mal umgekehrt: Lehrer fragen Eltern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr,


    ich muss die Rubrik "Eltern fragen Lehrer" heute mal umgekehrt nutzen, also als "Lehrer fragen Eltern". Vielleicht habt ihr ja Ratschläge:


    Mir ging es bisher bei jedem Elternsprechtag ähnlich, dass ich (natürlich nicht alle, sondern nur einige) hilflose Eltern vor mir sitzen hatte, die nicht wussten, wie sie mit ihren Kindern klarkommen sollten und mich um Ratschläge baten. Da ich ja nur den schulischen Alltag mit Jugendlichen kenne, aber nicht den häuslichen Alltag und nicht aus Elternsicht denken kann, frage ich euch, die ihr ja Erfahrungen als Eltern habt: Was macht ihr in ähnlichen Situationen? Was kann ich diesen Eltern raten?


    Die Fragen waren folgender Art:


    Was können Eltern zu Hause tun, wenn die Kinder keine Hausaufgaben machen?
    Mein Vorschlag waren Gespräche, aber das scheint nicht zu klappen, da die Kinder dann laut Eltern nur rumschreien oder nichts sagen.


    Was können Eltern tun, wenn die Kinder in ihrer Freizeit ständig unterwegs sind und bis spät abends am Computer sitzen, aber nichts für die Schule tun?
    Mein Vorschlag war, feste Freizeit und feste Computerzeiten einzurichten oder den Computer erst nach den Hausaufgaben "freizugeben". Die Mutter in diesem konkreten Fall sagte, das ginge nicht, da der Sohn sich daran nicht hält.
    Mein Vorschlag daraufhin: Ihm das Computerkabel nur dann geben, wenn die Hausaufgaben gemacht sind. Die Antwort war dann: Dann würde der Sohn die Wohnung "zusammenschreien".


    Hm, da war ich wirklich überfragt. Was macht ihr denn, wenn eure Kinder keine Hausaufgaben machen und was denkt ihr, kann ich Eltern in ähnlichen Fällen raten?


    Was können die Eltern tun, wenn ihre Kinder ständig andere Schüler beleidigen oder sich prügeln?


    Was ratet ihr anderen Lehrer den Eltern in solchen Fällen? Empfehlt ihr ihnen Beratungsstellen?


    Wenn Eltern mich fragen, wie ihr Kind am besten lernen soll oder wie sie ihr Kind am besten fördern können, dann kann ich ihnen ja fast immer helfen, aber bei diesem Fragen weiß ich auch nicht weiter. ?(


    Ich finde es auch schade, dass wir in der gesamten Ausbildung, also weder im Studium noch im Referendariat etwas zu solchen Themen gelernt haben. Klar war das Thema "Beratung" ein Thema. Es wurde aber nur allgemein besprochen, dass ein Lehrer sowohl in Sachen Erziehungsfragen als auch in Punkto Laufbahnberatung und Lernberatung tätig wird und Beratung auch bereits ein Einzelgespräch mit einem Schüler sein kann.
    Ich komme ja gerade frisch aus der Lehrerausbildung und es ist so schade, wie viel man sich nachträglich neben dem Schulalltag mit alle Korrekturen etc. erarbeiten muss. Und im Studium habe ich so viel Zeit in solche für mein Unterrichtsleben zweitrangeige Sachen wie das Latinum oder Mittelhochdeutsch stecken müssen, die für den Unterricht in der Oberstufe wohl sinnvoll sind, aber an der Realschule wirklich zweitrangig sind. :(

  • Hallo Referendarin,


    zunächst einmal finde ich es toll, dass man uns Eltern mal um "Rat" fragt.


    Ich finde es im übrigen furchtbar, wenn Eltern in solchen Fällen die Lehrer fragen, ist es doch m.E. nicht Sache der Lehrer, Schüler zum Erledigen der Hausaufgaben zu bringen.


