Karriere im Schuldienst bei spätem Einstieg in den Lehrerberuf noch möglich?

  • einen gut bezahlten, wichtigen Job

    Der unterstrichene Begriff gefällt mir im von Dir hergestellten Zusammenhang überhaupt nicht. Ich halte nämlich z.B. Erzieher für einen eminent wichtigen Beruf. Ungefähr tausendmal wichtiger als Investmentbanker, Versicherungsmakler oder Profifußballer. Leider schlägt sich das in der Bezahlung nicht nieder.




    Viele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin


  • Mehr Einkommen bedeutet der Seminarlehrerposten in Bayern aber nicht. Eher weniger, weil die Arbeit mehr wird. Schadet aber nichts, das mal gemacht zu haben - ein Großteil der Schulleiter an Gym und RS war vorher mal Seminarlehrer.


    Seminarlehrer sind doch idR A15, also wenn man vorher A13 war ist das schon ein Schritt.
    http://www.bpv.de/upload/asset…Funktionenkatalog2013.pdf

  • Guten Abend,
    ... wie wär's mit:
    Liebe zum Job ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Eignung für eine Leitungsstelle?
    Will heißen: Wer nicht grundsätzlich gerne unterrichtet, sich unter vielen, manchmal anstrengenden Menschen wohlfühlt und dort seinen Weg verfolgen kann, ohne verbissen zu werden... wird vermutlich weder ein guter Fachleiter, noch Seminarleiter, noch Schulleiter etc. pp.
    Aber: Längst nicht alle, die wunderbaren Unterricht machen und tolle Pädagogen sind, fühlen sich in einer Rolle wohl, wo sie sehr flexibel auf erwachsene Menschen und deren spezielles Konfliktpotenzial reagieren müsssen. Wer dies gerne tut (und dazu zähle ich mich auch, leite eine Fachkonferenz und bilde ReferendarInnen aus), sollte das nicht als Ausweichen vor dem Unterrichtsalltag verstehen, sondern eher als Möglichkeit, Zugang zu neuen Impulsen zu bekommen, um sie den Kollegen/-innen weiterzugeben. Glück hat man dann, wenn die Kollegen/-innen das auch wertschätzen und auch die diversen Zusatzbelastungen sehen, die unausweichlich damit verbunden sind.
    Zum TE: Die Perspektive im Blick behalten kann nicht schaden - allerdings nur dann, wenn zunächst auch der Weg das Ziel sein kann.
    Alles Gute
    traumjob-teacher

  • Ohne StephanNRW persönlich zu kennen, würde ich hier blind unterstellen, dass er nicht die Verbeamtung, sondern die Pensionierung gemeint hat.


    Das (gedankliche) Gleichsetzen von "Verbeamtung" und "Pensionierung" offenbar für einen Seiteneinsteiger doch drollige Vorstellungen vom Lehrerberuf...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen


  • Ja ... nur ... bis man dann mal Schulleiter ist vergehen einige Jahre, in denen man unterrichten wird (muss). Wenn man jetzt aber hauptsächlich wegen den ach so tollen Aufstiegschancen Lehrer geworden ist, tut man sich und den Kindern nix Gutes. Darüber hinaus würde ich auch keinen Chef wollen (und manche haben ihn evtl.), der überwiegend aus diesen Gründen heraus Lehrer und dann Schulleiter geworden ist. Das von dir genannte "AUCH" würde ich nämlich nicht als "AUCH" sondern als "hauptsächlich" lesen. Einen Teil der scharfen Reaktion (mit Sicherheit meiner) hat auch die Aussage des OP hervorgerufen, die man so interpretieren kann (muss), dass jemand, der "nur" unterrichtet nicht besonders leistungsorientiert ist ... (was dann auch zu meiner Aussage führte, dass die wahre Leistung im guten Unterricht besteht und man erst auf dieser Basis an weitere Karriere denken sollte).
    Für mich sollte der Ablauf nämlich schon so sein: Ich bin Lehrer, weil ich unterrichten will. Ich erledige diese Aufgabe auch gut und dann möchte ich vielleicht etwas mehr "am Ruder" sein, mehr Einfluss haben, Verantwortung übernehmen etc (aber irgendwie doch erst, wenn ich überhaupt den ganzen Betrieb an einer Schule kenne und verstanden habe) ... dann kann ich auf eine Funktionsstelle wollen. Aber schon vor Beginn der Ausübung des Berufs davon ausgehen, dass die eigentliche Hauptaufgabe des Lehrers nur ein lästiger Zwischenschritt sein soll ... ja, sorry, aber das halte ich für den falschen Beweggrund und da wird man nicht glücklich werden. Davon abgesehen ist so ein Aufstieg (Einstiegsalter hin oder her) ja auch nicht garantiert.
    Und auch wenn das jetzt nicht gut ankommt: Als Kollege interessiert es mich schon irgendwann und irgendwie, warum jemand Lehrer geworden ist. Denn ich soll und muss mit diesen Leuten zusammen arbeiten, sie ggf. vertreten, pädagogische Arbeit leisten ... das wird nicht ganz so einfach, wenn es dem Kollegen nur / hauptsächlich auf die Karriere und nicht auf die Kinder ankommt.

