Hallo, ich bin heute das erste Mal in diesem Forum. Ich bin also quasi noch in der Einarbeitung. Ich bin seit diesem Schuljahr mit 18 Std. an einer 2zügigen Grundschule. Ich bin absolut ratlos, wie ich dort meinen Job (gut) machen soll. Eingesetzt bin ich in sechs Klassen. Die Anzahl der Schüler, die ich betreue kann ich gar nicht genau beziffern. Häufig laufe ich gebückt und flüsternd durch die Klasse und helfe, wo Hilfe benötigt wird. Oft bin ich froh, dass mich die Grundschulkollegin nicht zur Ruhe ermahnt. Am liebsten sehen sie mich mit einzelnen Kindern und Kleingruppen außerhalb der Klasse, damit sie ihren Stoff mit den Normalos durchziehen kann. "Richtige" Lehrerin bin ich nur in den Vertretungsstunden. Dort nehmen mich die Schüler auch als solche wahr. In der Doppelbesetzung bin ich ein sehr gut bezahlter Hiwi. Wenn es aber um Förderpläne, Anträge Ao-Sf, Aktenpflege..etc. geht, bin ich auf einmal sehr kompetent und in den Augen der Kolleginnen allein dafür verantwortlich. Und genau an diesem Punkt bin ich ratlos. Vereinzelte Schüler sehe ich drei Stunden in der Woche. Wie soll ich denn da einen ernstzunehmenden Förderplan bspw. schreiben? Kann ich irgendwo nachlesen, ob es eine rechtliche Zuteilung von Zuständigkeiten in der Inklusion gibt.
Vielen Dank und viele Grüße, fab76
Zuständigkeiten Grundschule
- fab76
- Erledigt
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Ich kann dazu nur als Fachlehrer in der Sek I schreiben, der auch mal mit Sonderpädagogen zusammengearbeitet hat. Allerdings gab es da noch eine integrative Klasse pro Jahrgang und nicht Inklusion über alle Klassen ...
Ich kann dir bzgl. der rechtlichen Normen zur Aufgabenverteilung nichts sagen, das werden andere noch machen. Aber das andere ist doch die Absprache mit den KlassenlehrerInnen. Für welche Kinder du (in erster Linie) zuständig bist, muss völlig klar sein. Es wäre sinnvoll, wenn die dann nicht in vier Ecken des Raumes sitzen. Dann ersparst du dir das Hin und Her. Ich weiß nicht, wie bei euch z. B. die Stunde beginnt. Mit Aufstehen, Ruhezeichen und Begrüßung? Dann sollte völlig selbstverständlich sein, dass du mit der Kollegin zusammen vorne stehst und die Kinder begrüßt.
ZitatAm liebsten sehen sie mich mit einzelnen Kindern und Kleingruppen außerhalb der Klasse, damit sie ihren Stoff mit den Normalos durchziehen kann.
OK, das sehe ich genauso wie sie. Unter den gegebenen Umständen (räumlich, personell, aber auch was z. B. die Ausbildung der LehrerInnen angeht) profitieren die Kinder mit Förderbedarf rein inhaltlich doch wahrscheinlich am meisten, wenn du mit ihnen in einem ruhigen Nebenraum arbeitest. Aber es gibt ja auch noch soziale Komponenten. Und es sind auch nicht immer zwei LehrerInnen anwesend und ein zweiter Raum vorhanden. Daher sollte es völlig selbstverständlich sein, dass alle Kinder gemeinsam im Raum sind und beide Lehrer gemeinsam und parallel ihre Arbeit machen. Das erfordert Absprachen. Ich würde das Gespräch mit den KL suchen, ich würde aber auch ab sofort selbstbewusster auftreten! Wenn dich ein Kollege vor Schülern zur Ruhe ermahnt, würde ich ihn um ein kurzes Gespräch auf dem Flur bitten, um mal die Kompetenzen bzw. den jeweiligen Status zu klären, und zwar sofort. Ich würde auch nicht durch die Klasse huschen. Gebückt gehen gibt es nicht, wenn dann mal kurz der Blick auf die Tafel verdeckt ist, muss und kann ein Schüler damit leben. Flüstern ist selbstverständlich, wenn man nur zu einem oder zwei Schülern spricht. Wenn es drei oder vier wären, solltest du aber ruhig mal laut das Wort ergreifen, denn dann ist die Frage wahrscheinlich auch für die Hälfte der "Normalos" interessant -
Ihr braucht ganz, ganz dringend ein Inklusionskonzept, in dem auch die Art der Zusammenarbeit in den Lehrerteams festgelegt wird. Sonst musst Du die ja mit jeder einzelnen Kollegin neu aushandeln und hast als Nicht-Klassenlehrer in der Regel das Nachsehen. Team-Teaching funktioniert eigentlich auch nur als solches: Beide Lehrer sind gleichermaßen verantwortlich und ansprechbar für ALLE Kinder und wechseln ihre Rollen regelmäßig, eben damit bei den Kindern gar nicht erst der Eindruck entsteht, dass einer nur "Hilfslehrer" ist. Klärt das ganz schnell im Kollegium. Wenn Ihr bei der Konzeptionierung Hilfe braucht, wendet Euch an inklusionserfahrene Modellschulen in Eurer Umgebung.
