Fragen über Halbes Deputat an Grundschulen (BaWü)

  • Schönen Guten Tag,


    ich studiere grad Grundschullehramt und richte mich an euch mit ein paar speziellen Fragen über das halbe Deputat.


    Ist es ohne weiteres möglich, an Grundschulen mit halbem Deputat zu arbeiten? Wird man deshalb weniger häufig eingestellt bzw. entstehen einem sonstige Nachteile?


    Wie sieht die Arbeit bei einem halben Deputat aus? Macht man da generell nur Vertretungen und Nachmittagsbetreuung?


    Ich habe gehört dass sich teilweise auch 2 Lehrer eine Klasse teilen, jeweils mit halbem Deputat. Wie häufig kommt sowas vor? Wie realistisch ist es, sowas zu bekommen?


    Als wie groß schätzt ihr das Arbeitsvolumen eines Grundschullehrers mit halbem Deputat ein? (inkl. Vor- und Nachbereitung, Konferenzen, Elterngespräche, Elternabende etc.)


    Danke schonmal für jegliche Antworten!


    Grüße,


    Michael

  • Hallo!
    Es entstehen dir keine Nachteile, nur weil du lieber halb arbeiten möchtest. Mit 14 Stunden wirst du auf jeden Fall eine Klassenleitung bekommen - es sei denn, es wird an der Schule nur ein Fachlehrer gesucht.
    Lehrer, die unterhälftig arbeiten, können sich eine Klassenlehrerfunktion teilen (bei uns an der Schule gibt es so etwas gerade aktuell). Das kommt aber auch hier auf den jeweiligen Bedarf der Schule an. Das Gleiche gilt für Nachmittagsunterricht.


    Du hast weniger Vorbereitung/Nachbereitung. Konferenzen, außerschulische Veranstaltungen, Elterngespräche etc. musst du trotzdem leisten. Wenn du eine gute Schulleitung hast, wird diese auf einen Ausgleich achten. Solltest du zb. an den Projekttagen jeden Tag da sein, gibt es als Ausgleich mal einen Tag frei o.ä.


    Was "besser" ist für eine Einstellung lässt sich schlecht sagen. Das hängt von sehr vielen Faktoren an: Fächerkombi, Bedarf……


    Gruß
    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Genau, stimme zu!


    Bei usn werden immer wieder Kolleginnen mit halber oder Dreiviertelstelle sehr gerne eingestellt, weil wir dann für jede Klasse "einen Kopf" haben, also niemand doppelte Klassenführun gmachen muss.
    Wenn nur Vollzeitlehrerinnen an einer Grundschule unterrichten, führt dies zwangsläufig zu doppelter Klassenführung, da die Klassen weniger UNterricht haben als eine volle Stelle Unterricht machen muss ( bei uns 29 Wochenstunden, aber Kl1/2 hat nur 21, Kl 3/4 glaube ich 25...

  • Hallo,


    Danke für eure Antworten! Das hört sich ja fantastisch an!


    Ein paar Fragen hätte ich noch. Aus Eurer Sicht, wie signifikant ist der Rückgang des Arbeitsaufwandes in den ersten paar Jahren? Ich habe gehört, dass man als frischer Lehrer deutlich mehr Aufwand hat, da man noch keine eigenen Materialien hat, dieser dann aber mit den Jahren zurückgeht, da man auf seine Materialien zurückgreifen kann. In wie weit ist diese Aussage richtig?


    Ich kann mir auch immernoch schlecht das Ausmaß der sonstigen Tätigkeiten (Konferenzen, außerschulische Veranstaltungen, Elterngespräche) vorstellen. Dass diese natürlich von Schule zu Schule unterschiedlich sind ist mir klar, aber kann man in etwa sagen, in welchem Umfang die sich bewegen?


    Grüße,


    Micha

  • In meinen Augen gibt es nichts dümmeres als Teilzeit im Grundschulbereich. Ich kann das nachher gerne noch konkretisieren.


    Mal ganz davon abgesehen, dass du dann je nach Region kaum noch deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst ohne nebenher jobben zu gehen.

  • Würde ich nicht so sehen....
    An unserer Schule haben wir sehr viele Teilzeitkräfte, ... deren Ehemänner stehen auch finanziell gut da.
    Die Single-Damen sind nahezu alle Vollzeitkräfte.

  • In meinen Augen gibt es nichts dümmeres als Teilzeit im Grundschulbereich. Ich kann das nachher gerne noch konkretisieren.


    Mal ganz davon abgesehen, dass du dann je nach Region kaum noch deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst ohne nebenher jobben zu gehen.

    fänd es unglaublich klasse wenn du konkretisieren könntest.