  • Das Problem ist nicht, dass der TE eine Leitungsfunktion ausüber möchte, sondern dass er den Eindruck erweckt die Stationen dazwischen nur als notwendiges Übel in Kauf zu nehmen aber nicht wirklich gerne ausüben zu wollen.


    Und da sollte ihm schon klar sein, dass die realistische Chance besteht, dass es mit den Leitungsaufgaben eben nicht klappt und er am Ende doch sein Berufsleben als normaler Lehrer bestreiten wird, wenn er das nur unwillig macht, können das lange 25 Jahre werden.


    Wenn der Gedanke daran dem TE Bauchschmerzen verursacht (wa er sich nur selber beantworten kann), würde ich doch - gerade bei der Fächerkombination - eher den Weg in die freie Wirtschaft empfehlen.


    Im Übrigen sind die Zeiten vorbei, in denen Lehrer, die es mit dem Unterrichten nicht mehr so hatten oder haben wollten, schnell auf einen Verwaltungsposten verschoben wurden, ein Großteil dieser Stellen sind in den letzten Jahren abgebaut und die Aufgaben in die Schulen verteilt worden. Außerdem ist auch in der "mittleren Führungsebene" die Hauptaufgabe heute immer noch Unterricht. Die Mitglieder der erweiterten Schulleitung kriegen bei uns gerade mal 5 Anrechnungsstunden, ein stellvertretener Schulleiter muss auch noch mehr als 50% unterrichten. Grundvoraussetzung für solche Ämter ist daher inzwischen, dass man sein Basishandwerk sicher beherrscht und seinen Unterricht im Griff hat, sonst ist das zeitlich gar nicht zu schaffen.

  • Ich muss mir nämlich leider eingestehen, dass ich doch zu karriere- und leistungsorientiert denke

    Yo, man, Attacke. Leute, die leistungsbereit sind, können wir immer brauchen. Ob das, was du dir als Karriere vorstellst, im Schuldienst möglich ist, kannst du leicht nachlesen. Die Besoldungstabellen sind öffentlich.


    Just another Teacher.

  • Ich finde die Überlegungen schon verständlich. Gerade im MINT-Bereich steht die Schule ja in einiger Konkurrenz zur Wirtschaft. Ist doch klar, dass man da verschiedene mögliche Zukunftsperspektiven abwägt.

  • *Auf meine Fächer schiel'
    Finde ich nicht.


    Lehrer ist nun mal Lehrer.
    Wenn man denn verbeamtet wird, dann ist das Gehalt nun auch nicht so schlecht.
    Und zum Rest der "Karriere".


    Entweder man will Lehrer sein und nimmt alles andere als "Sahnehäubchen" war oder man lässt es gleich.
    Wer zwingend Schulleiter werden will, weil lehren ist ja "doof", der ist woanders besser aufgehoben.

  • Erstmal eine kleine Korrektur: Ich meinte natürlich "bis zur Pensionierung" und nicht "bis zur Verbeamtung", wie hier einige schon richtig bemerkt haben.