    Da wurden schon in frühester Zeit, also schon in der GS von den Eltern erhebliche Erziehungsfehler begangen. Da rächt es sich meist ab Klasse 6 oder 7, dass man Erziehung als "Schmusekurs" verstand und ja nicht zu streng zu den armen Kindern sein wollte. Erziehung bedeutet nun mal, unliebsame Entscheidungen zu treffen und sich nicht immer beliebt zu machen.


    Es sind nämlich genau die Eltern, die diese Probleme haben, die die strengen Eltern als zu streng und zu altmodisch empfanden.


    Es hört sich vielleicht ganz altmodisch an, aber Kinder und Jugendliche brauchen Führung, klare Vorgaben und Regeln und auch Kontrolle. Dies alles sollte natürlich liebevoll mit Verständnis und der vollen Unterstützung der Eltern geschehen. Je nach Alter des Kindes und nach dessen Vernunft kann bzw. muss man natürlich genügend Gelegenheiten für Freiheiten und eigene Erfahrungen lassen.


    Ich nennen das halbautoritäre Erziehung. Wenn meine Tochter sich an die Vorgaben hält, fleißig ist, die Hausaufgaben macht und ihre Pflichten erfüllt, darf sie ziemlich viel, aber natürlich ihrem Alter (fast 13) entsprechend.


    Ab einem bestimmten Alter kann man nicht mehr viel tun, spätestens ab 12 oder 13 wird man mit einem völlig veränderten Erziehungsstil nur ein müdes Lächeln hervorrufen.


    Die Erledigung von Hausaufgaben kann man wohl dann nur mittels Zwang (aber bitte ohne Gewalt) durchsetzen. Die Idee mit dem Compikabel ist gut.


    Einen Jugendlichen, der sich nicht an die Zeiten hält würde ich mal, wie es eine Kollegin gemacht hat, von der Polizei abholen lassen, da es weit nach Mitternacht war, was für die damals 15-jährige zu lange war.


    Sollte das Kind herumschreien, dann muss man ruhig bleiben, den Schreihals ins Zimmer verweisen und ansonsten wer sich verhält wie ein Kleinkind, wird auch so behandelt.


    Auf jeden Fall muss klargestellt werden, wer der "Chef" im Elternhaus ist, denn Kinder sollten nicht die Bestimmer sein. Wenn Kinder vernünftig sind, kann die Eltern - Kind -Beziehung auf sehr partnerschaftlicher Ebene erfolgen, ohne Stress.


    Wenn Kinder sich ständig prügeln, muss man erst einmal ergründen warum dies so ist, da reicht es nicht, ins Gewissen zu reden.


    Es ist also sehr sinnvoll, Beratungsstellen oder psy. Dienst zu empfehlen.


    Ich habe ein Kind, das der landläufigen Meinung nach sehr schwierig ist, da es ADHS hat, eine massive Sozialphobie und Probleme die Gefühle anderer zu erkennen.


    Aber trotzdem hat meine Tochter immer die Hausaufgaben, ist in der Regel vorbereitet, schlägt sich nicht mit anderen, ist immer pünktlich, freundlich, hilft ganz toll im Haushalt, kümmert sich um ihre Tiere.


    Die Lehrer meinen ja immer die "Schülerin" ist ein Musterbeispiel, wie man es sich wünscht, der "Mensch" ist höchst problematisch.


    Ich musst von Beginn an (seit ich weiß, dass die Kleine ADS hat) sehr streng, sehr konsequent erziehen und es ist viel Arbeit, fordert sehr viel Kraft und viele Nerven.


    Also: Beratungsstellen sind immer ein guter Tipp, vielleicht stellst Du mal die Frage bei eurer örtlichen Beratungsstelle, die sind sogar froh, wenn Lehrer sich Tipps holen und das ist natürlich ein guter Grund.


    Es ist toll, dass du dir so viele Sorgen machst.


