Spezielle Förderung Deutsch Syntax

  • Liebe Leute,


    ich habe gerade einen Schüler in der 9. Klasse im Fach Deutsch (Gymnasium), der massive Probleme mit dem Satzbau hat. Er hat keinerlei Probleme bezüglich der Rechtschreibung, ist stilistisch sicher und bewegt sich in diesem Bereich auch zum Teil über dem Niveau eines typischen 9.-Klässlers. Nur kann er keinen Satz gerade schreiben und verfälscht dadurch oft auch seine inhaltlichen Aussagen. Er ist willig und motiviert das "Problem" zu beheben. Momentan lasse ich ihn mit Übungsmaterial Klasse 5/6 Satzglieder bestimmen und Nebensätze definieren. Das fruchtet aber bislang nicht so, obgleich ich ihm wirklich abnehme, dass er arbeitet. Hat vielleicht jemand von euch noch bessere Ideen? Bin für jeden "Anstoß" dankbar.


    Liebe Grüße


    Klamiadora

  • Kannst du vielleicht etwas genauer beschreiben, worin seine Fehlerschwerpunkte liegen? Syntax ist ja doch recht generell. Lässt er Satzglieder aus, hat er Probleme mit der Stellung der Verbstellung oder der Kongruenz von Subjekten und Prädikaten, der Interpunktion, ... ?
    Vielleicht kannst du ja einmal ein Beispiel, wie er schreibt, anführen? Gerne auch 'verfremdet'; es geht ja nur um die grammatische Struktur.
    Je nachdem, was hier sein Schwerpunkt ist, würde sich meines Erachtens anbieten, daran theoretisch und praktisch zu arbeiten, anstatt generell Satzglieder bestimmen zu lassen.
    Hat er denn die gleichen / ähnliche Probleme in der mündlichen Sprache oder ist die unauffällig?

  • Zu benennen, wo genau der Fehlerschwerpunkg liegt, ist schonmal ein guter Impuls für mich. Danke dafür. Denn ich muss gestehen, dass mir das trotz längeren Überlegens gar nicht so leicht fällt. Ich empfinde seine Sätze als "wirr", kann kein System entdecken. Gerstern Nacht saß ich eben an der letzten Klassenarbeit und war leicht frustriert, dass all sein Üben nichts gebracht hat - daher meine Anfrage. Ich konstruier' jetzt mal ein Beispiel: Er will eigentlich sagen: "Der Mann geht in das Haus, das abseits der Straße liegt". Er schreibt: "Der Mann geht abseits in die Straße von dem Haus", womit seine Aussage eine ganz andere ist. Ist jetzt arg platt formuliert, aber wisst ihr, was ich meine? Wenn er sein Heft morgen dabei hat, werd ich die letzte Arbeit mal kopieren und das Ganze nochmal genauer analysieren.

  • So wie du den Schüler beschreibst, ist er intelligent, hat einen großen Wortschatz, Deutsch als Muttersprache und keine Probleme mit der Rechtschreibung. Ich hab sowas noch nie gehört, klingt jedenfalls spannend.
    Kann er nicht erst mal mit kurzen Sätzen anfangen? Der Mann geht in das Haus. Das Haus liegt abseits der Straße.
    Aber wie oben schon erwähnt, erst mal Fehleranalyse...

  • das ist ein ganz häufiges problem, kommt in jeder klasse x-mal vor, und geht meist auch *null* weg, bis ins abitur hinein. es gibt einfach kandidaten, die mündliche gute beiträge liefern, auch den text verstehen, aber das warum auch immer nicht in geraden sätzen verschriftlichen können. vermutlich wäre wirklich ganz unten ansetzen und sätze elementarisieren ein weg - subjekt, prädikat, nix weiter. danach dann diese durch attribute erweitern üben. erst dann objekte dran etc. eine option...


    ...was ein bisschen besserung bringt (ja, gerade für die muttersprachler): daz-arbeitshefte für erwachsene lerner. dabei kommen sie sich zwar doof vor, aber wenn die deutschnote raufgeht, kann man oft auch andere motivieren, gerade vor dem abi.

  • Liebe Klamiadora,


    ich habe in solch einem Fall gute Erfahrungen damit gemacht, dass der Schüler zunächst seine Aufsätze aufgenommen (gibt es als kostenlose app fürs Handy oder wahlweise mit dem alten Aufnahmegerät) und dann abgetippt hat.
    Das funktioniert aber nur, wenn solche Fehler in der gesprochenen Sprache nicht auftreten.


    es hat in der Klasse gut geklappt, noch besser zu Hause und ich habe nach und nach eine Verbesserung in den Klassenarbeiten gesehen.
    Was auch hilft ist die intensive Aufsatzkorrektur: Aufsatz mit Fehlern abtippen und einem Familienmitglied langsam und laut (eventuell mehrfach) vorlesen, dabei soll der Schüler immer farbig anstreichen, was ihm beim Lesen falsch vorkommt.
    Und dann natürlich das Ganze verbessern, manchmal auch in mehreren Stufen.