    Dann zum eigentlichen Thema: Versteht mich bitte nicht falsch. Ich werde mitnichten Lehrer (bin Quereinsteiger), um jetzt schon als Ziel die Schulleitung oder eine andere Funktionsstellen auszugeben. Lehrer sollte man zu aller erst werden, weil einem das Lehren und der Umgang mit Schülern Spaß macht. Wenn man (und auch ich) nur auf Karriere und Geld aus ist, dann bleibt man besser in der freien Wirtschaft (komme aus dieser und mit meinem eigentlichen Studium verdiene ich hier mehr und habe auch bessere Perspektiven). Ich werde Lehrer, weil mir die eigentliche Aufgabe eines Lehrers Spaß macht: Unterrichten (habe Erfahrung in der Erwachsenenbildung und kann das daher beurteilen)!


    Aber ich kann nicht garantieren, dass ich dies in 10 Jahren auch noch so spannend finde (auch weil das Lehrinhaltsniveau sehr niedrig ist), was ich als völlig normale Denkweise betrachte. Wer sich darüber zu Beginn seiner Laufbahn keine Gedanken gemacht hat, der war zu diesem Zeitpunkt einfach zu Lebensunerfahren (und das sind Studenten nach dem Abitur nun mal). Ich bin es aber mit Mitte 30 (und in der Arbeitswelt stehend) nicht mehr und habe schon mehrer Arbeitsstationen durchlaufen und weiß, wie Begeisterung in Frust umschwenken kann, eben weil die zunächst interessante Aufgabe irgendwann in Monotonie und Langeweile übergegangen ist. Und genau davor habe ich etwas Angst und halte mir gerne Optionen offen. Wenn aber von Beginn an keine besteht (aufgrund meines Alters), dann ist es doch nur weise, sich darüber schon vorher im Klaren zu sein und eine Entscheidung zu treffen, als mit Ende 40 dann an Depressionen zu leiden und nur noch gefrustet herumzulaufen (wie es bei Lehrern leider nicht selten vorkommt), weil man erkennen muss, dass noch 20 Jahre ein Beruf und eine Funktion ausgeübt werden muss, bei der es keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr gibt.


    Für mich ist abschließend und zusammenfassend einfach zu sagen, dass ich es als Horror empfinden würde, in 30 Jahren die selbe Aufgabe ausüben zu müssen, wie es heute beim Einstieg in den Lehrerberuf der Fall ist. Daher meine Frage, ob jemand mit Ende 30 verbeamtet wenigsten noch Chancen auf eine Entwicklung hat (unabhängig von der Besoldungsstufe).


    Ergänzend noch: Entwicklungsmöglichkeiten sind für mich nicht nur an eine Besoldung, sondern an eine Aufgabe gekoppelt. Mich würde es z.B. auch reizen, für ein paar Jahre ins Ausland an eine Auslandsschule zu gehen und dies auch unter Gehaltseinbußen (wenn die Auslandslehrergehälter an den Lebenstandard des Landes gebunden sind). Auch ist es für mich wichtiger am Ende meiner Karriere interessante Funktionen ausgeübt zu haben und dafür evtl. "nur" mit A14 in den Ruhestand geschickt worden zu sein, wie eine A16 Stelle inne zu haben, dessen damit verbundene Funktion ich aber nie wollte. Ich sage das nur, um mir hier nicht vorwerfen lassen zu müssen, ich schiele nur auf die Karriere und das bisschen mehr an Geld. Geht es mir nur ums Geld, bleibe ich, wo ich aktuell bin: in der Wirtschaft!

  • Für mich ist abschließend und zusammenfassend einfach zu sagen, dass ich es als Horror empfinden würde, in 30 Jahren die selbe Aufgabe ausüben zu müssen, wie es heute beim Einstieg in den Lehrerberuf der Fall ist.

    Nun, eines können wir alle hier Dir wohl garantieren: Die Aufgabe wird formal vielleicht dieselbe sein - aber sie wird sich sehr, sehr anders anfühlen als heute. Frag mal jemanden, der vor 30 Jahren schon Lehrer war.



    VIele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • in 30 Jahren die selbe Aufgabe ausüben zu müssen, wie es heute beim Einstieg in den Lehrerberuf der Fall ist. Daher meine Frage, ob jemand mit Ende 30 verbeamtet wenigsten noch Chancen auf eine Entwicklung hat (unabhängig von der Besoldungsstufe).