    Doris

  • Hallo Referendarin,


    ich kann mich ohne Abstriche voll und ganz Doris anschließen.
    Meine Jungs sind zwar erst 7 und 9, gehen in die erste und dritte Klasse und wissen genau, dass es bei uns keine Freizeitaktivitäten gibt, wenn die Hausaufgaben nicht fertig sind. Das ist anfangs schwierig gewesen, da es in der Nachbarschaft Kinder gibt, die nach der Schule sofort zum spielen rausgehen dürfen, ihre Aufgaben erst am späten Nachmittag oder Abend erledigen - warum dürfen die raus und ich nicht? - oder andere laufen bis weit nach 21°° draußen rum, ohne dass die Eltern auch nur die geringsten Anstalten machen, ihre Kinder reinzuholen - warum muß ich schon um 20°° ins Bett und die nicht? - da hilft immer nur erklären und wieder erklären, irgendwann verstehen sie es, meistens morgens auf dem Weg zur Schule, wenn die anderen Kinder die Augen kaum aufkriegen und ständig gähnen.


    Zu der Sache mit dem Computerkabel - find ich richtig gut - und wenn das Kind meint, es muß die Wohnung zusammenschreien - bitte, soll es das tun, davon bekommt es das Kabel auch nicht wieder - das ist sicher ein langer Lernprozess, aber wenn man das als Eltern durchzieht (und man sitzt ja eigentlich am längeren Hebel), glaub ich, dass man erfolgreich ist.


    Liebe Grüße und noch viele weitere Beiträge wünscht


    bine

    • Offizieller Beitrag

    Referendarin
    Eine tolle Idee! Ich wollte unlängst vorschlagen, eine Rubrik 'Lehrer fragen Eltern' hinzuzufügen, aber wir haben hier ja einige engagierte Eltern mit guten Tipps in vielen Threads.


    Ich kann mir gut vorstellen, mit welchen Problemen du mit Neuntklässlern zu kämpfen hast. Sie treten schon bei meinen Grundschülern auf - teilweise als Fortsetzung aus dem KiGa. Bei vielen Eltern ist es ein Kampf gegen Windmühlen. Sie sind hilflos, suchen die Schuld bei anderen (vor allen Dingen bei uns Grundschullehrern) und merken erst später, dass wohl in der frühkindlichen Erziehung so einiges schief gelaufen ist. Meine Beratung wird selten ernst genommen, Adressen von entspr. Ärzten, Beratungsstellen etc. zurückgewiesen oder nicht genutzt. Es sind leider große Ausnahmefälle, wo Eltern (meistens die Mütter) meinen Rat ernst nehmen und sich die Mühe (!) machen, den ersten Schritt zum Kinderarzt oder schulpsychologischen Dienst zu gehen.
    Wenn du einmal nachforschst, auf welcher Grundschule deine Schüler waren, könntest du sicher wertvolle Anhaltspunkte darüber bekommen, welche Bemühungen vor einigen Jahren unternommen wurden. Vielleicht gab es in einigen Fällen schon Kontakt zum Jugendamt, zu Familienhelfern o.ä. Die Schülerakten werden einige Zeit aufbewahrt. Ich hefte z.B. aufschlussreiche Elternbriefe, Bescheinigungen etc. immer in Kopie dort ab und würde mir wünschen, die Kollegen der weiterführenden Schulen kämen auf diese Quelle zurück.


    Doris
    Ich wünsche mir mehr Mütter mit deiner Einstellung!
    Der Kontakt mit Beratungsstellen, Ärzten etc. ist zumindest in meinem Ortskreis sehr schwierig. Die Kinderärtze hören viel Geschwätz über uns Grundschullehrer und sind höchst voreingenommen. Der schulpsychologische Dienst ist so überlastet, dass keine Zeit für ein Gespräch mit den Lehrern bleibt. Die schwierigen Fälle werden direkt an die Kinderpsychiatrie weitergeleitet. Dort gibt es einen Chefarzt, der nicht mit Lehrer spricht ... Fruchtbare Gespräche hatte ich hingegen mit Ergotherapeuten und in der Psychiatrie tätigen Diplom-Pädagogen. Das wird von Ort zu Ort unterschiedlich sein.
    Daran merke ich aber, wie viel Zeit und Kraft es kostet, sich - neben dem normalen Unterricht - für seine Schüler zu engagieren. Wir werden immer mehr zur Schaltstelle zwischen Eltern, Ärzten, Jugendamt etc. Und immer wieder muss ich erwartungsvolle Eltern darauf hinweisen, dass ich für diese Beratungsfunktion nicht ausgebildet bin! Trotzdem helfe ich gerne, wo ich kann, werde dafür aber oft angegriffen, so dass ich z.B. in zwei Fällen meiner Klasse die Gespräche eingestellt habe. Ich werde niemandem mehr meine Hilfe aufdrängen. Die Eltern korrespondieren jetzt nur noch mit der Schulleiterin bzw. werden von mir an unsere Sonderschullehrerin verwiesen.


