und das gab ich beim Feeedback solcher Befindlichkeits-Sprechstein-Babyschritte-Fortbildungen auch immer an - interessiert halt kein Schwein. Angeblich habe diese Art der FoBi "an anderen Schulen immer sehr gut gefallen". Nee ist klar. An anderen Schulen sitzen lauter lernbehinderte Lehrer?


    Webinars sind eine echte Alternative.
    Manche webinars von Cambridge fand ich richtig, richtig gut. Ein paar Rechtsschulungen von Juristen waren tiefgehend genug. Und ein paar vom Institut für Psychologie, die eher für Polizeibeamte und Jungpsychologen und Sozialarbeiter gedacht waren, fand ich als Beratungslehrerin super. Im Prinzip alles, was nicht genuin in Deutschland für Lehrer zugeschnitten war.


    Also; Fortbildung unbedingt ja - autodidaktisch, übers Netz oder wenn es sich explizit nicht an Lehrer richtet :)


    Bei uns gab es jahrelang Fortbildungspunkte (harrharr), 8) die verschwanden Aktenschränkeweise im Keller des IQ und niemand hat sie je bearbeitet oder ausgewertet. Daher gab es viele Glossen dazu in vielen Zeitschriften. Und deswegen wurden sie jetzt abgeschafft. Lehrer müssen immer noch ein Qualifizierungsportfolio führen, das darf aber explizit auch Bücher lesen und Webinars und interne FoBi beinhalten.


    ______________________________________




    *Beispiel: der "versierte Canadist", der uns zum neuen Lehrplanthema Motivierendes beibringen wollte. 10 Minuten lang erzählte er erstmal, wie es ihm beim Gedanken an Canada geht, und dann wollte er dasselbe von uns wissen. Es wurden Befindlichkeiten und Urlaubsanekdoten ausgetauscht.
    Dann rief er mit größeren Mühen Google auf. Unter großem Gedöns erklärte er, dass es nachgerade GENIAL sei, was man mit diesem INSTRUMENT (er meinte google) so alles machen kann. Zum Beispiel kann man GOOGLE BILDER aufrufen und wenn man da - halten Sie den Atem an - CANADA eintippt, dann erscheinen lauter schöne Bilder von --- Achtung, jetzt kommt's: KANADA! Und die kann man die Schüler beschreiben lassen. Oder selbst was erzählen. Das sei ja so modern, mit dem Googel und so. Das finden die ganz toll. So wegen Lehrer googelt was und so.
    Und sollte man was Inhaltliches über Kanada wissen wollen, also was Verlässliches, dann kann man auf die Seite des kanadischen Governments gehen (die er dann in allen Einzelheiten beschrieb und gar aus Ausdrucken vorlas). Es soll im World Wide Web noch weitere Seiten über Kananda geben. Ein paar wolle er uns jetzt zeigen. Huch? Der Link geht grad gar nicht. Na egal, er diktierte die Adresse. Zehnzeilig.
    Angeblich gäbe es da sogar so eine Sache mit Videos, da woller er sich bis zum nächsten Mal noch einarbeiten. (Meinte er Youtube? Ich weiß es nicht).
    Keine Ahnung wie es dann weiterging, ich war ab dem Zeitpunkt in der Cafeteria. Vermutlich habe ich das EIGENTLICHE verpasst. Irgendwas, wo dann auch Schüler drin vorkamen. Oder Unterricht oder so. *heul*


    Und nein, das war kein schrecklicher Einzefall. Die zu Othello und die zu Elizabethan Theatre war genauso und die zu den mündlichen Kommunikationsprüfungen hat dazu geführt, dass unser Fachsprecher der völlig verwirrten Fortbildnerin geduldigst erklärte, wie das geht mit dem Prüfen und dem Mündlichen und so.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    4 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Die externen Fortbildungen sind wohl immer so...


    Erschreckend finde ich auch die Fortbildungen, die zur Zeit zum Thema Inklusion laufen: Ein Nachmittag (oder, wenn man die Luxus-Version erwischt hat, vielleicht sogar ein halbes Dutzend Nachmittage) - und schon ist die Lehrkraft der allgemeinbildenden Schule qualifiziert, Inklusion in allen Klassenstufen und mit allen Förderschwerpunkten fachlich fundiert zu betreiben. (Etwas, wofür vor einigen Jahren nicht nur ein Vollzeitstudium ausreichend gewesen wäre...). Und das wird dann in der Öffentlichkeit verkauft als die gut für die Inklusion aufgestellte Schule.
    (Aber vielleicht sind die I-Fortbildungen gar nicht so schlecht - ich habe bisher auf keiner einen Platz bekommen, aber schließlich habe ich auch erst seit ~10 Jahren SuS in meinem Unterricht aus den verschiedensten Bereichen der GE, SE, mit den verschiedensten teils massiven körperlichen Einschränkungen...).


    Was wir bei uns an der Schule bereits mehrfach praktiziert haben, sind fach- oder schulinterne Fortbildungen - mit Referenten aus den eigenen Reihen, die entweder sowieso Experten sind in ihren Bereichen - oder sich entsprechend eingearbeitet haben. Kooperiert wird mit den umliegenden Schulen, so dass der fachliche Austausch regional stattfinden kann / sich der Aufwand lohnt / sich der Aufwand auf mehrere Schultern verteilt. (In NDS gibt es ja eine zentrale Stelle zur Veröffentlichung von Fortbildungsveranstaltungen. Dort kann man auch ein solches Angebot eintragen & man darf dann auch "offizielle" Teilnahmebescheinigungen ausstellen.) Themen waren in der Vergangenheit z.B. verschiedene Aspekte der neuen Medien, die nächsten Abiturthemen oder auch "Grundlagen" wie z.B. Wortschatzarbeit.


    So eine "eigene" Fortbildung hat den Vorteil, dass man den Referenten (der evtl. in der Landesschulbehörde "wichtig" ist... und viellleicht über den nächsten Versetzungsantrag entscheiden wird...) nicht "doof" aussehen lässt... es gab ja schon die eine oder andere Fortbildung, bei der in der (verlängerten) Pause die Teilnehmer die Veranstaltung übernommen haben... in der Feedbackrunde hört sich dass dann so an, dass man sich die Inhalte der Pause eigentlich in der "richtigen" Fortbildung gewünscht hätte...

    • Offizieller Beitrag

    Meike, die Fortbildung ist schon ein paar Jahre her, oder? So ANfang des Jahrhunderts? Als google noch jung war? Bitte sag "ja"!


    kl. gr. frosch

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