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Hallo fab76,
mir ist die unten verlinkte Grafik mit den 6 Co-Teaching-Varianten bekannt, die kam bei uns vom Studienseminar für Förderschullehramt mit der expliziten Aufforderung, dass immer wieder ein Rollentausch vorzunehmen sei (nicht nur in der Ausbildung, sondern als Idealbild der Inklusion):
http://connectivity21.wikispac…289/coteaching_models.gif
Auf der Suche nach dieser Grafik bin ich über eben jene Webseite gestolpert, wo die Grafik hinterlegt ist, evtl. findest du dort noch was Brauchbares:
http://connectivity21.wikispac…289/coteaching_models.gif
Leider erlebe ich ansonsten im realen inkludierenden Grundschulalltag überwiegend das Prinzip, dass die Förderschullehrer als HiWis durchs Klassenzimmer wuseln, keine Mühe mit Vorbereitungen und dem Erstellen von Materialien haben, nur Förderpläne für die Kinder mit anerkanntem sonderpäd. Förderbedarf schreiben (die für all die anderen, nicht anerkannten, aber individuelle zu unterrichtenden Kinder schreiben die Klassenlehrer, ebenso die Eintragungen in das Anmeldeportal zur Überprüfung auf Bedarf - da die Förderschullehrer eben nur wenige Stunden in der jeweiligen Klasse sind), weniger Stunden Unterrichtsverpflichtung haben und dafür A13 erhalten. Für die engagierten FöL ist dieses Inklusionsprinzip ein sehr frustrierender Zustand, für erschreckend viele andere aber offensichtlich ein sehr angenehmes Dasein
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So toll Team Teaching immer klingt, habe ich ein echtes Problem damit. Wenn ich als Förderschullehrer (in Niedersachsen) mit einer vollen Stundenzahl an der Grundschule wäre, hätte ich mich um 13 Lerngruppen zu kümmern. (2 Std. pro Klasse) Das bedeutet auch Absprachen mit 13 Klassenlehrern und evtl. den entsprechende Fachlehrern. Wann soll denn das stattfinden? Und scheinbar sind einige Kollegen der Meinung man solle dann bei allen Förderplänen unterstützen, obwohl man die Kinder nur so wenig sieht. Einige Kollegen glauben auch, man könne für die Kinder mit Förderbedarf den ganzen Unterricht für die Woche vorbereiten.
Ich habe große Angst davor mit voller Stundenzahl in der Inklusion an der Grundschule zu landen, denn ich kenne hier in der Gegend kein funktionierendes Inklusionskonzept. Ich kenne aber auch keine Grundschule, in der die Kinder wirklich individualisiert arbeiten (somit habe ich auch noch keine abschließende Meinung dazu, was ich davon halte...). -
So toll Team Teaching immer klingt, habe ich ein echtes Problem damit. Wenn ich als Förderschullehrer (in Niedersachsen) mit einer vollen Stundenzahl an der Grundschule wäre, hätte ich mich um 13 Lerngruppen zu kümmern. (2 Std. pro Klasse) Das bedeutet auch Absprachen mit 13 Klassenlehrern und evtl. den entsprechende Fachlehrern. Wann soll denn das stattfinden? Und scheinbar sind einige Kollegen der Meinung man solle dann bei allen Förderplänen unterstützen, obwohl man die Kinder nur so wenig sieht. Einige Kollegen glauben auch, man könne für die Kinder mit Förderbedarf den ganzen Unterricht für die Woche vorbereiten.
Ich habe große Angst davor mit voller Stundenzahl in der Inklusion an der Grundschule zu landen, denn ich kenne hier in der Gegend kein funktionierendes Inklusionskonzept. Ich kenne aber auch keine Grundschule, in der die Kinder wirklich individualisiert arbeiten (somit habe ich auch noch keine abschließende Meinung dazu, was ich davon halte...).
ja, Cyanscott, genau da liegt das Problem. Ich bin als Sonderpädagogin fest an einer Grundschule und auch da sind die Erwartungen einiger Kollegen auf der einen Seite nicht erfüllbar, auf der anderen Seite werde ich als Kollegin oft auch nicht ernst genommen, ich bin da halt manchmal so ein Hiwi (oft auch für die Eltern). Wenn ich dann mal Entscheidungen treffe, dann fühlt sich die eine oder andere Kollegin auch wieder auf den Fuß getreten... es ist mega nervig... abgesehen davon, dass schon logistisch keine Zeit für gemeinsame Besprechungen ist (z.B. hat die eine Kollegin jetzt gerade eine Springstunde und will auch jetzt mit mir reden - ja, Entschuldigung, ich habe jetzt Unterricht in einer der anderen 11 Klassen. Wir können uns aber gerne nach der 6. Std. zusammensetzen -nee, da hat die Kollegin frei und ist nicht mehr im Hause... Tut mir leid, deswegen ärgern mich auch Beiträge wie der von Sunny08...(hab lange überlegt, ob ich darauf antworten soll...)