    Und Orang-Utan-Klaus: Implizierst du damit, dass Annie eigentlich recht hat und die Lehrer_innen nur keine finanziellen Schwierigkeiten haben, weil ihre Ehemänner viel verdienen?

  • Ganz ohne Witz, lohnt sich das finanziell überhaupt noch? Würde man da als Lagerist oder Kassierer oder in anderen geringqualifizierten Berufen nicht auf einen besseren Stundenlohn kommen?

  • Und Orang-Utan-Klaus: Implizierst du damit, dass Annie eigentlich recht hat und die Lehrer_innen nur keine finanziellen Schwierigkeiten haben, weil ihre Ehemänner viel verdienen?

    Die bleiben angestellt mit halber Stelle ca. 1000,-
    Wenn dir das reicht...

  • Mit 75% verheiratet, 2 Kinder A12, habe ich immerhin 2400 Euro netto. Das hat nicht mal mein Mann (Bauleiter). Ob es sich lohnt sei mal dahingestellt. Ich liebe meinen freien Tag und brauche ihn auch dringend. In HH lassen sich 100% nicht mehr mit den normalen Unterrichtsstsunden abdecken, man muss nachmittags fördern und Funktionen übernehmen, da habe ich im Moment keine Kraft für.


    Edit: Zum Arbeitsaufwand. Ich finde er reduziert sich deutlich weniger als in den höheren Klassen. Ich habe manche Themen schon 3-4 mal durchgeführt und dennoch nie gleich. Die Kleinen erfordern doch noch ganz anders deine Aufmerksamkeit, die Elternarbeit ist sehr intensiv... Das reduziert sich nicht wirklich.


    LG Anja

  • Die bleiben angestellt mit halber Stelle ca. 1000,-
    Wenn dir das reicht...

    Ich hab ein bisschen mit dem Besoldungsrechner für BW rumgespielt und kam auf überraschend hohe Beträge. Ich weiß nun nicht ob ich da grundlegend was falsch gemacht hab, aber mit Besoldungsgruppe A12 (mir wurde gesagt damit steigt man als GS-Lehrer ein), Stufe 0, Familienzulage 0, Arbeitszeit 50%, Lohnsteuerklasse I (unverheiratet, Single) komme ich auf 1700 Brutto bzw. 1530 Netto. Kommt mir irre viel vor. Bitte korrigier mich wenn ich da falsch liege. (Link zum Rechner: http://oeffentlicher-dienst.info/beamte/bw/)

  • Mit 75% verheiratet, 2 Kinder A12, habe ich immerhin 2400 Euro netto.

    Abzüglich ca. 200,- für die PKV, die du noch von deinem Netto abziehen musst.
    Und die bleiben gleich - egal ob 100% oder 10% Teilzeitsstelle.


    Eine Frage zum Bauleiter: Ist das ein akademischer Beruf? Sonst vergleicht man nämlich Äpfel mit Birnen.
    Möglicherweise bekommt dein Mann als Bauleiter sogar einen Firmenwagen mit der Option, diesen auch privat zu nutzen? Haben wir hier im Bekanntenkreis oft. Da läppert sich dann doch nochmal einiges an Annehmlichkeiten zusammen. Viele bekommen ja auch immer noch Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Boni,...


    Sonst ist das Grundschulgehalt nämlich nicht viel mehr als ein Zubrot.


    Ich arbeite Vollzeit A12, AE mit 2 Kindern in einer der teuersten Regionen. Hier zahlt man schnell mal 1300,- warm für eine 4 ZKB. Da bleibt nicht viel übrig am Monatsende und Teilzeit wäre finanziell nie drin. Gleichzeitig zahle ich 260,- für die PKV. Auch in der Elternzeit...


    Wenn man also so wenig verdienen möchte/braucht, dass das halbe Grundschullehrergehalt (was angestellt ja deutlich unter deinen 2400 bei 75% liegt) reichen würde/muss... naja. Da würde ich dann eher als "Saftschubse" bei Lufthansa anheuern.

  • Ergänzung:
    Miete hier ca. 1300,- warm, Raten bei Kauf ähnlich. Selbst für 2 ZKB sind es um die 750-800 warm.
    Kinderbetreuung bei zwei Kindern ca. 500,- mit Babysittern für die Elternabende, Elternsprechtage am We, ... nochmal deutlich mehr.
    Putzfrau (ja, die braucht man als Vollzeit-Lehrer mit Kindern) ca. 150,-
    PKV ca. 250,-
    Berufsunfähigkeitsversicherung ca. 75,-


    So könnte ich jetzt munter weiter rechnen.
    Ich habe Fixkosten im Monat von ca. 2500,- und dafür habe ich noch kein Essen gekauft, nicht getankt, keinen Urlaub angespart, kein Geld fürs Auto zurückgelegt,...