    Aufgaben haben ihr an der Schule jede Menge. Die allermeisten lässt man gerne ohne zusätzliche Vergütung ausführen, das ist die Crux. Wenn du ein paar Jahre an der Schule bist, sind dir schätzungsweise siebzehnmillionen Sache aufgefallen, die du machen kannst. Deinen Kollegen und Vorgesetzten werden die dann auch aufgefallen sein, und du wirst dich vor Anfragen kaum noch retten können. Quereinsteiger haben da eigentlich eine guten Stand. Erfahrungen aus anderen Bereichen können vielfach hilfreich sein. So etwas kann dann auch in einem Posten aufgehen.


    Nischen gibt's genug, such' dir deine. Ich fange an der Schule ständig irgend'was Neues an.


    Viel Spaß.


    JaT


    PS: Kümmer' dich um dich. Wenn's kein Geld gibt, muss etwas anderes für dich abfallen -- Entlastungsstunden, Zusagen zu Vorrechten beim Stundenplan, Dienstzimmer ...


    PPS: Schulleiter oder Abteilungsleiter wollt' ich nicht werden. Das sind Aufgaben, die man nicht so schnell wieder los wird. Da bleibt dann die Flexibilität auf der Strecke.

  • Zum Threadthema : Die Begriffe Karriere und Schuldienst schließen sich gegenseitig aus ! 8_o_)


    Na, na - GANZ so schlimm ist es sicher nicht. Ein A16-Schulleiter (und das ist doch eine halbwegs erreichbare Position, wenn man entsprechende Ambitionen hat) bezieht durchaus ein Gehalt, für das ein Angestellter ca. 100.000 Euro brutto bekommen müsste. Das will erstmal verdient sein! In Bayern gäbe es außerdem die Möglichkeit (das ist dann aber schon das Sahnehäubchen), vom (Gym-)Schulleiter (OStD) zum Ministerialbeauftragten (Ltd. OStD) befördert zu werden (eine Art Außenposten des KM und Aufsicht über die Gymnasien in einem von sieben Regierungsbezirken). Die werden nach B 3 besoldet, und spätestens da sollte sich dann keiner mehr beschweren.


    Ach so, und auch jenseits des schnöden Mammon ist Gym-SL durchaus eine respektable Karrierestufe - immerhin ist man dann der Leiter einer Dienststelle mit (im Normalfall) 60 bis 100 Bediensteten. Das ist im beamtischen Kontext schon was.




    Viele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Guten Tag,


    ich habe dazu direkt eine Anschlussfrage: sind Aufstiegschancen im Angestelltenverhältnis (z.b. hinsichtlich Abteilungs- oder Seminarleitung) gegeben oder inwiefern ist dies ein k.o.- Kriterium?

  • Guten Tag,


    ich habe dazu direkt eine Anschlussfrage: sind Aufstiegschancen im Angestelltenverhältnis (z.b. hinsichtlich Abteilungs- oder Seminarleitung) gegeben oder inwiefern ist dies ein k.o.- Kriterium?

    Radio Eriwan sagt: Theoretisch ja. Wenn Du aber merkst, dass das Gehalt des Angestellten mit der Übernahme einer Funktionsstelle ähnlich steil ansteigt wie die Autobahn von Hamburg nach Kiel, wirst Du es Dir vielleicht überlegen.



    Viele Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Die Gehaltsproblematik ist im Angestelltenverhältnis ja generell da. Und im Verhältnis ist da die Möglichkeit Funktionsstellen zu übernehmen schon eine Chance.


    Wobei ich inzwischen auch gelesen habe, dass sich Ausschreibungen auch speziell nur an Beamte richten

  • Die Gehaltsproblematik ist im Angestelltenverhältnis ja generell da. Und im Verhältnis ist da die Möglichkeit Funktionsstellen zu übernehmen schon eine Chance.


    Wobei ich inzwischen auch gelesen habe, dass sich Ausschreibungen auch speziell nur an Beamte richten


    Also in Berlin geht das. Nicht nur theoretisch - ich habe es als Angestellte nach knapp 5 Jahren von E13 auf E14 geschafft. Netto kein Riesensprung - aber wenigstens sind die Chancen nicht prinzipiell versperrt.


    Gruß
    traumjob-teacher

Werbung