Echtes Teamteaching mache ich übrigens gemeinsam mit der anderen Sonderpädagogin unserer Schule, wir haben Fördergruppen aus den verschiedenen Jahrgangsstufen und das läuft super! Wir besprechen aber unseren Unterricht auch vorher und spielen uns im Unterricht die Bälle zu, so dass keiner von uns beiden der gut bezahlte Hiwi ist... -
Leider erlebe ich ansonsten im realen inkludierenden Grundschulalltag überwiegend das Prinzip, dass die Förderschullehrer als HiWis durchs Klassenzimmer wuseln, keine Mühe mit Vorbereitungen und dem Erstellen von Materialien haben, nur Förderpläne für die Kinder mit anerkanntem sonderpäd. Förderbedarf schreiben (die für all die anderen, nicht anerkannten, aber individuelle zu unterrichtenden Kinder schreiben die Klassenlehrer, ebenso die Eintragungen in das Anmeldeportal zur Überprüfung auf Bedarf - da die Förderschullehrer eben nur wenige Stunden in der jeweiligen Klasse sind), weniger Stunden Unterrichtsverpflichtung haben und dafür A13 erhalten. Für die engagierten FöL ist dieses Inklusionsprinzip ein sehr frustrierender Zustand, für erschreckend viele andere aber offensichtlich ein sehr angenehmes Dasein
So, mal ganz ketzerisch gefragt: Wie hättest du es denn gerne?
Wer macht denn Förderschullehrer zu HiWis? Das gehört abgesprochen! "Das Thema liegt mir nicht so gut/besonders gut. Soll ich das vorbereiten? Möchtest du das tun? Vielleicht setzen wir uns mal zusammen..."
Als Klassenlehrer ist man für bis zu 30 SuS verantwortlich. Das ist doof und arbeitsaufwendig, aber so ist es nun mal. Dazu gehört auch das Schreiben von Förderplänen. Warum sollte der Förderschullehrer deine Arbeit machen?
Dieses Anmeldeportal zur Überprüfung auf Bedarf kenne ich nicht. Gibt es das in NRW? Falls ja, würde ich als Sonderpädagogin das als meine Aufgabe verstehen, dort die entsprechenden Eintragungen vorzunehmen. Allerdings erst nach detaillierter Rücksprache mit der Klassenleitung. Ihr kennt die SuS tatsächlich meist besser als wir.Ich bereite gerne auch meinen Unterricht vor. Nehme ich SuS aus der Klasse heraus, dann ist es selbstverständlich, dass ich meinen Unterricht vorbereite. Ich differenziere auch gerne Material für die Förderkinder der Klasse. Das brauche ich aber entsprechend früh im Vorfeld. Und falls ich nicht mit drin bin im Unterricht, dann differenziere ich so, dass die Kollegin ihren Unterricht macht und die Förderkinder daran mit arbeiten (im Lückentext schon die einzusetzenden Wörter vorgegeben sind z.B.) und nicht parallel an ganz anderen Dingen.
Das aktuelle System ist für alle Beteiligten Käse. Aber dafür braucht auch niemand auf die "faulen Sonderpädagogen mit A13" zu schimpfen. Es steht jedem offen, die Zusatzquali zu machen und sich auf entsprechende Stellen zu bewerben.
Nehmt das bitte nicht persönlich, aber das Schimpfen auf uns, das nervt tierisch!
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Da hilft nur ein Zusammensetzen der Beteiligten Kollegen. Das haben wir im Kollegium gemacht und dabei probeweise festgelegt, wer was macht, wann und wie oft mindestens Gespräche stattfinden sollen (nämlich nicht dann, wenn die GL-Kraft Unterricht hat). Wir haben das extra etwas kleinschrittiger gemacht und einen Probezeitraum festgelegt, um dann die Umsetzung zu prüfen.
Hilfreich dabei waren Handreichungen des Schulamts, die dafür eine Vorlage erstellt hatten. -
Ja, da hast du wohl Recht. Wir haben demnächst eine von außen moderierte Ganztagskonferenz zu dem Thema, ich bin gespannt, ob das etwas bewegen kann (wir hatten allerdings vor gut einem Jahr schon einmal eine interne Konferenz, da hat sich leider nicht viel verändert). Wir werden sehen...
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