    Daher bleibe ich dabei: Von einem halben Grundschullehrergehalt ist es nicht möglich zu (über-)leben.

  • Und zu guter Letzt eine dritte Anmerkung, weil sich die ersten Beiträge aufs finanzielle bezogen:


    Die meisten Grundschulleher(innen), die in Teilzeit gehen machen dies aus falschen Motiven.
    Die innere Erwartungshaltung ist so immens groß, dass die falsche Konsequenz gezogen wird.
    Statt auf einen vernünftigen Maß zu arbeiten, will man weiterhin 250% und unendliches außerunterrichtliches Engagement, das aber eben nicht mit voller Stelle zu leisten ist.


    Also reduziert man auf 50% um 100% zuarbeiten. Freiwillge Selbstausbeutung, den Dienstherren freut es.


    Unser BEruf ist ideal, um mit Vollzeit Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Es ist aber auch ideal für masochistische Selbstausbeuter permanent über die eigenen Grenzen zu arbeiten udn dann in der Reduktion das Allheilmittel zu sehen.


    Abgesehen davon, dass an kleinen Schulen die Teilzeitler ebenfalls in der Schulkonferenz sind, in der BEP-Steuergruppe, in der ... und lediglich ihre Unterrichtsverpflichtung reduzieren. Das rechnet sich nicht. Dazu ist man dann doch oft jeden Tag in der Schule, freie Tage für Teilzeitler gibt es hier nicht.


    Unter ca. 75% ist dann auch die Berechnung für den späteren Rentenanteil so gering, dass man sich ein zusätzliches Eigentor schiueßt. Ich weiß nicht genau, wo die Grenze ist, aber ich glaube unter ca. 75% gibt es nur Bruchteile, darüber hinaus z.B. ab 76% eine vernünftige ANrechnung.


    Würde ich Teilzeit arbeiten, würde ich als erstes auf meine Schwellendidaktik-tauglichen Stunden verzichten, gerade die schaffen aber den Ausgleich für die Belastung der Hauptfächer.

  • WIr haben ähnliche Diskussionen neulich im Lehrerzimmer gehabt. Man vergleicht immer Äpfel mit Birnen.
    Die eine Kollegin kauft bei Rewe, die andere bei PEnny,
    die eine fährt Honda, die andere BMW,
    die eine macht Ferien im Ferienhaus ihres Patenonkels an der Nordsee,
    die andere macht jede Ferien eine FLugreise,
    die eine kocht gerne selbst, die andere geht gerne 5mal die Woche essen,....
    Ich höre auf, ihr habt verstanden...
    Beide arbeiten gleich viele Stunden, sind ähnlich lange im DIenst und wohnen in der selben Stadt zur Miete.... Der reicht ihr Geld immer nur gerade so, die andere spart jeden MOnat ungewollt mehrere hundert Euro.

  • Ist das dann sonst überall die Regel, dass Grundschulkollegen A12 bekommen?


    Wenn man bei uns nur für die Grundschule ausgebildet ist, gibt es lediglich A11!

  • Bei usn bekommen Grundschullehrerinnen auch A12,
    früher - als ich anfing zu arbeiten - gab es noch vereinzelte Kolleginnen mi tder Ausbildung "Fachlehrerein", die bekamen A11, aber die sind mittlerweile in Pension.

  • Annie, du hast ja bestimmt recht. Aber würde ich jetzt 100% arbeiten, würde ich meinen freien Tag verlieren (in HH bis 75 hast du ein Anrecht darauf, bis 50 auf zwei freie Tage) und ich müsste nachmittags fördern. Dann würde ich es nicht mehr schaffen mein Kind 1 zu ihren Therapien zu fahren und Kind 2 rechtzeitig aus dem Kindergarten abzuholen. Das Hamburger Arbeitszeitmodell ist eben nicht gerade familienfreundlich. Und das alles ist mir für die paar hundert Euro einfach nicht wert. Weil eine Kollegin ausfiel, habe ich letztes Jahr für wenige Monate aufgestockt, ich ging am Stock und glaube mir, ich mache auch 0815-Stunden und zauber nicht die ganze Zeit.


    An mein Gehalt kommt in meinem Umfeld keine meiner Freundinnen, die sind nicht akademisch, aber das ist ja im Sinne des Überlebens egal. Die sind wirklich auf das Gehalt des Mannes angewiesen, so hohe Fixkosten haben wir nicht, obwohl wir gerade gebaut haben.

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