Reduzierung der Stelle - welche finanzielle Einbußen und langfristigen Konsequenzen?

  • Hallo allerseits,


    bin neu hier im Forum und habe eine Frage an alle Lehrer als Rheinland-Pfalz:
    Ich befinde mich nun im ersten Jahr nach dem Ref in einer vollen Stelle (Gymnasium). Diese ist eine Planstelle, worüber ich mich natürlich sehr freue!
    Doch merke ich, dass mich der Beruf schon sehr in Beschlag nimmt und von daher mache ich mir schon lange Gedanken darüber, wie ich das Lehrer-Dasein familienfreundlicher gestalten kann. Mit meiner Frau habe ich auch mal angedacht, dass ich das Deputat reduziere und wir beide dann teilzeit arbeiten.


    Nun wollte ich euch mal fragen, wer diesen Schritt bereits gegangen ist und wer mir auch die anderen Fragen beantworten kann:
    Wie wird sich denn das Gehalt reduzieren? Kann man das grob über den Daumen abschätzen, dass z.B. eine 3/4-Stelle auch 3/4 des Gehalts bedeutet? Ist dann auch die Beihilfe in irgendeiner Weise gekürzt?
    Gibt es Beschränkungen, wie man kürzen kann - z.B. wie viele Jahre man gearbeitet haben muss, um zu kürzen; welches ist die Mindeststundenanzahl; kann man trotzdem dann noch verbeamtet werden; welche Auswirkungen hat das auf die Pension später einmal (ja, ich weiß, dass ich noch jung bin und auch, dass man über die Rente/Pension heute wohl eh kaum was sagen kann).


    Gibt es sonst irgendwelche Folgen, die man beachten oder zumindest überdenken sollte?


    Vielen Dank euch schonmal!
    Und noch ein frohes neues Jahr 2015 :)


    Liebe Grüße,
    sers14

  • Die finanziellen Konsequenzen sind ganz einfach: Bei einer 3/4-Stelle gibt's nur 3/4 des Bruttogehalts (netto etwas mehr wegen der steuerlichen Progression) und die Beschäftigungszeiten werden auch nur zu 3/4 auf die Pensionshöhe angerechnet. An der Beihilfe sollte sich nichts ändern.


    ABER: Frage dich selbst erst einmal, was die eigentlichen Gründe für deinen Reduktionswunsch sind. Verplemerst du unnötig viel Zeit, weil du meinst, dein Unterricht muss noch perfekter vorbereitet sein, deine Arbeitsblätter noch besser und deine Klausuren noch detaillierter korrigiert werden? Wenn das die Gründe sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du am Ende für eine Vollzeitstelle arbeitest, aber nur zu 3/4 bezahlt wirst. Willst du deinem Dienstherrn wirklich diese unentgeltliche Mehrleistung schenken? Er wird es dir sicherlich nicht danken.


    Als Vollzeit-Lehrkraft wirst du für eine Vollzeit-Stelle bezahlt, d.h. 40 Stunden Wochenarbeitszeit im Jahresdurchschnitt (inkl. Ferien und abzüglich der regulären Urlaubsansprüche und Feiertage(!), d.h. ca. 1800 Stunden Arbeitszeit pro Jahr) . Dein DIenstherr geht davon aus, dass deine Arbeit in dieser Zeit zu schaffen ist. Und du solltest das auch. Also bevor zu reduzierst, solltest du deine Ansprüche an deinen eigenen Unterricht und deine eigenen Korrekturen herunterschrauben und natürlich auf alle "freiwilligen" Leistungen (Klassenreisen, AGs, ...) verzichten, bis es wieder "passt".


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Es gibt in RLP keine Beschränkungen, Du kannst reduzieren wann Du möchtest. Theoretisch hättest Du schon mit Teilzeit in Deine Planstelle gehen können. Immer ein halbes Jahr vorher kannst Du Deinen Antrag zur Reduzierung bzw. Aufstockung einreichen, der dann ab dem nächsten Jahr gilt. Die Mindeststundenzahl sind 4 Stunden, was für eine Verbeamtung keine Rolle spielt.
    Mikael hat in allem Recht, insbesondere damit, dass Deine Pension sich dementsprechend reduziert (was man unbedingt beachten und einplanen sollte!).