    LG
    Talida

  • Hallo,


    ich finde es auch toll, dass du dir Gedanken machst.


    Ich kann Doris nur zustimmen, ich sehe das genauso-
    die *Kleinen* sind aber sicherlich noch anders zu handhaben, als die *Großen*.


    Aber da du von Jugendlichen schreibst, meinst du sicherlich die *Großen*.


    Da ist es mit PC Kabel wegnehmen sicher nicht getan.
    Ich glaube, da können alle Eltern nur hoffen, dass sie ihnen eine gute Basis mitgegeben haben. Und versuchen, mit ihnen in Kontakt zu bleiben.


    Und als Lehrer mit Eltern über Erziehungsberatung sprechen, finde ich grundsätzlich gut. Aber um dich selber zu schützen, würde ich nur mit, dafür offenen Eltern ,sprechen.
    woman123

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr alle. Vielen Dank für eure netten Antworten. :)

    Ja, es handelt sich um ältere Schüler, sogar um "große" Schüler im eigentlichen Sinne des Wortes.


    Solche Fragen habe ich immer wieder gehört, z.B. von der Mutter eines Siebtklässlers, der nie Hausaufgaben machte. Die Mutter meinte dazu: "Aber er sitzt doch in seinem Zimmer am Computer. Ich dachte, er macht dort Hausaufgaben. Oder er sagt, er sei schon fertig." Als ich ihr vorschlug, sich mal die Hefte anzuschauen, meinte sie, sie könne kein Englisch. Wir sind dann übereingekommen, dass sie immer schaut, ob er etwas gemacht hat und nicht nachprüft, was er gemacht hat. Meine Kollegin hat dazu immer den Tipp gegeben: In der 7. Klasse sollten die Kinder täglich ungefähr 1-2 Stunden Hausaufgaben aufhaben. So lange sollte sie an den Aufgaben sitzen. Wenn sie fertig sind, können sie ja Vokabeln wiederholen.


    Aber der Schüler, dessen Mutter ich den Rat gegeben habe, ihm erst das Computerkabel zu geben, wenn die Hausaufgaben fertig sind, ist in der 9. Klasse, 15 oder 16 und einen Kopf größer als die (allein erziehende) Mutter. Sie wirkte sehr hilflos und auf eben diesen Rat mit dem Computerkabel meinte sie:"Hm, Sie haben keine eigenen Kinder... (und schaute mich recht irritiert an) Das funktioniert nicht. Er rastet dann aus." Sie hat Angst, dass er so rumschreit. Sie sagte, wegen der Nachbarn. Er würde wirklich das ganze Haus zusammenschreien.


    Ich würde ihr wirklich gerne helfen, v.a. weil der Junge recht schlau ist und theoretisch den Realschulabschluss ganz gut schaffen könnte, momentan aber eine solche Arbeitshaltung hat, dass er wahrscheinlich das Schuljahr nicht schafft.
    Morgens in der Schule gähnt er immer nur vor sich hin, weil er bis spät in der Nacht am Computer sitzt.


