Tipps für einen guten UB

  • Genau SO war's natürlich ;)


    Merkte übrigens, dass ich anfing, zu formulieren, als ob ich einen meiner resistenteren Oberstufenkurse vor mir hätte: "Das ist euer Problem. ICH habe das Abi schon."

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe meinen Plan wieder umgeschmissen und kam zum folgenden Ergebnis:


    THEMA
    Glanz und Elend - Die Gesellschaft im absolutistischen Frankreich


    EINSTIEG
    Die SuS ziehen Kärtchen auf den folgende Begriffe stehen: König Ludwig XIV. / Mönch / Priester / Adeliger / Bauer / Handwerker / Seefahrer / Metzger / und andere Berufe aus dem 3. Stand. Je nach Standeszugehörigkeit erhalten sie außerdem Gummibärchen. Ludwig (10 Bärchen), 1. Stand (8 Bärchen), 2. Stand (7 Bärchen), 3. Stand (5 Bärchen). Ludwig erhebt nun Steuern. Klerus und Adel müssen keine Steuern zahlen, Bauern müssen 3 Bärchen zahlen. Alle Bärchen gehen an König Ludwig. Er darf sie behalten...


    ERARBEITUNG
    Ich lege 4 Gruppen fest. G1 beschäftigt sich mit dem König. G2 mit dem 1. Stand. G3 mit dem 2. Stand und G4 mit dem 3. Stand. Sie erstellen ein Plakat und stellen die Ergebnisse der Klasse vor.


    SICHERUNG
    Ist das Vorstellen der Plakate nicht schon die Sicherung? Aber ich würde gerne noch als Zustatz "Wer wird Millionär" mit den SuS "spielen". Die Gruppen bleiben bestehen. Jede Gruppe hat einen Sprecher und kann sich natürlich mit den Gruppenmitgliedern austauschen. Sie bekommen Fragen zu dem heutigen Thema gestellt und müssen diese wie bei "WWM" beantworten. Für jede richtige Antwort gibt es einen Punkt. Jede Gruppe wird nacheinander befragt...


    Was haltet ihr von dieser Stunde?
    Sind die 4 Gruppenthemen gut?
    Gibt es Verbesserungsvorschläge und Tipps?


    Herzliche Grüße
    Eure Ele

  • Gummibärchen...


    Mhm, ok.


    Warum unterrichtet man eigentlich den Absolutismus? Und warum Ludwig XIV. im Speziellen? Ganz bestimmt nicht, weil man das eben schon immer so gemacht hat oder weil es der "Stoff" laut Geschichtsbuch ist.


    Der Geschichtsunterricht von der 5. Klasse bis him zum Abitur legt die Grundlagen für das Verständnis der Kultur und Umwelt der Schüler. Das tun alle Fächer, aber unter unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen, die sich teilweise überlappen können, teilweise nur mittelbar in diskursiver Verbindung stehen. Der Geschichtsunterricht legt den Schwerpunkt auf die politische und gesellschaftliche Ordnung quer durch die Vergangenheit mit dem Fokus auf Europa und Deutschland. Wenn in der Sekundarstufe I der französische Absolutismus exemplarisch an seinem vorrangigen Exponenten, König Ludwig XIV. unterrichet werden soll, dann muss der Unterricht sinnhaft in den großen Bogenschlag von der Vormoderne bis heute im europäischen Raum eingefügt sein.


    Was ist die Bedeutung des französischen Absolutismus im beginnenden 17. Jh.? Der Absolutismus des Sonnenkönigs stand vor dem Hintergrund der ständischen Auseinandersetzungen, die seit dem 16. Jh. korrelierend mit der konfessionellen Spaltung seit Luther den Kontinent schüttelten. Von West nach Ost gab es die Kämpfe zwischen den wachsenden Machtansprüchen der Fürsten, die sowohl durch Bedürfnis als auch Notwendigkeit begründet wurden: der frühmoderne Staat wurde zunehmend komplexer, was professionelles Fachwissen jenseits der alten feudalen Vasallenpflichten zu Rat und Tat erforderte, gleichzeitig stieg das Bedürfniss der fürstlichen Hof- und Staatshaltung nach barer Münze, die nicht mehr durch die alten Vasallenpflichten gewährleistet wurden. Hier zeigt sich ein Kontrastpunkt zu den Unterrichtsinhalten des Mittelalters in der Sekundarstufe I. Die Fürsten verlangten Geld, Steuern, ein, die Stände hatten aber das Steuerbewilligungsrecht. Die Fürsten verlangten religiöse Bestimmungshoheit, cuius regio eius religio, aber die Stände bestanden auf einem Widerstandsrecht. Überall in Europa, auch in Frankreich, kam es im 16. und 17. Jh. zu blutigen Machtkämpfen, auch der 30jährige Krieg gehört in diesen Kontext, doch in Frankreich gelang es der Krone, sich durchzusetzen. Aber auch Ludwig musste in seiner Kindheit noch vor einer Ständeverschwörung, der Fronde, fliehen - was nachhaltig seinen Regierungsstil prägte.


