Mobile Reserve/Vetretungsvertrag - Tipps, Erfahrungen...

  • Hallo zusammen,


    ich lese meistens nur still hier mit und Eure Beiträge haben mir schon oft weitergeholfen, daher habe ich heute auch einmal einige Fragen: :)
    Wart Ihr schon einmal als Mobile Reserve tätig (bzw. Feuerwehr- oder Vertretungskraft)? Wie ist es Euch dabei ergangen? Habt Ihr vielleicht Tipps zur Arbeitserleichterung?


    Ich bin seit diesem Schuljahr als Mobile Reserve an mehreren Mittelschulen (= Hauptschulen) tätig und muss ehrlich sagen, dass ich das sehr anstrengend finde. Nach dem Ref (RS) war ich im letzten Schuljahr bereits an einer Mittelschule - da aber mit fester Klassenleitung - und fand das trotz schwieriger Schülerschaft und viel fachfremdem Unterricht super. Doch dieses Schuljahr zweifle ich doch sehr an mir und meiner Eignung für den Job. Ich empfinde die Schülerschaft als sehr schwierig und finde es wahnsinnig schwer, als Anfänger - der ich ja noch bin - fachfremd in fremden Klassen irgendwelche Stunden ohne Vorbereitung aus dem Ärmel zu schütteln (meist erfährt man ja erst morgens, wo man landet). Einige Male war ich auch schon länger (zwei bis vier Wochen) in einer Klasse, aber auch da bekam ich kaum einen Fuß auf den Boden. Die Klassen sind laut, unkonzentriert, frech und teilweise ist vernünftiger Unterricht kaum möglich. Und auch organisatorisch finde ich es anstrengend: Ständig in anderen Schulen zu sein heißt auch, ständig irgendwelchen Schlüsseln, Kopiercodes, Schülerakten/-infos und Büchern hinterherlaufen zu müssen. Nun bin ich auch wieder für mehrere Wochen in einer (schwierigen) Klasse, mit welcher ich eine große Anzahl Leistungsnachweise nachholen muss und für die ich die Zeugnisse schreiben muss - wieder muss ich alle möglichen Informationen zusammensammeln und fühle mich ziemlich allein (auch wenn die Schulleitung sich Mühe gibt, mich zu unterstützen).


    Kurz gesagt macht mir der Job im Moment kaum noch Spaß und ich bin jedesmal froh, wenn das Wochenende nahe ist. :( Ich werde zunehmend unfreundlicher zu den Schülern, was ich eigentlich nicht von mir kenne und auch an mir nicht mag. Ich fühle mich unfähig, weil ich keinen roten Faden in die Klassen bringe und nicht so souverän auftreten kann, wie ich das gerne würde. Ich vermisse den Bezug zu den Schülern und auch zu den Kollegen - mal ein kleines Schwätzchen bein Pausenkaffee, ein fester Platz im Lehrerzimmer... Eigentlich würde ich sagen "Augen zu und durch", aber da nach den kommenden Sommerferien die Arbeitslosigkeit winkt, da mit meinen Fächern und "normalen" Noten keine Planstelle zu bekommen ist, ist diese Aussicht auch nicht sehr motivierend...


    Habt Ihr Tipps? Erfahrungen? Motivation?


    Viele Grüße!

  • Es ist leider so, dass man oft in die schwierigen Klassen gesteckt wird, da gibt es wohl keinen Ausweg. Aber vielleicht hilft es zu wissen, dass es hauptsächlich nicht an einem selbst liegen wird, dass die Klassen so sind. Gibt es denn keine Leidensgenossen, die auch mit dir im mobilen Dienst tätig sind, wo ihr euch austauschen könnt?


    Ich habe während des Studiums in einer "Brennpunktgrundschule" gearbeitet, in der es so schwierig war, wie du es beschreibst. Der wirklich große Vorteil daran ist, wenn man es überstanden hat, dann kommen einem "normale" Schwierigkeiten später nicht mehr so schwerwiegend vor und es fällt einem leichter darauf zu reagieren.