    Andere Eltern und Großeltern haben auch das Problem, dass die Kinder nicht genug für die Schule machen und sie sich hilflos fühlen. Viele sagen: "Aber sprechen Sie (also ich) ihn mal darauf an. Die Schule hat doch mehr Handhabe als die Eltern."
    Hm, ich kann mit den Schülern nach der Stunde sprechen, kann sie immer wieder ansprechen, damit sie überhaupt ihr Buch aufschlagen oder zuhören oder eine Aufgabe bearbeiten, aber ich bin ja nicht dabei, wenn sie zu Hause ihre Hausaufgaben machen oder sich auf eine Arbeit vorbereiten müssen. ?(

  • Meine Antwort als Mutter:


    Bei einem "Kind", das älter als 16 ist, kann man mit grenzsetzenden Maßnahmen gegen den Willen des Kindes nicht mehr weit kommen. Und bei jedem Kind, auch dem Kleinen, sollte eine Maßnahme zuerst angekündigt und erst beim nächsten Mal durchgeführt [aber niemals angedroht und dann doch nicht ausgeführt] werden !!!)


    Vielleicht kann man dem Kind zeigen, dass man sich Sorgen macht, aber das Kind auch ernst nimmt, ihm die Sorgen schildern ("Ich habe den Eindruck dass du sehr viel Zeit am PC verbringst und das auf Kosten deines Nachtschlafes geht , usw.) und versuchen, mit dem Kind zusammen Regeln aufzustellen.


    Ich habe das so gemacht und mir dann eine Weile die immer neuen Ausreden bzw. Rationalisierungen angehört, dann- ruhig und ernst - eine strenge Maßnahme und eventuelle Verschärfungen angekündigt. Die musste ich dann auch bis zum ersten Level durchziehen. Dann war das Problem gegessen.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Hallo,


    hm, eigentlich steht in den meisten Erziehungsratgebern, dass die Hausaufgaben Sache der Schüler und der Lehrer sind, nicht die der Eltern.


    Als Lehrerin musst du ein bißchen aufpassen. Das ist nicht so, wie wenn sich zwei Mütter über den Gartenzaun unterhalten und ihre eigenen Erfahrungen austauschen. Du bist sozusagen Fachfrau und man wird das, was du sagst, unter Umständen sehr ernst nehmen. Du übernimmst also mit deinen Ratschlägen dann auch Verantwortung.


    Deshalb meine ich, du solltest nur welche geben in Bereichen, in denen du dich auch wirklich sicher auskennst. Ansonsten würde ich auf entsprechende Stellen verweisen. Erziehungsberatung, Jugendamt und was es da sonst regional bei euch noch gibt.


    15/16jährige kann man eigentlich zu nichts zwingen. Nimm das Computerkabel weg, geht das Kind eben irgendwo ins Kaufhaus zum Spielen oder zu einem Freund.


    Problematisch finde ich es, wenn die Kinder nicht mehr bereit sind, Rat von ihren Eltern anzunehmen, bzw. die Eltern sogar eine gewisse Furcht vor ihren Kindern haben. Da ist dann sozusagen Gefahr im Verzuge. In solchen Situationen sollten die Eltern aktiv werden.


    Die Verantwortung der Schule würde ich so sehen, dass Hausaufgaben auch eingefordert und kontrolliert werden sollten und vor allem bei Schulschwänzen auch reagiert werden sollte. Wenn das Ende der Schulzeit mal absehbar ist, hilft aus meiner Erfahrung immer am besten, Ziele zu entwickeln. Wenn die Kinder erst wissen, was sie wollen, sind sie meistens auch bereit, sich dafür einzusetzen.


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag

    Vielen Dank für eure Antworten. Sie eröffnen mir eine Perspektive, die ich so nicht hatte. Ich dachte bisher wirklich immer, Eltern hätten eine ziemlich gute Handhabe gegenüber ihren Kindern, schon alleine deshalb, da diese in einem Haushalt wohnen und die Kinder ja auch finanziell, sozial usw. noch von ihren Eltern abhängig sind.


    Zitat

    Die Verantwortung der Schule würde ich so sehen, dass Hausaufgaben auch eingefordert und kontrolliert werden sollten und vor allem bei Schulschwänzen auch reagiert werden sollte. Wenn das Ende der Schulzeit mal absehbar ist, hilft aus meiner Erfahrung immer am besten, Ziele zu entwickeln. Wenn die Kinder erst wissen, was sie wollen, sind sie meistens auch bereit, sich dafür einzusetzen.