    Inwieweit ist das für die weitere Geschichte von Relevanz? Der Absolutismus ist das Gegenbild zu den bürgerlichen Revolutionen ab 1789, bzw. im Vorlauf der indirekten amerikanischen Revolution von 1786 oder überhaupt der britischen Sonderentwicklung seit dem Interregnum und der Glorious Revolution. Die französische Revolution entzündete sich an der erstarrten Dichotomie zwischen dem bewegungslos gewordenen absolutistischen Modell, das nicht mehr auf die aktuellen Gegebenheiten reagieren konnte und die brennenden Probleme Frankreichs am Ende des 18. Jh. in Angriff nehmen konnte. Gleichzeitig drängte als Gegner das aufstrebende Bürgertum nach vorne, das schon bei der beginnenden Professionalisierung von Wirtschaft und Verwaltung (Amtsadel) in den Startlöchern gesessen hatte und jetzt die aktive Beteiligung an der Macht einforderte. Die französische Revolution von 1789 bot den ersten Ansatz, der erst sehr viel später nach der Restauration, dem Vormärz, der 48er Revolution und der Reaktion in Deutschland ihre Stunde haben sollte.


    Der Absolutismus im Geschichtsunterricht stellt also einen epochalen Schwerpunkt dar, der zum Verständnis der weiteren Entwicklung - über Napoleon, über den Vormärz, über 1848, über Bismarck, über 1871 - bis hin zur Katastrophe des 20. Jh. erst die Grundlage legt. Und in dieser Perspektive muss man den Unterricht gestalten.


    Was liegt also im Blick des Absolutismus Ludwigs XIV? Einerseits die Konzentration der staatlichen Macht auf den Monarchen. Auch die Konzentration der staatlichen Repräsentation durch die formalen Riten der Hofhaltung, z.B. im Grand Lever. Natürlich auch in der Wirtschaftsordnung im zentralistisch organisierten Merkantilismus und der Manufakturproduktion. Selbstredend in der theologischen Begründung des Gottesgnadentums. Und natürlich in den schon frühzeitig angelegten Konfliktpotenzialen in der Steuerungerechtigkeit und der Gewissenskontrolle durch die Religion.


    Ein Geschichtsunterricht, der ein Verständnis für diese Gesellschaft und die anbrechenden Probleme legt, ist ein guter Geschichtsunterricht. Eine Stunde für einen UB MUSS dieses Problemfeld berühren.


    Also bitte keine Gummibärchen. Bitte geeignet exemplarisch reduzierte Inhalte, die pädagogisch und didaktisch auf die Lerngruppe angepasst sind, aber keine Runterdummung darstellen. Habe bitte soviel Respekt vor deinen Schülern, dass du ihnen keine Verdummung vorsetzt...


    Nele


    P.S. Ich beginne mir allmählich wirklich, mir Sorgen um die fachwissenschaftliche Kompetenz von Referendaren nach den Bologna-Reformen und der zunehmend restriktiven Verschulung der Studiengänge zu machen... :(

  • Ganz bestimmt wird das Thema an einer Hauptschule angemessen runtergebrochen - aber was dieela vorgeschlagen hat, hat ja mit einer didaktischen Reduzierung des Themas, ähem, nur wenig zu tun. Ich denke, dass sich der allgemeine Kontext auch in einer Hauptschule sinnvoll umsetzen lässt.


    Aber da helfen sicherlich die didaktischen Handreichungen für die Hauptschule - nur als Lehrer braucht man nun einmal zwingend den weiteren Wissenskontext!


    Nele

  • Mir ist noch nicht so ganz klar, was genau du mit dem Einstieg erreichen möchtest. ich habe eine Vermutung, aber ich denke, die Schüler werden vermutlich nur das fröhliche Umverteilen der Gummibärchen sehen. Egal, mit welchem Material du das machst, du solltest auch da schon eine klare Fragestellung haben und die kommunizieren. Vor allem sollte klar sein, was dein Einstieg mit der weiteren Stunde zu tun hat. Sprich, Einstieg --> Erarbeitung --> Sicherung müssen eine Linie darstellen und die Sicherung muss nicht nur die Erarbeitung umfassen, sondern auch auf den Einstieg zurückgreifen und den Lernfortschritt deutlich machen. Zumindest wird uns das immer gesagt. Gehe da noch einmal in dich und versuche für dich den roten Faden zu finden.