    Ich hoffe, du hältst die Zeit durch, denn es lohnt sich. Ich bin heute zumindest sehr zufrieden mit meiner Situation. Wenn es allerdings wirklich nicht mehr geht, dann würde ich den mobilen Dienst aufgeben oder zumindest eine Pause einlegen um Abstand zu gewinnen, sofern dies möglich ist.

  • Selbe Situation hier: absolut unglücklich mit der mobilen Zeit... Nach einigen Jahren fest verbeamteter Lehrer hat es micht auch getroffen mit der Zeit als Mobile Reserve. Während ich anfangs noch positiv an die Sache heranging ("so kann ich mir mal viele verschiedene Schulen ansehen"), hat sich meine Sichtweise sehr schnell geändert. Die Probleme, die du schilderst, kenne ich auch. Teilweise in der gleichen Form, teilweise in anderer Form. Bäh!


    Was mir hilft:
    - die Einstellung "da muss ich durch", "Durchhalten bis zum Schuljahresende" und "Jedes Wochenende mache ich etwas schönes"
    - die Erkenntnis, dass es nicht an mir liegt, ob es gut oder schlecht läuft; teilweise habe ich genau den selben Unterricht in zwei Klassen gemacht, und in der einen lief es prima und machte Spaß, in der anderen lief es überhaupt nicht
    - ganz viele Freunde, die ich jetzt ganz oft treffe - und hilfreich sind da jetzt vor allem die Freunde, die nicht aus dem Schulbereich kommen (tolle Projekte, die jemand mit seiner Klasse macht o.ä., kann ich mir momentan nicht anhören)
    - und jetzt momentan: ich muss keine Zeugnisse schreiben sondern gehe jeden Tag nachmittags Kaffee trinken :)


    Wann immer ich mich über einen Schüler/eine Klasse/das System ärgere, versuche ich mir die Punkte in den Kopf zu rufen. Das klappt an manchen Tagen besser, an manchen Tagen schlechter... Dir gutes Durchhalten und wenn du magst kannst du dich ja mal direkt bei mir melden.

  • Hallo,
    vielen Dank für eure Antworten! Entschuldigt die späte Rückmeldung!

    Es ist leider so, dass man oft in die schwierigen Klassen gesteckt wird, da gibt es wohl keinen Ausweg. Aber vielleicht hilft es zu wissen, dass es hauptsächlich nicht an einem selbst liegen wird, dass die Klassen so sind. Gibt es denn keine Leidensgenossen, die auch mit dir im mobilen Dienst tätig sind, wo ihr euch austauschen könnt?

    Ja, den Eindruck, dass man meistens die schwierigeren Klassen abbekommt, habe ich auch. Nein, leider kenne ich keine Leidensgenossen, bzw. die, die ich flüchtig kenne, sehe ich zu selten, da wir an unterschiedlichen Schulen sind. Zudem haben die anderen das Glück, fest verbeamtet und schon länger im Dienst zu sein, was es vielleicht etwas einfacher macht.


    Ich hoffe, du hältst die Zeit durch, denn es lohnt sich. Ich bin heute zumindest sehr zufrieden mit meiner Situation. Wenn es allerdings wirklich nicht mehr geht, dann würde ich den mobilen Dienst aufgeben oder zumindest eine Pause einlegen um Abstand zu gewinnen, sofern dies möglich ist.

    Ja, ich denke auch, dass man in so einer Situation viel lernt (und ich habe auch das Gefühl, schon einiges dazugelernt zu haben) - zumindest ein kleiner Trost! Durchhalten werde ich, allein schon aus finanziellen Gründen. Eine Pause einlegen geht hier nicht, ich kann nur kündigen und das möchte ich nicht. Wie gesagt, eigentlich bin ich gerne Lehrer. Nur diese Art der Arbeit finde ich sehr anstrengend und auch unbefriedigend.