    Ich fordere die Hausaufgaben ein, sie werden immer besprochen und ich kontrolliere auch fast jede Stunde, ob jeder Schüler sie gemacht hat. Und gerade im Fach Englisch finde ich Hausaufgaben, insbesondere das Lernen der Vokabeln und das eigenständige Anwenden von im Unterricht Gelerntem, sehr wichtig.
    Besagter Schüler hat seit den Osterferien 8 mal die Hausaufgaben nicht gehabt und ihm fehlt einfach diese Übungsmöglichkeit, zumal er auch im Unterricht oft abschaltet, wenn man ihn nicht immer wieder anspricht. Normalerweise benachrichtige ich bei 3 oder 4 mal nicht gemachten Hausaufgaben in einem kurzen Zeitraum die Eltern und dann wird es meist besser. Alternativ habe ich noch die Möglichkeit, diesen Jungen nachmittags in der Hausaufgabenbetreuung diese Hausaufgaben nacharbeiten zu lassen - wenn er denn dann auch tatsächlich kommt. Ich habe auch schon mehrere Einzelgespräche mit ihm geführt. Er sagt, er habe momentan keine Lust auf Schule.
    Ist es wirklich so, dass die Lehrer für die Hausaufgaben zuständig sind? Wie soll ich das denn machen? Ich bin ja nachmittags gar nicht in der Nähe der Schüler? Ich dachte immer, das sei Sache der Eltern.

  • @ referendarin


    Na klar, sind die Hausaufgaben Sache der Eltern. Ich meine natürlich das Kontrollieren, ob das Kind seinem "Job" nachgeht. Da gibts ja wohl keine zwei Meinungen.
    woman123

  • Aber ja doch. Die Eltern sollen da am Anfang zwar bei Bedarf ein bißchen unterstützen, aber sich dann im Prinzip da raushalten. Ich kontrolliere doch nicht meinen Teenies die Hausaufgaben. Die würden mir was erzählen.


    Wenn sie dreimal "ohne" sind, gibt es eine Benachrichtigung aus der Schule. Da das in einem Fach sein muss, kommt das praktisch nicht vor. Wenn doch, reden wir mal drüber. Wie sollte ich sie zwingen können?


    Von der Schule aus sollte das Konsequenzen haben. Die Hausaufgaben gehen ja wohl meist in die mündliche Note ein.


    Nichts ist nerviger als Eltern, die ihren Kindern praktisch die Hausaufgaben machen. Da sind die Kinder, die das selbst tun gar nichts mehr konkurrenzfähig.


    Wie gesagt, wir reden hier nicht von Grundschülern. Aber selbst bei denen kann ich das nicht kontrollieren. Woher sollen die Eltern wissen, was die Kinder aufhaben?


    Und wie wäre es mit der vielgerühmten Chancengleichheit, wenn die Eltern für die Hausaufgaben zuständig wären?


    Eins meiner Kinder hatte einen Grundschullehrer, dem es völlig egal war, ob die Kinder ihre Hausaufgaben machten oder nicht. Das war nie wieder zu korrigieren. 13 Jahre Stress sozusagen. Ich habe mein Möglichstes getan. Ziemlich ohne Erfolg.


    Grüße Enja

  • Hausaufgaben dürfen per Erlass nicht bewertet werden, weil, wie bereits richtig gesagt, irgendwer die Arbeit geleistet haben könnte.


    Allerdings ist es durchaus erlaubt, abzufragen, ob der Inhalt der Hausaufgaben verstanden wurde, und dieses Ergebnis dann zu bewerten.


    Gruß, Forsch


    PS: Gemeint mit den Aufgaben der Eltern ist nicht das Erarbeiten der HA, sondern die Kontrolle, ob überhaupt was gemacht wurde.

  • Hallo Forsch,


    wo finde ich den Erlass und auf welches Bundesland bezieht sich das? Dürfen auch zu Hause angefertigte Referate nicht beurteilt werden? Die werden häufig von den Eltern gemacht.