    Du kannst Dir hier Dein Gehalt ausrechnen: http://oeffentlicher-dienst.info/beamte/bund/


    Ich verstehe, dass Du momentan wenig Zeit für ein Familienleben hast. Mit Deinen Fächern auf voller Stelle wird das auch -je nach Einsatz in der Oberstufe- noch gute 3-5 Jahre so bleiben. Dann hast Du Dich in alles eingearbeitet und es flutscht. Bei mir kam der Punkt, dass ich wieder etwas mehr Zeit hatte, so nach 4 Jahren (Englisch/Deutsch, volle Stelle, 3 LKs, etc.). In der Zwischenzeit hatte ich Strategien zur Arbeitsentlastung entwickelt, denn auch das ist möglich. Man kann einfach die Perfektion, die man während des Refs an den Tag legen musste, nicht aufrecht erhalten und das sollte man auch nicht! Ein ausgeruhter, gesunder Lehrer ist Gold wert; ein übermüdeter, unzufriedener und unausgeglichener Lehrer dagegen eine Belastung.


    Ich träumte auch irgendwann mal davon, zu reduzieren, doch letztendlich sah ich bei meinen Teilzeit-Kollegen, dass es für mich und meine Fächer wenig bis gar keine Entlastung bringt, dafür aber enorm hohe Geldeinbußen. Auch schreckt mich die niedrigere Pension immer noch ab.

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Sei mir nicht böse, aber wenn du als junger Berufsanfänger mit einer vollen Stelle schon überfordert bist und schon über eine Reduzierung nachdenkst ... dann musst du etwas an deiner Stresstoleranz arbeiten. Und mal ganz im Ernst: Keine Zeit für die Familie? Gerade als Lehrer geht es eigentlich nicht besser. Das sind Luxusprobleme.

  • Sorry, MarlboroMan84, aber Luxusprobleme sind das keine! Und dass es als Lehrer angeblich nicht besser geht, halte ich für ein Gerücht. Was wissen wir schon von sers14 Stundenplan? Wie viel Nachmittage sitzt er in der Schule, wie viele LKs und GKs muss er betreuen, muss er eventuell in diesem Jahr Abitur durchführen, sei es schriftlich oder mündlich? Wir in RLP bereiten unsere Abiture immer noch selbst vor, sitzen also spätestens in den Herbstferien an den Entwürfen, nach den Weihnachtsferien an den Korrekturen, an Fastnacht an der Vorbereitung des mündlichen Abis, während der ganz normale Wahnsinn weiterläuft.
    Das vergessen viele Sek I-Lehrer, auch in RLP, gerne.


    Ist man also ein mal in den Mühlen drin, dann sind 1,5 Halbjahre futsch; erst nach März kann man eine Entlastung spüren, wenn die 13er weg sind. Für einen Berufsanfänger ist das alles schon recht viel.
    Insofern bitte etwas mehr Verständnis für Berufsanfänger mit voller Stelle an einem Gym/einer IGS in RLP mit 2 Korrekturfächern!

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Ich fing an mit 7 Korrekturgruppen, keine einzige davon unter 27 SuS... 3x Nachmittagsunterricht kamen auch noch dazu.


    Ich, ohne Familie, war ja hart an der Grenze. Ich kann vollkommen verstehen, wenn man reduziert!

  • Ich habe dieses SJ auch auf 80% reduziert, aber vor allem, weil ich meine Eltern daheim betreuen muss. Mein Vater hat Demenz und meine Mutter kann meinen Vater nicht mehr allein betreuen. Jetzt habe ich bloß noch 20 Stunden die Woche und erstaunlicherweise einen grandiosen Stundenplan. Natürlich bedeutet eine 80% Stelle auch nur 80% Gehalt. Aber mir ist es wert, dass ich mich mehr um meine Familie kümmern kann. Meine Familie ist mir wichtiger, als mein Job als Lehrerin in dem ich mich "um die Kinder fremder Leute" kümmere. (Sarkasmus, damit das keiner falsch versteht.)