    Selbe Situation hier: absolut unglücklich mit der mobilen Zeit... Nach einigen Jahren fest verbeamteter Lehrer hat es micht auch getroffen mit der Zeit als Mobile Reserve. Während ich anfangs noch positiv an die Sache heranging ("so kann ich mir mal viele verschiedene Schulen ansehen"), hat sich meine Sichtweise sehr schnell geändert. Die Probleme, die du schilderst, kenne ich auch. Teilweise in der gleichen Form, teilweise in anderer Form. Bäh!

    Da geht es mir sehr ähnlich, ich hatte mich auch zuerst darauf gefreut, viele Schulen zu sehen und viele verschiedene Erfahrungen zu machen. Eigentlich ist es ja auch interessant, nur der negative Stress gleicht das wieder aus... Aber es ist beruhigend zu wissen, dass es nicht nur mir so geht! :)


    Was mir hilft:
    - die Einstellung "da muss ich durch", "Durchhalten bis zum Schuljahresende" und "Jedes Wochenende mache ich etwas schönes"
    - die Erkenntnis, dass es nicht an mir liegt, ob es gut oder schlecht läuft; teilweise habe ich genau den selben Unterricht in zwei Klassen gemacht, und in der einen lief es prima und machte Spaß, in der anderen lief es überhaupt nicht
    - ganz viele Freunde, die ich jetzt ganz oft treffe - und hilfreich sind da jetzt vor allem die Freunde, die nicht aus dem Schulbereich kommen (tolle Projekte, die jemand mit seiner Klasse macht o.ä., kann ich mir momentan nicht anhören)
    - und jetzt momentan: ich muss keine Zeugnisse schreiben sondern gehe jeden Tag nachmittags Kaffee trinken :)

    Vielen Dank für deine Tipps! Ich versuche auch, mir in der Freizeit/am Wochenende immer einen schönen Ausgleich zu suchen (klappt ganz gut) und mir bewusst zu machen, dass es nicht (nur) an mir liegt, wenn es schlecht läuft (klappt bisher weniger gut).


    Zeugnisse schreiben muss ich leider trotzdem, was bei einer mir fast unbekannten und zudem schwierigen Klasse nicht unbedingt die leichteste Übung ist...


    Die Einstellung "da muss ich durch" und "durchhalten bis zum Schuljahresende" finde ich eigentlich prima und ich bin auch so ein "Augen zu und durch"-Typ. Nur wartet nach diesem Schuljahr wohl wieder die Arbeitslosigkeit (bzw. die nächste befristete mobile Stelle) auf mich und das belastet mich doch sehr. Ich glaube, das ist wohl auch ein Hauptgrund, warum mich der Job gerade so belastet: Es ist zur Zeit anstrengend, aber eine angenehme Zukunftsaussicht besteht auch nicht. Nun sitze ich auch wieder an Bewerbungen für feste Stellen und werde diesbezüglich immer mutloser. Es ist einfach frustrierend!
    Naja, aber wenigstens weiß ich jetzt, was mich warum nervt, das ist ja schonmal was! ;)
    Viele Grüße!

  • Vielleicht wäre es für dich eine Option, den Abschluss für Lehrer an Mittelschulen zu machen? In einer der letzten Ausgaben der Zeitschrift "fränkische schule" (Regionalausgabe des bllv) war ein interessanter Artikel über 2 Lehrer in Oberfranken (eigentlich vom GY und RS), die parallel zu ihrer Vertretungsstelle an einer Mittelschule den Abschluss nachholen. Ist zwar nicht ganz ohne (sie müssen noch mal an die Uni und Scheine nachmachen) und dann noch eine Art verkürztes Ref, wenn ich mich recht erinnere, aber das ganze hat wenigstens eine Perspektive.

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