    Ansonsten würde ich neleabels Recht geben. Gummibärchen ziehen den Inhalt im Zweifel ins Lächerliche. Ich bin schon in der Grundschule sehr vorsichtig, was ich dort als Anschauungsmaterial mitbringe. Wenn du einen Lebensweltbezug herstellen möchtest bzw. erhoffst, dass sich deine Schüler in die Stände hineinversetzen, würde ich Materialien/Gegenstände wählen, die ihnen wirklich etwas bedeuten, um sie auch emotional anzusprechen.


    Ich kann dir auch nur den Tipp geben, erst einmal ein klares Ziel zu formulieren und dann zu gucken, wie du das am effektivsten erreichen kannst. Ich bin auch mitten im Ref und habe bald meinen nächsten UB. Da sitze ich auch an der Planung und schiebe hin und her, aber ich weiß genau, was ich vorher und hinterher mache und in dieser Stunde erreichen will und muss, um den Faden auch für die Kinder (2. Klasse SU) zu erhalten. Das hilft mir sehr. Außerdem habe ich immer das Kerncurriculum neben mir liegen und schaue, was so alles erreicht werden soll. Das hilft auch bei der Zielformulierung. Ich weiß nicht, was ihr in NRW habt und inwieweit dort Ziele / Kompetenzen stehen, aber falls du das nicht schon getan hast, würde ich sonst auch mal da gucken. Auf jeden Fall ist das Thema noch nicht das Ziel. Was also ist dein Ziel, also welche Erkenntnis(se) sollen deine Schüler am Ende gewonnen haben? Was sollen sie jetzt (besser) können als vorher? Was sollen sie durchdrungen haben? ...
    Ich formuliere das immer einmal als "Die Schülerinnen und Schüler können/wissen/vertiefen/wenden an ..." und dann noch einmal in "Ich kann/ ... " für die Kinder, um zu sehen, ob klar ist, was ich möchte und ob ich das den Kindern auch verdeutlichen kann.


    Viel Erfolg! Ich weiß, der Druck kann einen auch mal blockieren, aber ich versuche immer erst einmal eine Stunde vom Ziel aus so zu planen, wie ich es sonst auch mache, und dann zu gucken, was ich von dem, was meine Seminarleiter sehen wollen, ggf. noch (stärker) einflechten sollte.
    Die Stunde aus den Augen der Kinder zu sehen ist auch meist hilfreicher, als sie (nur) aus den eigenen Augen oder denen der Seminarleiter zu betrachten. Gerade in der HS hast du ja auch Schüler, die persönlich angesprochen werden wollen und müssen. Überlege einmal, wie sie die einzelnen Schritte wohl wahrnehmen werden und ob sie einen Sinn dahinter finden können, der sie zum Lernen und Arbeiten motiviert.


    Ich könnte noch mehr schreiben, aber vieles wurde schon geschrieben und ich bin hundemüde.


    Nur eben noch einmal: Was konkret ist dein Ziel?

  • Ein paar weitere Gedanken: wie lang ist der UB? Wenn es 45 Minuten sind, dann hast du zu viele Aktivitäten. Plakate malen dauert ewig. Das Vorstellen der Plakate an st die Sicherung. was soll das mit Wer wird Millionär? das schaffst du nie im Leben. was das mit den Gummibärchen soll, ist mir auch nicht ganz klar, vielleicht wenn du das Ziel der Stadt ndw formuliert hast, wird es logisch, so iedenfalls nicht. Spontane Idee für einen schnellen Einstieg: besorg dir eine Krone und einen Umhang und erzähl als Sonnenkönig etwas über deine Zeit- also das, was die SuS für deine weitere Dtunde wissen müssen!

  • 1. Nimm keine Gummibärchen. Besser sind irgendwelche (Plastik-)Münzen oder zur Not Pokerchips.
    2. Was sollen die Schüler in dieser Stunde lernen? Wie man Gummibärchen oder Chips von A nach B schiebt?
    3. Du sprichst in der Erarbeitungsphase von "beschäftigen" mit König und den drei Ständen. Dies soll arbeitsteilig geschehen. Was genau sollen sie tun, wenn sie sich beschäftigen? Sollen sie in SChönschrifgt den Namen ihres Standes auf das Plakat schreiben? Was soll auf den Plakaten verewigt werden? And above all: Was ist Dein KONKRETER Arbeitsauftrag an die Kids? Diese Fragen kannst Du nur beantworten, wenn Du ein Lernziel (siehe 2) hast. Erstelle doch selbst mal die Plakate, dann siehst Du vielleicht wo es hakt.
    LG
    Indigo

  • Nimm keine Gummibärchen.
    Nicht nur an der Hauptschule kannst du vermutlich nach 10 Minuten nicht mehr nachzählen, wer wie viele bekommen hat :essen:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Und schließlich würde mich dann auch interessieren, wie der UB verlaufen ist. Mir ist im Forum schön öfter aufgefallen, dass Anfragen gestellt, Tipps eingeholt und dann nie mehr geschrieben wird. Man könnte sich ja auch im Nachhinein für hilfreiche Tipps bedanken und erzählen, wie es so lief. Das fände ich interessant!