    Durch die zunehmende Erfahrung in diesem Beruf ist es für mich auch kein Problem mehr, meinen Arbeitsaufwand auch auf 80% zu kürzen. Und wenn ich mich mal selbst mit mit zu Beginn meiner Einstellung vergleiche, so arbeite ich heute definitiv nur noch 2/3 von dem, was ich früher als Neuling gemacht habe. Erfahrung und Routine zahlen sich nach einiger Zeit eben auch aus.


    Außerdem hat die Reduzierung auch den Vorteil, dass auch niemand mehr von mir erwartet, dass ich die ganze Zeit in der Schule bin. Bis voriges Jahr war es irgendwie immer selbstverständlich, immer zur 1.Stunde eingesetzt zu werden und dann mit Freistunden bis zur 6. oder 7. Stunde jeden Tag da zu bleiben. Man war irgendwie immer Vertretungsreserve. Mich hat es einfach immer zu sehr belastet, ständig in der Schule anwesend zu sein.
    Jetzt habe ich nur noch 2 pro Woche zur 1.Stunde und das entspannt ungemein die morgentliche Routine daheim. Und da ich nicht mehr Klassenlehrerin bin, entfällt auch jede Menge Arbeit.


    Deswegen kann ich nur jedem empfehlen, weniger zu arbeiten. Natürlich sollte man es tun, weil man die gewonnene Zeit für die eigenen Zwecke einsetzen sollte (Familie oder eigene Kinder) und nicht, weil man die Arbeit nicht mehr schafft und diese dann in der gewonnenen Freizeit besser abarbeiten will.

  • Was ich mich gerade frage: müsste sich der Teilnehmer hier auch rechtfertigen, wenn er eine Frau wäre? Er schreibt zwar nicht, dass er Kinder hat, aber das Wort "familienfreundlich" deutet ja ein wenig darauf hin. Ich habe jedenfalls noch nicht erlebt, dass man Frauen, die wegen der Kindererziehung (oder auch zur Pflege der eigenen Eltern) reduzieren, sofort mangelnde Belastbarkeit unterstellt...

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Zitat

    Als Vollzeit-Lehrkraft wirst du für eine Vollzeit-Stelle bezahlt, d.h. 40 Stunden Wochenarbeitszeit im Jahresdurchschnitt (inkl. Ferien und abzüglich der regulären Urlaubsansprüche und Feiertage(!), d.h. ca. 1800 Stunden Arbeitszeit pro Jahr) . Dein DIenstherr geht davon aus, dass deine Arbeit in dieser Zeit zu schaffen ist. Und du solltest das auch. Also bevor zu reduzierst, solltest du deine Ansprüche an deinen eigenen Unterricht und deine eigenen Korrekturen herunterschrauben und natürlich auf alle "freiwilligen" Leistungen (Klassenreisen, AGs, ...) verzichten, bis es wieder "passt".

    Ich bin zwar erst in den Endzügen des Studiums, aber wenn ich bedenke was man so hört von 60 Stunden Wochen in den ersten Jahren nach dem Ref dann kann ich es sehr gut nachvollziehen! Auch dann würde man die 20 Überstunden dem Staat "schenken", weil eigtl sollte es ja in 40 zu schaffen sein. Dann doch lieber auf ein bisschen Geld verzichten, die Stelle auf 80% reduzieren und "nur" 40-45 Stunden pro Woche arbeiten. Das würde mir ein Weniger an Stress wert sein.

  • Sei mir nicht böse, aber wenn du als junger Berufsanfänger mit einer vollen Stelle schon überfordert bist und schon über eine Reduzierung nachdenkst ... dann musst du etwas an deiner Stresstoleranz arbeiten. Und mal ganz im Ernst: Keine Zeit für die Familie? Gerade als Lehrer geht es eigentlich nicht besser. Das sind Luxusprobleme.


    Schwachssinnaussage, die meiner Meinung nach niemals von einem "echten" Kollegen stammen kann, der mit beiden Beinen im schulischen Berufsleben steht. Troll dich Troll :P


    Gruß Jenny

  • Und?? Ich hab was neues zum Thema "Klassenfahrt nach Prag" geschrieben. Wird das hier der Verlautbarungsthread? :stumm:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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