    Die Kontrolle der Hausaufgaben entfällt für die meisten Eltern recht bald. Selbst wenn sie passende Kenntnisse haben, reicht das meist nach der Unterstufe nicht mehr. Da können ihnen die Kinder erzählen, was sie wollen.


    Hätte da noch einen Link: http://kwick.de/forum/32/139651/0.html


    Und vielleicht noch diese Buchempfehlung:
    Hausaufgaben - kein Job für Mama, Ohne Stress zu Hause lernen von Monika Rebitzki
    Aus der Reihe: «Cornelsen Eltern-Sprechstunde»



    Grüße Enja

  • Hallo Referendarin,


    hmm - schade eigentlich, dass keine Stelle gibt, die die Erfahrungen der Junglehrer und Referendare sammelt, was sie an ihrer Ausbildung vermissen bzw. für die Praxis auch brauchen könnten, da würden vielleicht sehr aktuelle und brauchbare Ergebnisse herauskommen, so ganz ohne Studie von "Experten" mit Powerpoint-Folie :P...
    Na, seis drum, nur ein Gedanke, der mir in diesem Zusammenhang kam ;)


    Ich finde Enjas Ansatz mit den Zielen klingt richtig gut. Teenies, die weder Grenzen kennen, noch Verantwortung oder Pflichten übernehmen mussten und bequem im Elternnest sitzen, haben ja oft keinen Schimmer, was sie in der großen bösen Welt erwartet. Warum also anstrengen und Hausaufgaben machen?
    Kein Bock in der Schule kann man sich in vielen Ländern schlicht nicht leisten und die Kinder in "ärmeren" Ländern scheinen das auch zu wissen...
    Meine Nichte hat an der Realschule erst dann die Kurve gekriegt und etwas Coolness abgeschüttelt, als ihr klar wurde, dass sie eben nicht eine "zugeschusterte" Ausbildung in Onkels Betrieb bekommt und vom Netz aufgefangen wird, sondern dann selbst sehen muss, was sie mit ihrem miserablen Notenschnitt bekommt - Himmel, vielleicht sogar *arbeiten* muss, mit ihren Händen und so *grins*.
    Wozu Ehrgeiz entwicklen, wenn Mami und Papi alles regeln und es daheim so bequem ist?
    Klar gibt es die Fälle, die so stur auf "mir-doch-alles-sch**egal" geschaltet haben, dass das auch nichts mehr bringt, aber vielleicht würde ein Szenario, was in Eurer Region mit einem sehr schlechten Realschulabschluss bzw. abgebrochenen möglich ist, das ein oder andere Lämplein aufgehen lassen.

    Computerkable wegnehmen finde ich gar nicht so optimal, die Oberhand wird diese Mutter jetzt kaum noch gewinnen können, da wirkt das doch eher lächerlich.
    Was sie vielleicht machen kann, ist *ihrem* Egoismus mal nachzuforschen und den Sprössling das Nest nicht zu bequem zu machen, etwas für sich tun. Für alles andere ist es in meinen Augen schon Jahre zu spät...
    Als Lehrer würde ich von einem solchen Elternteil nicht viel erwarten und auch nicht "raten" (finde ich auch gefährlich, wie woman123 schreibt).
    Es klingt nicht danach, als wäre diese überforderte Mutter Ihrem "Kind" gewachsen; wie sie da noch was retten kann, kann sie bestenfalls selbst herausfinden, wenn sie mal auf die Suche geht, warum sie ihrem Kind keine Grenzen setzen konnte...


    Finde es übrigens auch prima, dass Du da Elternmeinungen einholst, aber lass es Dir nicht zu nahegehen.
    liebe Grüsse,
    Steffi

  • Das sind zwei unterschiedliche Dinge von denen gesprochen wird.
    Das eine ist, wenn die Eltern die Hausaufgaben anfertigen. Das ist nicht gemeint.