    • Offizieller Beitrag

    Und schließlich würde mich dann auch interessieren, wie der UB verlaufen ist. Mir ist im Forum schön öfter aufgefallen, dass Anfragen gestellt, Tipps eingeholt und dann nie mehr geschrieben wird. Man könnte sich ja auch im Nachhinein für hilfreiche Tipps bedanken und erzählen, wie es so lief. Das fände ich interessant!



    hat der UB denn schon stattgefunden?


    Dieele, was hast du denn zum Thema Absolutismus mittlerweile gemacht? Du schriebst doch eingangs, du hättest damit begonnen und hättest vor dem UB noch 2-3 Stunden.

  • Ich finde die Idee nicht gut, eine fiktive Wahl des Zieles einer Klassenfahrt zu machen. Das dauert doch bestimmt unendlich viel Zeit, wenn du die Schüler erst wählen lässt und dann einfach festlegst, dass das nichts wird. Damit "verarschst" du doch die Kinder. Mach doch einen "historischen" Einstieg. Wie wäre es denn mal mit Musik oder Theater zum Thema?

  • Du bist ja doch bei 4teachers fündig geworden!
    Wie oben schon mehrmals nachgehakt, ist mir aber nicht klar, wohin die "Reise" gehen soll. Was ist mit deiner Reihenplanung, Stundenthema, Lernzielen, ...? Als Einstieg in die Reihe direkt mit der Gesellschaft anzufangen, halte ich auch nicht für sinnvoll.


    Hier wurden schon ganz konkrete Tipps gegeben:

    Zitat

    Ich habe mit meiner 8. auch gerade eben Absolutismus gemacht.
    Eingestiegen bin ich mit dem berühmten Bild von Ludwig XIV, dazu Musik von Lully. Fenster waren verdunkelt. Dann haben wir kurz das Bild besprochen und die Kinder haben dem König Denkblasen angeheftet: Was mag dieser Herrscher (soviel war sofort klar ) denken, wie mag er drauf sein?
    Dann gabs das Symbol des Sonnenkönigs und über die Symbolik konnte man auf die Herrscherrolle kommen.
    War jetzt die Kurzfassung, ich habe 4 Stunden dafür gebraucht.
    War aber kein UB, sondern ganz normaler Unterricht. Statt des Symbols wäre in einem UB wohl eine Textquelle angebrachter. Die hatte ich mir aufgespart für den Test


    Kannst gerne per PN nachfragen.


    Ich kann absolut verstehen, dass man im Ref manchmal neben sich steht. Du musst dich aber schnellstens aufraffen! Wir können dir hier Tipps geben, aber dir nicht die gesamte Planung einer Stunde abnehmen! Also ran!

  • Zitat neleabels :

    Zitat

    P.S. Ich beginne mir allmählich wirklich, mir Sorgen um die fachwissenschaftliche Kompetenz von Referendaren nach den Bologna-Reformen und der zunehmend restriktiven Verschulung der Studiengänge zu machen...

    Passiert nicht sehr oft, aber da bin ich ganz bei Dir, geehrter neleabels ! Das merke ich auch bei unseren Referendaren. Aber ins System der rotgrünen/grünroten Bildungspolitik passt das schon ganz gut rein. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Die Sprachprüfung in Englisch L3, geehrter Herr Elternschreck, wurde in Hessen von schwarz-gelb abgeschafft. Weil es einen Englischlehrermangel gab. Jetzt kommen genug Englischlehrer aus der Uni, leider mangelt es einigen da ganz massiv an Englisch. :/
    Dieses ganze Geschwalle, dass Anprüche angeblich immer von rot-grün gesenkt werden würden, ist totaler Quatsch. Alle Parteien sind da gleich opportun. Wenn es eine Lücke zu stopfen gilt, und das geht nur durch Absenken des Niveaus oder das Schönfärben von Zahlen, tun es alle, ALLE Parteien gleichermaßen. Irgendwas anderes zu behaupten ist weltfremd.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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