    Ist mühselig, hilft aber.
    Zusätzlich entsprechende Übungen zu machen ist natürlich auch eine gute Unterstützung.


    LG


    StiMi

  • Danke für eure Ratschläge.


    Kecks, ja, es kommt in der Tat häufig vor, dass sie das bis zum Abi nicht schreiben können, aber da mangelt es (zumindest bei meinen) auch am Ausdrucksvermögen und es gibt Probleme mit der Rechtschreibung. Den Tipp mit den Daz-Heften habe ich daher gedanklich gerade für meine Kursstufen-Kandidaten notiert.
    Das mit den SPO-Sätzen und die dann erweitern, werde ich als nächstes mit meinem 9er-Schüler ausprobieren.
    StilleMitleserin, das mit dem auf Band sprechen klingt gut und er hat mündlich grundsätzlich keine Probleme. Aber ich habe dazu noch ein paar Fragen:
    Gibst du es deinen Schülern dann als Hausaufgabe auf, die Aufsätze zunächst aufzunehmen? Und wenn ja, machen die das tatsächlich? Würden meine vermutlich nicht :( . Oder macht ihr das auch beim Schreiben in der Schule? Und: Wenn man spricht (und davon nehme ich mich selbst nicht aus), handhabt man das mit dem Satzbau ja doch etwas salopper als bei geschriebenen Texten. Z.B. äußern Schüler doch gerne Sätze wie: "Wir sind viel zu spät gekommen, weil das Auto sprang nämlich nicht an". Und sie schreiben das dann auch so. Da fehlt halt häufig das grundlegende Sprachgefühl. Die Frage, wie ich das in der Kursstufe stärken kann, ist nochmal ne ganz andere Baustelle, nebenbei bemerkt. Häuft sich sowas dann nicht in den Texten, wenn sie diese erst aufnehmen?


    Die Klassenarbeit des Schülers habe ich kopiert und werde sie irgendwann in den Ferien nochmal genauer anschauen. Jetzt habe ich erstmal alle Brocken hingeworfen und genieße den ersten freien Abend seit gefühlten Ewigkeiten :) .


    In diesem Sinne wünsche ich euch ein ruhiges und entspanntes letztes Adventswochenende!


    Edit: Satzbaufehler :)

  • Z.B. äußern Schüler doch gerne Sätze wie: "Wir sind viel zu spät gekommen, weil das Auto sprang nämlich nicht an". Und sie schreiben das dann auch so. Da fehlt halt häufig das grundlegende Sprachgefühl.

    Aber du sprichst von Neuntklässlern am Gymnasium! wer so einen Satz sagt und ihn dann abtippt, dem fällt auf, dass was nicht stimmt und macht sich grundlegende Gedanken über den Satz, oder? Ich finde die Idee von stille Mitleserin gut, der Junge muss sich halt zu Hause hinsetzen. Hol dir die Eltern ins Boot, denn wenn er auf dem Gymnasium bleiben will, muss er ganz einfach schreiben lernen.


    das ist ein ganz häufiges problem, kommt in jeder klasse x-mal vor, und geht meist auch *null* weg, bis ins abitur hinein.

    Hä? und wie besteht jemand sein Abitur, ohne schreiben zu können?

  • Aber du sprichst von Neuntklässlern am Gymnasium! wer so einen Satz sagt und ihn dann abtippt, dem fällt auf, dass was nicht stimmt und macht sich grundlegende Gedanken über den Satz, oder? Ich finde die Idee von stille Mitleserin gut, der Junge muss sich halt zu Hause hinsetzen. Hol dir die Eltern ins Boot, denn wenn er auf dem Gymnasium bleiben will, muss er ganz einfach schreiben lernen.

    Hä? und wie besteht jemand sein Abitur, ohne schreiben zu können?

    ...mei, der unterpunktet evtl. in deutsch, aber wenn nur der satzbau das problem ist und die rechtschreibung halbwegs da, außerdem der inhalt passabel, plus in der q11 und der q12 davor (die zählen ins abi mit rein) mündlich : schriftlich 1:1 zählt (und das ist in ganz bayern so), dann packen die das meistens schon, oft mit zweiter runde (freiwilliger rücktritt und dergleichen, nachprüfungen...). wir haben im speckgürtel münchens übertrittsquoten von 70% und drüber in der vierten klasse (trotz 2.33 schnitt in den hauptfächern als einziges kriterium), sehr aktive eltern und (gezwungenermaßen) oft sehr fleißige kinder. generell ist es so, dass wir oft wenig mittelfeld haben, dafür viele spitzen (die 'wirklichen' gymnasiasten, die auch vor 20 jahren mit 20% übertrittsquote in der provinz auf dem gymnasium gelandet wären), und sehr viele 4er bis gute 5 kandidaten, die sich irgendwie durchs ziel retten.

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