    Wenn du aber einen Brief von der Schule bekommst, dass dein Kind keine Hausaufgaben macht, in wessen Verantwortung liegt das?
    In der Verantwortung der Lehrer? Die Lehrer haben die Verantwortung, die sie haben, wahrgenommen, indem sie dir schriftlich mitteilen, dass dein Kind keine Hausaufgaben macht.
    Dann bist du als Eltern in der Verantwortung, dass das anders läuft und kein anderer.


    Und woher weisst du, dass die Eltern die Referate schreiben? Bist du dabei?
    Die Frage stellst du doch auch immer gerne, wenn die Eltern gut über den Unterricht Bescheid wissen.
    woman123

  • Hallo Woman,


    sowas erfährst du auf Elternstammtischen. Da tauschen die Eltern die entsprechenden Tipps aus. Auf Hausbesuche während der Anfertigung der Referate kannst du dann verzichten. Obwohl du bei Nachbarn oder Freunden durchaus mal direkt zusehen kannst.


    Und jetzt verrate mal, wie ich der von dir festgestellten Verantwortung denn gerecht werden könnte?


    Wenn das Kind die Hausaufgaben vergisst, wird es wohl auch vergessen, sie mir zu mitzuteilen. Und ehrlich gesagt, ich fände es einfach lächerlich.


    Ich mache es bei den Großen sehr weitgehend über Zielsetzungen. Wir gucken, was denn beruflich in Frage käme und was man dazu braucht. Manchmal klappt das sogar schon bei kleineren. Meine Jüngste war 12 als sie beschloss, Schauspielerin zu werden. Ich schlug vor, dann zunächst mal mehr Aufmerksamkeit der englischen Sprache zuzuwenden, deren Vokabeln sie zu der Zeit sich einfach nicht merken konnte. Wegen Hollywood für eine Schauspielerin leider unentbehrlich. Wirkte gut.


    Diese Null-Bock-Phasen kommen doch daher, dass die Kinder keinen Weg vor sich sehen. Obwohl ich das in der Schule auch schwierig finde. Wenn die Kinder beschließen, sich zu verbessern, wissen sie zumeist gar nicht, wie das gehen könnte.


    Grüße Enja

  • Da übernimmst du doch deine Verantwortung .


    Indem du den Kindern zeigst, dass man sich Ziele setzt.
    So machst du das, andere Eltern machen das vielleicht anders. Und wenn ein Kind die Hausaufgaben einfach vergisst, dann kann man sich gemeinsam überlegen, wie sich das ändern lässt. Hausaufgabenheft abzeichnen lassen oder wie auch immer.


    Und um die Verantwortung nach der Schule, ging es.
    woman123

  • Hallo Woman,


    das sind alles Grundschulideen. Bei einem 16jährigen zeichnet dir niemand mehr das Hausaufgabenheft ab. Der würde vor Scham im Boden versinken. Ich möchte auch bezweifeln, dass man selbst bei Anwenden reichlich drastischer Methoden damit etwas erreichen würde. Vielleicht ein mechanisches Abarbeiten. Das bringt aber nichts.


    Ich versuche, meiner Verantwortung gerecht zu werden. Aber ich kann das nicht garantieren.


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag

    für den Grundschulbereich:
    Ich erwarte von den Eltern, dass sie gemäß den Eintragungen im Hausaufgabenheft die Vollständigkeit überprüfen - nicht die Richtigkeit und nicht die Schönheit! Schreibt das Kind die HA nicht oder unvollständig auf, notiere ich mir das (in mein HA-Heft, das immer aufgeschlagen auf meinem Pult liegt). Häuft sich das und zwar aus Faulheit, nicht weil das Kind wirklich Schwierigkeiten mit dem Stoff hat (ein Thema für differenzierte HA), bestelle ich zur zusätzlichen Übungsstunde, wo die fehlenden HA nachgearbeitet werden.
    Das könnte doch auch eine Maßnahme für die weiterführenden Schulen sein. Die 'Einladung' zur Zusatzstunde geht per Brief an die Eltern. So haben sie eine Rückmeldung und können - wie auch immer - reagieren.


    Talida

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